Der Zauberer von Oz – Wissen, Erkenntnis und Figuren

Der Zauberer von Oz - L. Frank Baum

Zuletzt bearbeitet am 19. März 2024 by Katrin

Der Zauberer von Oz bzw. The Wonderful Wizard of Oz von Lyman Frank Baum ist ein bekanntes amerikanisches Märchen und hat in den USA so in etwa denselben Stellenwert wie hierzulande die Märchen der Gebrüder Grimm. Zumindest das für den Film The Wizard of Oz (1939) komponierte Lied Over the Rainbow oder Somewhere Over the Rainbow dürfte hierzulande bekannt sein. Der Song hat seinerzeit sogar den Oscar gewonnen. Die Buchvorlage des Schauspielers, Journalisten, Verlegers und Kinderbuchautoren Lyman Frank Baum (1856-1919) erschien 1900 und „begründete eine eigenständige US-amerikanische Kinderliteratur und ist bis heute eines der erfolgreichsten und wirkmächtigsten Bücher in dieser Tradition.“[1]

Der Zauberer von Oz – Eine Erfolgsgeschichte

Zum Erfolg des Buches in den USA trugen auch die über 100 Illustrationen von William Wallace Denslow bei.[2] 1902 wurde ein Musical uraufgeführt und der Zauberer von Oz gehörte ab sofort zur US-amerikanischen Populärkultur.[3] Es folgten einige Fortsetzungsromane, insgesamt sind es 14. Das Werk nimmt „eine herausragende Stellung im Genre amerikanischer utopischer Literatur ein, das eine beeindruckende Blüte zwischen dem Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg erlebte.“[4] Nach Baums Tod wurde die Serie von weiteren Autoren fortgeführt, sodass bis heute mittlerweile etwa „40 offizielle und weit über 100 inoffizielle Fortsetzungen sowie zahllose bearbeitete Übersetzungen und Nachdichtungen (vor allem im Russischen, durch Aleksander Volkov), Radioshows und Verfilmungen, Theater- und Fernsehadaptionen, Animationen, Vertonungen und Spiele“[5] existieren. Die Rezeption von Der Zauberer von Oz und damit die Übernahme einzelner Versatzstücke, Anspielungen auf Filmzitate sowie Motive aus dem Buch gehören mittlerweile zu bekannten Kulturgütern. „Zahlreiche weitere Beispiele für die Omnipräsenz des Universums Oz ließen sich anführen. Es gibt wenige Romane, die derart tief in das kulturelle Bewusstsein ihrer Zeit eingedrungen sind.“[6] Ein Beispiel wäre der Satz „There ist no place like home“ (S. 28) oder der Satz aus dem Film „I have a feeling we’re not in Kansas anymore.“[7]

Hier gestellte Fragen an den Zauberer von Oz

Hier sollen folgend die Art und Weise der Figurendarstellung in Der Zauberer von Oz im Zusammenhang mit Wissen, Erkenntnis und Vergegenwärtigung untersucht werden. An den Figuren und ihrer Konzeption wird Wissen der realen Welt erkennbar. Damit verbunden sein kann eine Vergegenwärtigungsleistung durch die Rezipienten mit einem Erkenntniserwerb. Es geht also um die optionale Aneignung von Wissen durch Lektüre und damit zusammenhängenden Erkenntnissen durch Reflektieren über das Gelesene. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern Figuren Erkenntnisse und Wissen gewinnen können oder warum sie in ihrer Situation aber gerade nicht dazuzulernen scheinen oder keine Erkenntnisse gewinnen, die dem Lesepublikum jedoch aufgrund der Darstellung offensichtlich gemacht werden. Interessant wäre eine gattungspoetologische Analyse hinsichtlich der Figurenkonzeption und der Struktur mit Blick auf deutsche Märchen.

Der Zauberer von Oz zusammengefasst

The Wonderful Wizard of Oz von L. Frank Baum beginnt in Kansas, wo Dorothy, ein junges Mädchen, und ihr kleiner Hund Toto mit Tante Em und Onkel Henry leben. Als eines Tages ein Wirbelsturm das Land heimsucht, werden Dorothy und Toto mit dem Haus in das magische Land Oz geweht. Bei der Landung begräbt das Haus unter sich eine der vier Hexen von Oz, die böse Hexe des Ostens. Der Tod der bösen Hexe wird Dorothy durch die gute Hexe des Nordens bestätigt, die sie und Toto in die Smaragdstadt zum Zauberer von Oz schickt, von dem es heißt, er sei so mächtig, dass er sie wieder nach Kansas schicken könne. Außer dem Zauberer herrschen in Oz vier Hexen, deren Einflussgebiete nach Himmelsrichtungen aufgeteilt sind. Außer der durch das Haus getöteten bösen Hexe des Ostens gibt es noch die böse Hexe des Westens, die gute Hexe des Nordens und Glinda, die gute Hexe des Südens. Auf ihrem Weg in die Smaragdstadt trifft Dorothy auf eine Vogelscheuche ohne Verstand, einen Blechmann ohne Herz und einen ängstlichen Löwen, die sich ihrer Reise in die Smaragdstadt anschließen, um die ihnen vermeintlich fehlenden Tugenden, nämlich Verstand, ein Herz und Mut vom mächtigen Oz zu erhalten (obwohl sie alle diese Fähigkeiten bereits besitzen).

Gemeinsam erleben sie viele Abenteuer und kommen schließlich in der Smaragdstadt an, wo sie einzeln bei Oz vorsprechen. Als Gegenleistung für die Erfüllung ihrer Wünsche fordert er den Tod der bösen Hexe des Westens. Wieder machen sich die Freunde auf den Weg. Erst später stellt sich heraus, dass der große und mächtige Oz ein Jahrmarktgaukler und Trickbetrüger aus Omaha, Nebraska ist und keineswegs über Zauberkräfte verfügt. Die Lebenswünsche der vier Freunde erfüllt er letztlich dennoch, allerdings ohne jegliche Magie.

Zu den Figuren in Der Zauberer von Oz

Wie bei jedem literarischen Werk sind die Figuren handlungsrelevant und stützen die Erzählung von innen heraus nicht nur durch ihre Dialoge, sondern auch durch ihre ganz spezifische Ontologie. Diese ist verknüpft mit Motiven und Stoffen der Erzähltradition sowie bedeutungstragenden Semantiken, die im kulturellen Gedächtnis schriftlich und oral überliefert sind.

Dorothy

Dorothy ist ein kleines Mädchen, das mit ihrer Tante Em und Onkel Henry in der kargen und grauen Prärie von Kansas in einem kleinen Haus lebt. Ihr einziger Freund ist Toto; „he was a little black dog, with long silky hair and small black eyes that winkeld merrily on either side of his funny, wee nose.“[8] Dorothy erscheint beherzt, immerhin beschreitet sie auf den Rat der guten Hexe des Nordens hin die gelbe Backsteinstraße zur Smaragdstadt, stellt sich dem Löwen, der Toto beißen will, in den Weg und auch der bösen Hexe des Westens, als diese ihr die kostbaren Silberschuhe klauen will. Zudem kennt Dorothy sich mit typischen Motiven der literarischen Tradition aus. Toto zum Beispiel weiß nicht, dass Hexen zaubern können und er wundert sich, als die gute Hexe des Nordens nach ihrer Verabschiedung einfach verschwindet. „But Dorothy, knowing her to be a witch, had expected her to disappear in just that way, and was not surprised in the least.“ (S. 15) Auch mit den Gesetzen der realen Welt kennt Dorothy sich aus, denn als die Vogelscheuche ihr gegenüber erwähnt „I feel like a new man“ (S. 23), wundert sie sich „for it sounded queer to hear a stuffed man speak […].“ (S. 23) In der Realität sprechen mit Stroh ausgestopfte Puppen eben nicht. Dorothy besitzt demnach Weltwissen und literarisches Wissen oder zumindest kennt sie typische literarische Motive wie Hexen. Jedenfalls machen sich Dorothy und Toto auf den Weg zu Oz, damit er ihnen hilft, nach Kansas zurückzukommen.

The Scarecrow; die Vogelscheuche

Eine Vogelscheuche ist normalerweise eine menschenähnliche Figur an einer Holzstange, die alte Kleidungsstücke trägt und Vögel wie Krähen von Feldern oder Gärten zum Schutz von Samen, Pflanzen und deren Früchten fernhalten soll. Im Zauberer von Oz ist die Vogelscheue zudem mit Stroh ausgestopft. Ohren, Mund und Augen sind aufgemalt und ermöglichen ihr die Wahrnehmung. Die Vogelscheuche ist noch jung, gerade zwei Tage alt, kennt sie sich nicht aus in der Welt, weil ihr die Erfahrung fehlt. „I don’t know anything. You see, I am stuffed, so I have no brains at all“ (S. 23), erklärt sie Dorothy. Und tatsächlich erscheinen einige ihrer Handlungen nicht besonders klug zu sein, etwa wenn sie um Löcher auf der gelben Backsteinstraße nicht herumgeht, sondern hineinläuft und hinfällt. Doch ist es gerade die Vogelscheuche, die oftmals die besten Ideen und Lösungen in Notlagen hat. Nicht nur ihre Freunde wissen ihren Verstand und Fähigkeit zur Problemlösung bald zu schätzen. Wie kann es da sein, dass sie bis zuletzt denkt, sie brauche Verstand? Jedenfalls holt Dorothy die Vogelscheue von ihrer Stange herunter und diese begleitet sie in die Smaragdstadt, damit Oz ihr Verstand schenkt.

The Tin Woodman, der Blechmann

Im Wald stoßen Dorothy und die Vogelscheuche auf einen eingerosteten blechernen Holzfäller. Sie ölen und befreien ihn aus seiner Starre, sodass er ihnen seine Geschichte erzählt. Einst war er aus Fleisch und Blut und verliebt in ein wunderschönes Munchkin-Mädchen, das er heiraten wollte. Eine alte Frau wollte dies verhindern und verzauberte seine Axt, sodass sie ihm nach und nach Arme und Beine abschlug und seinen Körper zerstörte. Doch ein kundiger Blechschmied fertigte ihm einen neuen Körper aus Blech „I had now no heart, so that I lost all my love for the Munchkin girl, and did not care whether I married her or not“ (S. 38), klagt er. Interessant ist, dass er, obwohl davon überzeugt, kein Herz zu besitzen, äußerst freundlich und sogar emotional ist.  „Once, indeed, the Tin Woodman stepped upon a beetle that was crawling along the road, and killed the poor little thing. This made the Tin Woodman very unhappy, for he was always careful not to hurt any living creature; and as he walked along he wept several tears of sorrow and regret.“ (S. 35) Wie die Vogelscheuche ist auch er bis zu letzt davon überzeugt, kein Herz zu besitzen. Jedenfalls begleitet er Dorothy, Toto und die Vogelscheuche in die Smaragdstadt, damit Oz ihm ein Herz schenkt und er das Munchkin-Mädchen heiraten kann.

The Cowardly Lion, der feige Löwe

Auf ihrem Weg zu Oz begegnen die drei Freunde einem Löwen, der sie auf der gelben Backsteinstraße angreift. Als er Toto beißen will, geht Dorothy dazwischen, „slapped the Lion upon his nose as hard as she could“ (S. 43) und schreit ihn an, er solle sich schämen auf solch einen kleinen armen Hund loszugehen. „You are nothing but a big coward“ (S. 43) gibt sie ihm zu verstehen. Er sei so geboren, sagt der Löwe, jeder erwarte von einem Löwen Mut und Stärke, weil er der König aller Tiere sei. Er habe gelernt laut zu brüllen, weil ihm dann sowieso alle aus dem Weg gehen würden, obwohl er bei jeder Begegnung große Angst hätte. „I’m such a coward“ (S. 44), bestätigt er. Dass auch der Löwe entgegen seiner Meinung von sich selbst nicht feige sein kann, beweist er bei den folgenden Abenteuern, die den Freunden auf ihrem Weg begegnen und bei denen er sie mutig beschützt. Jedenfalls schließt er sich ihnen auf ihrem Weg in die Smaragdstadt an, damit Oz ihm Mut schenkt.

Der große und schreckliche Oz – ein Schwindler und Trickbetrüger

„I am Oz, the Great and Terrible“ (S. 118), erklärt der kleine Mann, als der er sich in der Rolle des Herrschers der Smaragdstadt den Freunden schließlich zu erkennen gibt. Er hatte sich ihnen mit seinen Tricks als großer Kopf, als liebliche Dame, als schreckliches Biest und als Feuerball präsentiert, doch stellt sich heraus, dass Oz „have been making believe.“ (S. 119) Er sei kein Zauberer, nur ein Mann (S. 119), erklärt er den Freunden. Seine Tricks seien nur Schein, ein großer Humbug. Eigentlich komme er aus Omaha und sei ein Trickbetrüger und Bauchredner, der mit seinem Ballon nach Oz geweht wurde. Die Bewohner nahmen daher einfach an, er sei ein großer Zauberer. Er ließ die Smaragdstadt bauen und alle Einwohner grüne Brillen tragen. Auch Dorothy und ihre Freunde müssen die grünen Brillen aufsetzen, durch die alles grün aussieht. Die grüne Brille ist hier ein Symbol einer aufgezwungenen Perspektive sowie begrenzten Sichtweise, die mit der von Oz aufrechterhaltenen Scheinhaftigkeit besteht.

Es grünt so grün …

Natürlich wollte Oz nicht, dass sein Schwindel auffliegt und immerhin ist Grün auch eine angenehme Farbe. Er hätte sich bestimmt gut mit Johann Wolfgang von Goethe verstanden. Dieser hatte in seiner Farbenlehre bereits folgende einschlägige Ansicht über Grün: „Unser Auge findet in derselben eine reale Befriedigung. Wenn beide Mutterfarben sich in der Mischung genau das Gleichgewicht halten, dergestalt, daß keine vor der andern bemerklich ist, so ruht das Auge und das Gemüt auf diesem Gemischten wie auf einem Einfachen. Man will nicht weiter und man kann nicht weiter. Deswegen für Zimmer, in denen man sich immer befindet, die grüne Farbe zur Tapete meist gewählt wird.“[9] Es ist schon passend, dass auch Oz die Smaragdstadt weder verlassen will (denn er weiß nicht wie er das Land verlassen kann) noch kann (weil er Angst hat, die Hexen würden ob ihrer magischen Kräfte bemerken, dass er ein Schwindler ist). Oz gelingt es letztlich mit seinem Ballon wegzufliegen, jedoch ohne Dorothy.

Wissen, Erkenntnis, Figuren und Literatur

Bezüglich des Wissens der Figuren lässt sich mit Lilith Jappe, Olav Krämer und Fabian Lampart sagen: „Autorinnen und Autoren beziehen sich in der Konzeption ihrer Figuren in aller Regel auf psychologisches und anthropologisches sowie literarisches Wissen, das heißt auf psychologische und anthropologische Annahmen, die in ihrer Zeit und ihrem kulturellen Umfeld geläufig sind, sowie gegebenenfalls auf in der literarischen Tradition vorgeprägte Figurentypen. Außerdem haben Figuren eine intendierte Funktion innerhalb der Gesamtkomposition des Werks, und diese Funktion besteht vielfach in der Vermittlung eines spezifischen Wissens, also darin, Auffassungen etwa über Moral, Gesellschaft oder Geschichte mitzuteilen.“[10]

Leserinnen und Leser aktivieren durch spezifische Aspekte der Figurenkonzeption bestimmte Wissensstrukturen und füllen Leerstellen der Figuren mit eigenen Vorstellungen auf. Dazu gehört etwa das Aussehen der Figuren oder ihre spezifische Motivation bei bestimmten Handlungen oder aber ihr Charakter, der sich beispielsweise über Handlungen, Aussagen oder aus Interaktionen mit anderen Figuren ableiten lässt. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Folgerungen von Rezipientenseite subjektiver Art sind und auf dem anthropologischen Kern einer Figur basieren.

Conditio humana

Wenn die Rede von einem anthropologischen Kern ist, dann geht es allgemein um die Darstellung der menschlichen Verfasstheit. „In der praktischen Philosophie verweist der Begriff der conditio humana auf die Endlichkeit und Verletzlichkeit menschlicher Existenz sowie auf die besondere wechselseitige Abhängigkeit der Menschen bzw. ihre gemeinsame Situiertheit in der Welt als eines Raumes relativer Geschlossenheit und Knappheit.“[11] Bezeichnet wird mit dem Begriff demnach etwas allgemein Menschliches. „Im engeren Sinne bedeutet ›conditio humana‹ diejenigen Bedingungen, die für alle Menschen gleichermaßen gelten und unter denen die Entfaltung menschlicher Fähigkeiten steht.“[12] Diese zusammenfassende Bedeutung des Begriffs ist meines Erachtens für die Analyse der Figuren im Zauberer von Oz relevant, wie sich zeigen wird.

Allgemein zum Aufbau von Wissen

Wie Wissen aufgebaut ist, kann die Kognitionspsychologie nicht genau klären. Laut Ralf Klausnitzer ist jedoch klar, dass:

Erstens: Wissensbestände gebunden sind an individuelle und/oder kollektive Träger und Medien, in denen es zu Zeichen und Zeichenketten gebunden und fixiert ist. Diese Träger sind Eigentum von jemandem und von den Bedingungen ihrer Erzeugung sowie der Weitergabe durch Texte, Institutionen und Kulturen schwerer ablösbar als separat gespeicherte und verwendete Informationen.

Zweitens: Wissen ist an Strukturen gebunden und weist daher systematische Formen auf und befindet sich in permanenter Verarbeitung nach bestimmten Regeln. Die Wissensstrukturen wachsen durch Zufluss von Informationen, sie begründen die Fähigkeit zur Bewertung und Einbettung in Kontexte, wodurch Informationen Relevanz, Gestalt und Form erhalten.

Drittens unterliegt Wissen in kulturellen Systemen einer zeitlichen Dynamik, da sich Wissensbestände aufbauen, jedoch auch veralten können und aus dem aktuellen kulturellen Gedächtnis verschwinden können. Die Aktivierung von Wissen ist allerdings nicht an limitierte Zeitfenster gebunden.

Viertens unterscheidet sich Wissen vom bloßen Glauben oder Meinen durch Gewissheit, da es als ein Geltungsanspruch auftritt. Dieser hat mit einem Für-wahr-halten der behaupteten Sätze zu tun und beruht auf begründeten bzw. begründeten Einsichten und Überzeugungen. Eingeschlossen ist auch ein Wissen-wie, also Variationen des Könnens. Gemeint ist ein Sich-Auskennen oder Sich-Zurechtfinden, das im Alltag genauso wichtig ist wie in wissenschaftlichen Laboren oder aber den experimentellen Gedankenspielräumen von Literatur.[13]

Figuren als Träger von Wissen

Figuren sind handlungstragende Größen, ihre Attribute sind Quellen von Wissen über die in Texten transportierten Welten und „sie partizipieren an fiktionsinternen wie -externen Kenntnisbeständen und verraten stets etwas über Normen und Konventionen ihrer Entstehungs-

und Handlungszeit. Eben deshalb ist ihre Analyse eine zentrale Aufgabe, wenn es darum geht, literarische Simulationen als Erkenntnisformationen zu beschreiben, zu deuten und zu erklären.“[14] In diesem Sinne sei noch kurz auf den Grund eingegangen, aus dem Figuren in Literatur oder auch in Filmen überhaupt vermenschlicht werden können und warum Menschen Emotionen bezüglich ihrer Handlungen und Erlebnisse, ja sogar in Bezug auf die ganze Figur entwickeln können (nicht umsonst wurde Lena Headey alias Cersei Lannister aus der Serie Game of Thrones teilweise in der Öffentlichkeit angefeindet, denn einige Menschen hatten offensichtlich den Bezug zur Wirklichkeit verloren).

Der Basistyp einer Figur

Laut Fotis Jannidis beschreiben Studien zur Folk psychology einen kognitiven Kern, dem alle menschlichen Wahrnehmungen und Erklärungen zugrunde liegen.[15] Der von ihm bezeichnete Basistyp wird auf Grundlage des dem Menschen angeborenen und sich stets weiterentwickelnden kognitiven Kerns aufgebaut.[16] „Menschen nehmen andere Menschen zwar als Entitäten in der physischen Welt wahr, schreiben ihnen aber prinzipiell andere Eigenschaften zu als unbelebten Objekten und erklären ihr Verhalten auch anders. Folk psychology in diesem Sinne ist die relativ abstrakte und formale Struktur eines Erklärungsmodells. In jeder Kultur wird dieses Modell mit anderen Inhalten gefüllt und ist stets in zahlreiche weitere Regelmäßigkeitsannahmen eingebettet.“[17] Andere Begriffe für Folk psychology sind auch Alltagspsychologie oder Common Sense.

Jannidis kommt zu folgendem Schluss: „Die Funktion dieses Basistypus in der konkreten Textanalyse liegt weniger in der direkten Applikation auf den Text, da in den meisten Texten die Figuren weitaus informationsreichere Gebilde sind, in die zusätzliche Annahmen mit Bezug auf das Geschlecht, die ethnische und nationale Zugehörigkeit, den sozialen Status, die Rolle, den Habitus und anderes mehr eingehen. Seine Funktion liegt vielmehr darin, ein analytisches Werkzeug zu bieten, mit dessen Hilfe erklärt werden kann, warum sich in manchen Texten die genannten kognitiven Operationen nicht sinnvoll durchführen lassen, warum sie aber in den meisten Texten möglich sind und auf ihnen weitere Operationen aufbauen können.“[18] Einfach ausgedrückt lässt sich auch sagen, dass Menschen Objekten eine psychologische Motivation zuschreiben, ebenso wie sie es im alltäglichen Umgang machen.

Wissen in der Literatur

In Literatur steckt Wissen, steckt Episteme. „›Episteme‹ bezeichnet philosophiegeschichtlich das universal gültige, wissenschaftliche und vernünftige Wissen, das keinem historischen Wandel unterliegt und der ›doxa‹ gegenüber gestellt wird, unter der bloße Meinungen, Glaubensauffassungen und ›Vorurteile‹ zusammengefasst werden, die nur begrenzt gültig und historisch veränderlich sind.“[19] Man könnte also bei der Beziehung von Literatur, Autor, Rezipient und Welt von einer Teilhabe sprechen oder einer Partizipation, die möglich wird, weil alle Instanzen in unterschiedlichem Ausmaße Anteil haben an den in der realen Welt zirkulierenden Wissensbeständen.

Fragen an die Figurenkonzeption und Wissen

Lilith Jappe, Olav Krämer und Fabian Lampart stellen vier zentrale Fragen im Zusammenhang mit der Figurenkonzeption.

In welcher Form geht historisches Wissen in die Figurenkonzeption ein?

Erstens geht esum die Frage nach dem historischen Wissen über den Menschen und in welcher Form dieses in die Figurenkonzeption der literarischen Texte eingegangen ist und verarbeitet wurde.[20] Zu diesem Wissen gehören alltagspsychologische Annahmen, psychologische, anthropologische, soziologische und andere mehr oder weniger bekannte Theorien, die Relationen schaffen zwischen außerliterarischem Wissen über Menschen und der literarischen Figurenkonzeption.[21] „Die erste Frage zielt auf die ‚Herkunft‘ oder die Kontexte des Wissens, auf das die Figurenkonzeptionen eines Textes Bezug nehmen, und zwar unabhängig davon, ob Hinweise auf dieses Wissen dem literarischen Text selbst entnommen oder nur mithilfe anderer Quellen gewonnen werden können.“[22]

Wie müssen Figuren für die Vermittlung von Wissen dargestellt werden?

Zweitens stellt sich die Frage nach der Darstellung von Figuren, damit Wissen vermittelt werden kann.[23] Dazu gehören die spezifische Ästhetik, die Art und Weise der Darstellung. Bekannt ist, dass an literarischen Figuren bestimmte historische und gesellschaftliche Aspekte inszeniert und verhandelt werden können, die mehr oder weniger offenkundig auf soziale oder politische Probleme verweisen und damit konkrete Funktionen besitzen.[24]

Welches Wissen aktivieren und rufen Rezipienten ab?

Drittens besteht die Frage nach dem Wissen, dass durch die Figurenkonzeption bei den Rezipienten Wissen aktiviert und abruft.[25] Sie „bezieht sich ausdrücklich und ausschließlich auf die Informationsvergabe des Textes; gefragt ist zum einen danach, welche Wissensstrukturen durch bestimmte Textelemente ‚aufgerufen‘ werden, zum anderen danach, wie die Textinformationen und das vorgängige Wissen der Leserin interagieren und welchen Modifikationen oder Transformationen dieses Wissen im Rezeptionsprozess unterzogen wird.“[26] Insofern werden rezeptionsästhetische Konzepte und kognitionswissenschaftliche Methoden relevant, wenn es um diese Art von Fragestellungen geht.

Kann durch Lektüre Wissen erworben werden?

Viertes wird die Frage aufgerufen, ob Rezipienten aus der Figurendarstellung Wissen gewinnen können.[27] Rezipienten können sich bei der Lektüre durch Reflektieren Wissen über die Figur erarbeiten und sich dadurch neues Wissen aneignen, wobei der Text die Grundlage für diese Auseinandersetzung bildet, der Text dient dementsprechend dem mentalen Probehandeln, an dem Leserinnen und Leser teilhaben können[28], etwa in der Form eines Gedankenexperimentes. Ob aus Literatur Wissen generiert werden kann, ist ein umstrittenes Thema und wird breit diskutiert. Íngrid Vendrell Ferran hat sich ausführlich mit dem Thema in ihrer Habilitationsschrift beschäftigt und kommt zum Schluss, dass „der kognitive Wert von Literatur erkenntnispluralistisch aufzufassen ist“[29] und Literatur kognitive Fähigkeiten verbessern könne.[30]

Erkenntniswert von Literatur?

Das in der Literatur an Figuren und Objekten inszenierte implizite und explizite Wissen sowie seine ästhetische Präsentation hat großen Anteil an der Vergegenwärtigungsleistung, die durch Lektüre möglich wird. So plädiert bereits Gottfried Gabriel dafür, dass „der Erkenntniswert der Literatur in ihrer Vergegenwärtigungsleistung besteht.“[31] Die Auffassung, so Gabriel, dass Literatur einen Erkenntniswert habe und Dichtung einen wesentlichen Beitrag zur Erkenntnis der Wirklichkeit leiste, sei nicht selbstverständlich.[32] „Sie wird von zwei gegensinnig verlaufenden Argumentationslinien in Frage gestellt. So wird von wissenschaftstheoretischer Seite der Erkenntniswert der Dichtung geleugnet und die Erschließung der Wirklichkeit einzig den Wissenschaften, vor allem den Natur- und Sozialwissenschaften, überantwortet.“[33]

Vergegenwärtigung oder Psychologisierung?

Tatsächlich habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass ein derartiger Zugang zur Literatur als psychologisierend abgetan wird. Dabei besteht meines Erachtens ein Unterschied zwischen dem Psychologisieren von Figuren aufgrund eigner psychischer Projektionen oder einer literaturwissenschaftlichen Analyse von literarischen Werken, die psychologische Modelle als Basis einer Analyse nutzt sowie einer philosophischen Betrachtung über den Erkenntniswert, den Literatur gerade über die Figuren und ihre spezifische Konzeption liefern kann. Diesbezüglich sind die Thesen von Harald Haferland interessant, insgesamt handelt es sich um 16, von denen ich hier exemplarisch vier anzitieren möchte: „7. Es gibt keine Figuren ohne Psychologie. Figuren teilen als ausgedachte Wesen immer ein anthropologisches Minimum mit lebendigen Menschen.“[34] Die Identifizierung als Figur – so die These Nummer 8 – fällt mit der ausgehend von Handlungsmotivationen zugeschriebenen Psychologie von Objekten zusammen. Doch zu beachten ist dabei: „9. Die Figuren in Erzählungen zugeteilte konkrete Psychologie unterliegt aber keiner freien Zuschreibungsvollmacht des Rezipienten. Er soll nicht psychologisieren.“[35] Verzichten auf psychologische Beschreibungen müsse man jedoch nicht – These 10.[36]

Ein Beispiel für Psychologisierung in Der Zauberer von Oz

Im Rahmen einer übertriebenen Psychologisierung könnte ich beispielsweise behaupten, dass Dorothy sich in der Pubertät befindet und ihr durch ein Naturereignis herbeigeführter Weggang aus Oz sie gewaltsam einführt in ihr Leben als junge Frau wobei die drei Freunde nicht real sind, sondern gerade die Persönlichkeitsanteile verkörpern, die ihr zur Entwicklung eines ganzheitlichen und individuellen Selbst mit ausgebildeter Identität fehlen. Das steht nirgendwo im Text, ich habe mir das gerade einfach so ausgedacht und es auch noch nie irgendwo gelesen. Für den Fall, dass hier etwaige Ähnlichkeiten bestehen müsste man wohl differenzierter auf den Begriff des kollektiven Unbewussten eingehen, aber das würde jetzt wirklich zu weit gehen.

Ein Beispiel habe ich für Der Zauberer von Oz noch, auch soeben ausgedacht: Die Überwindung der bösen Hexe des Westens bezeugt den Elektrakompex von Dorothy. In diesem Szenario verkörpert die Hexe die Mutterfigur, Oz die Rolle des Vaters, den Dorothy durch die Überwindung der Mutter emotional erreichen kann. Der Elektrakomplex ist ein Begriff aus der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Er beschreibt die Phase, in der Mädchen eine emotionale Bindung zum Vater entwickeln und die Mutter als Rivalin betrachten. Dieser Konflikt kann zu inneren Spannungen führen und beeinflusst die psychosexuelle Entwicklung. Ich setze noch eins drauf: Wahrscheinlich wird Dorothy als erwachsene Frau sogenannte ‘Daddy Issues’ entwickeln, immerhin fliegt Oz alleine mit seinem Ballon nach Kansas, obwohl er sie mitnehmen wollte.

Nichts davon steht im Text. Ich denke, diese Beispiele waren sehr anschaulich.

Vergegenwärtigung und Perspektive

Gottfried Gabriel konstatiert dazu: „Die Vergegenwärtigung von Situationen ,Anderer‘ (etwa literarischer Figuren) erweitert den Horizont unseres Verstehens; sie erlaubt uns eine imaginative ,Teilnahme‘ an vielfältigen Handlungszusammenhängen, Motiven, Gefühlen, Haltungen, Sichtweisen und Stimmungen, die uns selbst im wirklichen Leben nicht ,zuteil‘ geworden – oder auch erspart geblieben sind.“[37] Nach Gabriels Richtungsweisung lässt sich diese Reflexionshaltung, die bei der Lektüre entstehen kann, auch als subjektives Experimentieren in Gedanken bezeichnen. Weiterhin gehe es bei der ästhetischen Vermittlung des Dargestellten nicht um reale Präsenz, sondern um fiktionale Präsentation, die eine Reflexion ermögliche[38], dies laufe „keineswegs auf Emotivismus hinaus.“[39]

Literatur im Dienst der Vergegenwärtigung der conditio humana

„Die gelungene literarische Vergegenwärtigung von Gefühlen, Einstellungen und Lebensformen stellt ganz unabhängig davon, ob ich diese moralisch billige oder verabscheue, einen Erkenntniswert dar, indem sie mich die conditio humana gegebenenfalls auch in ihren Perversionen kennen lehrt.“[40] Gerade diese Option findet sich häufig in der Literatur wieder und auch ich habe bereits Beiträge über die Absurdität menschlichen Verhaltens in Joseph Hellers Catch 22, die Perversion in Vladimir Nabokovs Lolita oder das manische Denken in Frank Witzes Die fernen Orte des Versagens verfasst. Inwiefern tatsächlich eine moralische Intention oder Vergegenwärtigungsleistung im Vordergrund steht, müsste separat betrachtet werden. Mir erscheint jedoch gerade in den soeben aufgeführten Werken, insbesondere auch an der dort vorhandenen Figurenkonzeption, ein breites Spektrum der conditio humana veranschaulicht, das sich mit dem zeitgenössischen Kontext in Beziehung setzen lässt und damit epochenübergreifend zeitlos Gültigkeit beanspruchen kann. Und das gilt auch für die Figuren in Der Zauberer von Oz.

Relevant erscheint mir die bereits von Gabriel vorgenommene Unterscheidung zwischen zwei Formen der Erkenntnis, und zwar einmal der propositionalen Beschreibung der Faktenwirklichkeit sowie der nicht-propositionalen Vergegenwärtigung der Lebenswirklichkeit.[41] „Der Dichtung kommt ein Erkenntniswert im zweiten Sinne zu, ein Erkenntniswert, der nicht mit Aussagenwahrheit zusammenfällt. Eine Erkenntnis von Dingen und Situationen kann nicht nur durch deren propositionale Beschreibung erfolgen, sondern auch so, dass wir durch Vergegenwärtigungen, seien diese nun fiktional oder nicht-fiktional, mit ihnen bekannt gemacht werden.“[42] Ich empfehle dafür tatsächlich Frank Witzels Die fernen Orte des Versagens oder Vladimir Nabokovs Lolita, denn hier erhalten Leserinnen und Leser direkten Zugang zu nicht vertrauten und abgründigen Seinsperspektiven, vorgetragen durch einen unzuverlässigen Erzähler.

Nachgeschoben: Vergegenwärtigung

Vergegenwärtigung gehört zu den wesentlichen Merkmalen des Denkens: „Die denkende Person ist losgelöst von der sinnlichen Erfahrung und kann damit Vergangenes wie Zukünftiges vergegenwärtigen. Vergegenwärtigung bedeutet, der Fantasie Platz einzuräumen und nicht nur das Gegebene, sondern auch das Mögliche zu bedenken. Je intensiver an etwas gedacht wird, umso lebendiger tritt es vor das geistige Auge und wird dadurch präsent.“[43] Ganz allgemein unterscheidet sich Denken als eine der höheren kognitiven Funktionen von der Wahrnehmung, dem Lernen oder dem Gedächtnis, die zu den einfachen kognitiven Funktionen zählen.[44] Denken geht Handeln voraus, es besitzt demnach eine vorwärts gerichtete Perspektive, allerdings auch eine gegenwarts- und rückwärtsgerichtete Perspektive, die zum aktuellen oder nachträglichen Verständnis einer Situation sowie ihrer Bewertung beitragen kann.[45] „Denken ist eine spez. Form der Informationsverarbeitung, bei der eine aktive innere Beschäftigung mit sprachlichen Begriffen, bildlichen Vorstellungen und anderen mentalen Inhalten stattfindet mit dem Ziel, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Denken steht häufig im Dienste zielorientierter Handlungen, die nicht als automatisierte Routinen verfügbar sind.“[46]

Gottfried Gabriel jedenfalls plädiert am Ende seiner Studie dazu, den durch Vergegenwärtigung entstehenden Erkenntniswert der Literatur als kognitiven Wert anzuerkennen, zu dessen Erschließung es nicht nur Verstand und Vernunft, sondern (und hier ließen sich Fiktionstheorien einschließen) es bedürfe auch „der anschaulich vergegenwärtigenden Vermögen Einbildungskraft und Phantasie.“[47]

Das Denken und die Vogelscheuche

Insofern lässt sich nach dieser einführenden Erläuterung bereits eine Schlussfolgerung auf die Verstandeskraft der Vogelscheuche ziehen. Denn wenngleich die Vogelscheuche hinsichtlich ihrer Wahrnehmung, dem Lernen oder ihren Erinnerungen ein Defizit aufgrund ihres jungen Alters hat, besitzt sie demgegenüber jedoch eine umfassende Verstandesleistung im Denken, obwohl ihr Kopf mit Stroh gefüllt ist und sie selbst nicht von ihrer eigenen Intelligenz überzeugt ist.

In einem späteren Beitrag betont Gabriel die Möglichkeit der Imagination von literarischen Texten: „Es gibt fiktionale Literatur, die einen relevanten Erkenntniswert besitzt. Meine Hauptthese besagt, dass dieser Erkenntniswert in einer Vergegenwärtigungsleistung besteht.“[48] Allerdings falle Wahrheit nicht mit Erkenntnis zusammen. Vergegenwärtigungen seien auch in philosophischen Texten in Form von Gedankenexperimenten und Narrationen vorhanden, wobei es die scharfe Grenze zwischen Philosophie und Literatur nicht gebe.[49] Ich selbst beschäftige mich auf dieser Webseite schließlich auch mit einer Form des Experimentierens in Gedanken und wende dafür wissenschaftliche Methoden anhand von Literatur und Filmen an, die ich dann mit meiner Realität oder Aussagen anderer Personen in Beziehung setze, meist sind es die Autorinnen und Autoren der untersuchten Werke. Feststellen konnte ich in der Hinsicht bereits, dass eine Vergegenwärtigungsleistung in Form einer intentional erwirkten Katharsis bei den Verfassern besteht, also eine intentionale Vergegenwärtigungsleistung erfolgt.

„Der Erkenntniswert der Literatur erstreckt sich nicht nur auf die Bekanntschaft mit Gefühlen, Befindlichkeiten, Stimmungen usw., sondern auch auf die Bekanntschaft mit Situationen und der conditio humana insgesamt.“[50] Mit diesem Statement wird es nun Zeit, die theoretischen Grundlagen an den Figuren aus The Wonderful Wizard of Oz anzuwenden.

Warum erkennen die Figuren sich selbst nicht?

Weil es unlogisch wäre, wenn sie es könnten. Es gäbe dann nämlich in Der Zauberer von Oz überhaupt nichts zu Erzählen. Dorothy würde die Hacken ihrer Silberschuhe zusammenschlagen und wäre wieder in Kansas, während alle anderen im Stillstand verharren würden, oder besser formuliert, sie würden keinerlei neue Erfahrungen machen, sich also kein Wissen aneignen können. Manchmal sind andere Wege eben sehr viel interessanter als die, die wir uns vorgestellt hatten. In diesem Sinne passt auf die Redensart ‘Der Weg ist das Ziel’, der wiederum mit dem Lernen und der Wissensaneignung analog gesetzt werden kann. Oder mit dem Leben an sich. Der Sinn des Lebens ist ja gerade nicht der Tod als Ziel, sondern die im Leben gemachten Erfahrungen und erfahrenen Beziehungen. So hat jeder auf dem Weg in die Smaragdstadt Freunde gefunden und letztlich werden sie für die gemachten Erfahrungen belohnt, auch wenn sie ihre Wünsche zu ihrer Unkenntnis bereits zu Beginn der Reise in sich tragen. Doch auch hier passt die Redensart, denn sie hätten ihre Wünsche ohne die Reise nicht angenommen.

Der Weg als Ziel

So besitzt Dorothy von Anfang an die silbernen Zauberschuhe, der toten Hexe des Ostens. „Your Silver Shoes will carry you over the desert,“ replied Glinda. „If you had known their power you could have gone back to your Aunt Em the very first day you came to this country.“ (S. 166) Dorothy hätte nur die Hacken nur dreimal aneinanderschlagen müssen.

„But then I should not have had my wonderful brains!“ cried the Scarecrow. „I might have passed my whole life in the farmer’s cornfield!“
„And I should not have had my lovely heart,“ said the Tin Woodman. „I might have stood and rusted in the forest till the end oft he world.“
„And I should have lived like a coward forever,“ declarded the Lion, „and no beast in all the forest would have had a food word to say to me.“
„This is all true,“ said Dorothy, „and I am glad I was of use to these good friends.“ (S. 166)

Dorothy ist als Figur in Der Zauberer von Oz das handlungsmotivierende Element, dar Katalysator für den Handlungsfortschritt. Ihr Erscheinen in Oz bringt Fortschritt und setzt auch die Leben der drei Freunde in Bewegung. Und nicht nur das, sie hat sogar Einfluss auf das gesamte Land, weil durch ihr Erscheinen zunächst die böse Hexe des Ostens getötet wird, später bringt sie auch die böse Hexe des Westens zum Schmelzen und entlarvt den Zauberer von Oz, der die Vogelscheuche als neuen Herrscher bestimmt. Dorothy und ihr Erscheinen könnte insofern als revolutionäre Kraft bezeichnet werden. Sie kann aber nur Stein des Anstoßes sein, weil sie sich ihrer Kräfte (die Silberschuhe und der Schutzzauber, den die gute Hexe des Nordens mit einem Kuss auf die Stirn auf sie überträgt) nicht kennt.

Unbewusstes Agieren mit weitreichenden Folgen

Sie ist sich ihrer nicht bewusst. Das kann auch die böse Hexe des Westens sehen.

„At first the Witch was tempted to run away from Dorothy; but she happened to look into the child’s eyes and saw how simple the soul behind them was, and that the little girl did not know of the wonderful power the Silver Shoes gave her. So the Wicked Witch laughed to herself, and thought, “I can still make her my slave, for she does not know how to use her power.” (S. 99)

Es wirkt aber meiner Ansicht nach auch authentischer, wenn das Mädchen die Hexe in einem Anflug aus Zorn tötet, weil ihr der Kragen ob der Gemeinheiten platzt, wenn sie die Diebin mit Wasser überschüttet – nichtsahnend von der vernichtenden Wirkung. Dass Hexen mit Wasser getötet werden ist auch kein verbreitetes literarisches Motiv, von daher scheint Dorothys Unkenntnis darüber plausibel.

Die Ergebnisse von Dorothys Erscheinen in Der Zauberer von Oz

Was bleibt dann als Fazit für diese Figur, die einfach nur nach Hause will, obwohl das Land von Oz doch im Grunde viel schöner ist als das graue und eintönige Kansas? Ist sie als Figur dann nicht vielmehr als eine Funktion oder ein Stein, der den narrativen Fluss in Bewegung gesetzt hat? Denn das Land ist von den bösen Hexen befreit und alle Freunde haben ihre Wünsche erfüllt bekommen und darüber hinaus sogar noch mehr:
„I will return to the Emerald City,“ [the Scarecrow] replied, „for Oz has made me its ruler and the people like me.“ (S. 165)
Und auch der Blechmann hat Pläne:
„The Winkis were very kind to me, and wanted me to rule over them after the Wicked Witch died. I am fond oft he Winkies, and if I could get back again tot he Country of the West, I should like nothing better than to rule over them forever.“ (S. 165)
Und auch der Löwe nimmt seinen Platz ein:
„Over the hill oft he Hammer-Heads,“ he answered, „lies a grand old forest, and all the beasts that live there have made me their Kind. If I could only get back to this forest, I would pass my life very happily there.“ (S. 165)

Die Vogelscheuche und ihr sprichwörtlicher Verstand

Exemplarisch soll nun abschließend noch ein konkreter Blick auf die Vogelscheuche geworfen werden. Ihr ist ihr Nichtwissen auf den fiktionalen Leib geschrieben.

„I don’t mind my legs and arms and body being stuffed, because I can not get hurt. If anyone treads on my toes or sticks a pin into me, it doesn’t matter, for I can’t feel it. But I do not want people to call me a fool, and if my head stays stuffed with straw instead of with brains, as yours is, how am I ever to know anything?“ (S. 23-24)

Wer kennt nicht die Redensart ‘Stroh im Kopf haben’ – eben diese findet sich an der Figur der Vogelscheuche inszeniert. Dem digitale Wörterbuch der deutschen Sprache nach steht dieser Ausdruck für „umgangssprachlich, abwertend ⟨jmd. hat Stroh im Kopf⟩ dumm, unvernünftig sein; keinen Verstand haben“[51]. Die figurale Konzeption der Vogelscheuche hat Anteil am Faktenwissen der Realität, wird jedoch durch den Autor L. Frank Baum mit wunderbaren Elementen angereichert, denn normalerweise können Vogelscheuchen nicht sprechen. Inwiefern sich die Geschichte ihrer Erschaffung analog zu menschlichen Gründungsmythen setzen lassen könnte, kann hier leider nicht erörtert werden. Zudem ist sie die figurale Präsentation des genannten Sprichwortes. Was nun allerdings im Verlauf der Geschichte auffällt ist, dass die Vogelscheuche zwar aufgrund kaum vorhandener Erfahrung Fehler macht oder Dinge nicht weiß, sie jedoch präzise Schlussfolgerungen treffen kann. Dies steht entgegen ihrer Ansicht über sich selbst, sie habe keinen Verstand.

Verstand oder kein Verstand – das ist hier die Frage

So ist ihr zum Beispiel äußerst bewusst, dass sie Feuer fangen kann, ihre größte Angst ist daher „a lighted match.“ (S. 24) Klug ist es, sich vor den Dingen, die einem schaden können, fernzuhalten. Die Vogelscheuche sammelt auf der Reise Nüsse für Dorothy, was diese als „kind and thoughtful of the Scarecrow“ (S. 48) betrachtet. Als die Freunde vor einem Abgrund stehen, hat sie die rettende Idee: Der Löwe wird sie der Reihe nach über den Abgrund bringen. Sie meldet sich für den ersten Sprung freiwillig, denn sie kann das Risiko abschätzen, da „Dorothy would be killed, or the Tin Woodman badly dented on the rocks below.“ (S. 49) Auf der Flucht vor den Kalidahs (Bestien mit Bärenkörpern und Tigerköpfen) ist es ebenfalls die Vogelscheuche, die die rettende Idee hat, sodass die Bestien in den Abgrund stürzen. (S. 53) Als die Freunde ratlos vor einem Fluss stehen schlägt sie vor, der Blechmann solle zum Übersetzen ein Floß bauen. (S. 53) Dies sind nur einige der Situationen, in denen die Vogelscheuche durch die Kraft ihres Verstandes Klugheit und Intelligenz beweist. Trotzdem ist sie davon überzeugt, keinen Verstand zu besitzen.

Es scheint, als wäre die Figur gefangen im Wissen über die Art ihrer Beschaffenheit, die zusammenhängt mit dem Wissen über die Redensart ‘Stroh im Kopf haben’ bzw. in ihrer von Baum konstruierten Konzeption. Doch das inhärente Wissen über die an der Vogelscheuche offenbaren Redensart ist nur teilweise der Ursprung für ihren Glauben, dass sie Verstand finden müsse. Nachdem ihre Schöpfer die Vogelscheuche in das Kornfeld gestellt haben, verschreckt sie zunächst wie gewünscht Krähen. Allein eine alte Krähe lässt sich nicht täuschen. Als diese sich niederlässt, kommen auch andere Vögel. „If you only had brains in your head you would be as good a man as any oft hem, and a better man than some of them. Brains are the only thing worth worth having in this world, no matter whether one is a crow or a man.“ (S. 29) Diese Worte der Krähe überdenkt die Vogelscheuche und entscheidet sich dann, Verstand zu erwerben und schließt sich dann Dorothy auf ihrer Reise an. Tatsächlich kommt an dem alten Vogel auch wieder Gegensatz Wissen und Erfahrung zum Tragen. Die jüngeren Vögel wissen, dass Menschen sie verscheuchen und die Vogelscheuche sieht von weitem aus wie ein Mann. Doch der alte Vogel kann aufgrund seiner langjährigen Erfahrung die Situation aufgrund seiner Beobachtungsgabe anders einschätzen, denn die Vogelscheuche bewegt sich nicht wie die im Land wohnenden Munchkins es normalerweise tun.

Die Annahme der eigenen Stärken

Obwohl Oz sich als Schwindler outet, verlangen die Freunde zuletzt von ihm die Erfüllung ihrer Wünsche.

„Can’t you give me brains?“asked the Scarecrow. „You don’t need them. You are learning something every day. A baby has brains, but doesn’t know much. Experience is the only thing that brings knowledge, and the longer you are on earth the more experience you are sure to get.“ (S. 123) Oz führt hier in anderer Form mein soeben erwähntes Krähenbeispiel an.

Letztlich erfüllt Oz auch der Vogelscheuche ihren Wunsch, indem er ihr einfach mehr Stroh in den Kopf füllt. Weise fühle sie sich jetzt, sagt sie zu Dorothy. „‘When I get used to my brains I shall know everything.’ ‘Why are those needles and pins sticking out of your head?’ asked the Tin Woodman. ‘That is proof that he is sharp,’ remarked the Lion. (S. 128)

Die Notwendigkeit externe Legitimation?

Gemeint ist der scharfe Verstand der Vogelscheuche, der jetzt für alle sichtbar wird durch die aus ihrem Kopf ragenden Stecknadeln, die den Stoff zusammenhalten. Obwohl sie die ganze Zeit Verstand besaß, erkennt sie ihren Verstand erst jetzt an. Es ergeht dem Blechmann ebenso, der von Oz ein Herz aus Seide erhält, das mit Sägespane ausgestopft ist. Der Löwe erhält ein Getränk, das er sich einverleiben soll. Dies wirft natürlich die Frage auf, ob Objekte oder Dinge als Beweise notwendig sind, um Fähigkeiten zu legitimieren. Oder sollte hier eine inhärente Moral versteckt sein – braucht es Autoritäten, um die eigenen Stärken, Fähigkeiten und eigenes Wissen überhaupt annehmen und besitzen zu können?[52]

Externalisierungen der Tugenden in Der Zauberer von Oz von 1939

Interessant ist, dass im Film von 1939 diese Gegenstände signifikanten Variationen unterlagen. Dort verleiht Oz der Vogelscheuche nämlich ein Objekt, das stellvertretend für ihre Intelligenz betrachtet werden soll: „Back where I come from, we have universities, seats of great learning, where men go to become great thinkers. They think deep thoughts, and with no more brains than you have. But they have one thing you haven’t got. A diploma.“[53] Aus dem Grund verleiht Oz der Vogelscheuche mittels seiner Vollmacht und Autorität ein Diplom und ernennt ihn zum Doktor der Denkologie. Es ist interessant, dass Oz hier die Vogelscheuche bezüglich ihrer Verstandesleistung gleichsetzt mit den Universitätsgelehrten – der einzige Unterschied sei das Diplom, ein einfaches Schriftstück. Aber gerade diesem wird die Macht zugestanden, die Intelligenz der Vogelscheuche zu belegen. Der Holzfäller erhält ebenfalls ein Herz und der Löwe eine Ehrenmedaille. In der direkten Gegenüberstellung wird also im Film behauptet, dass, sagen wir Statusobjekte, als Beweis für die an diese allgemein anerkannten Tugenden und Fähigkeiten notwendig sind, damit man selbst an sich glauben kann und damit andere wissen, dass man die an diese Objekte gebundenen Fähigkeiten besitzt.

Die conditio humana und suspekte Gepflogenheiten

Das ist doch „suspect“[54]. Corey McCall und Randall E. Auxier untersuchen die im Film vorkommenden Tugenden hinsichtlich ihrer Verbindung zur Philosophie. „These absurd tokens demonstrate what most viewers of the film already suspect: the cultivation of virtue is the task of each individual, and no extrinsic goods or tokens of virtue will change this. Yet, the public signification of those virtues is not unimportant.“[55]

Es scheint, als würde in der Übergabe ein Aspekt der conditio humana offenbar werden, nach der Menschen Objekten Macht über die eigenen Fähigkeiten und Stärken zuweisen, die sie im Grunde gar nicht bräuchten, es aber um eine Sichtbarmachung in der Welt geht, einen Öffentlichkeitscharakter, der gewisse Aspekte für andere zugänglich macht, damit diese Fähigkeiten allgemein erkannt werden können.

Und wie war das jetzt mit der Vergegenwärtigung?

Zu differenzieren ist hierbei zwischen der Figurenebene und der Ebene der Rezipienten, aus deren subjektiver Perspektive im Rückgriff auf Wissen aus dem kulturellen Gedächtnis kognitive Annahmen getroffen werden (etwa auf die Verstandesleistung der Vogelscheuche) sowie auf Basis individuellen Erfahrungswissens auch subjektive Inferenzen gemacht werden können. Wenn wir uns nun noch einmal Gottfried Gabriels These ins Gedächtnis rufen, dass nämlich durch Vergegenwärtigung entstehender Erkenntniswert der Literatur als kognitiven Wert anzuerkennen sei und zu dessen Erschließung nicht nur Verstand und Vernunft, sondern auch „anschaulich vergegenwärtigende[s] Vermögen Einbildungskraft und Phantasie“[56] vorhanden sein müsse, dann trifft dies mindestens auf die Figuren zu. Diese besitzen das Vermögen, sich durch Übergabe der Objekte, an die ihre Wünsche gebunden sind, einzubilden, sie hätten eben jene daran gebundenen Fähigkeiten verinnerlicht. Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen aber bereits, dass die Figuren eben diese Fähigkeiten schon die ganze Zeit über verkörperten oder in sich trugen und die fast rituell erscheinende Übergabe durch Oz nur ‘Humbug‘ ist. Ein quasi öffentliches Ritual, dass die vormals unsichtbaren Stärken legitimiert und bekräftigt.

Ich rufe eine weitere These Gabriels ins Gedächtnis: „Der Erkenntniswert der Literatur erstreckt sich nicht nur auf die Bekanntschaft mit Gefühlen, Befindlichkeiten, Stimmungen usw., sondern auch auf die Bekanntschaft mit Situationen und der conditio humana insgesamt.“[57] Worum könnte es sich diesbezüglich im Zauberer von Oz mit Blick auf die scheinbar nicht vorhandene Erkenntnisleistung der Figuren hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten konkret handeln?

Der blinde Fleck und die conditio humana

Eine These von mir dazu lautet: Der wesentliche Aspekt der conditio humana, der im Sinne des anthropologischen Kerns der Figuren in Der Zauberer von Oz sichtbar wird, ist der blinde Fleck hinsichtlich der eigenen Kompetenzen, womit die Figuren das Vorhandensein eines anthropologischen Kerns beweisen und durch ihr Nicht-Erkennen eine Vergegenwärtigungsleistung im Sinne eines Reflektierens über die eigenen blinden Flecken durch Fantasie und Imagination in sich tragen. „Als blinder Fleck wird in der Psychologie aber auch die Tendenz von Menschen bezeichnet, die Seiten an sich selbst, die sie nicht wahrnehmen können oder wollen, zu ignorieren. Solche Menschen sind quasi blind für gewisse Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale, die sie haben, d.h., es besteht ein Unterschied zwischen Selbstbild und Fremdbild.“[58]

Beim sogenannten blinden Fleck handelt es sich demnach um einen typisch menschlichen Aspekt im Rahmen der conditio humana, der Verbindungen schaffen kann und Entwicklungspotenzial besitzt. Dass andere Menschen helfen können, die eigenen blinden Flecke anzusprechen und zu einer Erkenntnisleistung bezüglich des eigenen Selbst beitragen können, habe ich bereits in meinem Beitrag zu Sara Pennypackers Mein Freund Pax gezeigt.

Und was ist mit den Leserinnen und Lesern?

Die Intention des Autors beim Verfassen von The Wonderful Wizard of Oz bestand für darin, Kinder zu unterhalten: „[T]he story of ‚The Wonderful Wizard of Oz‘ was written solely to pleasure children of today. It apsires to being a modernized fairy tale, in which the wonderment and joy are retained and the heart-aches and nightmares are left out.“ (Widmung ohne Seitenangabe) Wäre es möglich, dass Kinder, für die Lyman Frank Baum sein Märchen schließlich geschrieben hat, sich darüber wundern, warum die Vogelscheuche die ganze Zeit die rettenden Ideen hat oder der Löwe stets mutig ist? Würden sich Kinder nach der Lektüre sagen, dass es weniger wichtig ist, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen und eher den Weg zu genießen und Anteil zu nehmen am Leben selbst? Würden Kinder ihre Eltern auch um Objekte bitte, mit denen ihre individuellen Fähigkeiten für Welt sichtbar werden? Vermutlich stelle ich die falschen Fragen.

Vermutlich hätte ich fragen müssen, ob der Der Zauberer von Oz das Potenzial besitzt, Leserinnen und Leser aufmerksam zu machen auf die Möglichkeit, dass es ihnen selbst mit den bislang nicht erkannten Fähigkeiten genauso gehen könnte. Rezipienten könnten also aus der Lektüre Wissen durch Vergegenwärtigung erwerben. Mit Íngrid Vendrell Ferran behaupte ich dementsprechend „Erkenntnisse, die wir aus fiktionaler Literatur erwerben, etwas über die Realität, den Anderen und uns selbst beibringen können.“[59] Zudem fungiere Literatur als Katalysator des Erfahrungshorizontes, beeinflusse und verändere die Modi des Weltbezugs.[60] Und letztlich geht es im Zauberer von Oz um den subjektiven Standpunkt der Figuren der eben im Zusammenhang steht mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung woraus sich dann der jeweilige Erkenntnisstand gründet. Aber gerade das ist eine Frage, die konkret gar nicht beantwortet werden kann, da sie auf die subjektiven Wahrnehmungen und Lektüreerkenntnisse abzielt, die nur schwierig bis überhaupt nicht greifbar sind und daher nur theoretischen Annahmen zugrunde liegen.

Wahrnehmung und Perspektive in Der Zauberer von Oz

Was allerdings mit dieser Feststellung deutlich wird ist das Vorhandensein einer individuellen Wahrnehmung aufgrund von kulturellen und anthropologischen Aspekten. Die grünen Brillen in der Smaragdstadt stehen exemplarisch für eine aufgezwungene Wahrnehmung, die keine andere Sichtweise erlaubt: Alle sehen grün. Der Zauberer manipuliert die Wahrnehmung aller und benutzt Dorothy und ihre Freunde, damit niemand von seiner Machtlosigkeit erfährt. „As it was, I lived in deadly fear oft hem for many years; so you can imagine how pleased I was when I heard your house had fallen on the Wicked Witch oft he East. When you came to me, I was willing to promise anything if you would only do away with the other Witch“ (S. 162), sagt Oz zu Dorothy. Tatsächlich erinnert mich der Zusammenhang von Kunst und Manipulation und damit einhergehende mögliche politische Interessen an meinen Beitrag zu Thomas Manns Mario und der Zauberer, in dem ich ebenfalls auf die Verschleierung der eigenen Absichten durch Manipulation der Wahrnehmung der Menge eingehe.

Im Zauberer von Oz jedenfalls erkennt auch die böse Hexe des Westens, dass Dorothy nichts von ihren Stärken weiß. Daher kann sie diese ebenfalls manipulieren. Der feige Löwe hat Angst vor anderen Tieren, doch da er sie anbrüllt, bekommen sie Angst und bemerken nicht, dass der Löwe ein Feigling ist. Mag der Körper des Blechmanns hart sein, zudem schwingt er seine scharfe Axt gegen Feinde und zögert nicht sie zu töten, so ist er doch sehr emotional und bedacht darauf, niemandem zu schaden. Und auch wenn Dorothys Heimat grau und eintönig ist, sogar Tante Em und Onkel Henry grau aussehen und sie allem Anschein ärmliches Leben führen, so wünscht sie sich doch nichts sehnlicher als nach Hause zu kommen. Denn „There ist no place like home.“ (S. 28)

Mindestens zwei Standpunkte

Nach allem lässt sich als Fazit festhalten, dass es allgemein und in Der Zauberer von Oz auf die Perspektive ankommt, die sich durch interne und externe Einflüsse verändern, durch Manipulation erzwungen, durch Objekte erwirkt, gefestigt und aufrechterhalten werden und die zuvorderst an das Selbst des Individuums gebunden scheint. Solange die Figuren sich ihrer eigenen Kräfte nicht selbst bewusst sind, handeln sie zwar ihres Wissens nach aber ihnen fehlt das Bewusstsein für ihre Fähigkeiten. Aus diesem Grund können sie manipuliert und für die Wünsche anderer instrumentalisiert werden. Etwa von Oz, der sie ausschickt, die böse Hexe des Westens zu töten, weil er es selbst nicht kann und Angst hat. Oder die böse Hexe des Westens, die Tricks anwendet, um an Dorothys Silberschuhe zu kommen und sie versklavt, weil das Mädchen die Kräfte nicht kennt. Erkenne dich selbst – diese Worte standen einst am Apollotempel von Delphi und sie scheinen im Rahmen der conditio humana weiterhin Gültigkeit zu beanspruchen. Selbsterkenntnis macht individuelles und unabhängiges Denken möglich – diese Aussage scheint auch für die Figuren aus Der Zauberer von Oz relevant.

Beschluss für Der Zauberer von Oz

Mein eigenes Fazit zu den eingangs gestellten Fragen zu Der Zauberer von Oz lautet daher: Wer sich selbst kennt, der bedarf weder legitimierender Objekte noch befürwortender Autoritäten, weil er sich seiner Fähigkeiten und Stärken bewusst ist. Ob eine vollumfassende Selbsterkenntnis möglich ist für Menschen, das kann ich nicht beantworten und es erscheint mir auch schwierig. Die Welt ist perspektivisch und als Individuum besitzt man nur eine begrenzte Sichtweise. Selbst, wenn man einen anderen Standpunkt einnehmen würde, man könnte doch niemals in einen anderen Menschen schlüpfen – gerade darum sind wahrscheinlich legitimierende Objekte zur Sichtbarmachung notwendig, denn auch auf Selbstaussagen kann man sich – wie man Beispiel des Schwindlers Oz deutlich wird – nicht verlassen.

The Wonderful Wizard of Oz bzw. Der Zauberer von Oz war aus meiner Perspektive eine erhellende Lektüreerfahrung und ich habe meiner Ansicht nach einige neue Erkenntnisse über mich und die Welt gewonnen, die mir vorher gar nicht so deutlich gewesen sind. Vielleicht geht es anderen Menschen genauso.

Zusätzliche Informationen: Der Zauberer von Oz als Allegorie

Wie bereits angeführt, bestand die grundliegende Intention beim Verfassen von The Wonderful Wizard of Oz für Lyman Frank Baum darin, Kinder zu unterhalten. (Widmung ohne Seitenangabe) Doch das Märchen Der Zauberer von Oz wurde auch anders interpretiert. Etwa als ökonomische Allegorie wie Bradley A. Hansen beschreibt: „In 1964, Henry Littlefield, a high school history teacher, described what peared to be numerous coincidences between The Wonderful Wizard of Oz the Populist movement of the late 19th century. Once viewed through a Populist lens, the symbolism of the book appears incredibly obvious. The Scarecrow rep- resents farmers, the Tin Woodman represents industrial workers, and the Cowardly Lion represents William Jennings Bryan.‘ Dorothy was told to follow a low brick road-the gold standard. People in the Emerald City were forced look at everything through green glasses-greenbacks. The silver shoes- coinage of silver-really had the power to take Dorothy home. Oz itself refers the abbreviation for an ounce of gold.“[61]

Figuren in Der Zauberer von Oz und Symbolik

Zudem konnte jeder Figur in Der Zauberer von Oz ein symbolischer Charakter zugeschrieben werden. Der feige Löwe war die Personifikation des ehemaligen Außenministers der Vereinigten Staaten William Jennings Bryan, die Fliegenden Affen waren der Oz-Ersatz für die Prärieindianer.[62] „Led by naive innocence (Dorothy) and protected by goodwill (Good Witches), the farmer (Scarecrow), the laborer, and the politician approach the mystic holder of national power to ask for mystical fulfillment. The Wizard turns out to be an ordinary man, but one capable of providing shrewd answers to those with self-induced needs.“[63] Tatsächlich betrachtet Alan Copperman Baums Märchen sogar als „a satirical view of organ transplantation“[64] im Zusammenhang mit dem Blechmann und seinem Wunsch nach einem Herzen, wobei mir dieser Gedanke tatsächlich selbst noch nie gekommen ist – und das will etwas heißen.

Es gibt noch weitaus mehr interpretatorische Optionen. Beispielsweise habe ich schon gehört, dass Menschen, die einem nach dem Mund reden, als Flying Monkeys bezeichnet werden. Die Fliegenden Affen in Der Zauberer von Oz sind an einen Zauber gebunden und müssen dem Träger drei Wünsche erfüllen, sobald sie gerufen werden. Dieser kurze Abschnitt soll das Spektrum der verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten zeigen, welche auf Basis der Figurenkonzeption im Zusammenhang mit dem zeitgenössischen, kulturellen, anthropologischen und politischen Wissen angewandt werden können. Es sind mit Sicherheit nicht die einzigen.

Katrin Beißner

Verwendete Literatur für die Analyse von Der Zauberer von Oz

Quellen:

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Sekundärliteratur:

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[1] Kelleter, Frank: L. Frank Baum. In: Kindler Kompakt Märchen. Ausgewählt von Stefan Neuhaus. Stuttgart 2017, S. 156-161, hier S. 156, online unter: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04359-7_33 (zuletzt aufgerufen am 19.02.2024). [2] Ebd., S. 158. [3] Ebd. [4] Ebd. [5] Ebd., S. 160. [6] Ebd., S. 161. [7] Fleming, Victor: The Wizard of Oz [Film]. Vereinigte Staaten. Metro-Goldwyn-Mayer, 1939, 0:20:49-0:20:52. [8] Baum, L. Frank: The Wonderful Wizard of Oz. The 1900 Classic Edition with Original Illustrations By W. W. Denslow. First published in the United States 1900. Breslau 2023, S. 3. [9] Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/354>, abgerufen am 23.02.2024.Goehte Farbenlehre, S. 300. [10] Jappe, Lilith; Krämer, Olav; Lampart, Fabian: Einleitung, Wissen, Figurenwissen. In: Figurenwissen. Funktionen von Wissen bei der narrativen Figurengestaltung. 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Hg. von Florian Kragl und Christian Schneider. Heidelberg 2013 (Studien zur historischen Poetik 13), S. 91–117, hier S. 91. [35] Ebd. [36] Ebd. [37] Gabriel: Der Erkenntniswert der Literatur, S. 259. [38] Ebd., S. 259-260. [39] Ebd., S. 259. [40] Ebd., S. 261. [41] Ebd. [42] Ebd. [43] Funke, Joachim: Denken. In Dorsch. Lexikon der Psychologie. Zuletzt geändert am 08.09.2022, online unter: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/denken (zuletzt aufgerufen am 21.02.2024). [44] Ebd. [45] Ebd. [46] Ebd. [47] Gabriel: Der Erkenntniswert der Literatur, S. 261. [48] Ebd., S. 163. [49] Ebd., S. 164. [50] Ebd., S. 176. [51] „Stroh im Kopf haben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, online unter: https://www.dwds.de/wb/Stroh%20im%20Kopf%20haben, (zuletzt abgerufen am 22.02.2024). [52] Interessante Beiträge zu dieser und anderen Themen finden sich in diesem Band: The Wizard of Oz and Philosophy. Wicked Wisdom of the West. Hg. von Randall E. Auxier und Phillip S. Seng. Chicago/La Salle 2008 (Popular Culture and Philosophy 37). [53] Fleming: The Wizard of Oz [Film], 1:29:38-1:29:57. [54] McCall, Corey/ Auxier, Randall E.: The Virtues of The Wizard of Oz. In: The Wizard of Oz and Philosophy. Wicked Wisdom of the West. Hg. von Randall E. Auxier und Phillip S. Seng. Chicago/La Salle 2008 (Popular Culture and Philosophy 37), S. 19-32, hier S. 20. [55] Ebd. [56] Gabriel: Der Erkenntniswert der Literatur, S. 261. [57] Gabriel, Gottfried: Fiktion, Wahrheit und Erkenntnis in der Literatur. In: Wahrheit, Wissen und Erkenntnis in der Literatur. Philosophische Beiträge. Hrsg. von Christoph Demmerling und Íngrid Vendrell Ferran. Berlin 2014 (Deutsche Zeitschrift für Philosophie Sonderbände 35), S. 163-180, hier S. 176. [58] Stangl, Werner: blinder Fleck. In: Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik, online unter: https://lexikon.stangl.eu/3183/blinder-fleck (zuletzt abgerufen am 23.02.2024). [59] Vendrell Ferran: Die Vielfalt der Erkenntnis, S. 320. [60] Ebd. [61] Hansen, Bradley A.: The Fable of The Allegory: The Wizard of Oz Economics. In: The Journal of Economic Education. 3 (2002), S. 254-264, hier S. 255. [62] Copperman, Alan: The Wizard of Oz: An Analysis of the Evolution of its Societal Parallels. In: Perspectives in Biology and Medicine. 29, 3/1 (1986), S. 475-477, S. 475-476. [63] Ebd., S. 476. [64] Ebd.

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