Der Panther von Rilke – das ist ein bekanntes Dinggedicht. Durch den sogenannten Zufall bin ich auf den Film Zeit des Erwachens (Originaltitel: Awakenings) von 1990 gestoßen und fand die Verbindung vom Gedicht Der Panther zu den Worten der Figuren und ihren Handlungen sehr interessant. Noch interessanter ist, dass Zeit des Erwachens mit Robert de Niro auf wahren Ereignissen basiert und der Protagonist als sehr belesener Mensch tatsächlich literarische Werke mit Bezug auf seine Krankheit zitiert hat. Neben Rilke waren das Dantes Inferno – der Abstieg in die Hölle aus der Göttlichen Komödie oder auch T. S. Eliots Gedicht The Waste Land, das hierzulande wohl am ehesten bekannt ist. Ich möchte hier den Text von Rilkes Panther mit der Handlung des Films Zeit des Erwachens verbinden, die Thematik des Erwachens mit Blick auf das Gedicht, die erzählte Geschichte im Film und die wahre Begebenheit dahinter anschauen.
Zur Person Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke (1875–1926) war ein bedeutender deutschsprachiger Dichter und Schriftsteller der Moderne. Er verbrachte sein schöpferisch intensives Leben in verschiedenen Städten und Ländern Europas und reiste entsprechend viel. Rilkes Werke sind bekannt für ihre existenziellen Fragestellungen zu Themen wie Einsamkeit, Liebe, Tod, Kunst und Spiritualität. Er suchte mittels Sprache nach Wegen zur Sichtbarmachung des Unsichtbaren, des Göttlichen, der Innerlichkeit des Menschen – dem, was den Augen verborgen bleibt. Häufig thematisieren seine Werke auch das Spannungsverhältnis zwischen Leben und dem Tod, der materiellen und der spirituellen Welt. Andere halten nicht viel von seiner Person, dafür aber von seinen Werken, wie etwa der deutsch-israelische Literaturwissenschaftler Werner Kraft:
Rilke ist eine Null, der einige sehr schöne Gedichte gelungen sind.
WERNER KRAFT
Dichter beschimpfen Dichter. Ein Alphabet harter Urteile. Zusammengesucht von Jörg Drews & Co. Frankfurt am Main 2006, S. 189.
Wichtige Werke von Rainer Maria Rilke
Zum Gedicht Der Panther komme ich gleich noch und gerade am Beispiel des Films Zeit des Erwachens wird Rilkes poetische Eigenschaft wichtig, das Unsichtbare, die inneren Empfindungen des Menschen sichtbar machen zu können. Doch zunächst einige weitere wichtige Werke. Rilkes Schriften bleiben bis heute ein bedeutendes Erbe der deutschen und europäischen Literatur und inspirieren weiterhin viele Menschen auf der ganzen Welt. Seine Werke prägten die Literatur der Moderne und bieten Einblicke in die menschliche Existenz und alle Empfindungen, die kaum in Worte zu fassen sind.
Die Duineser Elegien: Es handelt sich hier um eine Sammlung von zehn Elegien, die Rilke 1912 und 1922 verfasste. Thematisch geht es um die Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz, Leid und Vergänglichkeit.
Die Sonette an Orpheus: Parallel zu den Duineser Elegien entstand diese Gedichtsammlung. Sie spiegelt Rilkes Faszination für den griechischen Mythos von Orpheus, der durch seine Musik die Macht über Leben und Tod besitzt. Es geht um die Kunst, das Schaffen und die Verbindung zwischen Mensch und Natur.
Die Briefe an einen jungen Dichter: In den Briefen an den jungen Schriftsteller Franz Xaver gibt Rilke Ratschläge und Lebensweisheiten zur Kunst des Schreibens und der Selbstfindung weiter. Ich werde vielleicht einen weiteren Beitrag über die Integration in Filmen wie Sister Act 2 und anderen verfassen.
Worum geht es in dem Film Zeit des Erwachens / Awakenings?
Erzählt wird die Geschichte von dem Neurologen Dr. Malcolm Sayer (Robin Williams), der in den späten 1960er Jahren im Bronx Psychiatric Hospital arbeitet. Dort betreut er Patienten, die seit Jahrzehnten in einem katatonischen Zustand gefangen sind, weil sie an einer seltenen Form der Enzephalitis (auch Schlafkrankheit genannt) leiden. Dr. Sayer beginnt mit der Forschung und entdeckt das neue Medikament L-Dopa, dass ursprünglich für Parkinsonpatienten gedacht war. Er testet es zunächst an Leonard Lowe (Robert De Niro), der dadurch aus seinem Zustand ›erwacht‹. Leonard kann wieder sprechen, sich bewegen und nach Jahrzehnten wieder aktiv am Leben teilnehmen. Auch andere Patienten werden mit dem Medikament aufgeweckt. Es folgt eine Zeit des ›Wunders‹, in der die lange in Starre verharrten Menschen erneut Freude und Freiheit erleben. Doch die Wirkung von L-Dopa lässt allmählich nach und die Patienten werden von ihrem alten Zustand eingeholt. Zeit des Erwachens basiert auf dem Buch Awakenings des Neurologen Oliver Sacks, der Fallstudien von Patienten schildert, die an Enzephalitis lethargica litten. Diese Erkrankung trat zwischen 1916 und 1927 als Pandemie auf und betraf Menschen weltweit. Die Betroffenen blieben für den Rest ihres Lebens oft bewegungslos und nicht ansprechbar. Dr. Sacks war einer der ersten Ärzte, die das Medikament L-Dopa an diesen Patienten testeten und die spektakuläre, doch leider vorübergehende Erweckung der katatonischen Menschen erlebten.
Erwachen – welche Verbindung zum Film Zeit des Erwachens besteht?
Erwachen kann als Wort mehrere Bedeutungen besitzen. Da ist zum einen das Erwachen aus dem Schlaf. Es gibt aber auch das philosophische Erwachen, das mit dem Erkennen einer Wahrheit oder dem Verstehen von Zusammenhängen einhergeht und individuell oder kollektiv sein kann. Es gibt das gesellschaftliche Erwachen, wenn eine Gesellschaft sich Missstände, Ungerechtigkeiten oder andere Aspekte bewusst macht. Das literarische Erwachen kann metaphorisch darauf verweisen, dass eine Figur von einer Perpektive in eine andere dringt, aus der Kindheitsperspektive in eine erwachsene Erzählperspektive wechselt etwa. Und es gibt das psychologische Erwachen, wenn jemand aus der Phase des Unbewussten heraustriff und sich seiner eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen bewusst wird, wie es etwa beim Selbstverwirklichungsprozess der Fall ist.
So schreibt Dr. Sacks in seinem Buch Awakeings, das als Vorlage für den Film Zeit des Erwachens diente über das Erwachen der Patienten:
Das Erwachen besteht aus einer Veränderung des Bewußtseins, der gesamten Beziehung zum eigenen Selbst und zur Welt. Alle postenzephalitischen Patienten leiden auf individuelle Weise und in individuellem Maße unter Störungen und Verzerrungen der Aufmerksamkeit. Einerseits fühlen sie sich von der Welt abgeschnitten oder zurückgestoßen, andererseits aber umfangen oder gefesselt von ihrer Krankheit. Diese pathologische Introvertiertheit ist besonders bei kataleptischen Formen der Krankheit zu erkennen und wurde anschaulich von einem kataleptischen Patienten geschildert, der einmal zu mir sagte: «Meine Haltung bringt sich immer wieder selbst hervor, sie verstärkt sich immer wieder selbst. Und sie drängt sich mir immer wieder auf. Ich werde durch das «Verhalten» der Haltung völlig vereinnahmt.» Erwachen ist im Grunde genommen die Umkehrung davon: Der Patient hört auf, die Anwesenheit von Krankheit und die Abwesenheit der Welt zu spüren, sondern nimmt statt dessen die Abwesenheit seiner Krankheit und die volle Anwesenheit der Welt wahr.* Er wird mit D.H. Lawrences Worten «ein Mensch in seiner Ganzheit».[1]
Literarische Werke beschreiben unsichtbare innermenschliche Zustände
Tatsächlich hat der reale Dr. Sacks auch einen Patienten namens Leonard behandelt und der Verweis auf das Rilke Gedicht Der Panther ist keine Fiktion. Dazu die entsprechende Stelle zur Fallstudie des realen Leonard L. von Dr. Oliver Sacks:
„Bei der ersten Begegnung mit Leonard L. fragte ich [Dr. Sacks] ihn: ‹Wie fühlt man sich, wenn es einem so geht wie Ihnen? Womit würden Sie sich vergleichen?› Er buchstabierte die folgende Antwort: «Im Käfig. Beraubt. Wie Rilkes ‹Panther›.› Dann ließ er seine Augen über die Station gleiten und ‹sagte›: ‹Dies ist ein menschlicher Zoo.› Immer wieder versuchte er, die Natur seines Wesens und seiner Erfahrung mit seinen eindringlichen Beschreibungen, phantasievollen Metaphern oder seinem großen Schatz an poetischen Bildern zu vermitteln. Einmal tippte er: ‹Es gibt eine schreckliche Anwesenheit und eine fürchterliche Abwesenheit. Die Anwesenheit ist eine Mischung aus ständigem Gezänk, Antreiben und Druck, man wird ständig eingeschränkt und angehalten – ich nenne es oft ‹Stachelstock und Halfter›. Die Abwesenheit ist eine grauenvolle Einsamkeit, Kälte und ein Zurückweichen – mehr als Sie sich vorstellen können, Dr. Sacks; viel schlimmer, als es sich jemand, der diesen Zustand nicht kennt, ausmalen kann; eine bodenlose Dunkelheit und Unwirklichkeit.› Mr. L. liebte es, Stellen aus Dante oder T.S. Eliot zu tippen[…].“[2]
Im Film Zeit des Erwachens bewegt Leonard ein Ouja-Brett und Dr. Sayer notiert sich RILKE PANTHER auf seinen Ärmeln, woraufhin er recherchiert.
Der Text zum Gedicht Der Panther von Rainer Maria Rilke
Im Jardin des Plantes, Paris (Das ist ein botanischer Garten)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 1903
Aus: Rilke, Rainer Maria: Der Panther. In: Gesammelte Werke. München 2022, S. 436.
Das Dinggedicht Der Panther ist auch online zu finden.
Das Gedicht Der Panther von Rilke ist natürlich vielfach analysiert worden, es gibt genug Analysen online dazu. Mir geht es hier aber um die Verbindung von Rilke Panther Text zum Film Zeit des Erwachens, die Integration in ein anderes Medium, die Funktion des Gedichts darin und die Rolle der Figuren. Gerade mit dem Wissen, dass ein Mensch eben diese Worte von Rilke in der Situation wie sie auch im Film vorkommt, befindet, macht diese Relation für mich so interessant.
Die Verbindung von Der Panther von Rilke mit dem Film Zeit des Erwachsens
Dr. Sayer hat in Zeit des Erwachens also Der Panther Rilke nachschlagen müssen, weil er weder den Dichter noch das Werk kannte. Man sieht ihn auch in zwei Szenen im Tiergarten sitzen – vielleicht hat Rilke ebenso im botanischen Garten in Paris gesessen. In der zweiten Szene beobachtet Dr. Sayer von einer Bank den hin- und herwandernden Panther hinter den Gittern, während Rilkes Der Panther zeitgleich vorgetragen wird.
Bedacht werden muss, dass Rainer Maria Rilke Der Panther aus einem bestimmten Grund verfasst hat. Er wird damit etwas ausgedrückt haben wollen, etwas, das ihn sehr beschäftigt hat. In Der Panther bringt er Einsamkeit, Ohnmacht, Isolation sprachlich zum Ausdruck. Es geht auch um die Suche nach künstlerischer Vollkommenheit und innerer Zerrissenheit.
Der Panther hinter den Gittern ist auch ein Spiegelbild für Begrenzung und Gefangenschaft, die ebenfalls auf gesellschaftliche Schranken verweist und die Unfähigkeit, sich seinem Wesen nach ausdrücken zu können. Diese Erfahrung ist auf den Künstler Rilke übertragbar und auch auf den Patienten Leonard im Film Zeit des Erwachens, weil er aufgrund seiner krankhaften Erstarrung kein normales Leben führen kann. Er und die anderen Patienten machen die Erfahrung des Eingesperrtseins im eigenen Leben, im eigenen Körper durch die Krankheit, die sie gefangen hält wie der Käfig den Panther.
Der Panther Rainer Maria Rilke als Metapher für die Gefangenschaft im eigenen Körper in Zeit des Erwachens Film
Rainer Maria Rilkes Gedicht Der Panther beschreibt die Gefangenschaft und Verlorenheit eines Wesens, das gezwungen ist, sein Dasein in beengten, wiederkehrenden Bahnen zu verbringen, ohne Aussicht auf Befreiung oder Veränderung. Diese Gefühle und Motive lassen sich wunderbar auf Zeit des Erwachens übertragen, speziell auf die Hauptfigur Leonard Lowe und die Themen des Films insgesamt.
Das Gedicht Der Panther von Rainer Maria Rilke lässt uns an den Empfindungen einer Kreatur erleben, die in ihrer Gefangenschaft geistig abstumpft und ihre Freiheit verloren hat: Dies wird an den Zeilen
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt
deutlich.
Die Begrenzung durch Stäbe betrifft den Panther im Käfig, in Zeit des Erwachens spiegeln diese Zeilen Leonards Existenz wider, weil er zunächst innerhalb seines eigenen Körpers in einem katatonischen Zustand gefangen ist. Er kann nicht alleine entkommen. Als er gesund ist und die Klinik nach Belieben verlassen will, wird er jedoch daran gehindert, was auf die Gefangenschaft auch in der Gesundheit verweist. Darüber hinaus sind sämtliche Fenster der Klinik vergittert. Die Klinik ist somit auch eine Art von Käfig.
Die reale Fallstudie der Figur Leonard aus Zeit des Erwachens zu Literatur wie Der Panther Rainer Maria Rilke
Wie gesagt ist die Figur des Leonard Lowe dem realen Menschen Leonard L. nachempfunden und von Dr. Oliver Sacks in seinem Buch Awakenings aufgezeichnet worden. Im Film wird Leonards Vorgeschichte nicht so deutlich erklärt, aber an dieser Stelle möchte ich kurz eine Passage aus Dr. Oliver Sacks Fallstudie einblenden. Das erklärt auch, warum Leonard so viel literarisches Wissen erlangen konnte.
Nur allmählich konnte ich mir in den folgenden Jahren ein getreues Bild von der Entwicklung des Geisteszustandes und des Wesens von Mr. L. machen – er und seine ihm treu ergebene Mutter, die auch ständig in seiner Nähe war, halfen mir dabei. Seit seinen ersten Lebensjahren war Leonard frühreif gewesen und hatte zurückgezogen gelebt. Diese Eigenschaften verstärkten sich mit dem Tod des Vaters (Leonard war damals sechs Jahre alt). Mit zehn Jahren pflegte er oft zu sagen: «Ich möchte mein Leben mit Lesen und Schreiben verbringen, möchte mich in Bücher vergraben. Man kann zu Menschen überhaupt kein Vertrauen haben.» In der Tat beschäftigte sich Leonard L. in seiner frühen Jugend intensiv mit Büchern; hatte wenige oder gar keine Freunde und übte keine der für sein Alter üblichen sexuellen, sozialen oder sonstigen Aktivitäten aus. Im Alter von fünfzehn Jahren begann seine rechte Hand steif, blaß und verkümmert zu werden. Diese Symptome – die ersten Anzeichen seiner postenzephalitischen Erkrankung — wurden von ihm als Strafe für Masturbation und blasphemische Gedanken interpretiert. Er murmelte oft die Worte des 137. Psalms – «Jerusalem, wollte ich deiner vergessen, soll verdorren meine Rechte» und «Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde reizt, so haue sie ab und wirf sie von dir» – vor sich hin. Seine Mutter bestärkte ihn in seinen krankhaften Phantasien, denn auch sie sah seine Krankheit als Strafe für eine Sünde an (vgl. auch Maria G.). Trotz der langsam fortschreitenden Verschlimmerung seiner Krankheit konnte er in Harvard studieren und sein Diplomstudium mit Auszeichnung abschließen. Er hatte fast zu Ende promoviert, als seine Erkrankung so schwer wurde, daß sie das Studium und andere Aktivitäten völlig zum Erliegen brachte. Nach dem Verlassen der Universität verbrachte er drei Jahre zu Hause, bis er im Alter von dreißig Jahren fast völlig versteinert ins Mount Carmel Hospital aufgenommen wurde. Schon bald nach seiner Aufnahme wurde ihm die Krankenhausbibliothek unterstellt. Außer Lesen konnte Mr. L. fast nichts tun – und er tat kaum etwas anderes. So hatte sich auf schreckliche Weise sein Wunsch aus der Kindheit erfüllt: Er war in Bücher vergraben.[3]
Der mächtige Wille in Der Panther Rilke Text und im Film Zeit des Erwachens
Mit den Worten ›mächtiger Wille‹ wird eine innere Kraft und Entschlossenheit beschrieben, ein innerer Antrieb, der jemanden unter allen Umständen weitermachen lässt. Der mächtige Wille kann als Energie verstanden werden, als Antrieb gegen Widerstände und Widrigkeiten, die von Außen auf ein Individuum eindringen. Rainer Maria Rilke thematisiert diesen Willen in seinem Dinggedicht Der Panther sehr eindringlich an einem gefangengehaltenen Tier, einem Panther. Dieses Tier ist Sinnbild für Freiheit, für scharfe Sinne und Instinkte, geschmeidige Kraft, Schönheit und Eleganz. Im Kontext von Rilkes Der Panther wird diese natürliche Stärke und Freiheit tragisch dargestellt, denn der Panther lebt in Gefangenschaft. In der Wildnis ist er ein mächtiges Raubtier, doch in Gefangenschaft sind alle ihm naturgegebenen Eigenschaften nutzlos. Die verlorene Energie oder der mächtige Wille werden durch die Gitterstäbe unterdrückt. Damit steht der Panther im Gedicht auch für eine tiefe Traurigkeit, da seine ureigene und natürliche Identität als mächtiges Tier in Gefangenschaft verloren ist. Einst Sinnbild von eleganter Kraft befindet sich das schöne Tier nurmehr in einem Zustand von Resignation und innerer Erschöpfung.
Im Panther von Rilke heißt es:
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Der Panther als einst ein mächtiges, freies Wesen wird hier ein Symbol für die verlorene Kraft und Vitalität. Sein mächtiger Wille ist durch die Enge des Käfigs gebrochen.
Ein Funken Leben in Gedicht Der Panther von Rilke und im Film Zeit des Erwachens
In Rilkes Der Panther heißt es weiter:
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Hier klingt die Idee an, dass ein Funke des mächtigen Willens noch immer vorhanden ist, tief verborgen im Herzen des Panthers. Doch auch dieser Rest verschwindet nach und nach in Resignation des Tieres. Der Panther ist gefangen und kann seine ursprüngliche Stärke nicht ausdrücken. Es geht also im Dinggedicht Der Panther um Verlust und Unterdrückung eines mächtigen Willens, wobei der Käfig äußere Zwänge repräsentiert, die das Ausüben der eigenen Identität, der eigenen Fähigkeiten und des eigenen Naturells unmöglich machen. Hier findet sich der Anknüpfungspunkt zum Zustand von Dr. Sayers Patienten und Leonard aus Awakenings Zeit des Erwachens, bei denen der Körper zum Käfig wird, weil die Krankheit keine Teilnahme am Leben ermöglicht. Der eigene Körper also zum Gefängnis wird. Aus diesem Grund kann der belesene Leonard seinen Zustand mit Rilkes Panther überhaupt vergleichen bzw. kann die reale Vorlage Leonard L. auch T.S. Eliotts The Waste Land zitieren oder Dantes Inferno.
Insofern geht es natürlich auch um das innere Verlangen nach Freiheit und Lebendigkeit, die verhindert ist. Als das Medikament L-Dopa Leonard und die anderen Patienten aus dem körpereigenen Gefängnis befreit, erleben sie Momente purer Lebensfreude und intensiver Wahrnehmung. Sie gehen zum Beispiel in einem Club tanzen, haben Spaß anstatt ins Museum zu gehen und sich ›tote Dinge anzuschauen‹. Es geht um die Erfahrung des Lebens an sich. Hier macht der Film noch eine weitere Ebene auf, die man auch als Zeitenklage bezeichnen könnte.
Die Figur des Dr. Sayer als Gegenbild für vertane Lebenszeit in Zeit des Erwachens
In der Figur des Dr. Sayer verbinden sich die Themen der Vergänglichkeit und das Bedürfnis nach Mitgefühl. Obwohl er scheu ist, Kontaktversuche seiner Mitmenschen abblockt und selbst der Ansicht ist, er könne Menschen einfach nicht verstehen und sei ein Mensch der Wissenschaft, zeichnet sich Dr. Sayer durch Empathie und Menschlichkeit aus. Er versteht, wie sehr Leonard und die anderen Patienten in ihrem Zustand eingesperrt sind, erkennt ihr Leiden und ihre Sehnsucht nach Freiheit und möchte ihnen helfen. Einen Einblick in den Charakter von Dr. Sayer bietet der folgende Dialog zwischen Leonard und Dr. Sayer:
[Leonard sieht sich das Periodensystem an der Wand an.]
Dr. Sayer: Das ist das Periodensystem. Der Elemente. Diese Tafel war der Ursprung meiner wissenschaftlichen Arbeit. Eine sehr schöne Sache, wirklich. Auf ihr ist das ganze Universum in seinem Wesen enthalten. Sehen Sie, da finden Sie die Alkalimetalle, da die Halogene, die Edelgase. Jedes Element ist auf dieser Tafel eingeordnet. Die Reihenfolge ist festgelegt. Unabänderlich. Ganz gleich, was passiert.
Leonard: Sie sind nicht verheiratet?
Dr. Sayer: Was ich? Nein. Im Umgang mit Menschen bin ich nicht besonders gut. Bin ich auch nie gewesen, Leonard. Obwohl ich sie mag. Ich … ich wünschte, ich könnte behaupten ich würde sie mehr als nur ansatzweise verstehen. Vielleicht, wenn ihre Handlungsweise besser vorhersehbar wäre.
Leonard: Eleanor würde sich mit ihnen konform gehen.
Dr. Sayer: Eleanor?
Leonard: Mrs. Costello.
Dr. Sayer: Oh, natürlich hat sie mit ihnen über mich gesprochen.
Leonard nickt.
Dr. Sayer: Was hat sie gesagt.
Leonard: Dass sie sehr liebenswürdig sind, das ihnen Menschen sehr am Herzen liegen.
Aus: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions, 0:58:15-0:59:50.
Der Panther von Rilke als literarischer Brückenschlag für eine Zeitklage im Film Zeit des Erwachens
Der Dialog führt mich zum Begriff der Zeitenklage in Zeit des Erwachsens, was auch ein Thema in Rilkes Gedicht Der Panther ist – und zwar in vielfacher Hinsicht, die aber hier nicht weiter erörtert werden kann. Im Film jedenfalls erfahren die seit Jahrzehnten in ihrem Zustand gefangenen Menschen die Zeit nach ihrem Erwachen anders – sie sind nun alt und haben das Leben verpasst, das andere in ihrem Alter tatsächlich erleben konnten. Das Erwachen ist für Leonard und die anderen daher bitter, da sie eine große Leerstelle in ihrem Leben haben, die Zeit ist für sie verloren. Und zwar wegen ihrer Krankheit. In Dr. Sayer tritt nun eine Figur ins Bild, die zwar empathisch und menschlich ist, aber trotz Freiheit gar nicht zu leben scheint bzw. treffen Leonards Ansichten über das, was Leben ist und Dr. Sayers Existenz aufeinander. Es geht um die Spiegelbildlichkeit des Kranken für den Gesunden oder umgekehrt, je nach Perspektive. In vielen Filmen, die sich mit psychisch Kranken oder anders Denkenden beschäftigen finden sich Zeitklagen an zeitgenössische gesellschaftliche, soziale und anderweitige Diskurse wieder. Das ist beispielsweise in Aurora Venturinis Die Cousinen so oder dem Film Einer flog übers Kuckucksnest, Forest Gump, Nebel im August usw. Darum kann Leonard in Zeit des Erwachens auch folgendes sagen, nachdem bereits die Symptome der Krankheit wiederkommen und man ihm den Ausgang verboten hat.
Nicht wir sind fehlerhaft, sondern die da oben. Nicht wir sind in einer Krise, sondern sie! Sie sind es! Wir haben das Schlimmste überstanden, sie aber nicht. Sie, sie fürchten es! Sie fürchten es! Weil sie diesen Zustand kennen. Ja, sie kennen ihn. Sie wissen wie das ist. Sie wissen wie das ist. Wir erinnern sie. Wir erinnern sie daran, dass es ein Problem gibt, worauf sie keine Antwort haben. Sie werden nie heilen können, solange sie das nicht erkennen, solange sie das … solange sie nicht erkennen, dass es ein Problem gibt. Und dieses Problem sind nicht wir. Nicht wir sind das Problem, die das oben sind das Problem.
Aus: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions, 1:26:30-1:27:14.
Gibt es eine Moral mit Bezug zur Zeitenklage im Film Zeit des Erwachens?
Im Film Zeit des Erwachens lässt sich eine Moral erkennen, welche die figuralen Lebenslinien von Leonard und Dr. Sayer mit Rilkes Gedicht Der Panther verbindet. Während Leonard wie der Panther gefangen ist, ist Dr. Sayer zwar körperlich nicht eingeschränkt, allerdings befangen im Umgang mit anderen Menschen. Man könnte hier auch von unsichtbaren Gitterstäben sprechen, die aus bestimmten Gründen – vielleicht Ängste – selbst auferlegt sind. Die Moral wird Dr. Sayer am Ende des Films in einer Ansprache an die Mäzene der Klinik selbst äußern:
Es war ein außergewöhnlicher Sommer gewesen. Eine Jahreszeit der Wiedergeburt und der Unschuld. Ein Wunder. Für fünfzehn Patienten und für uns, ihre Versorger. Aber jetzt müssen wir uns der Realität des Wunders unterwerfen. Wir können uns hinter dem Schleier der Wissenschaft verschanzen und sagen, dass die Droge versagt hat. Oder, dass die Krankheit wieder zurückgekehrt sei. Oder, dass die Patienten nicht in der Lage gewesen sind, den Verlust von Jahrzehnten ihres Lebens zu verkraften. Aber in Wirklichkeit wissen wir genauso wenig, was schiefgegangen ist, wie wir wissen, was dieses Wunder bewirkt hat. Wir wissen nur eines: Dass, bevor die chemische Tür sich schloss, noch einmal ein Erwachen stattfand. Dass der menschliche Geist mächtiger ist als jede Droge. Ihn müssen wir ernähren. Mit Arbeit, mit Spielen, mit Freundschaft. Familie. Nur diese Dinge sind wichtig. Leider hatten wir das vergessen. Diese einfachsten Dinge.
Aus: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions, 1:48:24-1:49:50.
Im Film Zeit des Erwachens wird also eine Moral genannt, die den Fokus legt auf die dort genannten wichtigen Dinge des Lebens, da der Geist des Menschen ernährt werden müsse. Verbindungen schaffen, Freude haben, Spaß am Tun leben, das ist die Moral, die dem Publikum durch Dr. Sayer genannt werden. Inwiefern sich der Sommer 69 mit den zeitgenössischen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Umwälzungen in den USA in Einklang bringen ließe, wäre sicher auch interessant zu recherchieren. In diesem Zeitraum fanden die Jugendbewegung, die Bürgerrechtsbewegung und die sexuelle Revolution statt. Der Sommer von 1969, in dem das Erwachen stattfand, war zudem das Jahr der berühmten Woodstock-Generation, die das kulturelle Aufbegehren der Jugend gegen die etablierte Ordnung und die gesellschaftlichen Normen dieser Zeit repräsentierte.
Warum einen Film zu den realen Fallgeschichten für Zeit des Erwachens kreieren?
Dr. Oliver Sacks‘ Buch Awakenings wurde 1973 veröffentlicht und es gab viele Romane, Kurzgeschichten und Gedichte, die das Thema aufgriffen. Besonders anregend war der Stoff für dramatische und dramaturgische Stücke.
Dr. Oliver Sacks schreibt dazu:
„Die Wirklichkeit war dramatisch – am ehesten vergleichbar wohl der griechischen Tragödie, wobei hier eine einzigartige Krankheit die Rolle des Schicksals übernahm (wie Leonard L. z.B. es sah). Die Vorstellung von Welten anderer Menschen – fast unbegreiflich fremd, und dennoch von Menschen «wie du und ich» bewohnt, die leicht du und ich sein könnten – steht im Mittelpunkt des Buches. Jeder Leser bringt seine eigenen Vorstellungen und Empfindungen in die Lektüre ein, und ebenso jeder Autor, Schauspieler und Regisseur, der, davon inspiriert, einen Schritt weiter geht und sich seine eigene Lesart schafft. Es sind im vergangenen Jahrzehnt mehrere unterschiedliche Versionen des Buches für Bühne und Film entstanden. So unterschiedlich in Stil und Detail sie sein mögen, die besten darunter werden alle der Wahrheit dieser Geschichte gerecht, der inneren Wahrheit über das Elend und Leben der Patienten. Dies ist für mich der Prüfstein ihrer Wahrhaftigkeit – das Gefühl, daß die Patienten angesichts dieser Versionen ausrufen würden: «Jawohl, ganz genauso war es!»“[4]
Reale Patienten durch den Film Zeit des Erwachens für sich selbst sprechen lassen
Man könnte nun im Zuge dieser vielen Rezeptionszeugnisse meinen, dass die Patienten dies vielleicht mit Unmut aufnahmen. Doch gerade die Patienten hatten Dr. Sacks zum Verfassen von Awakenings ermutigt mit den Worten:
„«Erzählen Sie unsere Geschichte – sonst wird sie nie bekannt.» Und nun sagten sie: «Nur zu; machen Sie den Film. Lassen Sie uns für uns selbst sprechen.»“[5]
Es gab aber auch Stücke, von denen Dr. Sacks Abstand nahm, weil sie nicht die Wahrheit wiedergaben, weil es das Stück des jeweiligen Autors war, aber weniger mit der wahren Geschichte der Patienten, um die es ging zu tun hatte.[6] Auf der anderen Seite gab es auch Stücke, die ihre eigene Wahrheit der Realität mitbrachten, und von denen Zeit des Erwachens Oliver Sacks sich begeistert zeigte.
Bevor ich Pinters Stück kennenlernte, hatte ich Vorbehalte gegenüber «dramatischen Darstellungen» und allem sonstigen, was auf meinem Werk «basierte», ihm «nachempfunden» oder von ihm «inspiriert» war. Das Buch war der Realität entsprungen; alles andere mußte «irreal sein. Wie konnte es real sein ohne direkten Kontakt mit den Patienten, vermittelt über eine Zwischenstufe? Doch Pinters Stück zeigte mir, daß eine solche Darstellung nicht unbedingt die Realität verwässern muß, sondern im Gegenteil eine ganz eigene, starke Realität entwickeln kann. Jede schöpferische Darstellung ist auch eine Rück-Übertragung von Wirklichkeit. Pinter hatte mir ebensoviel gegeben wie ich ihm. Ich hatte ihm eine Wirklichkeit vermittelt – und er hatte mir eine andere zurückgegeben.[7]
Wie aktuell sind das Rilke Gedicht Der Panther und Filme wie Zeit des Erwachens?
Rainer Maria Rilkes Panther lässt sich vielfältig interpretieren und hinsichtlich verschiedener Aspekte auf andere Werke wie den Film Zeit des Erwachens mit Robin Williams übertragen – auch mit Blick auf die Motivation, die Rilke zum Verfassen des Dinggedichts geleitet hat. Das gilt auch für die heutige Gesellschaft: Fake News und Social Media beispielsweise sind keine traditionellen Gitterstäbe, aber man könnte mediale Zeugnisse im übertragenen Sinne schon als Eingrenzung oder Einschränkung verstehen. Denn von ihnen kann sozialer, kultureller oder politischer Druck auf Einzelne ausgeübt werden, was Macht verleiht und Kontrolle schafft, in denen Menschen, die nicht zur Zielgruppe passen, keinen Platz finden. Und natürlich ist das Thema auch mit Blick auf die Wahl in den USA akut – könnte der Panther als Symbol für die Gruppen stehen, die unter der neu gewählten Trump-Regierung nicht ihrem Willen folgen können, sei es aufgrund von Sexualität, Religion, Nationalität oder anderen Aspekten. Das ist traurig. Und es macht Angst – im Jahr 2024! Alle in Rilkes Der Panther angesprochenen Aspekte der Ohnmacht, Resignation und Abgestumpftheit lassen sich dann im politischen Kontext lesen und identifizieren. Das Dinggedicht Der Panther ließe sich auf so viel mehr Themen und Diskurse anwenden. Das zeigt einmal mehr, dass Literatur zeitlos ist und individuell und situativ und lebendig!
Die eigene Lebenszeit sinnvoll nutzen
Relativität kennen wir alle. Die Zeit rennt, wenn man mit der geliebten Person im Arm einschläft und weiß, man wird sich am nächsten Tag für einige Wochen trennen müssen. Die Zeit rennt, wenn man im Sommer am Strand dem Meeresrauschen lauscht und ein Eis genießt. Die Zeit rennt, wenn man mit lieben Freunden zusammen ist und Spaß hat. Die Zeit stockt, wenn man in einer Vorlesung sitzt, in der der Dozent mit dem Rücken zu den Anwesenden steht und leise nuschelt. Die Zeit rennt, wenn man auf auf der Arbeit sitzt und langweilige Fließbandarbeit verrichten muss, die nicht dem eigenen Können entsprechend. Die Zeit stockt, wenn man auf harten Kirchenbänken den umständlichen Ausschweifungen des Redners lauschen muss und der Hintern einschläft (tatsächlich sind die ja so hart, damit man eben nicht einpennt). Im Film wird ein Gegensatz aufgemacht zwischen Schlafenden und Erwachten. Für kurze Zeit – in der Zeit, in der das Erwachen stattfindet – scheint dieser Gegensatz verschoben, scheint beispielsweise Dr. Sayer sein Leben zu verschlafen, während Leonard so viel Leben nachholen will. Dabei stößt er auf Hindernisse: Seine Mutter, die Anstalt, Vorschriften, Normen usw. Im täglichen Alltagstrott vergessen wir tatsächlich oft wie wichtig Lachen ist und Freude, ein liebevolles Miteinander, das auf Respekt, Wertschätzung und Anerkennung basiert und nicht auf Ausbeutung, Intrigen und Bürokratie. Am Ende – am Ende sind wir Mensch. Wir sollten die uns zur Verfügung stehende Zeit nutzen. Diese Botschaft wird beispielsweise auch im Film The Book of Henry transportiert.
Beschluss zur Verbindung von Rilkes Panther und dem Film Zeit des Erwachens mit Robert de Niro
Obwohl ich mir anfangs von dem Film Zeit des Erwachens nicht viel versprochen hatte, war ich am Ende doch positiv von der konkreten Verbindung zum Gedicht Der Panther von Rilke fasziniert. Beide Werke thematisieren das Leben in einem Zustand der Gefangenschaft und das damit verbundene Verlangen nach Freiheit und Lebendigkeit. Sowohl der Panther als auch die Patienten in Zeit des Erwachens sind innerlich lebendig und besitzen noch ihr ursprüngliches Wesen, doch äußere Umstände hindern sie am Ausdruck ihrer individuellen Lebendigkeit auszudrücken. In Zeit des Erwachens sind die Patienten in ihrem eigenen Körper gefangen, der Panther sitzt im Käfig im botanischen Garten. Beide Werke, Rilkes Panther als auch Zeit des Erwachens, fragen nach der Bedeutung von Freiheit und Lebendigkeit. Im Gedicht wie im Film gibt es einen Moment der Hoffnung und Lebendigkeit wird angedeutet bzw. im Film durch das Medikament einen Sommer lang gewonnen. Diese Momente erinnern daran, wie groß das Verlangen, die Sehnsucht nach Freiheit, Autonomie und Erfüllung ist. Doch zugleich wird auch dargestellt, wie zerbrechlich diese Dinge sein können, weil sie durch äußere und nicht beeinflussbare Kräfte eingeschränkt werden können. Das ist ein sehr faszinierendes Thema und ich werde mindestens noch einen Film mit einem anderen Werk von Rainer Maria Rilke vergleichen.
Quellen
Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
Rilke, Rainer Maria: Der Panther. In: Gesammelte Werke. München 2022, S. 436.
Dichter beschimpfen Dichter. Ein Alphabet harter Urteile. Zusammengesucht von Jörg Drews & Co. Frankfurt am Main 2006, S. 189.
Sacks, Oliver: Awakenings. Zeit des Erwachens. Das Buch zum Film. Hamburg 1991, S. 424.
[1] Sacks, Oliver: Awakenings. Zeit des Erwachens. Das Buch zum Film. Hamburg 1991, S. 292. [2] Ebd., S. 255. [3] Ebd., S. 256. [4] Ebd., S. 424. [5] Ebd., S. 425. [6] Ebd., S. 427. [7] Ebd., S. 428.
Bildquellen
- Rilke-Gedicht–Zeit-des-Erwachens: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
- Rilke-Panther_Notizen: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
- Rilke-Der-Panther-aus-Zeit-des-Erwachens: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
- Klinikgitter_Zeit-des-Erwachens: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
- Gefangen_Rilke_Zeit-des-Erwachens: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
- Leben_Zeit-des-Erwachens: Marshall, Penny: Zeit des Erwachens [Film]. Indien, Vereinigte Staaten 1990, Lasker/Parkes Productions.
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