Zuletzt bearbeitet am 9. April 2025
10. Dezember – Literarischer Adventskalender 2024
Hinter Tür Nummer 10 verbirgt sich Monas Augen von Thomas Schlesser. Der Roman aus Frankreich liefert uns eine lehr- und erfahrungsreiche Reise zu den schönsten Kunstwerken und den in ihnen enthaltenen Botschaften und Weisheiten. Darüber hinaus geht es auch um das Sichtbarmachen von Kunst, die einige Menschen vielleicht aus welchen Gründen auch immer nicht mit den eigenen Augen sehen können – so wie die zehnjährige Mona, die blinde Protagonistin von Schlessers Roman. Die Blindheit kommt für Mona plötzlich – ein Schock. Wie mit dieser Situation umgehen und damit leben lernen? Dafür empfehlen Ärzte Monas Eltern den Besuch beim Kinderpsychiater, die ihre Tochter mit dem Großvater Henry wahrnehmen soll. Aber Henry hat eine bessere Idee: Mona soll die ganze Schönheit der Welt in sich aufnehmen. Aus diesem Grund gehen sie heimlich in die großen Pariser Museen zu denen das Musée d’Orsay, das Center Pompidou und natürlich der Louvre zählen. Henry beschreibt Mona Kunstwerke großer Maler und jedes Gemälde hält seine eigenen Weisheiten für das Mädchen bereit – eine Therapie der anderen Art umgeben von licht- und schattenmalerischer Schönheit.
Monas Augen von Thomas Schlesser ist lesenswert, weil …
👉 es die Wahrnehmung für einige der schönsten Kunstwerke unserer Zeit öffnet.
👉 es mediale Grenzen durch Schrift und Sprache überwindet.
👉 es Kunstwerke für alle Menschen über Literatur erfahrbar macht und sie zu allgemeinen Lebensthemen in Beziehung setzt.
👉 die über Kunst transportierten Lehren uns alle betreffen.
👉 die Rahmengeschichte von Mona und ihrem Großvater berührend ist.
Monas Augen zitiert: Um welches Gemälde könnte es sich um diese Beschreibung handeln?
Es zeigte eine sitzende Frau im Dreiviertelprofil, deren linker Arm auf der Lehne eines Sessels ruhte (von dem sonst nichts zu sehen war). Die rechte Hand lag auf dem linken Handgelenk und verlieh dem Körper eine fast unmerkliche Drehung, die ihn lebendig wirken und nicht nur in dem Raum, sondern auch der Zeit einzuschreiben schien. Die Dargestellte trug ein besticktes dunkles Kleid, das mit der hellen Haut ihres Gesichts und Dekolletés kontrastierte. Ein feiner Schleier bedeckte den Kopf, von dem sich das mittig-gescheitelte Haar bis zur Brust lockte. In dem vollen Gesicht rahmten feste Wangen, eine hohe Stirn und ein kleines Kinn, eine gerade Nase, braune, nach links auf den Betrachter gerichtete Augen sowie einen schmalen Mund, der ein feines Lächeln andeutete. Die Augenbrauen waren gezupft. […]
Aus: Schlesser, Thomas: Monas Augen. Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit. Aus dem Französischen von Nicola Denis. München 2024, S. 42.
Tatsächlich verrate ich jetzt wohl zu viel, wenn ich sage, dass das zugehörige Kapitel „Lächle das Leben an“ heißt. 😊 Ein entwaffnendes Lächeln steckt an. Wir sollten alle in unserem Alltag mehr lachen und lächeln, auch Fremden gegenüber, uns selbst und anderen Freundlichkeit und Respekt entgegenbringen.
Informationen zum Autor Thomas Schlesser
Der Autor Thomas Schlesser ist Kunsthistoriker und lehrt in Paris an der École polytechnique. Monas Augen ist sein erster Roman, mit dem er in Frankreich bereits kurze Zeit nach Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste stand. Mittlerweile ist Monas Augen in 32 Sprachen übersetzt worden. Auf der Seite des Verlags befindet sich ein Interview mit Thomas Schlesser zu Monas Augen.
Für Interessierte hier noch weitere Literaturhinweise:
WDR 1-Beitrag zu Monas Augen
Frankreichs Literaturphänomen „Monas Augen“ aus der Frankfurter Rundschau
Welche Kunstwerke kommen in Monas Augen vor?
Es sind viele Kunstwerke, die in Monas Augen eindrücklich beschrieben werden. Zum Lust-machen auf die Lektüre folgt hier eine Liste der Kunstwerke in Monas Augen.
- Sandro Botticelli – Venus und die drei Grazien übergeben einem jungen Mädchen Geschenke (1475-1500)
- Leonardo da Vinci – Mona Lisa (1503-1519)
- Raffael – Madonna, Christus und Johannes (1507-1508)
- Tizian – Das ländliche Konzert (1500-1525)
- Michelangelo – Der sterbende Sklave (1513-1515)
- Frans Hals – Junge Frau (um 1626)
- Rembrandt – Selbstbildnis vor der Staffelei (1660)
- Jan Vermeer – Der Astronom (1668)
- Nicolas Poussin – Die Hirten von Arkadien (um 1638)
- Philippe de Champaigne – Ex voto (1662)
- Antoine Watteau – Pierrot (1718-1719)
- Antonio Canaletto – Der Molo vom Bacino di San Marco aus gesehen (1730-1755)
- Thomas Gainsborough – Konversation in einem Park (1746-1748)
- Marguerite Gérard – Die interessante Schülerin (um 1786)
- Jacques-Louis David – Der Schwur der Horatier (1784)
- Marie-Guillemine Benoist – Porträt von Madeleine (1800)
- Fransisco de Goya – Stlilleben mit Schafskopf und Rippenstücken (1808-1812)
- Caspar-David Friedrich – Der Baum der Krähen (um 1822)
- William Turner – Landschaft mit Fluss und Bucht in der Ferne (um 1845)
- Gustave Corbet – Ein Begräbnis in Ornans (1849-1850)
- Henri Fantin-Latour – Hommage an Delacroix (1864)
- Rosa Bonheur – Pflügen im Nivernais (1849)
- James Whistler – Arrangement in Frau und Schwarz Nr. 1 (1871)
- Julia Margaret Cameron – Mrs Herbert Duckworth (Julia Jackson) (1872)
- Eduard Monet – Der Spargel (1880)
- Claude Monet – Der Bahnhof Saint-Lazare (1877)
- Edgar Degas – D’Étoile oder Tänzerin auf der Bühne (um 1876)
- Paul Cézanne – Die Montagne Saint-Victoire (um 1890)
- Edward Burne-Jones – Das Rad der Fortuna (1875-1883)
- Vincent can Gogh – Die Kirche von Auvers (1890)
- Camille Claudel – Das reife Alter (um 1902)
- Gustav Klimt – Rosen unter Bäumen (1905, 2022 restauriert an die Erben von Nora Stiasny)
- Vilhelm Hammershøi – Ruhepause (1905)
- Piet Mondrian – Heuhaufen III (um 1908)
- Wassily Kandinsky – Entwurf für den Umschlag des Almanachs Der Blaue Reiter (1911)
- Marcel Duchamp – Flaschentrockner (1914/1964)
- Kasimir Malewitsch – Das schwarze Kreuz (1915)
- George O’Keeffe – Roter, gelber und schwarzer Streifen (1924)
- René Magritte – Das rote Modell (1935)
- Constantin Brancusi – Der Vogel im Raum (1941)
- Hannah Höch – Mutter (1930)
- Frida Kahlo – Der Rahmen (1938)
- Pablo Picasso – Das Morgenständchen (4. Mai 1942)
- Jackson Pollock – Silber über Schwarz, Weiß, Gelb und Rot (1948)
- Niki de Saint Phalle – Die Braut (1963)
- Hans Hartung – T 1964-H45 (1964)
- Anna-Eva Bergman – Nr. 26-1976 Schwarzer Bug (1976)
- Jean-Michel Basquiat – Ohne Titel (1983)
- Louise Bourgeois – Precious Liquids (1992)
- Marina Abramović – Sein Boot leeren, in die Strömung treten / Weißer Drache: aufrecht / Roter Drache: sitzend / Grüner Drache: liegend (1989)
- Christian Boltanski – Das unmögliche Leben des C. B. (1993)
- Pierre Soulages – Gemälde 200×220 cm, 22. April 2022
Bildquellen
- Monas-Augen-von-Thomas-Schlesser: Piper Verlag