Traumaland – Asal Dardan: Verortetes Gedenken

Berliner Gedenkort: Orte des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus

Zuletzt bearbeitet am 3. August 2025

Das Buchcover von Traumland als Symbol?

Das Buchcover von Traumaland erinnert mich an Buntglasfenster, wie man sie aus Kirchen kennt. Ein Mosaik in Gelb, Ocker, Rot und Grün durchzogen von hellen Linien. Was in Kirchenfenstern sauber durch Bleiruten getrennt bildhaft inszeniert ist, erzählt Asal Dardan mit Worten – sie erzählt von ihrer Spurensuche durch Traumaland, einer Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Es könnte auch ein Mosaik sein, dachte ich dann.

Asal Dardan: Traumaland. Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart, online zu erwerben unter: https://www.rowohlt.de/buch/asal-dardan-traumaland-9783498003487

Aber nach der Lektüre, irgendwann, da wurde es mir klar: Das Cover ist eine Stadtkarte! Das von Spuren durchzogene Bunt ein abstrahierter Stadtplan. Vielleicht ist hier sogar einer der Wege abgebildet, die Asal Dardan bei ihren Recherchen um die Bedeutung des Verlusts als Teil der Trauerarbeit gegangen ist, um sich auf die Suche nach „Spuren eines einzelnen, eines individuellen Lebens und seiner zentralen Bedeutung für das eigene Leben“ (Dardan, Asal: Traumaland. Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Hamburg 2025, S. 7) zu begeben. Nun, vielleicht liege ich falsch. Es hat für mich aber so Sinn ergeben.

Inhaltsverzeichnis

Worum geht es in Traumaland?

In Traumaland. Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart begibt sich die deutsch-iranische Autorin Asal Dardan auf eine Reise durch die deutsche Erinnerungskultur und die Erfahrungen von Minderheiten in der Einwanderungsgesellschaft. Traumaland ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine differenzierte und inklusive Erinnerungskultur, in dem auch einzelne Opfer sichtbar gemacht werden und Schweigen brechen, die Leser und Leserinnen zum Stolpern bringen, zum Nachdenken, Nachsinnen, Erinnern, Aufarbeitung, zum Trauern. Es geht unter anderem darum, die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erkennen und Verantwortung für die Gestaltung einer gerechten Zukunft zu übernehmen. Dardans Werk ist eine Einladung zum Hinterfragen der eigenen Perspektive und zur aktiven Beteiligung am gemeinsamen Erinnern hin zu mehr Solidarität.

Zur Autorin von Traumaland Asal Dardan

Asal Dardan ist eine deutsch-iranische Autorin und Essayistin. Sie wurde 1978 in Teheran geboren, wuchs in Deutschland und im Ausland auf und studierte unter anderem Kulturwissenschaften.

Bekannt wurde sie durch ihren Essayband „Betrachtungen einer Barbarin“ (2021), in dem sie Fragen zu Identität, Migration, Rassismus, Erinnerungskultur und Zugehörigkeit aus einer postmigrantischen Perspektive verhandelt. Dardans Texte sind persönlich, politisch und poetisch – sie verbindet autobiografische Erfahrungen mit gesellschaftlicher Analyse.

Ihr Schreiben bewegt sich im Spannungsfeld von Kulturkritik und Selbstreflexion, oft mit Fokus auf das Nicht-Dazugehören und die Suche nach Sprache für marginalisierte Erfahrungen.

Mein Interesse an Traumaland: Verbindungen zur antiken Gedächtnisräumen

Jedenfalls interessieren mich die Verbindungen von Orten und Räumen mit dem Gehen im Zusammenhang mit individuellen und kollektiven Erinnerungen in einer von Trauma durchtränkten Kultur. Schon nach wenigen Seiten von Traumaland hatte ich den antiken Rhetoriklehrer Marcus Fabius Quintilianus (ca. 35-100 n. Chr.) mit seiner Institutio Oratoria, der Ausbildung zum Redner, im Kopf.

Quintilian und die Kunst des Gedächtnisses

„Aus dieser Tat des Simonides scheint man die Beobachtung gewonnen zu haben, daß das Gedächtnis dadurch gestützt wird, daß man feste Plätze bezeichnet, an denen die Vorstellungen haften, und das wird jeder nach seiner eigenen Erfahrung glauben. Denn wenn wir nach einer gewissen Zeit an irgendwelche Örtlichkeiten zurückkehren, erkennen wir nicht nur diese selbst wieder, sondern erinnern uns auch daran, was wir dort getan haben, auch fallen uns Personen wieder ein, ja zuweilen kehren gar die Gedanken in unseren Geist zurück, die wir uns dort gemacht haben. Die Kunstlehre stammt also auch hier wie in den meisten Fällen aus der Erfahrung.“[1]

Ich kann dieses Zitat des antiken Intellektuellen in Beziehung setzen zu Traumaland, wenn Asal Dardan am Anfang konstatiert: „Die historischen und sozialen Umstände von einzelnen Momenten politischer Gewalt sind spezifisch, aber in den Ursachen findet sich eine brutale Kontinuität. Wenn ich sie also räumlich und nicht zeitlich betrachte, kann ich die Nähe, die zwischen ihnen besteht, noch besser erkennen.“ (Dardan: Traumaland, S. 13)

Asal Dardan geht in Berlin, Köln, Hoyerswerde und Dessau an Orte der Gewalt, sie macht eigene Erfahrung durch Gehen, wobei ihre individuelle Erfahrung mit dem der kollektiven Trauma-Erfahrung verschmilzt.

Gehen als Erkenntnismethode: Körperliche und geistige Erinnerung

Gehen ist Bewegung im Raum. Es ist eine Form der Orientierung, mit der Gedanken fortgeführt werden können, durch die sich Menschen aber in der Realität auch physisch fortbewegen. Gehen ist somit im doppelten Sinne eine Form des Erinnerns, die sich nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper vollzieht. Über das Gehen werden Innen und Außen verbunden, vermischen sich Denkprozesse mit körperlicher Fortbewegung. Im Akt des Gehens verknüpfen sich sozusagen Orte mit Gedanken, Eindrücke mit Bedeutungen, Geistiges mit Sinneswahrnehmungen. Schon antike Philosophen nutzten das Gehen als Gedächtnisstütze. Die Anhänger des Aristoteles beispielsweise wurden Peripatetiker genannt, weil sie bei Diskussionen über Philosophie umhergingen. Peripatetisch, das kommt aus dem Griechischen bedeutet umherwandeln.

Peripatetiker: Philosophieren durch Umherwandeln

Der deutsche Dichter Peter Hille (1854-1904) wurde der „Peripatetiker“[2] oder auch „die Reinkarnation des alten Diogenes“[3] benannt. Er war ein außergewöhnlicher Dichter der literarischen Szene um 1900 – ein Wanderer, Bohemien, ein geistiger Außenseiter mit starkem Einfluss auf spätere Expressionisten, insbesondere Peter Altenberg und Else Lasker-Schüler. Er lebte in Berlin in größter Armut, war aber ein viel bewunderter Redner und Denker, der für seine ständig wandernde, umherziehende Lebensweise bekannt war. Diese Mischung aus philosophischem Flaneur, prekär lebendem Bohemien und „geistreichem Vagabunden“ brachte ihm den Beinamen „Peripatetiker“ ein; angelehnt an die peripatetische Schule des Aristoteles, bei der das Denken mit dem Gehen verbunden war.

Heute begegnen wir Erinnerungsmonumenten und Gedächtnisstützen beim Gehen im städtischen Raum wie den sogenannten Stolpersteinen oder in literarischen Auseinandersetzungen mit Trauma und Gedächtnis wie es in Asal Dardas Traumaland der Fall ist. Als anderes konkretes Beispiel fällt mit W.G. Sebalds Austerlitz ein. Es gibt natürlich noch viel mehr.

Antike Mnemotechnik: Gedächtnispaläste und räumliche Erinnerung

Bereits in der Antike war Gehen nicht bloß alltägliche Fortbewegung, sondern Teil eines kognitiven Systems. Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.) beschreibt in De oratore die sogenannte ars memoriae, bei der Redner:innen sich Gedächtnisinhalte anhand eines imaginären Gebäudes oder Weges merken: An jedem „Ort“ wird ein Bild abgelegt, das einen Gedankengang repräsentiert. „Das Sachgedächtnis ist das eigentliche Metier des Redners; bei ihm können wir dadurch, dass wir einzelne Personen und Sachen gut platziert haben, Markierungspunkte setzen, um die Gedanken durch Bilder, die Reihenfolge durch Orte zu erfassen.“[4]

Die Metapher vom Gedächtnis als Gebäude

Cicero bezieht sich auch auf Simonides von Keos und die Anekdote beim Festmahl wie auch der bereits erwähnte Quintilian. Durch das mentale Abschreiten von imaginierten Orten wird der Text rekonstruiert. Quintilian greift diese Methode als Basis für eine gute Rhetorik in seinem Lehrbuch auf und betont deren körperlich-räumliche Verankerung: Der Körper bewegt sich im Raum – real oder imaginär –, und diese Bewegung formt das Gedächtnis.[5] Quintilian beschreibt das Gedächtnis als eine Art Gebäude, in dem Erinnerungen in Räumen abgelegt werden. Diese Räume können umgestaltet, betreten oder verlassen werden – aber sie bleiben Teil eines übergeordneten Bauwerks.

Die Metapher betont die Strukturiertheit und die Konstruierbarkeit von Erinnerungen. Gedächtnis ist damit nicht einfach gegeben, sondern wird gebaut, eingerichtet, renoviert – oder verdrängt, verschlossen oder verfallen gelassen. Quintillian erwähnt das Gedächtnis als Basis für die Speicherung von Wissen von Beispielen, Gesetzen, Rechtsgutachten und schließlich von Worten und Taten […] woran der Redner immer einen Überfluß habe muß, auf den er jederzeit zurückgreifen kann und nicht umsonst heißt das Gedächtnis die Schatzkammer der Beredsamkeit.“[6]

Das Zusammenspiel von Raum, Bewegung und Erinnerung

Aber auch die Struktur, die Reihenfolge der gemerkten Ereignisse ist wichtig, wenn sie adäquat wiedergegeben werden wollen. Man muss als Redner möglicherweise auch auf Fragen schnell reagieren, Schlussfolgerungen ziehen, Kontern können.[7] Dabei darf man sich laut Quintilian die Leistung des Gedächtnisses so vorstellen „daß sich in dem Geiste eine Art Spuren einprägen so, wie sich im Wachs die Abdrücke der Siegelringe erhalten.“[8] (Die Wachstafel ist ein Verweis auf Platon, der ebendiese Metapher für das Gedächtnis verwendet hat) Der Begriff „Spuren“ bleibt und verbindet Quintilians Metapher mit Asal Dardans Spurensuche im Traumland. Eine Spurensuche in der Vergangenheit und Gegenwart, wobei die verbindenden Elemente, die zu erinnernden Orte real sind oder waren, Gebäude und Straßen, sogar ganze Städte, die vor allen Dingen zusammengeführt werden durch: Menschen!

Spuren im (kulturellen) Gedächtnis: Individuum und Kollektiv im Raum

Quintilian verbindet in seiner Metapher das Abgehen imaginierter Ort als Gedächtnisstütze für die Basis guter Reder. Das kennt man immerhin aus der eigenen Erfahrung (wie er auch ausführt). Asal Dardan verbindet durch das Gehen reale Orte der Erinnerungskultur und erinnert uns an die Wichtigkeit dieser Form der Sichtbarmachung, so dass ein individueller Erkenntnisprozess angestoßen werden kann, der das Geschehene und die damit verbundenen Menschen sichtbar macht und zu einem Umdenken in der Gegenwart führt.

Erinnerungskultur heute: Sichtbarmachen der Opfer in Traumaland

Ich möchte zum eben genannten Zitat Quintilians eines von Asal Dardan hinzugesellen, dass ich aus einem Insta-Reel zum Format „Zeit zu Reden“ vom 23.5.2025 gesichtet habe.

„Ich habe das Gefühl, in der Erinnerungskultur, in der Verstaatlichung der Erinnerungskultur ist gut gelaufen, dass man irgendwann akzeptiert hat, die Opfer waren nicht die Anderen. Sie wurden zu Anderen gemacht. Bei den Tätern habe ich das Gefühl, die sind immer noch die Anderen. Und es gibt überhaupt nicht diese Akzeptanz, die waren auch nicht die anderen, die haben auch was mit uns zu tun. Und das ist der Moment, wo ich das Gefühl habe, eigentlich müssten – daraus heraus habe ich ja dieses Buch geschrieben – wir müssten noch viel mehr über all diese unsichtbaren Orte in unseren Straßen – diese Häuser aus denen Leute rausgeschleppt wurden, diese Betriebe, wo Zwangsarbeiter:innen gearbeitet haben – das müsste man mal markieren. Weil dann sieht man, wie verzahnt und verzweigt bis ins Heute das alles ist. Und wie sehr das auch eine ökonomische Frage ist.“[9]

Kartographie der Fragilen: Individuen als Wegweiser der Erinnerung

Asal Dardan entwirft eine Kartografie der Fragilen, die uns den Weg in eine neue Erinnerungsarbeit weist.“ So lautet der Kommentar im Klappentext des Schriftstellers Deniz Utlu. Mit Kartografie der Fragilen gemeint sind, denke ich die Menschen, die Individuen, die Opfer von Gewalttaten oder auch die Täter und Täterinnen, die Asal Dardan konkret sucht, wenn sie Straßen abgeht und diese einzigartigen Lebensgeschichten mit im Kollektiv bekannten Ereignissen an Erinnerungsorten und Denkmälern abgleicht.

Trauerarbeit als Spurensuche und Weltaneignung

Asal Dardan begreift Erinnerung als eine aktive Praxis der Weltaneignung: Indem sie den Verlust nicht übergeht, sondern ihm Raum gibt, entstehen neue Bedeutungszusammenhänge – zwischen dem gelebten Leben, den verblassenden Spuren und den Fragen, die daraus erwachsen.

Oder alternativ, etwas zugespitzter: Erinnerung durch Gehen wird hier zur Erkenntnismethode.

„Sich Zeit zu nehmen, um der Bedeutung des Verlusts nachzuspüren, immer wieder, ist ein Teil von Trauerarbeit. Sie widmet sich den Spuren eines einzelnen Menschen, eines individuellen Lebens und seiner Bedeutung für das eigene Leben. Sie zieht Verbindungen zwischen Erinnerungen. Das ist es, was ich mit meiner Spurensuche erreichen möchte. Vielleicht komme ich der Welt, wie sie war und ist, dadurch näher. Oder ich finde zumindest heraus, welche Fragen ich mir über uns in dieser Welt stellen möchte.“ (Dardan: Traumaland, S. 7-8)

Erinnerung als Bewegung: Architektur des Erinnerns

Erinnerung ist wie gesagt nicht nur ein innerer Vorgang, sondern an Raum (bestimmte Örtlichkeiten), Bild (Imagination) und Bewegung (körperliche Betätigung) gebunden. Insofern ist es Gehen, Fortbewegung, das korrektes Erinnern ermöglicht und Strukturen schafft. Man könnte auch von einer „Architektur des Erinnerns“ sprechen, einer topographischen Erinnerungslandschaft, die an Bewegungen gekoppelt ist und dadurch innerhalb des Raumes neue Verbindungen schafft.

Erinnerungsräume zwischen Individuum, Kollektiv und Politik

Diese Form des bewegten Erinnerns findet sich auch bei Asal Dardan, wenn sie die Zeit auf und ab läuft und „die rote Spur“ (Dardan: Traumaland, S. 7) sucht. Während die antiken Autoren davon ausgingen, dass jeder seinen Gedächtnispalast frei nach eigenen Prinzipien imaginieren kann, zeigt Dardan, dass gangbare Gedächtnisräume nicht nur individueller Natur, sondern auch kollektiv sind bzw. konstruiert und erschaffen wurden, zudem kulturell abgesteckt, oftmals politisch und institutionell reguliert. Obwohl viele Orte wie Denkmäler und Mahnmale frei zugänglich sind und durch ihre Existenz Erinnerungen schaffen sollen – an Menschen und Taten – so ist dennoch vieles trotzdem nicht sichtbar. Und das, obwohl diese Orte sich mitten unter uns befinden!

Erinnern aber bedeutet auch, nein gerade! Sichtbarmachung: „Mit der gesellschaftlichen Anerkennung der Tat kommt nämlich nicht zwingend die Anerkennung der Opfergruppen einher.“ (Dardan: Traumaland, S. 53)

In Berlin erinnern die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an die NS-Opfer und auch Asal Dardan geht einige dieser Objekte in Traumaland ab: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/stolpersteine-finden
In Berlin erinnern die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an die NS-Opfer: https://www.stolpersteine-berlin.de/de/stolpersteine-finden

Stolpersteine: Performative Erinnerung im Alltag

Im urbanen Gedächtnisdiskurs lebt die soeben benannte Verbindung zwischen Raum, Bewegung und Erinnerung vielgestaltig fort. Sichtbar wird diese topographische Gedächtnisarbeit in Denkmälern, Mahnmalen und Kunstobjekten wie den Stolpersteinen in Berlin, die dezentralen Denkzeichen des Künstlers Gunter Demnig. Auf der Webseite steht: „Heute werden Stolpersteine für Juden, Sinti und Roma, Menschen aus dem politischen oder religiös motivierten Widerstand, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Opfer der „Euthanasie„-Morde und für Menschen, die als vermeintlich „Asoziale“ verfolgt wurden, verlegt.“[10] Die kleinen Messingplatten vor ehemaligen Wohnhäusern deportierter und ermordeter NS-Opfer zwingen zum Innehalten und der Blick fällt zu Boden. Das „Stolpern“ ist performativ, weil es einen Moment der Irritation forciert, der die Gegenwart bricht und die Vergangenheit heraufbeschwört. Gunter Demnig „gefiel die Doppeldeutigkeit des Namens, weil er mit den Steinen ein gedankliches Stolpern bewirken wollte.“[11] Er zitiert mit: „Man fällt nicht über die STOLPERSTEINE, du stolperst mit dem Kopf und dem Herzen“[12], gern einen Schüler.

Individuelle Schicksale als Teil kollektiver Geschichte in Traumaland

Im Gegensatz zu zentralen Mahnmalen sind Stolpersteine in den Alltag eingelassen. Sie machen den Gehweg selbst zum Gedächtnisraum – quasi zu einem „roten Faden“ durch Traumaland. Immerhin bewegt sich auch Asal Dardan in Traumaland auf dem Pfad einiger Stolpersteine, werden sie Teil eines roten Fadens, der tief ins Labyrinth eines von Trauma durchdrungenen Landes führt. Wie in der antiken Mnemotechnik entsteht so Erinnerung aus der Kombination durch Verortung und Bewegung. Anders ist allerdings, dass die erinnerten Bilder nicht imaginiert werden, sondern die Steine real sind, ebenso wie die dahinterstehenden menschlichen Schicksale. An die Stolpersteine sind explizit Erinnerung an ein Opfer geknüpft, individuelle Lebens- und Leidensgeschichten, die verbunden sind mit einer von Gewalt durchzogenen Geschichte.

Zwischen persönlicher Erinnerung und institutionellem Gedenken

Asal Dardan bewegt sich zwischen persönlichen Erinnerungen, politischen Beobachtungen und kultureller Analyse. Gehen ist ein zentrales Motiv in Traumaland. „Ich gehe durch Straßen, in denen ich nach Menschen suche, die einst dort gingen“, schreibt sie und ruft damit auch die sich stets wiederholende Geschichte auf. „Ich will mich dabei nicht in der Abstraktion verlieren, sondern sie abgleichen mit dem konkreten Leben, das an eine konkrete Zeit und einen konkreten Ort gebunden ist.“ (Dardan: Traumaland, S. 8) Dardan beschreibt Stadtwahrnehmungen und das Erkunden bestimmter Denkorte und Mahnmäler, in denen sich oft Gefühle der Entfremdung und Irritation einschreiben in Bezug auf das institutionelle Erinnern bestimmter Gemeinschaften und damit zusammenhängender Erinnerungsarbeit.

Zum Beispiel können individuelle Opfer nur „angemessen gewürdigt werden, wenn ähnliches Unrecht auch in der Gegenwart angeklagt und bekämpft wird.“ (Dardan: Traumaland, S. 94) Es geht um viel mehr, als nur um die Fragen nach angemessener Erinnerungsarbeit. Dardan erkundet in Traumaland die vergangene und gegenwärtige Architektur des kollektiven Gedächtnisses in Deutschland und hinterfragt sie immer wieder: „Ich stelle mir die Fragen, ich stelle sie uns, die wir hier leben in dieser Landschaft des Traumas, in diesem Land der Vielheiten.“ (Dardan: Traumaland, S. 267)

Offene Fragen in Dardans Traumaland: Ausschluss, Sichtbarkeit und Gerechtigkeit

Es sind viele Fragen, von denen ich hier die, die ich selbst sehen kann, aufzeigen will:

  • Wessen Geschichte wurde in welchen „Räumen“ fest verankert?
  • Wessen Schmerz darf im öffentlichen Gedächtnis Platz nehmen – und wer bleibt außen vor?
  • Welche Erinnerungsräume wurden sorgfältig gepflegt – und welche nie gebaut?
  • Wer wird erinnert – und wer nicht?
  • Wer hat Zugang zum öffentlichen Gedächtnisraum – und wer wird strukturell ausgeschlossen?
  • Wer entscheidet, was Sichtbarkeit verdient? Wenn erinnert wird, wieso wird keine Gerechtigkeit wiederhergestellt?
  • Wieso scheint das Früher verblasst, obwohl es noch mitten unter uns weilt: In den Häusern, Straßen und Städten, in denen wir wohnen und arbeiten?

Kollektive Schuld sichtbar machen ohne Versöhnungsillusion

„Ich frage mich also, wie kollektive Schuld sichtbar gemacht werden kann, ohne ein positives Gefühl des Abschlusses zu stiften. Damit Erinnerung auf einer kollektiven Ebene wirksam wird, darf sie meines Erachtens das Gefühl der kollektiven Identität nicht stabilisieren. Sie muss gebrochen bleiben damit sie sich nie wieder zusammenfügt zu einem rollenden Stein. Niemand sollte stolz sein, so wie etwa Friedrich Merz, wenn er an die deutsche Aufarbeitung denkt. Denn ihr Ursprung sind deutsche Verbrechen, sind Gewalt und Leid, die bis heute wirken. Ich empfinde es als bedrohlich und niederschmetternd, dass heute oftmals die Überwindung genau dieser Gewalt von deutschen Politiker:innen dafür herangezogen wird, neue Gewalt zu legitimieren.“ (Dardan: Traumaland, S. 94)

Weitergehen: Erinnerung als Prozess und Verantwortung

Auf dieser Seite experimentiere ich in Gedanken mit verschiedenen Theorien und wende sie auf Literatur an. Vom Prinzip her „gehe“ ich in Gedanken an verschiedene Orte und verbinde vormals nicht Verbundenes. Ich mache auch Dinge sichtbar. Ich kann auch gar nicht viel zum Inhalt von Traumaland beitragen, weil ich nicht dieselben Wege gegangen bin wie die Autorin. Ich gehöre aber zu diesem Kollektiv, über das sie schreibt, dem Gewalt widerfahren ist und das Gewalt ausgeübt hat. Und ich habe es auch schon in meinem Beitrag zu Helga Schuberts Die Welt da drinnen erwähnt oder in meinem Beitrag zu The Zone of Interest erwähnt: Ich weiß nicht, wie ich damals gehandelt hätte, wer ich damals gewesen wäre, wäre ich unter Druck gesetzt worden – so oder so.

Generationale Traumata: Im Körper des Kollektivs

Aber Fakt ist, dass generationale Traumata der Kriegsgeneration lange im Familienkörper oder möglicherweise auch im Körper des Kollektivs überdauern, feststecken, festsitzen, unbewusst lauern aus dem Dunkel der Vergangenheit heraus und daher noch Macht besitzen. Das zeigt sich doch gerade an den vielen individuellen Beispielen an verschiedenen Orten, die Asal Dardan in Traumaland anführt. Das zeigt sich an verhärmten bürokratischen Strukturen, die sich seit Kafkas Der Prozeß kaum geändert haben oder seit Falladas Kleiner Mann, was nun? oder seit Joseph Hellers Catch 22.

Hybridität, Third Space und Verantwortung

Dazu ein Zitat des Theoretikers und Literaturwissenschaftlers Homi H. Bhaba, auf den ich gleich noch im Zusammenhang mit den Begriffen ‘Hybridität’ und ‘Third Space’ zu sprechen kommen werde:

„Die Wiederholungen einer verschütteten Vergangenheit bringen traumatische, ungelöste und unrepräsentierte Erzählungen zurück, einhergehend mit der Forderung, dass die kulturelle Aufzeichnung von diesem Augenblick an umgeschrieben werden muss. Und aus der un-verwirklichten Zukunft kommt das Streben nach Gleichheit und Freiheit, das die moralische Ökonomie der Gegenwart heimsucht und eine Revision der Ziele verlangt. Eine globale Ethik fordert, dass wir – sei es imaginär, sei es aktiv – Verantwortung übernehmen, Verantwortung für die Zeitlichkeit einer Welt, die von zweierlei gekennzeichnet ist; einer Vergangenheit, die sich weigert zu sterben, und einer Zukunft, die sich weigert, darauf zu warten, geboren zu werden.“[13]

Trauma als innere Katastrophe und zeitliche Auflösung

„Trauma ist nicht das äußere Geschehen, es ist die innere Katastrophe. In diesem Sinne ist es nur individuell erfahrbar als physisches und psychisches Erleben von Sinnauflösung. Das Ich wankt, hat alle Gewissheiten über sich und die Welt verloren. Etwas ist geschehen, aber wir verstehen es nicht, verstehen nicht, was es war, weshalb es war. Es fügt sich nicht ein in das Davor und Danach, fügt sich nicht ein in unser Bild von dieser Welt. «Traumazeit läuft in alle Richtungen gleichzeitig.» Wir finden uns nicht in ihr wieder, finden uns nicht zurecht.“ (Dardan: Traumaland, S. 12)

Lexikalische Definition: Trauma als Diskrepanzerlebnis

Das entspricht der lexikalischen Definition von Trauma: „Trauma, psychisches, ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt. […] Wir wissen heute, daß nicht ”Angst” oder ”Streß” die traumatische Wirkung hervorrufen, sondern das Erlebnis von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe an bedrohliche Umwelteinflüsse. So ist Trauma das subjektiv unfaßbare Geschehen, das unser Selbst- und Weltverständnis dauerhaft erschüttern kann.“[14]

Der eingeschlossene Raum im Trauma: Struktur und Bedeutung

Was mich am Begriff Trauma innehalten lässt, ist der eingeschlossene Raum – nicht nur etymologisch, denn das Wort ‘Raum’ befindet sich in Trauma eingeschlossen, sondern auch strukturell: Trauma enthält Raum, doch es ist ein abgekapselter, durchbohrter, fragmentierter Raum (vielleicht wie die Karte, das Mosaik auf dem Buchcover). Dabei ist dieser eingeschlossene Raum nicht leer, sondern überfüllt mit Abwesenheit. In ihm lagern sich Erfahrungen ab, die zu keiner Zeit ganz gegenwärtig waren, aber auch nie vergangen sind. Es ist die „Traumazeit“ (Dardan: Traumaland, S. 12), wie sie Asal Dardan im Zitat von vorhin beschrieben hat. Trauma ist nicht einfach Erinnerung, sondern eine Topographie des Unverarbeiteten, eine Kartierung des Verdrängten, das sich nicht verdrängen lässt, verbunden durch von Menschen begangenen Handlungen.

Trauma als Topographie des Unverarbeiteten

Vergangene Zeit spielt hier keine Rolle, weil dieser Raum omnipräsent ist. Er ist allgegenwärtig. Menschen, die Trauma erfahren haben, verstehen sicher, was ich meine. Der Körper speichert Trauma. Ein bestimmtes Geräusch kann das Herz schneller schlagen lassen, ein bestimmtes Wort Starre und Ohnmacht hervorrufen. Es gibt diesen eingeschlossenen Raum bei den Lebenden. Es gibt diesen eingeschlossenen Raum bei den Toten. Es gibt diesen eingeschlossenen Raum überall dort, wo Gewalt und Trauma erzeugt wurden. Es sind diese Räume, an denen heute zum Beispiel Stolpersteine erinnern an Menschen und Handlungen. So werden nach und nach diese abgekapselten Trauma-Räume, diese blinden Flecken des Kollektivs, diese an Individuen begangenen Gewalttaten sichtbar gemacht, öffentlich gemacht, ans Licht gebracht. Weil es uns alle etwas angeht! Aber daran anschließend muss wieder gefragt werden: Wer steht dahinter? Warum nicht früher? Und so weiter.

Literatur wie Traumaland als Zugang zu Trauma-Räumen

Diese eingeschlossenen Trauma-Räume in der Traumazeit sind keineswegs metaphorisch zu verstehen. Sie existieren konkret – in Architekturen des Ausschlusses, in den Rissen biografischer Kontinuität, in institutionellen Apparaten, die ihre Gewalt unkenntlich machen unter dem Deckmantel der Inklusion und Erinnerungsarbeit. Und zugleich sind sie imaginär: Innenräume, in denen Geschichte sedimentiert, Familienräume, durch die Gespenster generationenübergreifender Schuldverhältnisse wandern.

Der Trauma-Raum als Denkfigur und offene Struktur

Literatur vermag solche Räume nicht nur zu bezeichnen, sondern zu betreten. Asal Dardan geht in Traumaland genau diesen Weg: Sie betritt Räume, die kolonial, bürokratisch, national konstituiert sind, aber zugleich intim, verinnerlicht, körperlich in die Öffentlichkeit wirken. Ihre Essays öffnen Schwellenräume, Zwischenräume, Räume der Unbehaustheit und Orte der von Trauma besetzten Räume – Orte, an denen Zugehörigkeit fragil wird und Identität nicht mehr als Besitz, sondern als Bewegung erscheint. In diesem Sinne lese ich den Raum im Trauma nicht nur als Begriff, sondern als Denkfigur: Er steht für eine Struktur, in der Vergangenheit nicht vergangen ist, sondern sich räumlich einschreibt – in die Körper, in die Sprache, in die Landschaften unserer Gegenwart. Ist das eine Überleitung zu Homi K. Bhabas Begriff des Dritten Raumes?

Homi K. Bhabhas Third Space: Der Dritte Raum

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf Homi K. Bhabhas Überlegungen zum Third Space, dem Dritten Raum. „Third Space beschreibt für den Literaturwissenschaftler Bhabha jenen Prozess, in dem Bedeutungen, Sinnzuschreibungen und machtvolle Sinnkonstruktionen ausgehandelt werden. Dadurch geraten Machtpositionen und Sinnzuschreibungen in Bewegung, die immer auch kritisch gegen die Seite der (ehemaligen) Kolonialmacht gerichtet sind.“[15] Für eine differenziertere Auseinandersetzung müsste ich natürlich auch gewichtige andere Namen zitieren, mindestens einen, wer versteht, wen ich meine. Doch kann ich im Rahmen meiner Überlegungen aufgrund des Formats nicht so sehr ins Detail gehen, wie ich es oft gerne würde. Von daher beziehe ich entsprechend nur die Dinge ein, die ich für meine Überlegungen als essentiell erachte.

Third Space als kultureller Dazwischenraum

Es handelt sich also um einen Dazwischenraum, in dem kulturelle Identitäten nicht als feste Größen erscheinen, sondern als fluide Konstruktionen, die sich im Spannungsfeld von Macht, Geschichte und Sprache fortlaufend neu formieren. „Der Dritte Raum ist nicht nur ein Schwellenraum zwischen den Identitätsbestimmungen, er eröffnet auch Räume, die zu Veränderungen aller beteiligten Akteur:innen auf allen Seiten führen können. Im Zuge von Kulturkontakten erfolgen Transformationen, die ein Dazwischen oder eben einen Dritten Raum eröffnen.“[16] Bhabhas Konzept stellt die Vorstellung homogener kultureller Zugehörigkeit radikal in Frage und eröffnet einen theoretischen Raum, in dem Hybridität nicht als Defizit, sondern als schöpferisches Potenzial gedacht wird. Es ist ein Raum der Ambivalenz, in dem Differenz nicht überwunden, sondern produktiv gemacht wird – ein Ort, an dem hegemoniale Ordnungen ins Wanken geraten und neue Artikulationen von Subjektivität möglich werden.

Third Space als zeitliche und räumliche Schwelle

„Der Dritte Raum ist kein begrenztes räumliches Gebiet. Ich denke, als ich den Begriff des Dritten Raumes erarbeitete, führte ich darin auch eine gewisse Zeitlichkeit ein, denn es geht mit immer auch darum, die Frage der Zeitlichkeit aufzunehmen, insofern sie den Begriffen des Ereignisses, der Tatsache und sogar der Identität entgegengesetzt ist. […] Der Dritte Raum ist, um darauf zurückzukommen, also auch eine Zeit, ihm eignet eine spezifische Zeitlichkeit und ich habe kein Problem damit, das als Schwelle zu verstehen, denn »Schwelle« ruft ja auch die Vorstellung auf, wonach man irgendwo draußen nach drinnen gelang – diese Möglichkeit möchte ich offenhalten.“[17]

Verbindung Trauma-Raum und Third Space: Neue Handlungsspielräume

Diese Erklärung von Bhaba lässt natürlich die Frage aufkommen, ob ich den in meinen Überlegungen aufgerufenen Trauma-Raum überhaupt in Beziehung setzen kann mit dem Dritten Raum, dem Third Space. Ich denke, das geht schon, denn beides sind theoretische Räume, die aber Öffnungen darstellen für subjektive Überlegungen des nicht-sagbaren oder nicht-sichtbaren, damit es sichtbar und sagbar wird. Und damit schließt sich der Kreis meiner bisherigen Überlegungen.

„Der Third Space erlaubt auch, neue Spielräume für die Handlungsmacht von Subjekten sichtbar zu machen. Bhabha betont, dass der Third Space keinesfalls soziokulturell wirkungslos oder allein im Ästhetischen zu finden sei. Vielmehr werden im Dritten Raum als spezifischem Artikulationsraum fur die Verhandlungen postkolonialer Minderheits- und Mehrheitsperspektiven (Castro Varela/Dhawan 2015, 249) neue Formen von Gemeinschaft denkbar, die sich durch eine spezifische Solidarität auszeichnen und zu einem Gemeinschaftskonzept fuhren, das die Ideen von Nation oder Volk transzendiert.“[18]

Hybridität und Subjektivität im Third Space

Gerade dieses Oszillieren zwischen Zugehörigkeit und Ausschluss, zwischen Verortung und Entfremdung, prägt auch die verfolgten Spuren durch Traumaland von Asal Dardan. Denn es sind hybride Räume, in denen Erinnerung, Sprache und Zugehörigkeit sowie damit zusammenhängende Aspekte, ständig neu ausgehandelt werden. Hier ist das „Ich“ nicht fest, sondern flüchtig ist – geprägt von Diskontinuität und Überschreibung.

„Ich [Bhaba] möchte klarstellen, dass ich, als ich über Hybridisierung gesprochen habe, den Dritten Raum und die liminale Bedeutung in einem spezifischen Kontext angesprochen habe, und gerade nicht so sehr im Kontext einer Identität oder einer Ontologie. Der Begriff der Hybridisierung nimmt zwar Bezug auf die Verfasstheit des Subjekts, es geht dabei aber nicht um die Konstitution von Subjektivität als solcher, sondern um die Konstitution von Subjektivität im Spannungsfeld von Macht und Autorität, wobei ich zwischen diesen beiden Begriffen klar unterscheide.“[19]

Der Third Space als dynamischer Prozess sozialer Interaktion

Es ginge bei dem Begriff darum wie Teile miteinander und mit äußeren Kräften der Gemeinschaftsbildung in Verhandlung treten und wie diese Interaktionen stattfinden, so Bhaba.[20]

„Hybridisierung ist folglich für mich ein Prozess, eine Bewegung und dreht sich nicht um multiple Identitäten – ein Begriff übrigens, für den ich nicht viel übrig habe.“[21]

Asal Dardans Traumaland und gelebte Erfahrung des Dritten Raums

Der Third Space ist zugleich ein Raum des Widerstands: Erinnerung findet hier nicht als staatlich verordnetes Gedächtnis statt, sondern als ästhetische, körperlich erfahrene Praxis, wie sie Asal Dardan beschreibt und wie sie die Stolpersteine ermöglichen. In Traumaland begegnet sie den Räumen des Dazwischen nicht als abstrakten Theoremen, sondern als gelebter Erfahrung – ihrer eigenen und der von Zeitzeugen sowie literarischen und philosophischen Größen. Ihre Texte kartografieren jene Zonen hybrider Identität, in denen das Persönliche und das Politische untrennbar ineinandergreifen – sie machen spürbar, wie sich Geschichte in Körper, Sprache und Alltag einschreibt. Dardan erschreibt sich eine Poetik des Third Space, in der jede Positionierung vorläufig bleibt und jede Festlegung brüchig.

Ambivalenz als performative Praxis im Dritten Raum

„Die ambivalenten Verbindungen zwischen den Prozessen der ›Integration‹ und der ›Des-Integration‹ (wie ich sie genannt habe), die jeweils wechselweise inmitten des anderen auftauchen, führen nicht zu einem allgemeinen Zustand politischer Unentschlossenheit oder ethischer Passivität. Gerade indem wie diesen Prozess der Ambivalenz – seine Spannungen und Auseinandersetzungen, seine Unvollkommenheiten und unerwarteten Ereignisse, sein Schwanken zwischen Antagonismen und Alternativen, zwischen Regeln und Ausnahme – durcharbeiten und durchleben, können wir einen geeigneteren, wenn auch antagonisierenden Maßstab für die globalen ethischen und politischen Konflikte entwickeln. Die Ambivalenz führt einen performativen Sinn für das »inmitten der Dinge leben« ein, – in medias res – in die Aktivitäten der Reflexion und des Urteilens, der Wahl und der Entscheidung.“[22]

Schlussfolgerungen zu Traumaland: Trauma, Räume und Erinnerung

Ich möchte zu einer Schlussfolgerung kommen, die alle bisherigen Gedanken zusammenführt: Trauma und Räume, Asal Dardans Spurensuche im Damals und Jetzt, im postkolonialen Raum und an sichtbaren Mahnmalen und Denkmälern. Dabei richtet sich der Blick auf individuelle Opfer einer kollektiven Kulturerfahrung, die voller Gewalt war – gegen Menschen, die aus verschiedenen Gründen „anders“ waren, als es die zeitgenössische Kultur anhand institutionell geformter Normen vorsah. Gleichzeitig beziehen sich meine Überlegungen auf antike Gedächtnisräume, die zwar die Basis eloquenter Kommunikation bilden, aber auch die geistige Bewegung durch imaginierte Räume beschreiben. Diese Bewegung kann im physischen Gehen eine Fortbewegung durch Straßen der Gewalt werden, welche in ihrer Gesamtheit eine Topographie der Erinnerung formen – der roten Spur, der Asal Dardan in Traumaland folgt.

Weitergehen: Erinnerung als offener Prozess

Erinnerung ist kein Ort, den man erreicht – sie ist ein Gelände, das man durchquert. Wer sich aufmacht, weiterzugehen, verlässt ausgetretene Pfade. Er tastet sich vor durch ungesicherte Räume, durch Sprachreste, durch das, was zwischen den Zeilen schweigt. Weiterdenken heißt dann, sich nicht mit dem Sichtbaren zu begnügen, sondern die Ränder des Sagbaren auszuloten – dort, wo Geschichte nicht erzählt, sondern gespürt wird.

Die Grenze des Sagbaren ausloten

„Die Beziehung zwischen Sprechen und Handeln bildet das Herzstück der conditio humana. Menschliches Interesse, also das, was ungreifbar zwischen den Menschen liegt (inter-est) und sie doch miteinander verbindet, ist, wie Hannah Arendt argumentiert, »in seiner Ungreifbarkeit nicht weniger wirklich als die Dingwelt unserer sichtbaren Umgebung Wir nennen diese Wirklichkeit das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten, wobei die Metapher des Gewebes versucht, der physischen Ungreifbarkeit des Phänomens gerecht zu werden. […] diese [Geschichten] können am Ende in Urkunden und Denkmälern verzeichnet werden, in Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken sichtbar gemacht werden, im Gedächtnis der Generationen wieder und wieder nacherzählt werden und in allen möglichen Materialien vergegenständlicht werden.«“[23]

Offene Erinnerung: Wandel und Widerhall in Traumaland

Und weiter erinnern? Vielleicht bedeutet das, die Erinnerung nicht abzuschließen, sondern offen zu halten. Sie nicht zu fixieren, sondern ihr zuzugestehen, dass sie wandert, sich verändert, manchmal verstummt – und doch weiterwirkt.

In dieser Bewegung liegt die Kraft der Auseinandersetzung. Nicht im Beharren, sondern im Bewegen. Nicht im Festhalten, sondern im Wiederlesen, Wiedergehen, Wiederfühlen. Asal Dardans Texte tun genau das: Sie verweilen nicht, wo Erinnerung bequem wird. Sie öffnen Räume, in denen Zugehörigkeit brüchig, Identität porös, Sprache tastend bleibt. Und genau darin liegt ihre Dringlichkeit – im Unabgeschlossenen, im Unfertigen, im immer wieder neuen Versuch, das, was war, mit dem, was ist, zu verbinden, ohne es zu glätten. Wer so schreibt, geht weiter – und lädt dazu ein, mitzudenken, mitzugehen, mitzuerinnern.

Weitere Informationen: Inhaltliche Schwerpunkte in Traumaland

  • Erinnerung und Verantwortung: Dardan thematisiert die Notwendigkeit des Erinnerns an vergangene Verbrechen, insbesondere während des Nationalsozialismus, und die Verantwortung der Nachgeborenen, diese Erinnerungen lebendig zu halten. Sie betont, dass das „Blut nicht wegwischen“ und die Schuld sichtbar machen müssen, auch wenn die Täter nie die eigene Hand erhoben haben und die Opfer unsichtbar blieben.
  • Spurensuche in vier Städten: Die Autorin untersucht Orte wie Berlin, Köln, Dessau und Hoyerswerda, um die Verbindungen zwischen der deutschen Vergangenheit und der Gegenwart zu erfassen. Wer „macht“ eigentlich die deutsche Geschichte, welche Erinnerungen werden von wem warum erzählt und was bleibt ungehört?
  • Trauma und Kontinuität: Dardan zeigt auf, wie die Verbrechen der Vergangenheit ein Echo in rassistischen Gewalttaten und den traumatischen Erfahrungen von Minderheiten in der heutigen Gesellschaft finden. Sie fordert ein gemeinsames Erinnern, in dem verschiedene Realitäten Platz finden.

FAQ – Gedächtnisräume, Erinnerungskultur und Zwischenräume

Was sind Gedächtnisräume im Sinne von Cicero und Quintilian?

Cicero und Quintilian begründeten im antiken Rom die sogenannte ars memoriae – die Kunst des Gedächtnisses. Dabei nutzten sie das Konzept der loci, also Orte oder Räume, die im Inneren imaginiert wurden, um Erinnerungen abzulegen. Diese Gedächtnisräume funktionierten wie eine mentale Architektur: Wer sich erinnern wollte, „ging“ innerlich durch diese Räume, verknüpfte Orte mit Bildern und so Wissen mit räumlicher Struktur. Gedächtnis wurde also als räumliche Praxis verstanden – als Bewegung durch ein inneres Haus der Erinnerung.

Wie greift Asal Dardan in Traumaland das Konzept des Erinnerns auf?

In Traumaland wendet Asal Dardan sich jenen Räumen zu, in denen sich Geschichte in Körper, Sprache und Lebensrealitäten einschreibt – Räume, die kolonial, national oder administrativ konstituiert sind, zugleich aber subjektiv erlebt werden. Ihre Essays betreten Gedächtnisräume nicht als museale Speicher, sondern als lebendige, widersprüchliche Orte. Dardan denkt Erinnerung nicht linear, sondern als Fragment, Spur, Wiederkehr. Damit knüpft sie auf literarisch-poetische Weise an die antike Mnemotechnik an, indem sie nicht nur wo erinnert wird, sondern wie und durch wen in den Mittelpunkt rückt.

Was bedeutet kulturelle Erinnerungsarbeit in Bezug auf NS-Opfer in Deutschland?

Kulturelle Erinnerungsarbeit meint die bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in gesellschaftlichen, künstlerischen, politischen und medialen Kontexten. In Bezug auf die NS-Verbrechen geht es darum, die Gewalt gegen jüdische, rom:nja, politische und andere verfolgte Gruppen nicht nur historisch aufzuarbeiten, sondern ihre Spuren sichtbar zu halten – in Gedenkstätten, Kunstwerken, Bildungsprogrammen und öffentlichen Diskursen. Sichtbarkeit heißt hier nicht nur Gedenken, sondern auch Anerkennung der Würde, der Biografien, der Stimmen der Opfer – gegen das Vergessen, gegen das Schweigen.

Warum ist es wichtig, sowohl Opfer als auch Täter sichtbar zu machen?

Erinnerungsarbeit ist keine moralische Pflichtübung, sondern eine demokratische Praxis. Wer nur Opfer erinnert, läuft Gefahr, Täter:innen zu entlasten oder zu anonymisieren. Wer Täter:innen benennt, entzieht dem Schweigen seine Schutzfunktion. Nur wenn beides sichtbar wird – die erlittene Gewalt und die ausgeübte – kann Erinnerung gerecht werden. Und nur dann betrifft sie uns alle: Weil sie Fragen stellt nach Verantwortung, nach Mitwissen, nach Strukturen, die Unrecht ermöglicht haben – und noch ermöglichen. Erinnerung ist nicht nur Rückblick, sondern Einmischung in die Gegenwart.

Was bedeutet es, dass Erinnerung uns alle etwas angeht?

Weil Geschichte nicht vergangen ist. Weil ihre Spuren in Institutionen, in Sprache, in unseren Körpern weiterwirken. Wer heute lebt, lebt in einem Raum, der von Geschichte durchzogen ist – ob bewusst oder unbewusst. Erinnerungspolitik ist deshalb keine Spezialdisziplin, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Prozess. Sie betrifft unsere Vorstellungen von Zusammenleben, von Zugehörigkeit, von Schuld, Verantwortung und Versöhnung. Wer erinnert, wählt nicht nur, was bewahrt wird, sondern auch, wem eine Stimme gegeben wird. Das ist eine politische, ethische und ästhetische Entscheidung.

Was versteht Homi K. Bhabha unter dem „Third Space“?

Der Third Space, wie ihn Homi K. Bhabha in der postkolonialen Theorie beschreibt, ist ein Zwischenraum – ein Ort jenseits binärer Zuschreibungen wie „Eigen“ und „Fremd“, „Kolonisierer“ und „Kolonisierte“. In diesem Raum entstehen neue kulturelle Bedeutungen nicht durch Abgrenzung, sondern durch Vermischung, Übersetzung, Aushandlung. Identität ist dort nicht fix, sondern hybrid, brüchig, veränderbar. Der Third Space ist damit ein Denkmodell für kulturelle Vielstimmigkeit – und für die produktive Verunsicherung hegemonialer Ordnungen.

Was verbindet Bhabhas „Third Space“ mit Edward Saids Werk?

Edward Said legte mit seinem Konzept des Orientalismus die Grundlagen für die postkoloniale Kritik westlicher Repräsentationen des „Anderen“. Er zeigte, wie der Westen sich über stereotypisierte Bilder des Ostens selbst definierte – und Macht über Wissen herstellte. Bhabha knüpft daran an, geht aber einen Schritt weiter: Während Said Strukturen der Repräsentation analysiert, interessiert sich Bhabha für jene Zwischenräume, in denen Widerstand, Hybridität und neue Artikulationen möglich werden. Der Third Space ist gewissermaßen eine Antwort auf die Sackgassen der binären Denkweise, die Said entlarvt hat.

Wie sind Menschen mit Migrationsgeschichte in die NS-Erinnerungskultur eingebunden?

Lange Zeit war die deutsche Erinnerungskultur stark auf eine nationale Perspektive konzentriert. Menschen mit Migrationsgeschichte galten oft als Außenstehende – als Adressat:innen der Aufklärung, nicht als aktiv Beteiligte. Dabei leben auch sie in einer Gesellschaft, deren kollektives Gedächtnis tief von der Shoah, dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Tätergeschichte geprägt ist. Die Frage ist daher nicht, ob sie eingebunden sind, sondern wie: häufig marginalisiert, nicht repräsentiert oder als „Fremde“ in einem deutschen Gedenken imaginiert.

Was kritisiert Asal Dardan an der bisherigen Erinnerungsarbeit?

In Traumaland reflektiert Dardan, wie Erinnerung in Deutschland funktioniert – und für wen. Sie kritisiert, dass migrantische Stimmen in der offiziellen Erinnerungskultur oft fehlen oder erst dann auftauchen, wenn sie die „richtige“ Haltung einnehmen. Dabei leben auch Menschen mit nicht-deutschem Hintergrund mit den Konsequenzen deutscher Geschichte. Dardan fordert eine Erweiterung des Erinnerungsraums: nicht durch Anpassung, sondern durch Auseinandersetzung. Ihr Schreiben verweist auf die Notwendigkeit, Erinnerung als offene, dialogische Praxis zu verstehen – nicht als geschlossene nationale Erzählung.

Warum ist Migration relevant für die Aufarbeitung der NS-Zeit?

Migration verändert den Blick auf Geschichte – und auf das Erinnern selbst. Menschen mit Migrationsgeschichte bringen andere Erfahrungen mit: eigene familiäre Traumata, koloniale Kontexte, oder einen kritischen Blick auf staatliche Gewalt und Ausgrenzung. Sie fragen anders, hören anders, erzählen anders. In der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit entstehen dadurch neue Fragen: Welche Formen von Gewalt sind vergleichbar? Wo wiederholen sich Muster institutioneller Ausgrenzung? Migration macht Erinnerung nicht einfacher, aber ehrlicher – weil sie sie bricht und neu zusammensetzt.

Was ist mit „Traumakultur“ gemeint?

Der Begriff beschreibt die kulturellen Ausdrucksformen und gesellschaftlichen Praktiken, mit denen kollektive Traumata erinnert, dargestellt und verhandelt werden. In Deutschland steht die Shoah im Zentrum dieser Traumakultur. Sie zeigt sich in Gedenkstätten, Schulbüchern, Filmen, literarischen Werken – aber auch in Schweigen, Sprachlosigkeit oder Ritualisierung. Traumakultur ist nicht nur das, was gesagt wird, sondern auch das, was fehlt oder nicht gesagt werden kann

Warum ist Traumakultur mehr als bloßes Gedenken?

Weil sie nicht nur an Vergangenes erinnert, sondern zeigt, wie tief Gewalt in Sprache, Bilder und Körper eingeschrieben ist. Traumakultur hält Widersprüche aus: dass Opferperspektiven nicht immer vollständig erzählbar sind, dass Erinnern schmerzhaft bleibt, dass manche Geschichten nie ganz abgeschlossen werden. Sie fragt: Wer darf sein Trauma zeigen? Wer bekommt Gehör? Und wie verhindern wir, dass Gedenken zum bloßen Ritual erstarrt? Traumakultur ist deshalb immer auch Selbstbefragung – und eine ethische Herausforderung für die Gegenwart.

Verwendete Literatur für Traumaland

Babka, Anna/ Posselt, Gerald: Vorwort. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, S. 7-16.

Bhaba, Homi K.: Round-Table-Gespräch. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, S. 59-77.

Bhaba, Homi K.: Über kulturelle Hybridität: Tradition und Übersetzung. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, 17-57.

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. München 1963.

Dardan, Asal: Traumaland. Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Hamburg 2025.

Fischer, Gottfried: Trauma. In: Lexikon der Psychologie, Copyright 2000 Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, online unter: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/trauma-psychisches/15725 (zuletzt abgerufen am 02.08.2025)

Marcus Fabius Quintillianus: Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Zweiter Teil. Buch VII-XII. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Rahn. Darmstadt 1975.

Struve, Karin: Third Space. In: Handbuch Postkolonialismus und Literatur. Hg. von Dirk Göttsche, Axel Dunker und Gabriele Dürbeck. Stuttgart 2027, S. 226-228.

Marcus Tullius Cicero: De Oratore. Über den Redner. Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Theodor Nüßlein. Düsseldorf 2007.

Stolpersteine in Berlin, online unter: https://www.stolpersteine-berlin.de/de (zuletzt abgerufen am 02.08.2025)

Stolpersteine. Ein KunstDenkmal von Gunter Demnig, online unter: https://www.stolpersteine.eu/wissenwertes/haufige-fragen (zuletzt abgerufen am 02.08.2025).

Zeit zu Reden vom 23.5.2025 – gesichtet auf Instagram. Die gesamte Diskussion ist auch bei YouTube verfügbar: Zeit zu Reden: Zeit zu reden – Erinnerungskultur (2): Was bedeutet „nie wieder ist jetzt“, online unter:  https://www.youtube.com/watch?v=fLwsBHcVn7I. Das von mir genutzte Zitat befindet sich ab 40:30.


[1] Marcus Fabius Quintillianus: Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Zweiter Teil. Buch VII-XII. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Rahn. Darmstadt 1975, hier S. 593. Der Rhetoriklehrer bezieht sich auf eine Anekdote über den Dichter Simonides von Keos. Dieser war zu einem großen Festmahl geladen, bei dem zahlreiche Gäste anwesend waren. Als jedoch der Festsaal über der Tafel zusammenstürzte, waren alle bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Simonides kannte die Tischordnung und erinnerte sich, wer an welchem Platz gesessen hatte. Quintilian kommentiert die Anekdote wie folgt: „Gleichwohl scheint mir diese ganze Geschichte von dem Paar der Tyndariden erfunden; auch gedenkt nirgends der Dichter je dieses Vorganges, der doch gewiß selbst über eine solche Ruhmestat sich nicht in Schweigen gehüllt hätte.“ Siehe: Quintilian: Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher, Zweiter Teil, S. 592-593. [2] Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. München 1963, S. 158. [3] Ebd. [4] Marcus Tullius Cicero: De Oratore. Über den Redner. Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Theodor Nüßlein. Düsseldorf 2007, S. 303. [5] Ebd. [6] Quintilian: Die Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Zweiter Teil, S. 587. [7] Ebd. [8] Ebd. [9] Zeit zu Reden vom 23.5.2025 – gesichtet auf Instagram. Die gesamte Diskussion ist auch bei YouTube verfügbar: Zeit zu Reden: Zeit zu reden – Erinnerungskultur (2): Was bedeutet „nie wieder ist jetzt“, online unter:  https://www.youtube.com/watch?v=fLwsBHcVn7I. Das von mir genutzte Zitat befindet sich ab 40:30. [10] Stolpersteine in Berlin, online unter: https://www.stolpersteine-berlin.de/de (zuletzt abgerufen am 02.08.2025). [11] Stolpersteine. Ein KunstDenkmal von Gunter Demnig, online unter: https://www.stolpersteine.eu/wissenwertes/haufige-fragen (zuletzt abgerufen am 02.08.2025). [12] Ebd. [13] Bhaba, Homi K.: Über kulturelle Hybridität: Tradition und Übersetzung. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, 17-57, hier S. 54. [14] Fischer, Gottfried: Trauma. In: Lexikon der Psychologie, Copyright 2000 Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, online unter: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/trauma-psychisches/15725 (zuletzt abgerufen am 02.08.2025). [15]  Struve, Karin: Third Space. In: Handbuch Postkolonialismus und Literatur. Hg. von Dirk Göttsche, Axel Dunker und Gabriele Dürbeck. Stuttgart 2027, S. 226-228, hier S. 226-227. [16] Babka, Anna/ Posselt, Gerald: Vorwort. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, S. 7-16, hier S. 9-10. [17] Bhaba, Homi K.: Round-Table-Gespräch. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, S. 59-77, hier S. 68. [18] Struve: Third Space, S. 227. [19] Bhaba, Homi K.: Round-Table-Gespräch, S. 61-62. [20] Ebd., S. 66. [21] Ebd. [22] Bhaba, Homi K.: Über kulturelle Hybridität: Tradition und Übersetzung. In: Homi K. Bhaba: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Aus dem Englischen von Katharina Menke. Hg. und eingeleitet von Anna Babka und Geralt Posselt. Mit einem Nachwort von Wolfgang Müller-Funk. Wien 2012, 17-57, hier S. 43. [23] Bhaba: Über kulturelle Hybridität, S. 53-54.

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