10. Dezember – Literarischer Adventskalender 2024
Hinter Tür Nummer 10 verbirgt sich Monas Augen von Thomas Schlesser. Der Roman aus Frankreich liefert uns eine lehr- und erfahrungsreiche Reise zu den schönsten Kunstwerken und den in ihnen enthaltenen Botschaften und Weisheiten. Darüber hinaus geht es auch um das Sichtbarmachen von Kunst, die einige Menschen vielleicht aus welchen Gründen auch immer nicht mit den eigenen Augen sehen können – so wie die zehnjährige Mona, die blinde Protagonistin von Schlessers Roman. Die Blindheit kommt für Mona plötzlich – ein Schock. Wie mit dieser Situation umgehen und damit leben lernen? Dafür empfehlen Ärzte Monas Eltern den Besuch beim Kinderpsychiater, die ihre Tochter mit dem Großvater Henry wahrnehmen soll. Aber Henry hat eine bessere Idee: Mona soll die ganze Schönheit der Welt in sich aufnehmen. Aus diesem Grund gehen sie heimlich in die großen Pariser Museen zu denen das Musée d’Orsay, das Center Pompidou und natürlich der Louvre zählen. Henry beschreibt Mona Kunstwerke großer Maler und jedes Gemälde hält seine eigenen Weisheiten für das Mädchen bereit – eine Therapie der anderen Art umgeben von licht- und schattenmalerischer Schönheit.
Monas Augen von Thomas Schlesser ist lesenswert, weil …
👉 es die Wahrnehmung für einige der schönsten Kunstwerke unserer Zeit öffnet.
👉 es mediale Grenzen durch Schrift und Sprache überwindet.
👉 es Kunstwerke für alle Menschen über Literatur erfahrbar macht und sie zu allgemeinen Lebensthemen in Beziehung setzt.
👉 die über Kunst transportierten Lehren uns alle betreffen.
👉 die Rahmengeschichte von Mona und ihrem Großvater berührend ist.
Monas Augen zitiert: Um welches Gemälde könnte es sich um diese Beschreibung handeln?
Es zeigte eine sitzende Frau im Dreiviertelprofil, deren linker Arm auf der Lehne eines Sessels ruhte (von dem sonst nichts zu sehen war). Die rechte Hand lag auf dem linken Handgelenk und verlieh dem Körper eine fast unmerkliche Drehung, die ihn lebendig wirken und nicht nur in dem Raum, sondern auch der Zeit einzuschreiben schien. Die Dargestellte trug ein besticktes dunkles Kleid, das mit der hellen Haut ihres Gesichts und Dekolletés kontrastierte. Ein feiner Schleier bedeckte den Kopf, von dem sich das mittig-gescheitelte Haar bis zur Brust lockte. In dem vollen Gesicht rahmten feste Wangen, eine hohe Stirn und ein kleines Kinn, eine gerade Nase, braune, nach links auf den Betrachter gerichtete Augen sowie einen schmalen Mund, der ein feines Lächeln andeutete. Die Augenbrauen waren gezupft. […]
Aus: Schlesser, Thomas: Monas Augen. Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit. Aus dem Französischen von Nicola Denis. München 2024, S. 42.
Tatsächlich verrate ich jetzt wohl zu viel, wenn ich sage, dass das zugehörige Kapitel „Lächle das Leben an“ heißt. 😊 Ein entwaffnendes Lächeln steckt an. Wir sollten alle in unserem Alltag mehr lachen und lächeln, auch Fremden gegenüber, uns selbst und anderen Freundlichkeit und Respekt entgegenbringen.
Informationen zum Autor Thomas Schlesser
Der Autor Thomas Schlesser ist Kunsthistoriker und lehrt in Paris an der École polytechnique. Monas Augen ist sein erster Roman, mit dem er in Frankreich bereits kurze Zeit nach Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste stand. Mittlerweile ist Monas Augen in 32 Sprachen übersetzt worden. Auf der Seite des Verlags befindet sich ein Interview mit Thomas Schlesser zu Monas Augen.
Für Interessierte hier noch weitere Literaturhinweise:
WDR 1-Beitrag zu Monas Augen
Frankreichs Literaturphänomen „Monas Augen“ aus der Frankfurter Rundschau
Bildquellen
- Monas-Augen-von-Thomas-Schlesser: Piper Verlag
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