Alliteration, Deus ex machina und Redensarten erklärt in Dodgeball: A True Underdog Story

Dodgeball: A True Underdog Story ist eine Filmkomödie aus dem Jahr 2004 unter der Regie von Rawson Marshall Thurber. Wer Underdogs mag so wie ich und Lance Armstrong (der einen Cameoauftritt hat), wird den Film mögen. Die Geschichte dreht sich um Peter LaFleur (Vince Vaughn), der versucht, sein marodes Fitnessstudio Average Joe‘s vor der Übernahme durch den skrupellosen Fitnessmagnaten White Goodman (Ben Stiller) von Globo Gym zu retten. Die Rettung liegt für Peter und die Mitglieder von Average Joe’s in der Teilnahme an einem Dodgeball-Turnier, hierzulande würde man Brennball oder Völkerball sagen. Höhepunkt des Films ist das epische Finale, bei dem es nicht nur um den Sieg im Dodgeball, sondern auch um die Zukunft von Average Joe’s geht. Skurrile Figuren, humorvolle Dialoge und absurd-komische Sportsequenzen machen den Film zu einem Kultklassiker im Genre der Sportkomödien. Zugegeben, es hört sich nicht so an, als ließen sich hier wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen. Aber das täuscht! Ebenso wie der deutsche Titel, der ganz gruselig mit Voll auf die Nüsse übersetzt wurde. Es ist letztlich eine Story über Respekt und Menschlichkeit, in der Mechanismen von Mobbing und Diskriminierung in Verbindung mit gesellschaftlichen Rollenbildern komisiert werden. Ich jedenfalls habe ein Herz für Underdogs! Ich bin ja selbst einer. Anhand vieler Dialoge und Ereignisse im Film lassen sich literaturwissenschaftliche Begriffe erklären. Anschließend will ich noch kurz auf die einzelnen Figuren eingehen. Man beachte übrigens auch die Namen der Fitnessstudios: Average Joe’s heißt soviel wie der Normalo von Nebenan, Globo Jim steht für einen weltumspannenderen und vereinahmenderen Typen.

Literaturwissenschaftliche Begriffe und Figurendialoge in Dodgeball: A True Underdog Story

Also sehen wir uns folgend einige Fachbegriffe mit zugehörigen Textpassagen aus dem Film genauer an. Der verschriftlichte Dialog und ein Bild mit zugehöriger Definition sollen dann Aufschluss nicht nur über die Tiefgründigkeit der Konzeption des vermeintlich ulkigen und skurrilen Films geben und auch lehrreich sein auf eine unterhaltsame Art und Weise.

Was ist eine Redewendung / Redensart und wie unterscheidet sie sich vom Sprichwort?

Die Enzyklopädie der Märchen definiert Redensarten so: „Von allen Teilgebieten der sprachlichen Überlieferung gelten die sprichwörtlichen Redensarten als das unscheinbarste. Unter den einfachen Formen der Volksdichtung sind sie die einfachsten. Der Begriff der Redensart (R.) erscheint zum ersten Mal im 17. Jh. als Lehnübersetzung von frz. façon de parler. Beinhaltet die R. ein sprichwörtliches Bild, so wird sie als sprichwörtliche R. bezeichnet, ein Begriff, der sich zuerst 1663 findet und nicht eindeutig festgelegt ist. Die linguistische Terminologie hat sich von der volkskundlichen abgekoppelt; sie bevorzugt Begriffe, die entweder von griech. idioma oder phrasis abgeleitet sind, wie Idiotismen oder Phraseologismen. Gegenüber dem Sprichwort als abgeschlossenem Satz ist die R. ein nicht abgeschlossener Satz.[1]

Beispiele für allgemein bekannte Redensarten

Beispiele für Redensarten sind ‘Krokodilstränen vergießen’ oder ‘am Hungertuch nagen’ oder ‘durch die Lappen gehen’. Man kennt solche Redensarten, die als sprichwörtliche Redensarten sehr bildlich sind, allerdings eben idiomatisch, weil die Gesamtbedeutung sich nicht unmittelbar aus der Bedeutung der einzelnen Worte ergibt – heißt, man darf Redensarten nicht wörtlich nehmen. Til Eulenspiegel macht es aber trotzdem und auch die Guardians of the Galaxy sind gut darin.  „Die Unterschiede von Redensart und Sprichwort bestehen in Form, Struktur und Funktion. Ein Sprichwort hat die Form eines abgeschlossenen Satzes in fester und unveränderlicher Formulierung, z. B. Hunger ist der beste Koch‘. ‘Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul‘. Eine R. dagegen ist ein verbaler bildhafter Ausdruck, wie z. B. für jemand die Kastanien aus dem Feuer holen‘, jemand ins Bockshorn jagen‘, jemandem die Daumen drücken‘.“[2] Redensarten müssen also in einen Satz integriert werden, damit sie eine feste Aussage erhalten – sie sind damit variable und an die Person und die Zeit gebunden. Redensarten sind metaphorische Ausdrücke. Hier das zugehörige Beispiel aus dem Film Dodge Ball: A True Underdog Story.

Die Redensart Den Stier bei den Hörnern packen in Dodgeball: A True Underdog Story

In Whites Büro hängt ein sehr sehr großes Bild, das einen sehr sehr muskulösen Mann zeigt, der einen Stier bei den Hörnern packt. White hat sich in dem Bild als eine Art Adonis oder griechischer Held gemalt, jedenfalls ist er braun gebrannt, überaus muskelbepackt und trägt einzig einen Lendenschurz, während dem armen Stier beim An-den-Hörnern-gepackt-werden die Augen rausquillen.

Intermedialität zum Lachen - Die Redensart Den Stier bei den Hörnern packen in Dodgeball - A True Underdog Story
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

Kate: DAS ist ein wirklich imposantes Gemälde.
White: Oh. Danke! Da packe ich den Stier bei den Hörnern. So erledige ich meine Geschäfte. Ist ’ne Metapher.
Kate: Schon verstanden.
White: Hab‘ ich aber auch in echt mal gemacht.
Aus: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox, 19:40-19:56.

Insofern fehlt nun noch die Definition für den Begriff Metapher, bei der es sich um eine übertragene Redeform handeln. Die Metapher kann ein Wort oder ein Ausdruck in einem Kontext sein, durch den sie so definiert wird, daß sie etwas anderes meint als den wörtlichen Sinn. Es können sogar ganze Erzählungen als metaphorische Darstellungen betrachtet werden. Metaphern haben ästhetische, kognitive, kommunikative und soziale Funktionen. Sie spielen eine Rolle in der Mythengenese und schaffen u. a. die Möglichkeit, die Sprache und Begrifflichkeit zu erweitern. Da in populären und traditionellen Gattungen die sozialen und kommunikativen Funktionen besonders wichtig sind, werden in diesen vor allem einem traditionellen Kontext entnommene und kulturgebundene Metaphern gebraucht.[3]

Die Redensart Den Stier bei den Hörnern packen und die Funktion für die Figurenkonzeption in Dodgeball: A True Underdog Story

Die Funktion der Redensart erfolgt in Dodgeball: A True Underdog Story auf mehreren Ebenen. Zum einen wird die Redensart Den Stier bei den Hörnern packen sinnvoll von der Figur White Goodman in den Satz integriert. Und nun wird es interessant. Die Redensart hat mehrere Funktionen:

1. Als Antwort auf die Frage Sinn im Satz erzeugen.

2. Bezug zum Bild an der Wand.

3. Erklärung für Whites Geschäftssinn, so wie er ihn sieht. Damit ist der Satz auch Ausdruck seiner Persönlichkeit und gehört zur Figurenkonzeption.

4. In seiner im Gemälde dargestellten Klischeehaftigkeit stützt er die Figurenkonzeption von White Goodman als ein narzisstischer egozentrischer Mann, der ein völlig überzogenes Bild (im wahrsten Sinne) von sich hat.

5. Im Film trägt das im Wandgemälde verwirklichte Sprachbild zusätzlich die Komik der Situation, weil Kate irritiert ist, während White (dies nicht registrierend) auch noch erwähnt, er habe das „auch in echt mal gemacht.“

Die Redensart Das Glück der Iren und ihre Funktion für die Handlung in Dodgeball: A True Underdog Story

Das kennt jeder aus dem Alltag. Man sagt etwas und zack – passiert es sofort, als hätte man kurz mit einem Zauberstab geschwenkt oder einmal wie die Bezaubernde Jeannie geblinzelt. Carl Gustav Jung kategorisierte diese Form der Ereignisse als Synchronizität. In seinem Fall erzählte ihm gerade ein Patient von einem Traum mit einem Skarabäuskäfer, als er aus dem Fenster sah und dort – in der Schweiz wohlgemerkt – just dieser Käfer an der Fensterscheibe entlangkrabbelte. Das ist eine sehr geläufige Anekdote. Und auch in Filmen kommt so etwas vor. In Dodgeball hat dies sogar weitreichende Folgen für die Figuren. Peters Team hat soeben wieder ein Spiel gewonnen und die Kommentatoren Pepper und Cotton sind aus dem Häuschen.

Cotton: Die Average Joe’s haben gewonnen und ziehen damit ins Finale ein, wo sie gegen Globo Gym um 50.000 Dollar spielen werden.
Pepper: Davon kann man sich n‘ verdammt großen Kürbis kaufen.
Cotton: Das ist wohl wahr, Pep. Um ehrlich zu sein, Leute, das hätte ich nicht mal im Traum für möglich gehalten. Aber mit dem siebenfachen A.D.A.A. All-Star-Siegen Patches O’Houlihan als Trainer ist ihnen sprichwörtlich das Glück der Iren auf den Kopf gefallen.
[Es spielt irische Musik ein und es wird ein riesiger Scheinwerfer aus Metall gezeigt, auf dem viele Lampen angebracht sind und auf dem „The Luck of the Irish!“ steht zusammen mit einem Pfeife-rauchenden Kobold und einem Pott voll Gold am Ende eines Regenbogens. Man sieht einen Mann auf einem Gerüst im Casino bei der Montage des riesigen metallenen Deckenleuchters. Dieser hängt mitten im Gang zwischen den Spielautomaten. Patches kommt mit seinem Rollstuhl ins Bild gefahren, ein wenig hinter ihm das Team.]
Patches: Morgen werden wir diese Globo Gym Bastarde für immer einsargen.
Justin: Glaubst du echt, wir können Globo Gym schlagen, Pete?
Peter: Solange wir Patches haben, haben wir ne‘ Chance.
[In dem Moment reißt der Metallkasten mit dem Glück der Iren aus seinem Deckensockel und begräbt Patches unter sich.]
Peter: Oh, mein Gott.
Aus: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox, 58:55-59-39.

Die Redensart Das Glück der Iren hat einschlagende Folgen für das Team in Dodgeball - A True Underdog Story
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

Im Deutschen wird Cotton das Wort sprichwörtlich in den Mund gelegt, doch handelt es sich bei Das Glück der Iren auch um eine Redensart, die hier mit dem Zusatz auf den Kopf gefallen zu einer kreativen Verquickung wird und sich dann in der Handlung wiederfindet. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Aussage von Cotton und dem Unfall, bei dem Patches das Glück der Iren in Form einer Reklame für ein Glücksspiel, das auch Das Glück der Iren heißt wirklich auf den Kopf fällt und ihn tötet. Der Zusammenhang besteht aber trotzdem, weil es sich eben um dieselbe Redensart handelt und Patches aber letztlich kein Glück hat, sondern Unglück. (Ich fürchte, hier die Redensart „Glück im Unglück“ anbringen zu wollen, wäre absolut unglücklich.) Das bringt eine gewisse Ironie mit sich, die weitergedacht auch die fatalen Konsequenzen des Glücksspiels im übertragenen Sinne in sich birgt – etwa, wenn jemand so viele Schulden beim Glücksspiel macht, dass er von den Schulden begraben wird – hier im wahrsten Sinne des Wortes.

Definition: Was ist eine Alliteration?

Laut dem Reallexikon der Literaturwissenschaft weist eine Alliteration eine „Übereinstimmung zweier Wörter in ihrem Anlaut“[4] auf. Eine Definition mit anschaulichem Beispiel für eine Alliteration liefert Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe Online. Übertrieben wäre so etwas wie Zehn zahme Ziegen zogen zehn Zentner Zucker zum Zoo. Eine Alliteration ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem die Anfangslaute benachbarter Wörter gleich oder ähnlich sind. Sie wird häufig verwendet, um die Sprachmelodie zu verbessern, Texte einprägsamer zu gestalten oder besondere Betonungen zu setzen. Ein bekanntes Beispiel für eine Alliteration ist der Satz ‘Fischers Fritz fischt frische Fische.’ Hier beginnen alle betonten Wörter mit dem gleichen Buchstaben F. Alliterationen sind oft in Gedichten, Slogans oder Werbesprüchen zu finden, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und einen Rhythmus zu erzeugen.

Die Alliteration – ein Beispiel aus dem Film Dodgeball: A True Underdog Story

Das Team von Globo Gym hat das regionale Qualifikationsspiel gewonnen und darf nach Las Vegas zum Dodgeball-Turnier – damit haben sie eine echte Chance auf die 50.000 Dollar Gewinn. Doch der egozentrische und machtbesessene White Goodman hackt sich quasi mit Vitamin B ohne Vorentscheidspiel nach Las Vegas. Als Peter und sein Team gerade in einer Bar den ersten Erfolg feiern wollen kommt Goodman mit seinen Leuten, um die Mannschaft der Average Joe’s um Peter zu demütigen. Dabei kommt es abschließend zu folgendem Wortwechsel zwischen Peter und White:

White: Aber etwas solltest du dir von mir sagen lassen. Du solltest aufhören und diese Blamage verhindern, denn mit diesen verlorenen Verlierern verlierst du in Fegas äh Vegas.
Peter: Trotz dieser kunstvollen Alliteration treten wir bei dem Turnier an.


Englisches Original
White: But let me hit you with some knowledge. You should quit now and save yourself the embarrassment of losing with these losers in Las Vegas, La Fleur.
Peter: Alliteration aside, I think I’ll take my chances in the tournament.
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox, 33:16-33:28.

Was ich hier interessant finde, und darum habe ich neben dem englischen Original auch die deutsche Übersetzung abgetippt – um die Alliteration zu erhalten, wurde ein wenig getrickst. Ist im Englischen „losing with these losers in Las Vegas, La Fleur“ als Alliteration zu verstehen, wurde im Deutschen daraus „denn mit diesen verlorenen Verlierern verlierst du in Fegas äh Vegas.“ Fegas oder Vegas – es hört sich auch fast gleich bei der Aussprache an. Beide Laute gehören zu den sogenannten Frikativen, den Reibelauten, bei denen die Luft durch eine Verengung entweicht und dabei ein Geräusch erzeugt – FFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFF wie bei einem kaputten Reifen.

Darüber hinaus zählen auch die immer wieder im Film auftauchenden Grundregeln des Dodgeballs des ehemaligen Champions Patches O’Houlihan als Alliteration:

Ducken - Deckeln -Dribbeln - Dotzen - Ducken im Deutschen.
Ducken – Deckeln -Dribbeln – Dotzen – Ducken im Deutschen., Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

Intermedialität an Beispielen aus Dodgeball: A Underdog Story

Intermedialität bezeichnet das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medien und Kunstformen. Es beschreibt, wie Inhalte, Stile oder Techniken aus einem Medium (z. B. Film, Literatur, Bildende Kunst) in einem anderen Medium (z. B. Theater, Musik, digitale Medien) aufgegriffen, transformiert oder miteinander kombiniert werden. Intermedialität kann neue Ausdrucksformen schaffen und die Grenzen zwischen den Medien verwischen.[5]

Verschiedene intermediale Aspekte gibt es jedenfalls auch in Dodgeball: A True Underdog Story.

Lady in Red von Chris De Burgh ist eine Liebesballade, die von der magischen Anziehungskraft zwischen einem Mann und einer Frau erzählt. Das lyrische Sänger-Ich beschreibt seine Emotionen beim Anblick der Frau im roten Kleid.

Dieses Lied und das darin enthaltene Motiv der Frau in Rot wird in Dodgeball: A True Underdog Story variiert eingesetzt als Owen Fran das erste Mal in der Bar begegnet. Sie trägt einen roten Trainingsanzug und bei ihrem Anblick ist es um Owen geschehen. Gleich im Anschluss wird noch Freddy Mercury von White Goodman zitiert: „we will rock you!“

Deus Ex Machina am Beispiel von Dodgeball: A True Underdog Story

In der Literaturwissenschaft bezeichnet der Begriff Deus ex machina eine Erzähltechnik, bei der eine unerwartete, oft willkürlich eingeführte Kraft oder Figur plötzlich auftaucht und eine unlösbare Situation auflöst. Deus ex machina ist Lateinisch und heißt Gott aus der Maschine. Der Begriff geht auf das antike griechische Theater zurück, wo Götterfiguren mit Maschinen, also Plattformen oder Kränen, auf die Bühne gebracht wurden, damit sie eine dramatische Wendung herbeiführen und das Geschehen wenden konnten. Heute sind es nicht mehr explizit Gottheiten, die unter diesem Begriff Wendungen herbeiführen, sondern jede Art der Intervention, die kurzerhand zum Ende eines Konflikts führt, fällt unter den Begriff deus ex machina. Darum passt auch der folgende Dialog gut als Beispiel:

In Dodegball: A True Underdog Story hat White Goodman Peter vor dem Endspiel zum Verkauf seines Studios überredet. Auf dem Weg zum Flughafen trifft er Lance Armstrong, der ihn mit seiner eigenen Geschichte zum weiter machen gegen „die Globo Gym-Spinner“ animieren kann, weil er Underdogs mag. Peter rafft sich auf und gemeinsam mit seinem Team gewinnen sie das Turnier.

White: Das bedeutet gar nichts. Du hast mir gestern dein Studio überschrieben. Schon vergessen? Du hast verloren. Ich hab‘ gewonnen. Leckt eure Wunden, ihr Freaks!
Owen: Peter, ist das wahr?
Peter: Ja, das ist wahr. Es ist wahr, ich hab‘ an White verkauft. Es ist wahr, dass jeder Mann seinen Preis hat. Und es ist außerdem auch wahr, das gewonnenes Geld noch viel süßer schmeckt als verdientes.
White: Jetzt wird er auch noch zum Philosophisten.
Wachmann: Entschuldigen Sie bitte, machen Sie Platz.
[Casinoleute schieben flankiert von Wachmännern eine Schatzkiste aus Holz in die Halle. Auf der Kiste steht DEUS EX MACHINA]

Die rettende Deus ex Machina am Ende von Dogeball - A True Underdog Story
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

Casino-Bediensteter: Hier ist ihr Gewinn, Mr. LaFleur. Herzlichen Glückwunsch!
Peter: Ihr kommt wie gerufen, vielen Dank, Jungs!
White: Was ist das, wer ist das? Was für’n Gewinn? Was ist das?
Peter: Ach, Schande, habe ich ganz vergessen dir zu sagen. Ich habe die 100.000 Bestechungsgeld gestern von dir genommen und auf unseren Sieg gesetzt. Und die Quote stand 50 zu 1. Na, wer weiß das aus dem Kopf. Wieviel sind 50 mal 100.000 Dollar?
Owen: 50.000?
Kate: Fünf Millionen Dollar! Peter, ist das dein Ernst?
Peter: [Öffnet die Schatzkiste mit dem Gewinn] Überraschung! [White knallt die Kiste wieder zu.]
White: Steck es dir in dein Ohr LaFleur. Ich werd‘ dir dein Studio nicht für alles Geld von König Midas zurückverkaufen. Der Schuppen gehört mir. Also zieh mit dieser Bande gelbbäuchiger Loser ab und verkriecht euch irgendwo.
Peter: Du hast recht. Ich kann dich nicht zwingen mir Average Joe’s zurück zu verkaufen, also werde ich wahrscheinlich deinem Rat folgen und das Geld irgendwo anlegen. Wie wär’s mit der Aktienmehrheit von Globo Gym.
White: Vollkommen lächerlich, das würd‘ ich nie zulassen.
Kate: Globo Gym ist ein öffentlich gehandeltes Unternehmen. Die Aktien sind für Jederman zugänglich.
Peter: Und damit würde ich Globo Gym kontrollieren und alles was Globo Gym gehört so wie seit gestern Abend unser Average Joe’s Gym.  
Aus: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox, 1:23:34-1:25:10.

Die Lösung in der Not – Deus ex machina in Dodgeball: A True Underdog Story

Im heutigen literarischen Kontext gilt ein Deus ex machina oft als narrative Notlösung, wenn ein Plot zu einem unerwarteten Ende geführt wird, das außerhalb der bisherigen Handlungsmotive und -logik steht. Ein Deus ex machina kann sowohl als dramaturgischer Kniff verwendet werden, um Überraschung und Spannung zu erzeugen, als auch als stilistisches Mittel, das hinterfragt werden kann, da es in der Regel keinen organischen oder logischen Abschluss der Handlung bietet.

Ein klassisches Beispiel findet sich in Euripides’ Tragödien, wo Götter wie Zeus oder Apollo am Ende auftauchen, um die Konflikte zu lösen. In der modernen Literatur und im Film wird ein Deus ex machina dagegen oft als schwaches dramaturgisches Element kritisiert, da es die Handlung weniger glaubwürdig erscheinen lässt. Eine Definition bietet der Eintrag deus ex machina im Filmlexikon der Universität Kiel von Hans Jürgen Wolf.[6]

Figuren in Dodgeball: A True Underdog Story

Figuren sind nicht einfach nur reine Handlungsträger in literarischen Werken, Filmen, Serien oder Theaterdarbietungen – sie stützen die entsprechende Thematik eines Romans, einer Episode, eines Stückes von innen heraus und verleihen einen darüber hinausreichenden Sinn.

Peter La Fleur (Vince Vaughn)

Peter La Fleur ist der Besitzer des heruntergekommenen Fitnessstudios Average Joe’s. Er ist ein entspannter und charmanter Mann und scheint aus irgendeinem nicht bekannten Grund bereits in jungen Jahren mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Er hat keine Ambitionen mehr an das Leben, vor allem nicht an sich selbst. Es ist nicht so, dass er dumm ist, eher das Gegenteil ist der Fall. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass er weiß, was eine Alliteration ist und sich auch den feministischen Film Mona Lisas Lächeln (Mona Lisa Smile) ausgeliehen hat (was allerdings im Deutschen zu Sissi wird und absolut unpassend ist, denn im Film geht es um Emanzipation von Frauen). Das Fitnessstudio führt Peter jedenfalls ohne viel Ehrgeiz, kümmert sich allerdings gut um seine Mitglieder. Darum steht das Average Joe’s vor dem Bankrott. 50.000 Dollar sind notwendig, um das Studio zu retten. Peter nimmt die Schließung bzw. die Übernahme durch White Goodman lethargisch zur Kenntnis. Einzig ein Dodgeball-Turnier mit der Aussicht auf ein Preisgeld in der Höhe von genau 50.000 Dollar scheint der Ausweg – die Cinderella-Story nimmt ihren Lauf. Peter ist übrigens ein empathischer und inspirierender Mensch, der die Talente anderer erkennt und ihnen helfend zur Seite steht, sie unterstützt, fördert und aufbaut und motiviert. Als Gordons Frau ihm folgende Geste zeigt, nimmt er an, es hieße L wie Liebe. Bevor er aufgeklärt werden kann, fährt Peter dazwischen und erklärt, dass dies stimme und Gordon mit seiner Frau eine ganz besondere Beziehung habe. Eigentlich bedeutet das L wie Loser – ist also negativ konnotiert.

L wie Liebe anstatt L wie Loser - Peter sieht in allem das Positive.
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

White Goodman (Ben Stiller)

White Goodman ist der exzentrische und selbstverliebte Besitzer des erfolgreichen Fitnessstudios Globo Gym. Er ist der Antagonist des Films und versucht, das Average Joe’s zu übernehmen, um sein Fitnessimperium weiter auszubauen. Er ist extrem narzisstisch, arrogant und starkes Bedürfnis nach Selbstbestätigung. Er sieht sich selbst als ultimatives Beispiel für körperliche Perfektion und verachtet Menschen, die nicht seinem Idealbild entsprechen. Er hält die Average Joe’s für Spinner und äußert sich sehr abwertend über sie, hält sie für Menschen zweiter Klasse. Allerdings erfährt man im Laufe des Films, dass er selbst einmal ein Außenseiter war und extrem übergewichtig. Ich sehe ihn als typisches Beispiel für jemanden, der in seiner Kindheit, Schulzeit, Pubertät oder danach gehänselt wurde und zur Kompensation zu Süßigkeiten und Essen griff. Mit hartem Training hat er sich an die gesellschaftlichen Standards hinsichtlich körperlichen Aussehens angepasst und sein Fitnessimperium aufgebaut. Man sollte meinen, er hätte gerade aufgrund seiner eigenen Erfahrungen Empathie entwickelt. Doch er schikaniert andere und man kann wohl auch behaupten, dass er ein extrem niedriges Selbstbewusstsein hat, weswegen er die seiner Meinung nach unter ihm stehenden Mitglieder von Average Joe’s fertigmachen will. Im Grunde ist er einfach nur neidisch, weil er ein unsympathisches Arschloch ist und ihn seine Angestellten nur gehorchen, weil er sie bezahlt und er seine Macht auskostet. Wäre die Komisierung nicht, der Film ließe sich glatt mit dem Roman Herr der Fliegen oder Heathcliffs Rache in Sturmhöhe vergleichen.

Kate Veatch (Christine Taylor)

Kate Veatch (im Deutschen hat den Nachnamen jemand in Gyle verwandelt) ist eine Anwältin, die von der Bank beauftragt wurde, den Verkauf von Average Joe’s abzuwickeln. Peters Flirtversuche schmettert sie professionell ab und bleibt zunächst neutral gegenüber dem Kampf der konkurrierenden Fitnessstudios. Erst als White Goodman sie belästigt und mit einer Lüge für ihre Kündigung sorgt, verstärkt sie das Dodgeball-Team mit ihrem Talent als ehemalige Softballspielerin. Man erfährt, dass sie selbst total auf Einhörner steht und ihr ganzes Haus mit den Fabelwesen ausgestattet hat, wobei dies wohl auch eine der liebenswerten Marotten ist, wie sie die Mitglieder im Average Joe’s besitzen. Ihre romantische Spannung mit Peter fügt der Geschichte eine zusätzliche Dimension hinzu.

Justin (Justin Long)

Der junge und unsichere und tolpatschige Justin ist noch Schüler und kämpft um einen Platz in dem Cheerleader-Team seiner Schule. Beim Casting kam es zu einem Eklat für ihn, seitdem machen sich alle über ihn lustig und er möchte nicht mehr im Fitnessraum der Schule trainieren, weswegen er bei Average Joe’s gelandet ist. Als wäre das nicht schon schlimm genug ist er auch in Amber verliebt, eine Cheerleaderin, die mit in der Jury der Cheerleader sitzt. Justin ist zunächst ungeschickt und hat wenig Selbstvertrauen, aber im Laufe des Films zeigt er großen Mut und Entschlossenheit. Dies nicht zuletzt auch wegen der Unterstützung und den Teamgeist der Average Joe’s.

Gordon (Stephen Root)

Gordon ist ein übergewichtiger, etwas exzentrischer Mann, der nach dem Tod seiner Frau eine unglückliche Ehe mit einer asiatischen Frau, die er über das Internet kennengelernt hat führt. Seine beiden Kinder aus der ersten Ehe hassen ihn, ebenso die neue Frau. Die Idee für die Teilnahme am Dodge-Ball Turnier stammt von Gordon, er stößt im Obskuren Sportmagazin auf die Ausschreibung für die Internationale Dodge-all Open in Las Vegas und schlägt den verbleibenden Mitgliedern die Teilnahme als letzte Möglichkeit zur Rettung von Average Joe’s vor. Gordon ist die meiste Zeit ein friedfertiger und höflicher Mensch, der entweder die Abwertungen seiner Frau nicht sehen will oder sie nicht wahrnimmt. Seine Wut über diese Zustände verhilft dem Team beim Turnier jedoch in einem entscheidenden Moment zum Sieg.

Owen Joel (David Moore)

Owen ist schüchtern, introvertiert und ein stiller Zeitgenosse. Er ist nicht der schnellste Denker und macht sich Gedanken, weil er keine passende Freundin findet, obwohl er bereits seit zwei Monaten Telefondating nutzt. Owen entwickelt eine romantische Beziehung zu Fran Stalinovskovichdavidovitchsky, einer Spielerin aus dem Team der Purple Cobras, das White Goodman zusammenstellt.

Dwight (Chris Williams)

Dwight ist ein optimistisches und energiegeladenes Mitglied von Average Joe’s. Er bringt viel Enthusiasmus und eine positive Einstellung in das Team. Er ist ein loyaler Freund und ein inspirierender Teamkollege, dessen unerschütterlicher Glaube oft ansteckend wirkt. Im Gegensatz zu den anderen Average Joe’s hat er keinerlei seltsam anmutenden Macken oder Marotten.

Steve, der Pirat (Alan Tudyk)

HARRR! Steve hält sich für einen Piraten, kleidet sich entsprechend und sogar ein Messer hat er beim Training dabei. Einzig der Papagei, ein Schiff und ein Schatz fehlen ihm, um dem Stereotyp des Piraten gerecht zu werden. Das Piratendasein ist Teil von Steves Persönlichkeit, seiner Individualität, die aber von anderen abgelehnt wird. Gegen Ende des Films entscheidet er sich daher, diesen Anteil seiner Persönlichkeit, seiner Authentizität abzulegen und „normal“ zu werden. Doch gerade in der authentischen Persönlichkeit liegt seine Stärke und so war er ein vollwertiges Mitglied von Average Joe’s, auch wenn ihn viele für seine Vorliebe verachtet haben.

Fran Stalinovskovichdavidovitchsky (Missi Pyle)

Fran ist eine beeindruckende und einschüchternde Spielerin im Team von GloboGym. Sie hat ein markantes Aussehen, das durch ihre starken Gesichtszüge und ihr aggressives Auftreten unterstrichen wird. Fran spielt eine Schlüsselrolle im gegnerischen Team und ist für ihre harte und dominante Spielweise bekannt, die sie auch in einer vollen Bar unter Beweis stellt. Im Laufe des Films knistert es zwischen ihr und Owen.

Me’Shell Jones (Jamal Duff)

Me’Shell ist so eine Art Personal Trainer und Laufbursche für White Goodman. Er gehorcht ihm auf’s Wort und erledigt die weniger schönen Arbeiten für den Fitness-Mogul.

Patches O’Houlihan (Rip Torn)

Patches O’Houlihan ist ein ehemaliger Dodgeball-Champion, der nun als Trainer für Average Joe’s fungiert. Er ist rau und nutzt zum Training der talentfreien Dodgeball Average Joe’s unkonventionelle Methoden. Patches hat eine ganze Reihe von Sprüchen und Weisheiten auf Lager, die er nicht müde wird bei passenden Gelegenheiten auf das Team loszulassen. Trotz seiner rauen Schale ist er ein inspirierender Coach, der das Beste aus seinen Spielern herausholt.

Quellen

Horn, Katalin: Metapher. In: EM 9. Hg. von Rolf Wilhelm Brednich. Berlin/New York 1999, Sp. 602-607, hier Sp. 602.
Röhrig, Lutz: Redensarten. In: EM 11. Hg von Sp. 444-454, hier Sp. 444.
Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.
Wolf, Hans Jürgen: deus ex machina, online unter: https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/d:deusexmachina-453 (zuletzt aufgerufen am 14.11.2024).
Zymner, Rüdiger: Alliteration. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York 2007, S. 48.


[1] Röhrig, Lutz: Redensarten. In: EM 11. Hg von Sp. 444-454, hier Sp. 444. [2] Ebd., Sp. 445. [3] Horn, Katalin: Metapher. In: EM 9. Hg. von Rolf Wilhelm Brednich. Berlin/New York 1999, Sp. 602-607, hier Sp. 602. [4] Zymner, Rüdiger: Alliteration. In: RLW 1. Hg. von Klaus Weimar. Berlin/New York 2007, S. 48. [5] Für grundlegende Informationen eignet sich Irina O. Rajewsky: Intermedialität. Tübingen/Basel 2002. [6] Wolf, Hans Jürgen: deus ex machina, online unter: https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/d:deusexmachina-453 (zuletzt aufgerufen am 14.11.2024).

Bildquellen

  • Den-Stier-bei-den-Hörnern-packen_Dodgeball: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.
  • The-Luck-of-The-Irish_Dodgeball: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.
  • 5-Ds-des-Dodgeball_Dodgeball: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.
  • Deus-ex-machina-aus-Dodgeball: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.
  • L-wie-Liebe_Dodgeball: Thurber, Rawson Marshall: Dodgeball: A True Underdog Story [Film]. Deutschland, Vereinigte Staaten 2004. 20th Century Fox.

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