Der Engel als transformative Kraft im Film The Bishop’s Wife

Titelbild Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947.

Zuletzt bearbeitet am 22. März 2025

Es geht heute um Engel und den Film The Bishop’s Wife von 1947 bzw. Jede Frau braucht einen Engel. In diesem charmanten Weihnachtsklassiker spielt Cary Grant die Rolle des Engels Dudley, der in das Leben des gestressten Bischofs Henry Brougham, seiner Frau Julia und der Tochter Debby tritt. Dudley bringt eine Lektion über die Bedeutung von Liebe, Familie und den wahren Sinn des Lebens. Henry hat nämlich in seiner Rolle als Bischof vergessen, dass er eine Verpflichtung gegenüber seinen Mitmenschen und seiner Gemeinde hat, weil er sich nur noch um finanzielles Prestige sorgt, sich dafür an die reichen Gemeindemitglieder ranschmeißt und seine Familie vergisst. Also muss Dudley dem Herrn Bischof den Kopf geraderücken.

Und hier der Trailer, der eigentlich kein Trailer ist

Der Film kann in deutscher Sprache auf Pluto TV angeschaut werden:

https://pluto.tv/gsa/on-demand/movies/67a0e69a233dae001428c15f

Inhaltsverzeichnis

Und warum Engel?

Engel sind Symbole für spirituelle Führung und göttliche Kommunikation. Oft sind sie Boten in göttlicher Mission und übermitteln Menschen in Zeiten der Not wichtige Nachrichten und Gedanken. Ob in der Literatur, in religiösen Texten oder der Popkultur – Engel sind mehr als nur übernatürliche Wesen oder kitschige Putten aka dicke Babys mit kleinen Flügen in Tüchern; sie repräsentieren oft das Streben nach Erlösung, Veränderung und Hoffnung. Ihre Botschaften tragen universelle Wahrheiten in sich und sollen zu inneren Einsichten, neuen Gedanken und Handlungen, zu einem gewandelten Streben anregen. Im Film The Bishop’s Wife geht es um die gutaussehende und charmante Sorte Engel. Wieso ich dann nicht City of Angels, Dogma oder Michael genommen habe? Weil Cary Grant selbst in Schwarz-Weiß charismatisch ist und der Film sich (obwohl Weihnachten vorbei ist) für erkenntnisreiche Einsichten eignet.

Der Engel Dudley (Cary Grant) kommt dem Bischof Henry Brougham zu Hilfe, als dieser verzweifelt wegen dem Bau seiner Kathedrale ist.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:18:57.

Eine kurze Zusammenfassung von The Bishop’s Wife

Jede Frau braucht einen Engel (Originaltitel: The Bishop’s Wife) ist eine US-amerikanische romantische Komödie aus dem Jahr 1947 unter der Regie von Henry Koster. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Nathan. Es geht um Bischof Henry Brougham (David Niven), der verzweifelt versucht, die Mittel für den Bau einer neuen Kathedrale zu beschaffen. In seiner Verzweiflung betet Henry um göttliche Hilfe. Seine Gebete werden erhört und ein Engel namens Dudley (Cary Grant) wird ihm zur Hilfe gesandt. Allerdings ist Dudleys Hilfe nicht auf den Bau der Kathedrale beschränkt. (Ich finde es wirklich lustig, dass der Engel Dudley heißt und nicht einen hochtrabenderen Namen wie Michael, Benedikt oder Angelo trägt). Dudley schreitet also zur Tat. Eigentlich will er Henry helfen, doch er merkt schnell, dass das eigentliche Problem des Bischofs nicht die Kathedrale ist, sondern seine vernachlässigte Frau Julia (Loretta Young). Die beiden haben sich in ihrer Ehe voneinander entfremdet. Dudley leistet Julia Gesellschaft und kümmert sich um sie, zeigt ihr, wie schön das Leben sein kann. Und Julia, die sich bislang vernachlässigt, nicht gesehen und unglücklich gefühlt hat, blüht auf und genießt Dudleys Aufmerksamkeiten. Henry bemerkt dies und wird zunehmend eifersüchtig auf Dudley. Schließlich erkennt Henry, dass er seine Prioritäten falsch gesetzt hat und dass seine Ehe und Familie wichtiger sind als der Bau der Kathedrale. Im Laufe des Films bringt Dudley nicht nur Henry und Julia einander wieder näher, sondern er hilft auch anderen, ihre Probleme zu lösen und ihre Lebensfreude wiederzufinden bzw. er inspiriert andere zu bestimmten Handlungen.

Was sind eigentlich Engel?

Engel sind metaphysische Wesen, die in vielen religiösen Traditionen eine Rolle spielen. In der christlichen, jüdischen und islamischen Theologie sind Engel in erster Linie als Boten Gottes bekannt. Im christlichen Glauben überbringen sie als Zwischenwesen wichtige Botschaften an Menschen und führen im Auftrag Gottes seinen Willen aus. Sie sind Diener Gottes, keine Götter oder göttlichen Wesen. Im Himmel herrschen nämlich auch strenge Hierarchien. Wer wie Luzifer versucht, sich selbst auf Gottes Thron zu setzen, der muss mit Verbannung rechnen – der Engelsturz ist bekannt. Das Wort „Engel“ stammt vom griechischen Wort „Ángelos“, was „Bote“ oder „Gesandter“ bedeutet. Im Hebräischen bezeichnet das Wort für Engel m-l’k oder Mal’ak‘ Gesandten, Boten, Melder. Engel sind in vielen Kulturen und Religionen ein Symbol für den Kontakt zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt. Der Erzengel Gabriel verkündet Maria den Empfang von Gottes Sohn, im Garten Gethsemane betet Jesus aus Angst und ein Engel erscheint ihm zum Trost in einer emotionalen Krise, Engel fungieren als Schutzengel wie zum Beispiel bei Daniel in der Löwengrube. Aber Engel sind im Namen Gottes auch Vollstrecker von Strafen, die nicht lasch sind. Ein berühmtes Beispiel ist die Zerstörung von Sodom und Gomorra bzw. finden sich die Offenbarung des Johannes ebenfalls unzählige Beispiele. Die sieben Engel mit den Posaunen blasen ihr jeweiliges Instrument und lösen verschiedene Katastrophen wie Feuer, Hagel und Dunkelheit aus. Das sind aber nur einige Beispiele aus der Bibel. Ich werde im Anschluss an die Filmthematik eine kleine Liste aufführen mit signifikanten Passagen und dort erwähnten Rollen und Funktionen. Im Film The Bishop’s Wife handelt es sich jedenfalls um einen Engel, der Menschen hilft.

Die Instrumentalisierung der Engelfigur – einige literarische Beispiele

Engel – instrumentalisieren???? Sicher! Das ist doch nicht neu! Ich sage nur das Schlagwort „Schutzengel“. Und literarisch ist das ohnehin ein alter Schuh. Giovanni Boccaccio (1313-1375) hat dieses Thema in einer der Novellen seines Dekamerons in der zehnten Geschichte des sechsten Tages recht amüsant und raffiniert verarbeitet. Die Novelle wird wie folgt eingeleitet: „Bruder Cipolla verspricht den Bewohnern eines Landstädtchens, ihnen eine Feder des Engels Gabriel zu zeigen. Da er aber an deren Stelle Kohlen findet, sagt er, sie seien von denen, mit welchen der heilige Laurentius geröstet ward.“[1] Angespielt wird hier unter anderem auf die Reliquienverehrung, nach der sterbliche Überreste von Heiligen, deren Kleidung oder mit ihnen in Verbindung stehende Objekte verehrt werden, wobei ihnen besondere Heilkräfte zugesprochen werden. Walter Benjamin (1892-1940) nutzt den Engel im Zusammenhang mit dem Bild Angelus Novus des Künstlers Paul Klee (1879-1940) als ‘Engel der Geschichte’ in seinen Thesen in Über den Begriff der Geschichte. Dort ist er eine Metapher für das Unvermögen der Menschen, aus der Geschichte zu lernen. Der Engel blickt in die Vergangenheit zurück, kann aber die Zerstörung nicht verändern. In der Kunst besitzen Engel eine besondere Symbolik. So findet sich auch die bereits erwähnte Verkündigung in Die Verkündigung von Leonardo Da Vinci wieder, das circa 1472–1475 entstand. Bekannt ist auch die von Giovanni Lorenzo Bernini erschaffene Skulptur Die Entrückung der heiligen Teresa oder Die Verzückung der heiligen Terese, entstanden zwischen 1645 und 1652. Die heilige Teresa wird von einem Engel in ekstatischer Verzückung dargestellt, wobei der Engel einen goldenen Pfeil hält, den er symbolisch in ihr Herz versenkt, was ihre mystische Erfahrung mit göttlicher Liebe und Erleuchtung visualisiert. Diese Statur spielt eine Rolle in Dan Browns (*1964) Thriller Angels and Demons von 2000 der in Deutschland mit dem Titel Illuminati bekannt ist. Dort stehen Engel als Symbole für den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion. Es gibt in dem Werk viele Verweise auf Engel in Kunstwerken und historischen Kontexten. So werden auch die Engelsburg und Engelsbrücke im Vatikan relevant. Um noch einmal auf den erwähnten Künstler Paul Klee zum Beispiel ist ein moderner Künstler, der sich facettenreich mit Engeln auseinandergesetzt hat, Olga Martynova (*1962) wiederum greift eben diese Kunstwerke von Engeln in ihrem Roman Engelherd auf. Sie verbindet Klees Kunst mit dem  Umgang mit Behinderung, der nationalsozialistischen NS-Euthanasie, der kollektiven Schuldthematik der NS-Zeit und dem Trauma generationaler Identität – und instrumentalisiert die Engel in bestimmten Rollen. Natürlich sind Engel sowieso instrumentalisiert – Kirche, Kunst, kitschige Kommerzialisierung – das sind nur einige Beispiele für die forcierte Umfunktionalisierung von Engeln. Und mal so unter uns – immerhin spielt im Film niemand anderer als Cary Grant den Engel.

Mich interessieren also – nach einer kurzen Einführung – folgende Fragen

1. Wie wird die Wechselwirkung zwischen Spiritualität und religiösen Machtstrukturen dargestellt?
2. Wie urteilt der Film über Menschen wie Henry und ihr Verhalten in religiösen Ämtern?
3. Welche Rolle kommt Dudley wirklich zu und was bewirkt sein Erscheinen bei anderen?
4. Inwiefern ist Erzählen von Gott besonders durch Dudley relevant für die Figuren im Film und das reale Publikum?

Was muss man eigentlich tun, um Hilfe von einem Engel zu erhalten?

Henry betet für den Bau seiner Kathedrale und bekommt mit Hilfe des Engels Dudleys am Ende etwas viel Besseres!
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:17:24.

Vielleicht ist das eine Frage, die sich die eine oder der andere schon des Öfteren gestellt hat. Henry zumindest hat nicht um einen Engel gebeten, aber er braucht Hilfe und bittet um Führung. „Henry, manchmal müssen Engel da aushelfen, wo andere aus Unwissenheit oder Dummheit versagen“, erklärt er dem verdutzen Bischof seine Anwesenheit. Doch eines nach dem anderen. Zunächst folgt erst einmal die Kontaktaufnahme im Dialog:

Dudley: Guten Abend!
Henry: Guten… was kann ich für Sie tun?
Dudley: Das ist hier nicht die Frage.
Henry: Oh? Sondern?
Dudley: Was kann ich für dich tun, Henry?
Henry: Ich muss Sie bitten telefonisch mit meiner Sekretärin einen Termin zu vereinbaren. Ich bin gerade beim Essen.
Dudley: Ja, das weiß ich. Aber deine Suppe wird warm bleiben. Du hast um Hilfe gebeten.
Henry: Was? Ich? Wer sagt Ihnen, dass ich um Hilfe gebeten habe?
Dudley: Nun, du bist als guter Mensch bekannt und deine Bitte wurde erhört. Daraufhin bekam ich die Anweisung, sofort hierherzukommen.
Henry: Wer sind Sie?
Dudley: Ich bin ein Engel.
Henry: Wie meinen Sie?
Dudley: Ein Engel. Zurzeit ohne Flügel.
Henry: Sie sind ein Engel? Ich wusste, ich hab zu viel gearbeitet.
Dudley: [Schmunzelt] Ich versteh schon, Henry. Das ist schwer zu glauben, selbst für dich. Ich bin natürlich keiner von den bedeutenden Engeln [Kommentar von mir: aha – darum der Name]. Aber ich bin zufällig diesem Bezirk zugeteilt. Vorübergehend. Du siehst, wir sind überall, um den Menschen zu helfen, die es verdienen, dass man ihnen hilft.
Wenn du durch die Straßen der Stadt gehst, siehst du vielleicht plötzlich ein fremdes Gesicht. Es kann das Gesicht eines Mörders sein… oder das Gesicht eines Engels. … Du hast Schwierigkeiten mit dem Bau einer Kathedrale, nicht wahr?
Henry: Ja.
Dudley: Eine schöne Kathedrale. Sie müsste sich prachtvoll ausnehmen, da oben auf Sanctuary Hill.
Na, Henry, glaubst du jetzt, dass ich bin, wofür ich mich ausgebe?
Henry: Wie könnte ich denn das? Ich hab doch nur dein Wort, mehr nicht.
Dudley: Aber du bist doch ein Bischof. Wenn du nicht dem Wort eines Engels traust, wer dann?
Henry: Ich möchte schon. Aber besser wäre es, du könntest es mir beweisen. Vielleicht durch ein Wunder.
Dudley: Wenn es sein muss.
Henry: Tja, warum tust du’s dann nicht. Warum erschaffst du nicht die Kathedrale mit einem Wink deiner Hand?
Dudley: Das willst du doch nicht im Ernst von mir verlangen? Wie willst du das denn erklären? Willst du aller Welt erklären, dass dich ein Engel besucht hat? Das kauft dir doch kein Mensch ab.
[…]
Henry: Bist du sicher, dass du ein Engel bist?
Dudley: In bestimmten Momenten wird es dir besonders schwerfallen, mir das zu glauben. Aber du musst dich damit abfinden.
Henry: Wie lange wird das dauern? So ungefähr?
Dudley: Das kann ich dir genau sagen. So lange, bis du ein neues Gebet sprichst, indem du erklärst, dass du mich nicht mehr benötigst. Dann werde ich dich verlassen und werde vergessen sein, Henry.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:18:04-00:21:47.

Eine Kathedrale zu Ehren Gottes bauen

Kommen wir zur ersten Frage:

1. Wie wird die Wechselwirkung zwischen Spiritualität und religiösen Machtstrukturen dargestellt? 

Der Film The Bishop’s Wife aka Jede Frau braucht einen Engel ist Henry in seinem Amt als Bischof stark in die organisatorischen und administrativen Aspekte seiner Rolle verstrickt und verliert zunehmend den Kontakt zu den wahren spirituellen Werten und den Bedürfnissen der Gemeinde, um die er sich vor der Ernennung in dieses Amt sehr intensiv gekümmert hat. Dudley ist als Engel der Katalysator, der ihn zur Reflektion über sein Handeln anregt, damit er sich wieder seiner ursprünglichen Mission und Berufung zuwendet: den Menschen dienen und nicht nur das kirchliche Ansehen wahren. Am Anfang des Films sehen wir Henry beim „Einschleimen“. Er will unbedingt eine prächtige Kathedrale bauen, doch er muss dafür das Geld aus verschiedenen Quellen aufbringen. Das heißt im Klartext: Er muss reiche Menschen um Spenden bitten und dafür Kompromisse eingehen. Das klappt aber leider nicht wie vorgestellt. So will die nerztragende und verwitwete Mrs. Hamilton die George B. Hamilton-Gedächtnis-Kapelle (in Erinnerung an den verblichenen stinkreichen Gatten) nicht im Ostflügel der noch fiktiven Kathedrale gebaut wissen, weil sie dort zu wenig sichtbar wäre. Henry kappt den im Nerz vor ihm sitzenden Geldhahn dann mit folgendem Satz und verscherzt es sich auch noch mit seinen Förderern (Ja, da ist es wieder – Fördern und Fordern. Dazu gleich noch mehr, aber es sei hier gesagt, dass mit Fordern normalerweise eben nicht Ausbeuten oder grenzüberschreitendes Verhalten gemeint ist, wie das wohl einige bestimmte Menschen aus Unwissenheit und Ignoranz zu meinen scheinen.):

Henry: Ich bitte Sie, Mrs. Hamilton, die Kathedrale soll doch keineswegs zum Ruhm und zur Verherrlichung eines einzelnen Menschen gebaut werden. Sie ist für alle Gläubigen.“
Mrs. Hamilton: Ich muss sagen, Ihre Haltung missfällt mir sehr, Henry Brougham. Sie scheinen zu vergessen, dass ich dazu beitragen habe, dass Sie Bischof wurden. Man hielt Sie für viel zu jung. […] Ich hatte großes Vertrauen zu Ihnen als Sie noch ein kleiner Pfarrer in den Slums waren. Sie haben sich in letzter Zeit dieses Vertrauens wenig würdig erwiesen. […] Ich mache Sie darauf aufmerksam: Entweder wird die Kathedrale so gebaut wie ich es will oder sie wird überhaupt nicht gebaut. So. Das ist mein letztes Wort!“
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 11:15-12:03.

Die reichen Leute in der Weihnachtszeit um Geld bitten

Henry jedenfalls hat nicht vor, aufzugeben und hätte der guten Mrs. Hamilton am liebsten ganz unchristlich eins über den teuren Nerzmantel gebraten. Während Julia ihm vorschlägt, den Bau der Kathedrale einfach bis nach Weihnachten zu verschieben, überlegt Henry fieberhaft, wie er reichen Leuten Geld aus der Tasche ziehen kann, damit sie ihr Schärflein geben. Er will unbedingt noch die emotionale Weihnachtszeit nutzen, um an das Geld dieser Menschen zu kommen. Julia erkennt die Sachlage und sieht ihren Henry schon in großer Runde mit den Reichen der Stadt am Tisch sitzen, sich anbiedernd und einschmeichelnd – widerlich! Findet sie. Doch Henry ist der Ansicht, ihm bliebe nichts anderes übrig. Zeit, vielleicht demnächst einmal einen Beitrag über den Begriff „Kompromisse“ zu verfassen. Spiritualität jedenfalls wird in The Bishop’s Wife als etwas Intimes und Persönliches gezeigt, das durch die kirchlichen Machtstrukturen – die oft von Bürokratie und materiellen Interessen durchzogen sind – in den Hintergrund gedrängt wird. Der Film kritisiert indirekt die Art und Weise, wie religiöse Institutionen manchmal die spirituelle Essenz zugunsten von Macht und Einfluss vergessen können und nur noch finanzielle Interessen und damit zusammenhängende Persönliche Vorlieben im Blick haben. Das Thema der Wechselwirkung zwischen persönlicher Spiritualität und der institutionellen Macht der Kirche wird durch die Beziehung des Bischofs zu seiner Frau und zu den Gemeindemitgliedern weiter vertieft, während Dudley als Engel als eine übergeordnete, spirituelle Figur den Zuschauer daran erinnert, dass wahre spirituelle Erfüllung oft abseits der Strukturen und Ämter zu finden ist.

Henry muss bei der reichen Mrs. Hamilton Abbitte leisen, damit sie ihm Geld für die gewünschte Kathedrale gibt,

Arschkriechen zu Ehren Gottes oder für das eigene Ansehen?!

Jedenfalls entschuldigt Henry sich doch tatsächlich bei Mrs. Hamilton – das konnte ich so als Zuschauerin gar nicht nachvollziehen, war er schließlich für seine Überzeugungen eingetreten. Natürlich muss das im Film so sein, das gehört zum Spannungsaufbau. Allerdings war abseits von dieser filmischen Darstellung die Handhabung normal – nämlich, die Gestaltung von Figuren oder Gemälden oder Kapellen in Kirchen und Kathedralen optisch an reiche Förderer anzugleichen. Und die Städte sind voll von Denkmälern, darunter viele Erinnerungen an den blitzenden Kaiser Wilhelm II. (man denke an Manns Der Untertan). Man hat ja beispielsweise bei der Bremer Domsanierung von 1888 bis 1901 den Kopf der mittleren Skulptur von den fünfen vor dem Dom (es war Karl der Große) seines Kopfes beraubt und durch den von Kaiser Wilhelm II. ersetzt. Tatsächlich hab ich auch noch Beweisfotos von einer Exkursion aus dem Studium gefunden.

Beweisbild

Unter dem Titel Wie vorm Dom das Haupt Karls des Großen verschwand kann man im Weser Kurier darüber nachlesen. Vielleicht gab es in Bremen also irgendwann kurz vor 1900 auch Gespräche ähnlich des folgenden Dialogs.

Mrs. Hamilton: Sie sind gekommen, um sich zu entschuldigen. Nehme ich an.
Henry: Genau. Nach reiflicher Überlegung kommen mir meine Einwände kleinlich vor verglichen mit der Größe Ihres Geistes.
Mrs. Hamilton:  Das freut mich zu hören. Setzen Sie sich Bischof Brougham. Was mich am meisten getroffen hat, war der Gedanke, dass mein Instinkt mich getäuscht hat, als ich Sie für Ihre jetzige Stellung empfohlen habe.
Henry: Darf ich Ihnen nochmals meinen tiefsten Dank dafür aussprechen?
Mrs. Hamilton:  Beim Bau der Kathedrale darf ich wohl davon ausgehen, dass in den Bau auch die Hamilton B.-Gedächtniskapelle mit einbezogen ist, Sie muss genau …
Henry: Genau da wo Sie sagten, Mrs. Hamilton.
Mrs. Hamilton: Sie sind nicht mehr Ansicht, dass es den Eindruck erweckt, die Kathedrale würde nur zu Ehren meines Mannes …
Mrs. Hamilton: Das wird vielleicht gesagt worden sein, aber Hauptsache ist doch, dass die Kathedrale gebaut wird.
Mrs. Hamilton: Gut. Übrigens. Ich möchte nicht, dass sein Name auf einer hässliche Messingplatte steht.
Henry: Aber ich bitte Sie! Er wird in Marmor geschnitten. Mit großen vergoldeten Buchstaben.
Mrs. Hamilton: Und bei dem heiligen Georg mit dem Drachen, der auf dem Fenster dargestellt werden soll würde ich vorschlagen, dass die Gesichtszüge eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem verstorbenen Mann haben.
Henry: Ja. Und wen sehen Sie als Drachen? [Den Witz kapiert die gute nicht, aber man muss gerade wegen ihrem verdutzten Gesicht schmunzeln]
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 58:32-59:30

Henry als zerrissene Figur zwischen Spiritualität und religiösem Machtapparat

Kommen wir zu Frage Nummer zwei:

2. Wie urteilt der Film über Menschen wie Henry und ihr Verhalten in religiösen Ämtern?

The Bishop’s Wife bzw. Jede Frau braucht einen Engel stellt Menschen in religiösen Ämtern, insbesondere den Bischof Henry Brougham, in einem ambivalenten Licht dar. Der Film übt eine subtile Kritik an der Art und Weise, wie religiöse Amtsträger in ihrer Position manchmal die wahre Bedeutung ihrer Berufung aus den Augen verlieren können, vor allem wenn sie sich mehr mit administrativen und materiellen Aspekten ihrer Rolle beschäftigen als mit dem spirituellen Wohl der Menschen, denen sie dienen. Vermutlich gilt dies damals wie heute, lässt sich die Thematik auf alle möglichen Institutionen übertragen. Henry hat als Bischof in The Bishop’s Wife die geistige Verantwortung für seine Gemeinde und eine klare moralische Mission, aber er wird zunehmend von den Anforderungen seines Amtes und der politischen Seite der Kirche überfordert. Im Gespräch mit Julia (der folgende Dialog) zeigt sich ja, dass er durch das Amt und die damit einhergehenden Verpflichtungen gerade die Bedürfnisse der Menschen seiner Gemeinde entglitten sind. Er verliert sich in der Jagd nach Wohlstand und Einfluss für seine Kirche, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was er als religiöser Führer eigentlich tun sollte: den Menschen zu dienen und ihre spirituellen Bedürfnisse zu fördern. Diese Orientierungslosigkeit führt dazu, dass Henry das Vertrauen und die Nähe zu seiner eigenen Frau Julia verliert und selbst in seiner Rolle als religiöser Führer immer unsicherer wird.

Der Engel Dudley als indirekter Kritiker des religiösen Machtapparates

Dudley stellt als Engel eine direkte Kritik an dieser Haltung dar. Er repräsentiert eine reinere Form der Spiritualität, die nicht von institutionellen Machtstrukturen und deren materiellen Interessen beeinflusst wird. Er hilft Henry bei seiner Besinnung auf die wahren Werte. Es lässt sich also sagen, dass The Bishop’s Wife Menschen in religiösen Ämtern nicht grundsätzlich negativ oder feindselig darstellt. Vielmehr zeigt der The Bishop’s Wife bzw. Jede Frau braucht einen Engel die Tendenz, dass auch wohlgesinnte religiöse Oberhäupter durch die Herausforderungen und Verlockungen des institutionellen Machtapparats entmutigt oder abgelenkt werden können. Die Botschaft von The Bishop’s Wife ist nicht, dass Menschen in religiösen Ämtern grundsätzlich schlecht sind, werden keine direkten Verurteilungen vorgenommen, sondern gezeigt wird, dass es eine ständige Herausforderung ist, sich seine ursprüngliche, spirituelle Berufung zu bewahren und die Menschen hinter den bürokratischen Strukturen nicht aus den Augen zu verlieren. The Bishop’s Wife ist eine Einladung zur Infragestellung des Verhaltens von Menschen in religiösen Ämtern, damit man erkennen kann, dass wahre Spiritualität oft abseits von Macht und Status zu finden ist. Insofern bietet der Film einen Aufruf zur Besinnung und zur Rückkehr zu den fundamentalen Werten des Glaubens wie sie auch von Jesus oftmals vorgetragen und gelebt wurden.

Der Bischof in The Bishop’s Wife als Finanzmanager

Jedenfalls ist meiner Ansicht der folgende Dialog zwischen Julia und Henry Dreh- und Angelpunkt im gesamten Film und der Grund für Dudleys inspirierendes Eingreifen.

Julia: Henry, was ist aus dir geworden? Was ist aus uns geworden. Aus unserer Ehe? Wir haben uns früher so gut verstanden, du, Debby und ich. Wir waren glücklich und haben andere Menschen glücklich gemacht. Darin liegt deine Begabung. Du bist kein Financier. Und du bist kein Manager.
Henry: Du siehst nicht weiter als bis zu deiner Nasenspitze. Ich will, dass diese Kathedrale wie ein Fanal dasteht. Ich will, dass …
Julia: Ach, spar dir die großen Worte. Heb sie auf für dein nächstes Komitee.
[Beide drucksen herum und seufzen]
Hier eine kleine Spende für die Kathedrale.
[Julia gibt Henry die Münze, die der Professor ihr geschenkt hat, ohne zu wissen, dass diese sehr wertvoll ist]
Henry: Was ist das?
Julia: Eine altrömische Münze. Professor Wutheridge schickt sie dir. War das nicht lieb von ihm?
[Henry sieht die Münze skeptisch an und wirft sie weg]
Henry: Der alte Narr, was soll ich damit anfangen?
Julia: Naja, die erste Spende. Jetzt brauchst du nur noch vier Millionen mehr.
Henry: [laut] Behandle die Sache nicht so frivol!
[Julia dreht sich erschrocken zu ihm um]
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 13:46-14:35

Julia und Henry streiten, weil Henry als Bischof den wahren Wert der Gemeindearbeit vergessen hat.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:14:34.

Immerhin ist Henry nach dem Gespräch ratlos, was ja seinem Antrag auf Hilfe entspricht. Wie wir alle mehr und weniger wissen, unterscheidet sich aber oft das, was wir wollen von dem, was wir wirklich brauchen. Das ist auf diese Situation sehr gut anwendbar. Darum kommen wir zur nächsten Frage.

3. Welche Rolle kommt Dudley wirklich zu und was bewirkt sein Erscheinen bei anderen?

In The Bishop’s Wife kommt Dudley offiziell als Helfer für Bischof Henry Brougham, der mit dem Bau einer neuen Kathedrale und seiner Ehe zu kämpfen hat. Doch in Wirklichkeit hat Dudley eine tiefere Mission.

Dudleys wahre Rolle in The Bishop’s Wife / Jede Frau braucht einen Engel

Dudley ist nicht nur ein Engel, der guten Menschen beim Lösen ihrer Probleme hilft, sondern ein Katalysator für Veränderung. Statt direkt bei der Finanzierung der Kathedrale zu helfen, lenkt er Henrys Aufmerksamkeit auf das Wesentliche – seine Familie und seine ursprüngliche Berufung als Geistlicher. Er zeigt Henry, dass er sich in seiner Position als Bischof nicht nur um Ruhm oder ein imposantes Gebäude kümmern sollte, sondern um den Glauben, die Gemeinschaft und die Menschen um ihn herum.

Welche Wirkung hat Dudley als Engel in The Bishop’s Wife auf andere Menschen?

Dudly inspiriert Professor Wutheridge zum Schreiben seines Buch, dass er sich bereits in jungen Jahren vorgenommen hatte.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:43:52.

Nicht nur Henry und Julia reicht Dudley eine helfende Hand, er hat auch außergewöhnliche Wirkungen auf die Menschen um ihn herum. Es ist, als zünde er Funken der Inspiration, wohin er auch geht – und inspiriert andere Menschen zu neuen Gedanken und Handlungen:

  • Henry Brougham: Der Bischof erkennt durch Dudleys subtile Manipulationen, dass er sich von seiner Familie und seinen Idealen entfernt hat. Dudley zwingt ihn indirekt, seine Prioritäten zu überdenken.
  • Julia Brougham (Loretta Young): Sie blüht in Dudleys Gegenwart auf, weil er ihr die Aufmerksamkeit schenkt, die ihr Mann vernachlässigt. Sie erinnert sich daran, was sie an Henry geliebt hat.
  • Debby Brougham: Die Tochter des Bischofs genießt Dudleys Wärme und Aufmerksamkeit. Er erzählt ihr eine Weihnachtsgeschichte und schenkt ihr ein unvergessliches Erlebnis beim Eislaufen.
  • Professor Wutheridge: Der liebenswerte, aber einsame Professor erhält durch Dudley neue Inspiration. Er hilft ihm, sein lang geplantes Buch zu beginnen und bringt ihm eine neu entfachte Lebensfreude. Er erzählt ihm eine Geschichte, die den Professor inspiriert.
  • Sylvester, der Taxifahrer: Dudley bringt ihn dazu, das Leben zu genießen und sich an die kleinen Freuden des Daseins zu erinnern. Die Szene, in der sie gemeinsam Schlittschuh laufen, ist ein Symbol für die unbeschwerte Freude, die Dudley in andere bringt.
  • Mrs. Hamilton (die reiche Wohltäterin): Sie erkennt durch Dudleys Einfluss, dass wahre Wohltätigkeit nichts mit Prestige zu tun hat. Statt eine Kathedrale als Denkmal für ihren verstorbenen Mann zu bauen, beginnt sie, über echte Hilfe für die Gemeinde nachzudenken.
  • Und sogar den Knabenchor der Gemeinde bringt Dudley zum gemeinsamen und harmonischen Singen.
  • Mildred Cassaway (die Sekretärin des Bischofs): Sie wird durch Dudleys Charme und freundliche Art aus ihrer Ernsthaftigkeit gerissen. Er bringt sie zum Lächeln und erinnert sie daran, dass das Leben nicht nur aus Pflichten besteht – etwa an Heiligabend Kopien der Weihnachtspredigt des Bischofs abzutippen. Dudley übernimmt die Arbeit, schickt die Gute nach Hause und erledigt das Verfassen der Predigt selbst mit einer eigenen Version, die Henry dann kurzerhand erstaunt in der Kirche vorliest
Dudley kann den Knabenchor der Gemeinde durch Inspiration zu Höchstleistungen motivieren.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 01:03:46.

Henrys durch den Engel Dudley inspirierte Weihnachtspredigt

Eigentlich hat Henry genau am Weihnachtsabend seine Schreibkraft mit dem Abtippen der Predigt beauftragt. Doch während er noch einmal zu Mrs. Hamilton auf Spendenjagd geht, übernimmt Dudley das Steuer, schickt Mildred nach Hause und beginnt eine völlig neue Predigt zu verfassen. Diese Predigt öffnet die Herzen der Menschen in der Gemeinde und auch Henry ist positiv überrascht genau wie Julia.

Heute Nacht möchte ich Ihnen die Geschichte von einem leeren Strumpf erzählen. Es war einmal in einer kalten Winternacht. Da ertönte das Weinen eines Kindes, ein strahlender Stern stand über einem Stall und weise Männer kamen mit vielen Gaben. Hast du das? Gut. Wir haben diese Nacht über Jahrhunderte nicht vergessen. Wir feiern sie mit Sternen, die wir an einen Baum hängen und mit bunten Kerzen, die wir anzünden, besonders aber mit Geschenken. Wir kaufen sie, verpacken sie schön und legen sie unter den Weihnachtsbaum. Du schenkst mir einen Schlips, ich schenke dir ein Buch, Tanta Martha hat sich schon immer eine Orangenpresse gewünscht, Onkel Henry könnte eine neue Pfeife brauchen. Wir haben niemanden vergessen, weder die Erwachsenen noch die Kinder. Alle Nikolausstrümpfe sind gefüllt. Alle sind gefüllt. Alle, außer einem. Und wir haben sogar vergessen, ihn vor die Tür zu hängen: Den Strumpf für das Kind, das in der Krippe geboren wurde. Es ist sein Geburtstag, den wir feiern. Lasst uns das nicht vergessen. Fragen wir uns, was es sich am meisten gewünscht hätte. Und dann soll jeder von uns seinen Anteil geben. Liebe. Güte. Verständnis für den anderen. Wahrhafte Hilfe für die Armen dieser Welt. Das alles sind Geschenke, die den Frieden auf Erden bringen.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, :1:46:15-1:25:13

Man sieht also: Dudley ist kein problemlösender Engel im klassischen Sinne. Er bewirkt, dass die Menschen um ihn herum ihre Perspektive ändern und die richtigen Entscheidungen selbst treffen – und zwar Entscheidungen, die ihnen und anderen Freude bringen. Dudley ist die pure Inspiration. Und er sagt auch selbst etwas zu dieser Rolle, die er für andere hat. Dazu gleich mehr. Sein Erscheinen bringt Klarheit, Freude und eine Wiederentdeckung dessen, was wirklich zählt.

Die Aktualität von Strukturen, die Mächtige fördern und Menschen vergessen

In The Bishop’s Wife (1947) wird Dudley, der Engel, als eine Figur dargestellt, die sich indirekt gegen die etablierten religiösen Machtstrukturen auflehnt, indem er dem Bischof hilft, seine wahre Berufung zu erkennen. Anstatt den Erwartungen der Kirche zu folgen, welche von materiellen und sozialen Hierarchien geprägt ist, bringt Dudley den Bischof dazu, zu hinterfragen, ob er den wahren Dienst an der Gemeinschaft und den Menschen noch lebt. Und zwar tut er dies durch menschliche Handlungen, in dem er Henrys unglückliche Frau Julia wieder glücklich macht und Henry eifersüchtig wird. Das grundlegende Prinzip dieser strukturellen Machtverhältnisse und den Verlust der ursprünglichen Berufung kann auf moderne gesellschaftliche Institutionen übertragen werden. Bildungsinstitutionen beispielsweise, lassen sich von internen Machtkämpfen und finanziellen Interessen leiten, stehen aber doch eigentlich für die Förderung von Wissen und sozialer Gerechtigkeit. Auch die Politik ist von ähnlichen Dynamiken durchzogen, in denen persönliche Ambitionen und der Druck der Mächtigen die eigentlichen Werte untergraben. In einer Ära, in der soziale Medien eine immer zentralere Rolle spielen, wird diese Problematik noch verstärkt: Viele Plattformen sind ein Spielplatz für die Stärkung von politischen und wirtschaftlichen Agenden, die oft nicht im Interesse der breiten Gesellschaft sind und falsche Interessen verfolgen und schlimmstenfalls Fake News verbreiten. Der Engel Dudley steht insofern als Symbol für das, was verloren geht, wenn Institutionen sich von Machtstrukturen und eigenen Interessen korrumpieren lassen – eine Botschaft, die auch in unserer heutigen Zeit von großer Bedeutung bleibt.

Erzählen von Gott – der Engel in The Bishop’s Wife zitiert einen Psalm

Dann komme ich nun zu meiner vierten und letzten Frage, die das Erzählen betrifft.

4. Inwiefern ist Erzählen in unterschiedlichen Kontexten durch Dudley relevant für die Figuren im Film und das reale Publikum?

Zu diesem Zweck ist es vorteilhaft, etwas über das Erzählen als sich vorweg zu erklären. Zwei kurze Definitionen vorab wären diese. Erzählung ist ein „Oberbegriff für die Textsorten-Klasse Darstellung von tatsachlichen oder fiktiven Ereignissen bzw. Handlungen in mündlicher, schriftlicher oder visueller Form.“[2] Und eine Erzählung ist ein „[n]arrativer literarischer Text kürzeren bis mittleren Umfangs.“[3] Allerdings fehlt es doch an einer etwas umfangreicheren Erklärung, damit alles auch vernünftig miteinander in Beziehung gesetzt werden kann.

Erzählen und Identifikation – Erzählen als elementares Bedürfnis

„Erzählen von Geschichten ist, ähnlich wie Spiel und Gesang, ein elementares Bedürfnis. Kraft und Wirkung der Erzählung liegen zu einem wesentlichen Teil in der mündl. Erzählungsweise begründet, in Klang, Rhythmus und Tempo, aber auch in begleitenden nichtverbalen Zeichen. Bei der Gestaltung der Erzählung während des Erzählprozesses kombiniert der E. überkommene inhaltliche und formale Elemente sowie Gesten und gibt Abwandlungen Raum, zu denen er durch die Reaktion der Zuhörer angeregt wird. Das Erzählen einer Geschichte ist daher immer ein nicht wiederholbares Ereignis; durch das Zusammenwirken von E., Zuhörern und Überlieferung entsteht eine einmalige .Erzählversion‘.“[4] Gerade weil Erzählen ein elementares Grundbedürfnis des Menschen ist, kann es auch als anthropologische Konstante oder anthropologische Universalie bezeichnet werden. Immerhin kennt jeder Menschen die sprachliche Kommunikation aus dem Alltag, man könnte auch sagen als Alltagserzählung. „Erzählen ist ein Teil des kommunikativen Alltagshandelns. Die Alltagserzählung ist von der künstlerisch geformten oder rhetorisch gestalteten E. unterschieden, insofern sie spontan auf individuell oder kollektiv erfahrene Bedürfnisse und Notwendigkeiten reagiert. Die Alltagserzählung «überwindet Isolation und konstituiert gemeinsame Teilhabe an Diskurswissen, mit dessen Hilfe die gesellschaftliche Praxis realisiert wird». In der Gegenwart lassen sich starke Tendenzen zu einer Wiederbelebung der aus dem Alltagserzählen hervorgehenden Formen entdecken. Prinzipiell, so wurde in der jüngeren Erzählforschung festgestellt, finden sich zwischen dem künstlerisch gestalteten professionalisierten und den alltäglichen Kontexten entstammenden Erzähltypus starke Strukturähnlichkeiten.“[5]

Der Kontext darf nicht außer Acht gelassen werden beim Erzählen

Grundsätzlich kann daher über Erzählungen folgendes definiert werden:

„Im vorwissenschaftlichen Verständnis ist E. eine mündliche oder schriftliche Darstellung von realen oder fiktiven Ereignissen und Tatbeständen in Vers oder Prosa. Die E. präsentiert Handlungsabläufe 1. aus zeitlicher Distanz, 2. im Sinne der Entwicklung von einem fixierten Ausgangszustand zu einem veränderten Endzustand und 3. durch belebte, im allgemeinen menschliche oder anthropomorphisierte Handlungsträger. [1] E. fungiert einerseits als Oberbegriff sämtlicher epischer Textarten, bezeichnet jedoch zugleich im engeren Sinne eine Geschichte von mäßigem Umfang. Das Erzählen erscheint (zusammen mit dem Beschreiben und Argumentieren) als ein Grundmodus der Sachverhaltsdarstellung und als anthropologisch fundierte Diskursform. [2] In der praktischen Rhetorik fungiert die E. als eine der fünf Verarbeitungsphasen des Stoffes (narratio).[6]

Erzählen als Missionsdienst? Verschiedene Funktionen des Erzählens

Erzählen kann dem Missionieren dienen, weil es eine kraftvolle Methode ist, Menschen emotional zu berühren, Überzeugungen zu vermitteln und Perspektiven zu verändern. Hier sind einige Gründe, warum Erzählen als Mittel des Missionierens besonders wirksam ist:

1. Emotionaler Zugang als Funktion des Erzählens

Erzählungen wecken Emotionen und sprechen das Herz an. Sie helfen dabei, komplexe Ideen in greifbare und nachvollziehbare Geschichten zu verpacken. Ein missionierendes Ziel wird so weniger wie eine Belehrung und mehr wie ein Erlebnis empfunden.

Beispiel: Missionare verwenden Gleichnisse, wie sie etwa in der Bibel vorkommen, um ethische und spirituelle Werte zu vermitteln. Geschichten wie Der verlorene Sohn oder Der barmherzige Samariter machen abstrakte Prinzipien lebendig, sodass sie für alle verständlich werden.

2. Identifikation und Perspektivenwechsel als Funktion des Erzählens

Menschen können sich mit Figuren in Geschichten identifizieren. Dadurch gelingt es, sie dazu zu bringen, sich in andere Lebenssituationen oder Weltanschauungen hineinzuversetzen. Missionierende Erzählungen nehmen ihre Zuhörer mit und öffnen sie für neue Ideen.

Beispiel: Einem Zuhörer wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der durch eine bestimmte Überzeugung oder Religion Erlösung gefunden hat. Der Zuhörer überträgt diese Erfahrung möglicherweise auf sein eigenes Leben.

3. Tradition und Autorität als Funktion des Erzählens

Erzählungen schaffen Bindung an kulturelle oder religiöse Traditionen. Wenn Geschichten als Teil eines größeren Glaubenssystems oder einer Gemeinschaft vermittelt werden, gewinnen sie Autorität und Bedeutung.

Beispiel: Mythen und Legenden aus religiösen Texten (z. B. die Schöpfungsgeschichte, Geschichten von Propheten) vermitteln den Eindruck einer ewigen Wahrheit und können missionarisch zur Untermauerung von Werten eingesetzt werden.

4. Didaktische Wirkung als Funktion des Erzählens

Geschichten vermitteln Wissen oft spielerisch und prägen sich leichter ein als trockene Fakten. Missionierende Erzählungen können komplizierte Konzepte wie Spiritualität, Moral oder Erlösung auf einfache und nachvollziehbare Weise erklären.

Beispiel: Die Lehren werden in Form einer Geschichte präsentiert, die bestimmte Weisheiten und Lebensweisen verherrlichen, um Zuhörer zu inspirieren.

5. Gemeinschaftsbildung als Funktion des Erzählens

Erzählen hat oft eine gemeinschaftsbildende Funktion, indem es Zuhörer verbindet, die ähnliche Überzeugungen teilen oder zu diesen hingeführt werden sollen. Durch Geschichten entsteht ein Wir-Gefühl.

Beispiel: In missionierenden Gruppen oder religiösen Gemeinschaften werden gemeinsame Erzählungen regelmäßig wiederholt, um den Glauben zu stärken und Außenstehende zu integrieren.

6. Subtile Einflussnahme als Funktion des Erzählens

Erzählungen wirken oft unterschwellig und wecken weniger Widerstand als direkte Argumentation. Der Zuhörer kann die Botschaft aufnehmen, ohne sich belehrt oder bedrängt zu fühlen.

Beispiel: Eine Geschichte über einen Menschen, der nach einem „irrenden“ Leben Frieden in einer bestimmten Weltanschauung gefunden hat, vermittelt implizit: „Diese Lösung funktioniert – probier es selbst.“

Der Engel Dudly alias Cary Grant erzählt Debby von König David und wie er zum Psalm 23 inspiriert wurde,
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:53:20.

Fazit zum Erzählen als Missionsdienst in The Bishop’s Wife

Erzählen dient dem Missionieren, indem es Menschen emotional berührt, Identifikation ermöglicht und Botschaften auf subtile Weise transportiert. Ob in religiöser, politischer oder moralischer Hinsicht – Geschichten sind ein universelles Werkzeug, um Überzeugungen zu verbreiten und Menschen zu beeinflussen. Und auch der Engel Dudley erzählt in The Bishop’s Wife, er erzählt sogar mehr als einmal im Film Geschichten. Zum Beispiel inspiriert er durch eine Geschichte zu einer Münze den Professor Wutheridge zum Schreiben seines Buches und er verfasst für Henry die soeben aufgeführte Predigt. Aber besonders interessant finde ich die Szene, in der er Debby die Geschichte der Entstehung von Psalm 23 erzählt und insofern neben anderen Aspekten die inspirierende Anwesenheit von Engeln hervorhebt – die er ja schließlich im Film selbst verkörpert. Hier der Dialog.

Debby: Kennst du keine Geschichten?
Dudley: Doch natürlich, ich kenne hunderte von Geschichten.
Debbie: Dann erzähl mir eine.
Dudley: Also gut. Lass mich mal nachdenken. Nunja, pass auf! Vor vielen, vielen Jahren hat sich Folgendes zugetragen.
Debbie: Nein, das ist nicht der richtige Anfang. Geschichten fangen immer an mit „Es war einmal“.
Dudley: Ah, ja. Das stimmt Debbie. Also. Es war einmal ein kleiner Junge und der lebte in einer kleinen Stadt.
Debbie: Wie hieß denn der Junge?
Dudley: Sein Name war David. Er war ein Hirte. Und die Stadt in der er lebte hieß Bethlehem.
Debbie: Ja, ich kenne Bethlehem. Das ist da wo der große Stern geleuchtet hat.
Dudley: Ja richtig. Nur hat David lange vor dieser Zeit gelebt. Eines Nachts war David oben in den Bergen und hütete seine Schafe. Er spielte die Harfe und sang dazu.
Debbie: Was hat er denn gesungen? Jingle Bells?
Dudley: Lacht. Nein, nein. Jingle Bells hat man damals noch nicht gekannt. David sang Lieder, die er selber erfunden hatte. Als plötzlich ein Engel herniederkam und mit David sprach.
Debbie: Woher hat denn David gewusst, dass es ein Engel war?
Dudley: Das hat er nicht gewusst, aber das ist ja immer so, Debby. Engel kommen einfach, um den Menschen Ideen in den Kopf zu geben. Und die Menschen sind dann mächtig stolz auf sich, weil sie denken, es wären ihre eigenen Ideen. Also, dieser Engel sagte zu David: Eines von deinen Schafen hat sich verirrt. Darauf legte David seine Harfe weg und ging hinaus in die Dunkelheit um das Schaf zu suchen. Natürlich führte ihn der Engel. Und als David das Schaf gefunden hatte sah er einen großen hungrigen wilden Löwen vor sich.
Debbie: Ohhhh.
Dudley: Da sagte David zu dem Löwen: Geh sofort weg von meinem Schaf. Und der Löwe sagte: Geh du sofort weg von mir oder ich fresse dich auch!
Debbie: Ist das David dann weggelaufen?
Dudley: Nein! Weißt du, warum nicht? Weil der Engel ihm einen mutigen Gedanken in den Kopf setzte. Da nahm David seine Steinschleuder heraus und schleuderte einen Stein. Er traf den Löwen mitten zwischen die Augen.
Debbie: Jede Wette, dass das den Löwen überrascht hat.
Dudley: Na sicher, und auch David. Er wusste ja nicht, dass ein Engel ihm geholfen hatte, Debby. Daraufhin nahm er sein Schaf und brachte es zurück zur Herde. Er war so froh darüber, dass er wieder ein neues Lied erfand. Es fing so an. Der Herr ist mein Hirte. Und es wird mir an nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele …
[Unterbrochen durch Gespräch mit Henry]
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 52:40-54:55.

Die Geschichte hinter Psalm 23 und König David – Es war einmal

Was ich an diesem Dialog so interessant finde sind drei Dinge.

Der erste Punkt betrifft das Geschichtenerzählen. Debbie sagt zu Dudley: „Geschichten fangen immer an mit ‘Es war einmal’.“ Woher kennen wir im Allgemeinen Geschichten, die mit „Es war einmal“ beginnen? Genau, wir kennen sie als Märchen. Frau Holle, Rumpelstilzchen, Rotkäppchen und so weiter. Eine Lexikondefinition lautet so: „Als ,Märchen’ gelten Erzählungen unterschiedlichster Art, die aber zumindest darin übereinstimmen (sollten), das (1) Verfasser, Entstehungszeit, -ort und -zweck unbekannt sind, (2) sie im Lauf ihrer Überlieferung variiert wurden, (3) sie vom Wunderbaren (partielle Aufhebung der Naturgesetze) wie selbstverständlich erzählen, aber nicht in jeder Hinsicht glaubwürdig sein wollen.“[7] Wir kennen darüber hinaus Geschichten, die entsprechend beginnen auch als unserer Zeit enthobene Geschichten, Geschichten also, die vor langer, langer Zeit stattgefunden haben. Wir könnten mit diesem Satzanfang eine Geschichte aus unserem Leben erzählen, eine Anekdote aus der Mittagspause und wir würden sie eben mit diesem Satzanfang von uns wegrücken, sie entpersonalisieren und unserer Gegenwart entheben, sie von unserer Identität trennen. Je nach Erzählsituation kann das wiederum lustig sein oder aber gar nicht auffallen. Es kommt darauf an, wie gut man jemanden kennt, beispielsweise würde eine Person, die bestimmte Ereignisse aus der Erzählung kennt, diese der Erzählinstanz zuordnen könnten. Dann wäre eine Entindividualisierung einer möglicherweise verschleierten Anekdote fehlgeschlagen. Das sind jetzt genug Spekulationen. Im Dialog ist es für mich interessant, weil hier eine Figur, ein Kind, vehement auf diese floskelhafte Einleitung einer Geschichte verweist und zum anderen wird dann von Dudley diese Geschichte auch mit „Es war einmal“ begonnen, was im Prinzip ja nicht falsch ist. Dudley könnte ja prinzipiell als Engel persönlich anwesend gewesen sein, als Engel, der David leitet. Nun, im Grunde ist die Zeit auch der im Film gezeigten Gegenwart entrückt und vor allem gehören Engel von unserer Warte aus auch in den Bereich des Wunderbaren

Der Hirte, das Schaf und der Löwe

Der zweite interessante Aspekt betrifft die Geschichte hinter dem Psalm bzw. vor dem Psalm, sozusagen die Inspiration für den Psalm. Laut Dudley inspirierte ein Engel David zum Verfassen des Psalms, aber nicht einfach so – Nein! Sondern David musste vorher um eines seiner Schafe bangen und es mit einem Löwen aufnehmen. Dank der Führung und der Unterstützung des Engels konnte David den Löwen verscheuchen und sein Schaf sicher zur Herde zurückführen.

„Engel kommen einfach, um den Menschen Ideen in den Kopf zu geben. Und die Menschen sind dann mächtig stolz auf sich, weil sie denken, es wären ihre eigenen Ideen.“

Bei David kam der Engel und inspirierte ihn dazu, sein Schaf zu suchen, denn von alleine wäre er auf diesen Gedanken gar nicht gekommen, weil er Harfe gespielt hat. Auch die darauffolgenden Handlungen, das Suchen und Finden des Schafs sowie der Kampf gegen den Löwen sind dem unsichtbaren Eingreifen des Engels geschuldet. Und danach erfand David ein neues Lied, den Psalm 23. Den hätte er ohne die vorherigen Ereignisse gar nicht verfassen können. Engel sind also auch – wenn man Dudley glauben darf – auch Inspiratoren für Handlungen, stehen hinter einem und stupsen an, flüstern ins Ohr, ziehen zu etwas hin. Intuition? Vielleicht. Ich wage aber hier, zu behaupten, dass jede und jeder auch schon mindestens einmal in seinem Leben solch einen Anstupser erhalten hat oder vielleicht eine Stimme im Ohr hatte, die zugeflüstert hat, gewarnt, gejubelt oder dergleichen. Man kann es sich manchmal nicht erklären, doch geht es jedes Mal gut aus und führt genau zur richtigen Zeit zum richtigen Ort.

König Davids Vertrauen in Gottes Führung

Der dritte Aspekt, der mich interessiert, ist das in Psalm 23 zum Ausdruck gebrachte Vertrauen in Gottes Führung. David ist letztlich dankbar, dass er und sein Schaf unverletzt geblieben sind und sich alles zum Gute gefügt hat. Psalm 23 ist ein sehr persönliches Gebet, das natürlich zum einen auf Davids Erfahrung als Hirte in der Situation eingeht, zum anderen aber auf einer anderen Eben auf Gott und die Menschen anspielt. Darum beginnt der Psalm 23 auch mit „Der Herr ist mein Hirte.“ Denn wie Davi als Hirte sein Schaf zur Herde zurückbrachte, so lässt sich diese Thematik auf Gott und die Menschen übertragen. Als Hirte kümmerte sich David um seine Schafe, und in ähnlicher Weise beschreibt er Gott als jemanden, der sich liebevoll um ihn kümmert und ihn führt. Darüber hinaus wird auch das große Vertrauen Davids in Gottes Führung deutlich: „Und es wird mir an nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele …“ Dudley kommt nicht weit, natürlich fehlen ein paar Verse. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Psalm 23 tief in der Lebenserfahrung Davids verwurzelt ist. Er drückt Davids Vertrauen in die Fürsorge Gottes aus – sowohl als Hirte in seiner Jugend als auch als König in späteren Jahren. Ich finde es interessant, dass Dudley hier der kleinen Debby die Geschichte von der Entstehung des Psalms 23 erzählt. Im Prinzip erfüllt er als Engel ja dieselbe Funktion für Henry, der um Hilfe gebeten hat und nun unerwartete (und teilweise auch unerwünschte) Unterstützung bekommt, bei der er sich auch auf Gottes Führung verlassen muss, weil er das bekommt, was er braucht und weniger, was er will.

Dudley inspiriert Henry zu einer gloriosen Weihnachtspredigt.
Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 01:46:50.

Beschluss zu The Bishops’s Wife /Jede Frau braucht einen Engel

Ich weiß gar nicht mehr, wo ich auf den The Bishop’s Wife gestoßen war, aber irgendetwas hat dazu veranlasst, ihn zu sehen. Und ich finde, es hat sich gelohnt. Nicht nur sind viele der dort gezeigten Mechanismen immer noch aktuell und waren es seit Jahrhunderten, sondern es geht auch um das Erzählen und was es im kommunikativen Miteinander leisten kann – wie zum Beispiel aufmuntern, beichten, inspirieren, helfen, ermutigen. Es geht um die wahre Botschaft von Weihnachten und was wirklich zählt im Leben. Dass im Film hauptsächlich Julia und Dudley gemeinsam ausgehen und sich gut verstehen ist wohl ein Zugeständnis an das weibliche Publikum und dürfte mit der Wahl von Cary Grant in der Rolle des Engels einhergehen. Daher rührt dann wohl auch die Wahl der deutschen Titelübersetzung. Und natürlich geht es um die Anwesenheit Gottes in Form eines Engels, der Führung bittet und die Dinge wieder ins Lot bringt, aber interessanterweise entgegen der Motive der religiösen Institution wirkt. Tatsächlich ist das vielleicht sogar die wichtigste Botschaft des Films neben dem Verweis auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben, denke ich. Immerhin ist Henry nicht gerade erfreut über Dudleys Zutun – er kann es erst nicht als Hilfe und die von ihm gewünschte Führung erkennen und wird sauer und eifersüchtig. Erst später kann er sehen, wie sehr er auf Dudleys Unterstützung wirklich angewiesen war. Vielleicht ist das sogar ein Rat, den man sich selbst mit ins Alltagsleben integrieren kann. Dudley sagt es ja auch selbst – man weiß nicht, wann man einen Engel vor sich hat. Es könnte jeder Mensch sein, der einem begegnet! Aber – und das wäre ja das erkenntnisreiche in der Situation – wenn wir alle Menschen als eine Art Engel betrachten, so oder so, dann sind alle Situationen, alle Treffen hilfreich auf die eine oder andere Art. Und auch wenn hier mit Psalm 23 eine christliche Perspektive anklingt, so kann das Prinzip der Führung, das engelische und inspirative Prinzip als universell und losgelöst von den menschengemachten Religionen betrachtet werden. Und Inspiration brauchen wir alle ab und an einmal.

Quellen

Koster, Henry: The Bishop’s Wife [Film]. Samuel Goldwyn Productions. United States 1947, 00:18:04-00:21:47.
Boccaccio, Giovanni: Das Dekameron. Online unter: http://www.zeno.org/Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni/Novellensammlung/Das+Dekameron/Sechster+Tag/Zehnte+Geschichte (zuletzt aufgerufen am 01.03.2025).
Dégh, Linda: Erzählen, Erzähler. In: Enzyklopädie des Märchens 4. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Hg. von Kurt Ranke. Berlin/New York 1984, Sp. 315-342, hier Sp. 315.
Pankau, Johannes G.: Erzählung. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik 2. Hg. von Gert Ueding. Mitbegründet von Walter Jens. Tübingen 1996, Sp. 1432-sp 1438, hier S. 1435-1436.
Rölleke, Heinz: Märchen. In: RLW 2. Hg. von Harald Fricke. Berlin/New York 2007, S. 513-517.
Schmeling, Manfred; Walstra, Kerst: Erzählung 1. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York, S. 517-519.
Schmeling, Manfred; Walstra, Kerst: Erzählung 2. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York, S. 519-522.

Welche Rollen und Funktionen erfüllen Engel in der Bibel?

Henry ist Pfarrer und daher ist die Erscheinung des Engels in einen christlichen Kontext zu rücken. Aber wie gesagt, kann man Engel als universelle Prinzipien betrachten. Aber weil ich zu Beginn auch die verschiedenen Rollen und Funktionen von Engeln angekündigt habe, soll hier eine kleine Liste folgen. Denn Engelerscheinungen sind in der Bibel nicht selten und haben dort verschiedene Rollen, sie sind Gottes Boten, sie sind Beschützer, sie sind Krieger, sie sind Strafrichter und Zerstörer.

Engel und ihre Rollen und Funktionen im Alten Testament

Engel am Tor von Eden(1. Mose 3,22-24)

Nachdem Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, stellte Gott Cherubim mit flammendem Schwert auf, um den Zugang zum Baum des Lebens zu bewachen (In der Serie Good Omen wird das beispielsweise angesprochen)

22 Und der HERR, Gott, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Und nun, dass er nicht etwa seine Hand ausstreckt und auch ⟨noch⟩ von dem Baum des Lebens nimmt und isst und ewig lebt! 23 Und der HERR, Gott, schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, den Erdboden zu bebauen, von dem er genommen war. 24 Und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim sich lagern und die Flamme des zuckenden Schwertes, den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Der Engel des Herrn bei Mose und dem brennenden Dornbusch(2. Mose 3,1-4)

Ein Engel erscheint Mose in einem brennenden Dornenbusch, aus dem Gott zu ihm spricht.

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.

Der Engel, der Ägyptens Erstgeborene tötet(2. Mose 12,21-23)

Während der zehnten Plage in Ägypten tötet ein Engel alle erstgeborenen Söhne, außer die in Häusern mit dem Blut des Passahlamms. (Zur Info: Das Passahlamm ist ein zentrales Symbol im jüdischen Passahfest (Pessach), das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Es bezeichnet ein Lamm, das nach der biblischen Erzählung während des ersten Passahfests im Alten Testament geschlachtet und gegessen wurde. Das Blut des Lamms wurde an die Türpfosten gestrichen, um die Häuser der Israeliten vor der zehnten Plage, dem Tod der Erstgeborenen, zu schützen. Das Passahfest erinnert somit an die Befreiung des Volkes Israel. Und natürlich gibt es symbolische Überschneidungen zwischen dem Lamm, seinem Blut sowie Jesus und seinem Blut und der „Opferung“.)

Und Mose rief alle Ältesten Israels und sprach zu ihnen: Lest Schafe aus und nehmt sie für euch nach euren Geschlechtern und schlachtet das Passa. 22 Und nehmt ein Büschel Ysop und taucht es in das Blut in dem Becken und bestreicht damit den Türsturz und die beiden Pfosten. Und keiner von euch gehe zu seiner Haustür heraus bis zum Morgen. 23 Denn der HERR wird umhergehen und die Ägypter schlagen. Wenn er aber das Blut sehen wird am Türsturz und an den beiden Pfosten, wird er an der Tür vorübergehen und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um euch zu schlagen.

Der Engel als persönlicher Beschützer – (Psalm 91,11-13)

Psalm 91 ist ein Trost- und Schutzpsalm, der die Geborgenheit des Menschen bei Gott beschreibt. Er gilt als einer der bekanntesten und meistzitierten Psalmen, besonders in Zeiten der Angst, Krankheit oder Gefahr.

11 Denn er hat für dich seine Engel entsandt und ihnen befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen. 12 Sie werden dich auf Händen tragen, damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt. 13 Über Löwen und Ottern wirst du hinwegschreiten, starke junge Löwen und Schlangen wirst du zu Boden treten.

Der Engel führt das Volk Israel(2. Mose 23,20-23)

Gott verspricht Israel einen Engel, der sie auf ihrem Weg in das Gelobte Land führen soll.

20 Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe. 21 Hüte dich vor ihm und gehorche seiner Stimme und erbittere ihn nicht, denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, weil mein Name in ihm ist. 22 Wirst du aber auf seine Stimme hören und alles tun, was ich dir sage, so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widersacher Widersacher sein. 23 Ja, mein Engel wird vor dir hergehen und dich bringen zu den Amoritern, Hetitern, Perisitern, Kanaanitern, Hiwitern und Jebusitern, und ich will sie vertilgen.

Der Engel, der das assyrische Heer vernichtet – (2. Könige 19,35)

Ein Engel des Herrn tötet in einer Nacht 185.000 Soldaten des assyrischen Königs Sanherib, die Jerusalem belagern.

Und in dieser Nacht fuhr aus der Engel des HERRN und schlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man sich früh am Morgen aufmachte, siehe, da lag alles voller Leichen.

Der Engel rettet Daniel in der Löwengrube(Daniel 6,21-23)

Ein Engel schließt den Löwen den Rachen, sodass Daniel nicht gefressen wird.

21 Und als er zur Grube kam, rief er Daniel mit angstvoller Stimme. Und der König sprach zu Daniel: Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, auch erretten können von den Löwen? 22 Daniel aber redete mit dem König: Der König lebe ewig! 23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid antun konnten; denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan.

Engel und ihre Rollen und Funktionen im Neuen Testament

Die Verkündigung an Maria (Gabriel erscheint ihr)(Lukas 1,26-38)

Der Engel Gabriel kündigt Maria an, dass sie den Sohn Gottes gebären wird.

26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret 27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. 28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 29 Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. 30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?[2] 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. 37 Denn für Gott ist nichts unmöglich. 38 Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Die Engel bei der Geburt Jesu(Lukas 2,9-14)

Ein Engel verkündet den Hirten die Geburt Christi, und eine ganze Engelschar preist Gott.

Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!

Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens. [Ja, auch ich habe diese Verse in meiner vielfachen Rolle als Verkündigungsengel beim weihnachtlichen Krippenspiel aufsagen dürfen – sogar mit Holzstern in der Hand.]

Engel stärken Jesus in der Wüste(Matthäus 4,7-11)

Nach seiner Versuchung durch den Teufel wird Jesus von Engeln gestärkt.

Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« 8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.

Auch als Jesus kurz vor seiner Kreuzigung im Garten Gethesemane betet, erscheint ihm ein Engel und stärkt ihn, weil er Todesangst hat. Lukas 22.41-44

Engel begleiten Christi Himmelfahrt(Apostelgeschichte 1,10-11)

Zwei Engel erscheinen den Jüngern und sagen ihnen, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist und eines Tages wiederkommen wird.

Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Die vier Engel des Gerichts in der Offenbarung(Offenbarung 9,12-16)

Vier Engel werden von Gott losgelassen, um ein Drittel der Menschheit zu vernichten.

Das erste Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe danach. 13 Und der sechste Engel blies seine Posaune; und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott; 14 die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Lass los die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Strom Euphrat. 15 Und es wurden losgelassen die vier Engel, die bereit waren für die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr, zu töten den dritten Teil der Menschen.


[1] Giovanni Boccaccio: Das Dekameron. Online unter: http://www.zeno.org/Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni/Novellensammlung/Das+Dekameron/Sechster+Tag/Zehnte+Geschichte (zuletzt aufgerufen am 01.03.2025). [2] Schmeling, Manfred; Walstra, Kerst: Erzählung 1. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York, S. 517-519. [3] Schmeling, Manfred; Walstra, Kerst: Erzählung 2. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York, , S. 519-522.[4] Linda Dégh: Erzählen, Erzähler. In: Enzyklopädie des Märchens 4. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Hg. von Kurt Ranke. Berlin/New York 1984, Sp. 315-342, hier Sp. 315. [5] Johannes G. Pankau: Erzählung. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik 2. Hg. von Gert Ueding. Mitbegründet von Walter Jens. Tübingen 1996, Sp. 1432-sp 1438, hier S. 1435-1436. [6] Ebd., S. 1432. [7] Rölleke, Heinz: Märchen. In: RLW 2. Hg. von Harald Fricke. Berlin/New York 2007, S. 513-517.

Bildquellen

Worum geht es?

Dieser Blog dient dem Interpretieren von Literatur, Filmen und Kunst, individuellen Erfahrungen und der Realität. Die Analysen und Interpretationen erfolgen als Gedankenexperimente im Rahmen einer Beschäftigung mit dem Erzählen, literarischen Figuren, historischen Personen sowie realen Menschen unter Anwendung literaturwissenschaftlicher Theorien und Methoden.

Aktuelle Beiträge