Liebespaare der Weltliteratur – Merlin und Vivianne – Magie

Merlin und Vivianne im Kartenspiel Lover's Path Tarot Copyright © 2004, 2013 Kris Waldherr

Merlin und Vivianne sind Figuren aus dem Kreis der Artuslegende. Merlin, der legendäre Zauberer und weise Berater von König Artus, ist bekannt für seine übernatürlichen Kräfte und seine prophetischen Fähigkeiten. Doch auch für seine Schalkhaftigkeit, seine mephistophelischen Eigenschaften und seine Wildheit ist er bekannt. Auch wenn Merlin in sich lichte und dunkle Anteile trägt (er ist teuflischen Ursprungs), so ist er nicht immun gegen die Liebe. Vivianne ist einer der vielen Namen, welche der angebeteten Verehrten im Laufe der Jahrhunderte zugewiesen wurde und die im weiten Zeitraum der Tradition verschiedene Rollen erhielt. Teilweise war sie die Dame vom See und Hüterin des heiligen Schwerts Excalibur oder eben nur eine Dienerin der Dame vom See und auch Lancelots Mentorin, dann wiederum Merlins Schülerin, die dem Meister alle seine Tricks entlockt und ihn über alles liebt und bewundert, aber auch die Jungfrau, die sich der Lust des Alten entzieht oder bedient, je nachdem, welchen Dichter man in welchem Jahrhundert fragt. Die Beziehung von Merlin und Vivianne ist also von Magie und Mystik und Legenden geprägt, auch von Macht, manchmal von Intrigen, von Begehren und Liebe jedenfalls, von Betrug, Täuschung und Spiegelungen. Folgend soll ein kleiner Blick auf die beiden Figuren geworfen werden und zwar im Kontext meines bereits bei Tamino und Pamina aus Mozarts berühmter Märchenoper Die Zauberflöte zur Sprache gekommenen Fundstücks, einem Tarotkartendeck, auf dem die bekannten Liebespaare der Literatur und Historie abgebildet sind. Merlin und Vivianne sind hier der Karte Nummer 1, Magic (üblicherweise Der Magier) zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Vorhaben

Die Geschichten der Liebespaare werden über die Jahrhunderte reinszeniert, aktualisiert, modernisiert, optimiert, transformiert. Mitunter sicherlich auch, um die hinter diesen facettenreichen Neudarstellungen stehenden Künstlerinnen und Künstlern nicht nur als belesene und kreative Intellektuelle auszuweisen, sondern ihnen vor dem zeitgenössischen Publikum auch Ehre und Ruhm zukommen zu lassen. Und natürlich zur finanziellen Befriedigung der dahinterstehenden Wirtschaft. Money makes the world go round – damals wie heute. Geld lässt sich jedenfalls mit der stetigen Transformation jener Liebespaare machen. Auch per Kartenspiel, konkret einem Tarotdeck genannt das Lovers Path Tarot, auf das ich wegen der Abbildungen und der durchdachten Zuordnung der jeweiligen Liebespaare zum entsprechenden Kartenthema aufmerksam wurde. Auf den Karten der großen Arkana sind 22 Liebespaare den Hauptthemen wie Tod, Liebe, Fruchtbarkeit, Unschuld und so weiter zugeordnet. Auf den vier Karten der kleinen Arkana mit jeweils 14 Karten pro Set (Stäbe, Schwerter, Kelche und Münzen) sind die Geschichten der vier ausgewählten Liebespaare Tristan und Isolde, Cupido/Amor und Psyche, Danae und Zeus sowie Siegfried und Brünhild ausführlicher erzählt. Jede Karte bezieht sich auf ein spezifisches Moment in der Geschichte dieser Liebenden und steht zugleich auch wieder für das Thema der Karte. Doch jetzt zu einem ganz bezaubernden Liebespaar – mehr oder weniger – Merlin und Vivianne.

Merlin und Vivianne

Die Geschichte von Merlin und Vivianne hat die Jahrhunderte überdauert und sich seit ihren Anfängen in mannigfachen Variationen gezeigt. Es gibt das Camelot Project der Universität Rochester, wo viele Informationen zu finden sind, nicht nur über Merlin und Vivianne, sondern im Allgemeinen zu Artus und seinen Rittern und darüber hinaus. Doch auf einen Beitrag von Robyn Pollock möchte ich besonders hinweisen, denn er behandelt eben die variationsreiche Tradition dieses magischen Paares (wobei diese Bezeichnung auch ambivalent zu betrachten ist). Merlin dürfte aus dem britannischen Sagenkreis um König Artus bekannt sein, wohingegen das opponierende weibliche Prinzip Vivanne, Vivien, Nymue oder die Dame vom See mal als Merlins Schülerin auftritt, mal als seine Geliebte, mal als Merlins Verhängnis und Zauberkundige, mal ist sie aber auch die glückliche Geliebte, die ihr Liebesglück auf ewig bewahren will und mal wird sie sogar seine Nachfolgerin, steht Artus später mit Rat und Tat zur Seite. Merlin als schrulligen Zauberer oder weisen Magier einzuführen, greift zu kurz. Aus diesem Grund möchte ich beide Figuren angemessen beschreiben, auch auf die Tradition eingehen und die so gewonnenen Erkenntnisse dann mit der Kartenabbildung in Beziehung setzen (und vielleicht sogar noch mit darüber hinausragenden Dingen). Ich verweise hiermit auch ausdrücklich auf die FAQ Frequently Asked Questions about the Arthurian Legends von Alan Lupack zu den Figuren rund um Artus und Merlin auf der Webseite des Camelot Project.

Merlin und Vivianne im Kartenspiel Lover's Path Tarot Copyright © 2004, 2013 Kris Waldherr

Die Karte 1: Magic – Der Magier

Die Abbildung auf der Tarotkarte zeigt das Paar in Gegensätzen: Schwarz und Weiß, Jung und Alt, direkt und indirekt, ausweichend und konfrontierend. Vivianne ist hier die weiße Frau, die lichte Magierin, liebliche Schöne, die sich aktiv an Merlin zu wenden scheint, ihn direkt anblickt, vielleicht auffordernd, vielleicht herausfordernd, ihn sogar am Rücken zu berühren scheint. In der Hand hält sie ein Gefäß, aus dem Rauch aufsteigt, vielleicht eine magische Kräutermischung. Merlin auf der rechten Seite ist gekleidet wie ein Druide in den Farben des Waldes, in einem Umhang, der halb mit den Ästen eines Baumes verwoben ist. Auch aus seinen Fingern knospen Äste. Er ist hier als eine Art Wilder Mann dargestellt, der mit dem Wald eine Symbiose eingeht, mit ihm verschmilzt sozusagen. Auch Ähnlichkeiten zum Herr der Ringe-Zauberer Gandalf sind da, jedenfalls wird die Tradition des Sehers Myrddin sichtbar. Das kann Starrheit bedeuten, Merlin kommt in seiner Verbundenheit mit dem Baum nicht mehr vom Fleck, er wird Baum, fest verwurzelt. Bereit stehen ein Kelch und ein kleines Schwert. Vivianne hält eine Schale in der Hand. Im Tarotkartenspiel ist der Magier die erste Karte, er steht für Selbstermächtigung, Wachstum und Macht, denn er hat die Meisterschaft über die vier Elemente erlangt, die traditionell in den vier Farben Herz, Karo, Kreuz und Pik bzw. beim Taro mit Münzen, Kelchen, Stäben und Schwertern werden. Er versteht sich darauf, das Geistige in das Materielle umzuwandeln, er ist damit auch ein Alchimist, der die Realität zu seinen Gunsten und nach seinem Willen beugen kann. Merlin besitzt all diese Macht, er ist Schöpfer und Alchimist, Meister der Elemente.

Merlin und Vivianne – Die Macht der Liebe

Interessant finde ich, dass er Vivianne fast schüchtern mit seinem Blick auszuweichen scheint. Sie ist diejenige, die initiativ ist. Vielleicht ist hier die Szene variiert abgebildet, die Merlin in seiner Begegnung mit Vivianne zum Verhängnis wird (dazu später). In einigen Versionen verliebt Merlin sich tatsächlich im hohen Alter in die junge Frau, der er aus Liebe seine Zaubersprüche verrät und die das Gelernte gegen ihn einsetzt und gefangen hält. Das ist natürlich insbesondere bei den oftmals in Verbindung genannten Begriffen Magie und Liebe interessant. Der mächtige Magus Merlin, sein ganzes Leben lang von Magie durchdrungen und zu großen Taten ermächtigt, verfällt der Liebe zu einer Frau, die ihn mit seinen eigenen magischen Waffen schlägt. Die Magie der Liebe, ja, die Liebe selbst hat hier die Magie besiegt und nimmt den Magier gefangen Und davon erzählen unendlich viele Geschichten – vom Sieg der Liebe – letztendlich. Und irgendwie hat auch wieder einmal eine Frau dafür gesorgt, dass einer dieser großen und mächtigen Männer von der Bildfläche verschwindet. Helden, Könige, Reiche und sogar Magier – vor Frauen und der Liebe (oder waren es ihre Listen) ist eben niemand gefeit. Aber das soll hier keine feministische Debatte werden, einzig eine Erwähnung scheint es mir doch wert. Wagen wir also einen Blick in die Tradition und beginnen möglichst nahe am Ursprung, bei Geoffrey von Monmouths Historia.

Geoffrey von Monmouth und die Vita Merlini

„Geoffrey of Monmouth (Galfridus Monemutensis, ca. 1100-1154, nannte sich selbst auch Geoffrey Arthur) ist der Verfasser der lat. Historia Regum Britanniae (»Geschichte der Könige Britanniens«), des mit Abstand einflussreichsten Geschichtswerks für die Sage um König Artus.“[1] Neben der Historia Regum Britanniae hat Geoffrey zwei weitere Werke verfasst. Es handelt sich um das 1135 verfasste Prophetiae Merlini (Weissagungen des Merlin), das auf der Tradition des walisischen Sehers Myrddin beruht, zu Merlin wird dieser erst bei Geoffrey. Dieses Werk wird in die Historia integriert. „Das dritte und zeitlich letzte Werk war die zwischen 1148 und 1151 entstandene Vita Merlini, wie die Prophetiae in lat. Hexametern abgefasst, welche aber eine andere Tradition über Myrddin und Lailoken aufgriff und ihn hier als wahnsinnigen, wilden Mann und in den Wäldern Schottlands hausenden Seher zeigt (deswegen hier auch als Merlinus sylvestris oder Merlinus Caledonius bezeichnet). Die Handlung dieses Gedichts ließ sich nur schwer mit der seiner anderen Werke synchronisieren und hatte auch vergleichsweise geringen Erfolg, wie eine einzige vollständige Handschrift zeigt.“[2]

Die Beziehung von Merlin und Vivianne wird in Geoffreys Werk nicht erwähnt, doch ist eben seine Historia der schriftliche Ursprung, von dem aus sich alles entwickelt. Aus diesem Grund habe ich es erwähnt und ich will auch eine Einführung aus der deutschen Übersetzung von Inge Vielhauer zitieren, weil sie die Beziehung der beiden, die schließlich auch mit Merlins Ende verknüpft ist, aber auf der Tarotkarte eben doch im Zeichen der Liebe steht. Ich finde sie sehr passend, daher soll sie als Einleitung für die nachfolgenden Beispiele und Variationen der literarischen Tradition dienen.

Merlin und Vivianne – Dem Zauber der Liebe verfallen

Inge Vielhauer fasst in der Einleitung zu ihrer Übersetzung von Geoffreys Vita Merlini die Beziehung von Merlin und Vivianne zusammen: „Merlins Ende ist bekannt. Er begegnete einst im Walde dem schönen Mädchen Niniane. Sie soll die Tochter eines reichen Edlen, Dionas, gewesen sein, und Diana, Sirene von Sizilien – so heisst es –, die eine Meergöttin und sehr mächtig war, soll sie mit wunderbaren Gaben beschenkt haben. Dank diesen Gaben hatte sie vorherbestimmt, dass Merlin Ninianens Zauber verfallen sollte. Merlin unterhielt Niniane mit einem Zauberspiel, er brach einen Zweig und beschrieb einen Kreis: alsbald kamen Ritter und Edelfrauen einhergeschritten, hielten einander bei den Händen und sangen, desgleichen man nie zuvor so lieblich gehört hatte. Spielleute liessen dazu ihre Instrumente ertönen, dass man Musik der Engel zu hören vermeinte. Indes die Sonne höher stieg, wuchs ein schattenkühler Hag ringsum, Blumen und würzige Kräuter entsprossten dem Grase. Niniane ward nicht satt, dem Gesange zu lauschen, obschon sie nur den Kehrreim verstand:

Liebes Anfang       süsse Freuden

endet doch        ein bittres Leiden.

Sie beschwor Merlin, ihr seine Kunst zu lehren. Beide gelobten einander ewige Liebe, nahmen einander hin, und im Scherz und Spiel der Liebe lehrte Merlin Ninianen viele seiner Künste, etwa wie man ein Wasser aus dem Boden springen und wieder darin verschwinden lässt.

Sie konnten sich kaum voneinander trennen; jedesmal wenn sie sich wiederfanden, ward Merlin inniger an Niniane gefesselt und lehrte sie Stück um Stück seiner wunderbaren Künste. Er begriff, dass sie ihn einmal ganz verzaubern werde mit seinem eigenen Wissen, das in sie überfloss, und nahm bewegten Abschied von Artus und der Welt seines Ruhms. Niniane empfing ihn, als er zu ihr in den Wald heimkehrte, leidenschaftlicher und schmeichelnder denn je. “Lehre mich“, beschwor sie ihn, „wie ich einen Mann fessle ohne Ketten und Turm, rein durch Kraft des Zaubers, dass er nie mehr entweichen kann, wenn ich ihn nicht freigebe„. Da seufzte Merlin und senkte sein Haupt. Dann lehrte er sie ohne Rückhalt alles, was zu solcher Verzauberung gehört. Niniane war ausser sich vor Entzücken und bezeigte ihm soviel Liebe, dass er kein anderes Glück kannte, als bei ihr zu sein. Sie wanderten Hand in Hand durch den Wald Brocceliande, und als sie müde, sassen sie unter einem Weissdornbusche nieder, der mit süssem Durfte blühte. Dort freuten sie sich wieder aneinander mit Liebesworten und Umschlingungen. Schliesslich legte Merlin das Haupt in den Schoss seiner Freundin und sie streichelte seine Wangen und spielte in seinem Haar, bis er einschlief.

Als sie gewiss war, dass er fest schlafe, stand Niniane leis auf, nahm ihren langen Schleier und umgab damit die Weissdornhecke; sie übte den Zauber, wie Merlin ihn ihr gelehrt hatte, umschritt neunmal den Kreis, den sie geschlossen, flüsterte neunmal die Zauberworte, bis der Zauber unauflösbar war. Dann setzte sie sich leise wieder und nahm Merlins Kopf in ihren Schoss. Als er erwachte und um sich sah, war ihm, als läge er auf einem köstlichen Lager in einem unsäglich hohen Turm, er rief: „Du hast mich betrogen, wenn du jetzt nicht immer bei mir bleibst; denn niemand ausser dir kann mich aus diesem Turme ziehen.“ Mein süsser Freund“, gab Niniane zur Antwort, „ich werde oft in deinen Armen sein.“ Und dieses Versprechen hielt sie ihm getreulich; wenig Tage und Nächte vergingen, da sie nicht bei ihm war. Merlin konnte sich nicht von der Stelle rühren, an die ihn Niniane verzaubert hatte; sie aber kam und ging, wie es ihr gefiel. Sie hätte ihm gern die Freiheit wiedergegeben, denn es dauerte sie, ihn in solcher Gefangenschaft zu sehen; aber der Zauber war zu stark, und es stand nicht mehr in ihrer Macht, – darüber verzehrte sie sich in Traurigkeit.

Ein schimmerndes Geschehen von bitterem Wohlgeschmack, voll Tristansüsse und zärtlichen Schwermutschatten. Alte Zauberei, jemanden ungreifbar an einen Ort zu bannen, und der Liebeszauber, der dem schweifenden Manne den Weg verlegt, sind vom späten amourösen Rokoko mittelalterlicher Minnekultur des französischen Artusromans in die höfische Sphäre von Ritter und Dame getaucht.

Aber das galante Element haftet nur an der Stilisierung, die der ältere mythische Stoff erfahren hat. Merlin gibt sein Zauberwissen ab: nicht den Rittern der Runde, nicht ihrem königlichen Herrn, seinem Schützling, denn es liegt nicht im Sinn des Weltspiels, dass es von einem Zirkel wissender Weise, einem Kreis von Mahatmas hinterm Himalaja, von Sarastros und Caligasatros in Tempelhallen oder sonst einer Hierarchie der Geweihten gesteuert werden.

Dieser Wunschtraum der Tugend und Vernünftigkeit, Greuel und Knäuel des Weltgarns zu entwirren und nach idealischem Muster zum Teppich der Vollkommenheit zu weben, die Utopie der Vervollkommnung irdischer Zustände kann den weisen Merlin, der künftige Zeitalter wie gegenwärtige Bilder vor seinem Seherauge bewegt, nicht beifallen. Er gibt die Kraft seiner Weisheit der holden Unvernunft in die zärtlich bezaubernden Finger; die Elfen, bestrickende Triebkraft des Lebens, empfängt in ihre Gedankenlosigkeit, was Macht ist über alles Denken. Sie kann damit nichts anderes anfangen, als den Herrn des Zaubers selber zu verzaubern. Der Herr des Zauberwaldes wird selbst in ihn gebannt, wissend und willig, von zauberischen Feenkind, das seine Lockung, die Rätseltiefe des Waldes darstellt. Merlin geht ein in die Macht, die er ist, scheinbar erliegt er ihr; er kehrt heim aus der Welt in ihr stunden blühendes, in sich duftendes Dasein, nachdem er so lange ihre nach aussen wirkende Gewalt war. Er war Gesicht und Stimme des Waldes, das Gesicht birgt sich, die Stimme verstummt in dem Schweigen, das sie gebar und dem sie alles entnahm, was sie dem Raume sagen mochte. So gibt sich das Unbewusste, nachdem es sich eine Weile zu Gebärden und Worten ausgestaltete, als Bewusstsein herrschte und leitete, in seine eigene Stille zum Schlummern zurück. Ninianens Überlisten ist ein Schein, Merlins Sich-Dareingeben ist Wissen. In ihrem Vogelauge findet er sein eigenes Wesen.

Sich-selber-Verzaubern zum Enden und Entschwinden, Sich-Entrücken aus der Welt und dem Triumph der Taten ist die Versuchung der Tiefe, ist ihre Weisheit wird erhabene Gleichgültigkeit. Merlin trat in die Welt und kehrt heim in den Wald: – Was ist die Welt dem Walde? Aber nur Merlin kommt diese Frau zu und die Antwort darauf, das Sich-Verschlingenlassen vom Walde: wieder Wald und Baum werden, denn er ist der Herr und Wesen des Waldes, indes die Artusritter Menschenkinder, Burgherren und Ritter der Welt sind. Das Unbewusste hat der Welt einweihende Zeichen gegeben wird sinkt in seine Stille zurück.

Indem sich Merlin wissend der Verzauberung durch Niniane überlässt, der Verzauberung durch die eigensten Künste, wissend, was er ihr Stück um Stück preisgibt, wessen er sich damit begibt und was allein das Ende davon sein kann, erhebt er sich zur gelassenen Höhe eines indischen Gottes, der sich unbeteiligt aus der Welt in die Stille seiner selbst zurückzieht, dem nichts wirklich zu tun, zu retten und zu richten oder zu schlichten bleibt in der Maya des Weltlaufs, erhebt sich zur Gebärde des ruhend hingestreckten Schiva, der in stummer Hingabe sich dem liebenden Ungestüm, der zärtlichen Unersättlichkeit seiner Götter überlässt, dem trunkenen Mädchen stillhält und ihren erregend-schöpferischen Gebärden das Weltspiel in Entfaltung, Blüte und Vergehen anheimgibt.

[…]

Merlins Ende gibt Stoff zur Betrachtung: Es gibt ärgere Schicksale, das Ewig-Umgetriebensein auf Fahrten, die nicht enden, die Monotonie in der Variation endloser Abenteuer kann, soweit man reiten mag und reiten, ein genauso enger Zirkel sein, wie der Bann unterm blühenden Weissdorn. Odysseus ist aller Circen und Kalypsos, bei denen er lag und sich verlag, am Ende so müde, wie der Ungeheuer, die er bezwang, der Gefahren, denen er entrann, müde all der Inseln, ihrer Klippen und Buchten, die gastlich, feindlich auftauchten und hinter ihn verdämmern, müde wie aller weinfarbeneu Meere in Sternenstille und windbeflügelter Fahrt, – die ereignislose Wiederholung im eingeschränkten Kreise, seine Insel, sein Hof, sein nicht mehr junges Weib genügen ihm.

Hier der wilde Wald der grossen Welt aussen wie im Innern, pfadlos, von Abenteuern und Ungeheuern voll, erfüllt von Feen und Zauberinnen und holden verzauberten Geschöpfen, die es aus dem Banne zu erlösen gilt und. die den Retter und Helden selber verzaubern, – dort die dichte duftende Weissdornhecke und unter ihrer Wolke aller Drang ins Weite heimgekehrt zu sich selbst, schmerzlich süss in sich selber gestillt. Die Schlange liegt in ihr eigenes Hindämmern geringelt, es ist wie eine Heimkehr vor den Schöpfungsaufgang, ehe Gestalten. Und Ereignisfülle, Götteraufstieg und Titanensturz dem Schosse entquollen, dessen Gewand keiner aufgehoben hat.

Die Geschlechter scheinen vertauscht: Merlin der ruhend Bezwungene, Niniane die wissend Schweifende, die ihn beherrscht und beglückt, wenn sie ihm naht; genug des Spiels in der Welt. Die Schöpfung des erhabenen Männerbundes, der mit Schwert und Gelübde eine höhere Ordnung stiftet, verdämmert abendlich, da der Meister, der ihren Umtrieb lenkte, seinen magischen Stab fallen liess. Das tiefere Prinzip, das die Idee der Tafelrunde in die Welt formte und ihre Träger erlas und leitete, zieht in sich selbst zurück, hebt sich in seinem eigenen Dämmer auf.

Aus: Geoffrey von Monmouth: Vita Merlini. Das Leben des Zauberers Merlin. Erstmalig in deutscher Übersetzung mit anderen Überlieferungen. Herausgegeben von Inge Vielhauer. Amsterdam 1964, S. 17-24.

Die Tradition nimmt Gestalt an

Dies zur Einleitung. Nun starten wir mit dem französischen Dichter Robert de Boron, eine Wiedererkennung zum soeben Erwähnten ist erkennbar, doch es werden darüber hinaus noch Variationen der literarischen Tradition folgen. Leider, und das erwähne ich hier gleich, werde ich keine moderneren und zeitgenössischen Werke aufführen. Es gibt aber unzählige. Wer mag, der kann bei Goethe und seinem Gedicht Kophtische Lieder anfangen, da wird man sowieso immer irgendwie fündig.

Robert de Boron und Merlin – der Künder des Grals

Robert der Boron ist ein frz. Dichter aus anglonormannischer Familie, der zwischen 1190 (als in Glastonbury die angeblichen Überreste von König Artus und Ginover entdeckt wurden) und 1200/01 (als sein Dienstgeber Gautier de Montbéliard, der 1199 das Kreuz genommen hatte, endlich zum vierten Kreuzzug aufbrach) eine zwei- oder dreiteilige Gralsgeschichte in achtsilbigen Versen verfasste, bestehend aus einem Joseph d’Arimathie, einem Merlin und möglicherweise einem Perceval, der allerdings nicht selbst, sondern nur in einer Prosaauflösung im sog. Didot-Perceval erhalten ist.“ [3] Der Merlin ist nur in einem einzigen Fragment erhalten, daher beruht die Wiederherstellung von de Borons Gralstrilogie auf den Prosafassungen, die sich im Lancelot-Graal-Zyklus bewahrt haben. Interessant ist im Zuge dessen, dass de Boron im französischen und anglonormannischen Raum wirksamer war als die Werke von Chrétien de Troyes, daher setzte sich die Auffassung des Grals als einer Schale mit dem Blut Christi. Mit der Geschichte von Joseph von Arimathäa bietet de Boron erstmals eine volkssprachliche Verbindung zwischen dem Neuen Testament und der Gralswelt.[4] Allerdings endet das Werk de Borons mit der Krönung von König Artus. Der nächste Abschnitt ist daher Merlins Ende in der Vulgata gewidmet, und es gibt auch hinsichtlich der Übersetzung Unterschiede.

Übersetzung von Konrad Sandkühler – Lancelot-Grail – Merlins Ende

Sobald Merlin Abschied von Leonce genommen hatte, zog er des Weges, um ein Jungfräulein von sehr großer Schönheit zu besuchen die in einem sehr schönen und reichen Schloß wohnte. Dieses Schloß lag am Fuße einer runden Bergkuppe zur Seite des Waldes von Briosque, der köstlich und schön der Jagd zur Verfügung stand und einen großen Reichtum an Hirschkühen, Hirschen und Damwild besaß.

Diese Jungfrau, von der ich euch nun erzähle, war die Tochter eines Lehensmanns von höchstem Adel. Er trug den Namen Dyonas. Ihn besuchte häufig zu schönen Gesprächen Diana, die Göttin des Waldes. Sie war gar manchen Tag bei ihm, denn er war ihr Patensohn, und als sie von ihm Abschied nahm, hinterließ sie ihm eine Gabe, die ihm große Ehre verschaffte. «Dyonas»; sprach sie zu ihm, «ich halte dich in hohen Ehren; der Gott des Mondes und der Sterne möge gewähren daß dein erstes Kind weiblich sei, und es soll von dem weisesten Mann auf Erden nach meinem Tode so sehr begehrt werden, daß es zur Zeit des Uter-Pendragon zu großem Ansehen kommen wird. Dieser weise Mann soll ihr den größten Teil seines Wissens aus der Kraft der Schwarzkunst beibringen; er soll ihr unterworfen sein, sobald er einen Blick auf sie geworfen hat, und sie soll solche Macht über ihn besitzen, daß er nichts gegen ihren Willen unternehmen kann, sie aber in allen Dinge n unterrichten muß, die sie von ihm verlangen wird.»

So also war die Gabe, die Diana auf Dyonas übertrug, und sobald sie ihm diese Gabe ausgesprochen hatte, wurde sie bereits wirksam. Als Dyonas erwachsen war, wurde er ein sehr tüchtiger Ritter; dazu war er schön und voll der Geschicklichkeiten des Körpers, denn er war stark und groß. Er diente lange Zeit einem Herzog ·von Burgund, der ihm eine seiner Nichten zur Gemahlin gab, die eine schöne und kluge Jungfrau war. Dieser Dyonas hatte eine sehr große Freude an Wäldern und Flüssen, solange er ein junger Mann war. Der Herzog von Burgund besaß einen Teil des Waldes von Briosque; die andere Hälfte gehörte dem König Ban. Als der Herzog seine Nichte verheiratete, schenkte er Dyonas jenen Teil des Waldes und des Landgebietes, das weithin sein Eigentum war. Als Dyonas es besichtigte, freute sich sein Herz so sehr über den schönen Landbesitz, daß er dort ein Waldschloß errichten ließ, das schön und reich zur Seite eines Teiches lag. Dieser Teich war reich an Fischen und sehr schön. Als das Schloß gebaut wurde, bezog er es als seinen Wohnsitz, um die Schönheit des Waldes und des Flusses zu genießen, der dort in der Nähe vorbeiströmte. Lange Zeit wohnte er dort, verweilte jedoch häufig am Hof des Königs Ban und leistete ihm auch mehrere Male Krieg dienste mit zehn Rittern. In mancher Not hall er dem König im Kampf gegen König Claudas, dem er sehr großen Schaden zufügte, so daß König Ban und König Bobort eine große Liebe zu ihm hegten, weil sie ihn als einen so tapferen Edelmann und treuen und guten Ritter erkannten. Deshalb beschenkte ihn König Ban mit seiner Hälfte des Waldes für ihn und seine Erben für immer und ewig.

Dazu gab er ihm reichlich Ländereien und Einkünfte in großer Fülle, ob der großen Treue, die er an ihm erlebte. So war er ihm vor allen Menschen gnädig, und alle Menschen, die in seiner Umgebung lebten, liebten ihn.

In dieser Art verbrachte Dyonas lange Zeit in diesem Land, bis er eine Tochter zeugte, die von sehr großer Schönheit war. Sie bekam in der Taufe den Namen Viviane; das ist ein Name aus dem Chaldäischen, der auf Französisch so viel bedeutet, wie wenn man sagte: «Nichts davon werde ich tun.» Dieser Sinn bezog sich auf Merlin, wie die Geschichte weiterhin berichten wird.

Die Jungfrau wuchs heran und gedieh so schön, bis sie zwölf Jahre alt war. Das war gerade um die Zeit, als Merlin von Leonce de Paterne Abschied genommen hatte und in den Wald von Briosque geriet. Dort nahm er die Gestalt eines schönen Junkers an und schlug den Weg zu einer Quelle ein, die sich zu einem schönen und hellen Weiher ausdehnte, so daß der Kies im Wasser glänzte und aussah, wie wenn er aus reinem Silber wäre. Zu dieser Quelle kam häufig Viviane, um dort zu spielen und sich zu ergötzen. Eben an jenem Tage hielt sie sich dort auf, als Merlin anlangte. Als Merlin sie erblickte ergriff ihn eine so tiefe Bewunderung, daß er kein Wort sprechen konnte. Zu sich selbst dagegen sprach er, er müsse wohl ganz töricht sein, wenn er sich unversehens in eine Sünde einließe, so daß er darüber Sinn und Verstand verlieren mußte, um seine Freude an einem Jungfräulein zu haben, sich selbst aber zu schädigen und Gott zu verlieren. Aber schon erfüllte sich an ihm Dianas Prophezeiung.

Als Merlin lange Zeit nachgedacht hatte, trat er näher und begrüßte sie zunächst höflich. Sowie sie ihn ansah, antwortete sie in kluger und frommer Art, es möge der Herr, der alle Gedanken kennt, ihm solchen Willen und solchen Mut zusenden, daß es zu seinem Wohl gereiche: er möge ihm auch ebensoviel Gutes und ebensoviel Ehre gewähren, wie sie selbst zu haben wünsche. Als Merlin die Jungfrau sprechen hörte, setzte er sich an den Rand der Quelle und fragte sie, wer sie sei. Sie entgegnete, sie sei in dieser Gegen geboren und sei die Tochter eines Lehensritters des Landes, eines Edelmannes, der in jenem Waldschloß dort drüben wohne. «Und wer seid ihr, lieber, guter Freund? » fuhr die Jungfrau fort.  «Mein Fräulein», sprach er, «ich bin ein fahrender Junker und bin auf der Suche nach meinem Meister, der mich in einem Handwerk zu unterrichten pflegte, das überaus hoch zu preisen ist. »

«Und welches Handwerk?» – «Wahrlich, edles Fräulein», rief er aus er hat mich eine Kunst gelehrt, mit der ich hier auf der Stelle ein Schloß aufwachsen lassen könnte. Ich könnte es so einrichten, daß eine große Zahl von Bewaffneten wie in einer Fluchtburg darinnen läge und von außen von starkem Kriegsvolk belagert würde. Ich könnte aber auch noch etwas anderes machen: Ich könnte leicht über diese Wasserfläche schreiten, ohne auch nur meine Füße zu benetzen. [Anm. von mir – Parallelen zwischen Jesus und Merlin sind durchaus vorhanden und wurden auch schon von anderen bemerkt] Wohl könnte ich auch noch dort drüben einen Fluß strömen lassen, wo bisher keiner geflossen ist, und ähnliche Dinge mehr.»

«Wahrlich!» rief das Fräulein aus, «das wäre mir ein zierliches Handwerk, und ich würde viel von dem meinigen ausgeben, wenn ich so schöne Spiele selbst zu verrichten vermöchte.» – «Edles Fräulein, ich weiß noch viel schönere und viel ergötzlichere Spiele, um hohe Herren zu zerstreuen und zu erfreuen, als die sind, von denen ich sprach. Man könnte überhaupt keinerlei Art von Spielen ersinnen, die ich nicht ausführen könnte, und sie würden solange bleiben, wie es mein Wille wäre.» – «Ei! Wie gerne würde ich einige von Euren Spielen erlernen, wenn es Euch nicht zu beschwerlich wäre. Ich würde Euch dafür versprechen, alle Tage meines Lebens Eure Vertraute und Eure Freundin zu werden ohne böse Gedanken und schlechte Absichten.» – «Wahrlich, edles Fräulein, Ihr scheint mir so süß und fromm zu sein, daß ich um Eurer Liebe willen Euch einen Teil meiner Spiele zeigen werde, so Ihr mir versprecht, daß Eure Liebe mein sei, denn etwas anderes verlange ich nicht von Euch. »

Dies gewährt ihm das Fräulein, ist aber auf der Hut und läßt sich nicht im Netz seiner Hinterlist fangen. Daraufhin begibt sich Merlin auf die Seite und zieht mit einer Rute mitten auf der Heide einen großen Kreis. Hierauf kehrt er zu der Jungfrau zurück und setzt sich wieder an die Quelle. Es dauerte jedoch nicht lange, daß die Jungfrau sich umschaute und aus dem Wald von Briosque Edelfrauen und Ritter und Jungfrauen und Schildknappen in großer Menge herausschreiten sah.

Sie hielten sich alle Hand in Hand und kamen singend heran, wobei sie einander die größte Freude erwiesen, die je ein Mensch erleben kann. Vor den Augen der Jungfrau schritten Gaukler und Gauklerinnen und Trommler einher und zogen rings um den Kreis, den Merlin gemacht hatte. Als sie aber drin waren, begannen sie so wunderbare Reigen und Tänze, daß man nicht einmal den vierten Teil der Freude beschreiben könnte, die da in dem, Kreise herrschte. Nun ließ Merlin dort ein schönes und starkes Schloß erstehen, und vor dem Schloß einen Obstgarten, aus dem die lieblichsten Wohlgerüche der Welf. Herausströmten. Dazu sah man in dem Garten Blumen und Früchte mit so herrlichem Duft, daß es ein Wunder wäre, wenn man alles erzählen könnte. Die Jungfrau aber, die all dies sah und hörte, war so betroffen von dem Wunder, das sie sah, und ergötzte sich so sehr im Zuschauen, daß sie kein Wort sprechen konnte. über etwas dagegen kein ihr ein Unbehagen: Sie wußte nicht, was für ein Lied jene Edelfrauen und Ritter sangen, sie verstand nur den Refrain des Gesanges:

«Anfangs spürst du Liebesfreuden,

Und am Ende steht der Schmerz.»

Auf diese Weise. dauerte ihr Fest ·und ihr Freudenjubel von Mittag bis zum Abendlauten. Der fröhliche Lärm aber tönte so weit hin und war so laut und hell und angenehm zu hören, und es waren auch so viele Menschen in dem Kreis versammelt, daß alle Bewohner des Schlosses von Dyonas, Männer und Frauen in überaus großer Zahl, heraus amen und zuschauten. Da sahen sie den schönen Obstgarten und das Schloß und die Edelfrauen und die lieblichen Reigentänze dort draußen, so daß sie der Meinung waren, sie hätten noch nie so etwas Schönes und ein so herrliches Fest erlebt. Sie staunten maßlos über das Schloß und den Obstgarten, die sich so schön dort draußen weithin erstreckten, und sie hatten doch an dem Ort noch nie etwas dergleichen gesehen. Andrerseits wunderten sie sich, woher so viele Frauen und Fräulein mit so stattlichen Kleidern und glänzenden Juwelen kommen mochten. Als nun die Reigentänze lange Zeit gedauert hatten, setzten sich die Frauen und Fräulein auf das frische und grüne Gras, und die Schildknappen stellten eine Spielpuppe mitten im Obstgarten auf. Nun machten sich die jungen Ritter an das Lanzenstechen gegen die Puppe. An anderer Stelle turnierten die Jünglinge und Schildknappen gegeneinander, und der Buhurt zog sich hin bis zum Abendläuten.

Da trat Merlin zu der Jungfrau, nahm sie an der Hand und sprach: «Edles Fräulein, was haltet Ihr von diesem Spiel?» – «Lieber Freund», entgegnete die Jungfrau, «Ihr habt so Großes verrichtet, daß ich ganz die Eure bin!» – ·«Edle Frau, haltet mir nun Euer Versprechen!» «Gewiß, gerne, aber Ihr habt mich noch nichts gelehrt!» – «Ich will Euch eine Zahl meiner Spiele erklären», entgegnete Merlin, «und Ihr sollt ·sie aufschreiben, versteht Ihr Euch doch hinreichend auf die Schreibkunst. Ich will Euch so viele Wund er lehren, und keine andere Frau soll so viel lernen wie Ihr» – «Wie denn?» rief das Fräulein erstaunt aus, «woher wißt Ihr denn, daß ich die Schreibkunst verstehe? » – «Edle Frau, ich weiß das genau und gut; darin mein Meister hat mich so tief unterrichtet, daß ich alle Dinge weiß, die da geschehen. » – «Wahrlich», rief das Fräulein, «das ist mir noch die schönste Kunst von der ich je gehört habe, und solche Kunst wäre an manchem Ort noch besser angebracht als alles andere; die möchte ich wohl sehr gerne lernen. Wißt Ihr denn auch von den Dingen, die in der Zukunft geschehen sollen? » – «Gewiß, ja, meine süße Freundin, ich weiß einen großen Teil der zukünftigen Dinge. » – «Gott sei bedankt, was such Ihr denn dazu noch mehr! Ihr könntet doch hinlänglich mit so viel Künsten auskommen, es Eurer Belieben wäre! »

Während die Jungfrau und Merlin in so anmutigen Gesprächen sich ergingen, sammelten sich die Edelfrauen und Fräulein und zogen sich im Tanz nach dem Walde hin zurück, alle Ritter und Schildknappen in ihrem Gefolge. Sowie sie jedoch in die Nähe des Waldes kamen, verschwanden sie darin so plötzlich, daß man nicht wußte, wohin sie geraten waren. Auch das Schloß und alles andere hatte sich in nichts aufgelöst, der Obstgarten jedoch blieb für die Jungfrau lange Zeit erhalten,

da sie Merlin darum gebeten hatte; er wurde immer seitdem der Garten Freud und Lust» genannt. Als Merlin und die Jungfrau noch lange beisammen gesessen waren, sprach Merlin zu ihr: «Schöne Jungfrau, ich muß nun weiterziehen, denn ich habe anderswo wichtige Dinge zu tun.» – «Wie! lieber, guter Freund», rief die Jungfrau, «Werdet Ihr mir denn nicht noch einen Teil Eurer Spiele mitteilen?» – «Mein Fräulein, fasset Euch in Geduld und eilet nicht so sehr! Ihr sollt alles zur rechten Zeit erfahren, jedoch bedarf es großer Muße und langer Zeit dazu, und andrerseits habt Ihr mir noch keinerlei sicheres Unterpfand Eurer Liebe gewährt.» – «Herr», entgegnet sie, «welche Sicherheit soll ich Euch denn gewähren? überlegt es Euch, und ich werde es tun.» – «Ihr sollt mir versprechen, daß Eure Liebe mir gehöre und Ihr selbst ganz und gar, und ich will tun, was mir gefällt, so oft ich es wünsche. »Die Jungfrau denkt ein wenig nach und spricht dann: «Herr, das will ich tun unter der Bedingung, daß ich mein Versprechen halte, sobald Ihr mir alle Dinge mitgeteilt habt, die ich von Euch verlange und die ich dann selbst ausführen kann.» Darauf erwidert er, so sei es ihm recht. Die Jungfrau aber verspricht ihm, die Bedingung einzuhalten, wie sie dieselbe ausgesprochen habe.

Das bezeugten sie mit Handschlag. Hierauf lehrte er sie ein Spiel, das sie in der Folgezeit manches Mal ausführte: Er lehrte sie an einer Stelle ganz nach ihrem Belieben einen breiten Fluß entstehen zu lassen der so lange bleiben sollte, wie sie wollte. Auch eine Menge andere; Spiele lernte sie, deren Worte sie aufschrieb, so wie er sie aussprach, denn das Schreiben verstand sie ganz vortrefflich. Als er nun bis zum Abendläuten dort geblieben war, empfahl er sie in Gottes Gnade ebenso Wie sie Ihn. Vorher jedoch fragte ihn die Jungfrau, wann er zurückkommen werde, und er antwortete: «Am Tag vor dem Johannestag.» So schieden sie voneinander, und Merlin zog weiter nach Carmelide, wo die drei Könige ihn mit großen Freuden aufnahmen, als sie ihn erblickten.

[…]

Merlin hielt sich längere Zeit bei Hofe auf, wollte jedoch noch einmal einen kurzen Besuch bei Blasinus machen, bevor er Viviane Wieder aufsuchte, denn sein Ende stand nahe bevor, das er sich selbst geschaffen hatte. So trat er zu König Artus, um Abschied von ihm zu nehmen. Der König und die Königin baten ihn inständig mit sanften Worten, er möge doch bald wieder zurückkehren, da seine Gesellschaft ein so großer Trost für sie sei. Gerne würden sie ihn immer in ihrer Gesellschaft behalten, denn der König hing mit inniger Liebe an ihm; habe er ihm doch immer seine Liebe gewährt, wenn er sie brauchte, zumal da er durch ihn und auch seinen Rat hin geworden sei. Der König sprach mit freundlichen Worten: »Lieber Freund Merlin, Ihr wollt hinweggehen, und ich will Euch nicht gegen Euren Willen zurückhalten. Trotzdem bleibe ich mit großem Unbehagen und Kummer zurück, bis Ihr wiederkommt. Bei Gottes Liebe, beeilt Euch doch mit Eurer Rückkehr. » – »Herr», erwiderte Merlin, «dies ist mein letzter Besuch und ich empfehle Euch in Gottes Huld.» Als der König vernahm, es sei der letzte Besuch Merlins, war er zutiefst entsetzt. Merlin aber nahm Abschied, ohne weiter ein Wort zu sprechen, und vergoß dabei bittere Tränen.

Er ritt ohne Unterbrechung, bis er endlich bei Blasius, seinem Meister, eintraf, der ihn wiederum mit großer Freude empfing. Merlin fragte ihn, wie es ihm seit seinem letzten Besuch ergangen sei. Er antwortete, er sei zufrieden. Darauf erzählte Merlin ihm wieder Wort für Wort der Reihe nach alle Ereignisse, die seit seinem letzten Besuch dem König Artus zugestoßen seien: Artus hatte einen großen Feldzug nach Gallien unternommen, am Mont St. Michel einen Riesen erlegt und eine gewaltige Schlacht gegen die Römer gewonnen. Auch hatte er das Katzenungeheuer von Lausanne erlegt und viele andere wunderbare Abenteuer bestanden. Nachdem Merlin alle diese Dinge berichtet hatte und acht Tage bei Blasius geblieben war, nahm er Abschied von seinem Meister und sagte auch ihm, dies sei sein letzter Besuch; denn er würde von nun an bei seiner Freundin bleiben, da er keine Macht mehr habe, sie zu verlassen oder nach seinem eigenen Willen zu kommen oder zu gehen.

Als Blasius Merlin so sprechen hörte, saß er in großem Kummer und traurig da. Dann sprach er: «Da das so ist, daß Ihr nie mehr von Eurer Freundin weggehen könnt und keine Macht mehr habt, so geht doch nicht hin!» – «Gehen muß ich», sprach Merlin, «denn ich habe ihr mein Versprechen gegeben, und ich bin so gebannt von ihrer Liebe, daß ich nicht mehr von ihr scheiden könnte. Ich habe sie unterrichtet in allen Künsten, die sie jetzt weiß, sie will aber noch viel mehr davon erfahren, und ich kann mein Wort nicht mehr zurücknehmen. Damit nahm Merlin Abschied von Blasius und ritt kurze Zeit seines Weges ist er zu seiner Freundin gelangte, die ihn mit großer Freude empfing. Sie bleiben lange Zeit beisammen und während dieser ganzen Zeit forschte sie ihn nach seinen Künsten aus, und er lehrte sie so viel davon, daß man ihn für alle Zeit für einen Zauberer hielt. In diesem Ruf steht er noch. Alles Gelernte behielt sie gut im Gedächtnis und schrieb es auf, da sie doch in allen sieben Künsten gut gebildet war.

Als nun Merlin seiner Freundin alles gesagt hatte, was sie immer fragen wollte, da begann sie nachzudenken, wie sie ihn wohl für immer und ewig an sich fesseln könne. Sie begann Merlin zu umschmeicheln und ihm mit süßeren Gebärden zuzusetzen als je vorher. Eines Tages sagte sie zu ihm: «Herr, noch weiß ich eine Sache nicht, die ich überaus gerne wissen möchte. Ich bitte Euch, lehrt mich, auf welche Art ich ein Mann ohne Turm und ohne Mauer und ohne Eisen durch Zauberkraft einschließen kann, so daß er niemals mehr herauskommt außer durch meinen Willen.» Als Merlin diese Worte vernahm, ließ er den Kopf hängen und begann aus tiefem Herzen zu seufzen. Wie sie das bemerkte, fragte sie ihn, weshalb er denn solche Seufzer ausstoße. «Edle Frau», erwiderte er, «ich will es Euch sagen; ich weiß genau, was Ihr denkt und daß Ihr mich gefangenhalten wollt. Ich bin von der Liebe zu Euch so gefesselt, daß ich durch die Kraft dieses Zwanges Euren Willen erfüllen muß.»

Als das Fräulein dies vernahm, legte sie ihm die Arme um den Hals und sprach, er müsse wohl ganz ihr gehören, da sie ja auch ganz ihm gehöre. «Ihr wißt gut, daß die große Liebe, die ich zu Euch hege, mich ganz und gar erfüllt, so daß ich Vater und Mutter verlassen habe, um Euch in meinen Armen zu halten Tag und Nacht. An Euch hängt mein ganzes Denken und mein ganzes Sehnen und Verlangen. Ohne Euch habe ich keine Freude und kein Gut. Auf Euch habe ich meine ganze Hoffnung gesetzt, und nur von Euch nehme ich Freude entgegen. Da ich Euch liebe und Ihr mich liebt ist es denn dann nicht recht, daß Ihr meinen Willen tut und ich den Eurigen? » – «Ja, gewiß! Liebe Freundin», rief Merlin. «Nun sagt ihr doch, was Euer Wille ist. » – «Herr ich will, daß Ihr mich lehrt, einen schönen und lieblichen Ort zu schaffen den ich durch meine Kunst so stark abschließen kann, daß er niemals aufgebrochen wird. Dort wollen wir zusammensein, ich und Ihr, sooft es uns gefällt, in Freude und in Wonne.» – «Edle Frau», erwiderte Merlin, «das will ich Euch gerne richten!» – «Herr, ich will keineswegs, daß Ihr es richtet, sondern Ihr sollt mich lehren, wie ich es machen kann; denn ich ·will es so machen, wie es am besten nach meinem Willen ist.» – «Auch das gewähre ich Euch

Daraufhin begann er die lehrenden Worte zu sprechen, und das Fräulein schrieb alles auf, genau wie er es sagte. Und als er ihr die ganzen Zauberworte gegeben hatte, da war die Freude des Fräuleins wahrlich groß, und sie liebte ihn mehr und zeigte ihm ein fröhlicheres Angesicht als je zuvor. Darauf blieben sie noch lange Zeit beieinander, bis es geschah, daß sie eines Tages Hand in Hand unter zärtlichen Gesprächen zu ihrem Ergötzen durch den Wald Broceliande spazierten. Sie fanden da einen schönen grünen und hochgewachsenen Weißdornbusch, der über und über mit Blüten bedeckt war. Dort setzten sie sich, in den Schatten des Busches, und Merlin legte sein Haupt in den Schoß des Fräuleins, sie aber begann mit zärtlichen Gebärden ihn zu liebkosen, bis er einschlief. Als das Fräulein fühlte, daß er schlief, erhob sie sich ganz leise und zog einen Kreis mit ihrem Schleier rings um den Busch und rings um Merlin. Dann begann sie ihre Zauberworte zu sprechen, trat wieder in den Busch zurück und setzte sich neben ihn. Sie legte sein Haupt wieder in ihren Schoß und hielt ihn so, bis er erwachte. Da schaute er rings um, und es war ihm, als sei er im schönsten Turm der Welt und liege auf das schönste Lager gebettet, auf dem er je gelegen war. Hierauf sprach er zu dem Fräulein: «Edle Frau, Ihr habt mich betrogen, wenn Ihr nun nicht bei mir bleibt. Denn keiner hat die Macht dazu außer Euch, den Bann dieses Turmes aufzulösen

Sie aber erwiderte: «Lieber, süßer Freund, ich werde häufig bei Euch sein, und Ihr werdet mich in Euren Armen halten, so wie ich Euch. Ihr werdet es von nun an ganz nach Eurem Wunsch und Willen haben. Dieses Versprechen hielt sie ihm ganz ehrlich, denn es gab wenige Tage und Nächte, in denen sie nicht bei ihm war. Niemals mehr kam Merlin aus dieser Festung heraus, in die seine Freundin ihn gesetzt hatte, sie aber ging und kam, sooft sie wollte. Hier schweigt die Geschichte von Merlin und seiner Freundin und spricht weiter von König Artus.

Aus: Robert de Boron: Merlin der Künder des Grals. Aus dem Altfranzösischen übersetzt von Konrad Sandkühler. Stuttgart 1975, S. 150-161.

Der Lancelot-Grail-Zyklus: Merlin, Vivianne und die Weißdornhecke

When Blaise [Merlins Mentor] heard Merlin, he was filled with sorrow and heartache, and he said,

„Since you cannot ever leave her, don’t go!“

„I must go,“ said Merlin, „for I have swom an oath to her. And I am so overwhelmed by Iove for her that I could not leave her. And I have shown her and taught her all the knowledge she has, and she will yet know more, for I cannot leave her.“

Then Merlin went away from Blaise, and he made his way a short while until he came to his lady, who was very glad to see him, as he was to see her. And they tarried together for a long time.

And right away she asked him about a great many things he knew how to do, and he taught her so much that he was later taken for a fool- and he still is. And she remernbered everything and put it down in writing, for she was good at clerkly learning and knew the seven arts.

When Merlin had taught his lady everything she could ask she began wondering how she could keep him forever. And she began to wheedle Merlin more than she had ever done before, and she sa1d to him, „Sir, there is still something I don’t know that I would be very happy to know.

And so I beseech you to teach me how I might keep a man imprisoned without a tower or walls or irons, but through wizardry, so that he could never get away but through me.“

And when Merlin heard her, he shook his head and began to sigh. And when she saw that, she asked him why he was sighing.

„My lady,“ he said, “I’ll tell you. I know full well what you are thinking, and I know that you want to keep me. And I am so overcome by love of you that I must do your will.“

And when the young lady heard him, she put her arms about his neck and said that he had to belong to her, for she was his. „You know very well,“ she went „that the great love I feel for you has even made me leave my father and mothe; to hold you in my arms day and night All my thoughts, all my ionging are for you. Without you I have no joy or happiness; all my hopes are in you, and I can find

happiness only in you. And since I love you and you love me, isn’t it right that you should do my will and I yours?“

„Indeed, lady,“ said Merlin, „yes! Now tell me what you want.“

„Sir,“ she said, „I want you to teach me how to make a very beautiful, proper place that I can make so strong with magic that it cannot be undone. And we’ll stay there, you and I, injoy and delight whenever we wish.“

„Lady,“ answered Merlin, “I’ll gladly do this for you.“

„Sir,“ she said, „I don’t want you to do it, but you will teach me how to do it and I’ll do it,“ she went on, „more to my liking.“

„I grant you this,“ said Merlin.

Then he began to explain it, and the lady wrote down everything he said. And when he had told her everything, she was very happy and loved him more and was more cheerful to him than she usually was. Then they tarried together for a long while, until one day came when they were walkingband in band through the Forest of Broceliande looking for ways to find delight, and they came upon a beautiful bush, green and high, that was a hawthom loaded with flowers. They sat down in

its shade, and Merlin laid his head in the lady ’s lap, and she began to rub it until he fell asleep. And when the lady felt that he was sleeping, she got up carefully and with her wimple drew a circle all about Merlin and the bush, and she began to cast her spells. Then she sat down again beside him, took his head in her lap, and held him there until he awoke. And he looked about him, and it seemed to him that he was in the most beautiful tower in the world, and he found hirnself lying in the most

beautiful bed he had ever lain in. Then he asked the young lady, „Lady, you have indeed tricked me if you do not stay with me, for no one but you has the power to undo this tower.“

And she said to him, „Dear friend, I will come here often, and you will hold me in your arms and I you, and you will do forever whatever you please.“

And she kept her oath to him faithfully, for few days or nights went by when she was not with him. Merlin never thereafter left the stronghold where his lady love had put him, but she came and went as she wished.

Aus: Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume II. Hg. von Norris J. Lacy. The Story of Merlin translated by Rupert T- Pickens. Cambridge/Brewer, 2010, S. 481-482.

Deutsche Übersetzung: Wie Merlin durch Vivianne in die Weißdornhecke kam

Als Blaise [Merlins Mentor] Merlin hörte, erfüllte ihn Trauer und Kummer, und er sagte: „Da du sie niemals verlassen kannst, geh nicht!“

„Ich muss gehen“, sagte Merlin, „denn ich habe ihr einen Eid geschworen. Und ich bin so überwältigt von meiner Liebe zu ihr, dass ich sie nicht verlassen könnte. Ich habe ihr all mein Wissen gezeigt und sie gelehrt, und sie wird noch mehr erfahren, denn ich kann sie nicht verlassen.“

Dann ging Merlin weg von Blaise und machte sich eine Weile auf den Weg, bis er zu seiner Dame kam, die sehr froh war, ihn zu sehen, genauso wie er sie. Und sie verweilten lange zusammen.

Sofort fragte sie ihn nach vielen Dingen, die er konnte, und er lehrte sie so viel, dass er später für einen Narren gehalten wurde – und das ist er noch. Und sie erinnerte sich an alles und schrieb es auf, denn sie war gut im Erlernen von Schreibkunst und kannte die sieben Künste.

Als Merlin seiner Dame alles beigebracht hatte, was sie fragen konnte, begann sie sich zu fragen, wie sie ihn für immer halten könnte. Und sie begann, Merlin mehr zu umgarnen als je zuvor, und sie sagte zu ihm: „Herr, es gibt noch etwas, das ich nicht weiß und das ich sehr gerne wissen würde. Daher bitte ich dich, mir beizubringen, wie ich einen Mann gefangen halten kann, ohne Turm, Mauern oder Eisen, sondern durch Zauberei, sodass er niemals von mir wegkommen kann.“

Als Merlin das hörte, schüttelte er den Kopf und begann zu seufzen. Und als sie das sah, fragte sie ihn, warum er seufzte.

„Meine Dame“, sagte er, „ich werde es dir sagen. Ich weiß genau, woran du denkst, und ich weiß, dass du mich behalten möchtest. Und ich bin so überwältigt von meiner Liebe zu dir, dass ich deinen Willen tun muss.“

Als die junge Dame das hörte, legte sie ihre Arme um seinen Hals und sagte, dass er ihr gehören müsse, denn sie sei sein. „Du weißt sehr wohl“, fuhr sie fort, „dass die große Liebe, die ich für dich empfinde, mich sogar dazu gebracht hat, meinen Vater und meine Mutter zu verlassen, um dich Tag und Nacht in meinen Armen zu halten. Alle meine Gedanken, all meine Sehnsucht gehören dir. Ohne dich habe ich keine Freude oder Glück; all meine Hoffnungen ruhen auf dir, und ich kann nur bei dir Glück finden. Und da ich dich liebe und du mich liebst, ist es nicht richtig, dass du meinen Willen tust und ich deinen?“

„In der Tat, Dame“, sagte Merlin, „ja! Jetzt sag mir, was du willst.“

„Herr“, sagte sie, „ich möchte, dass du mir beibringst, wie man einen sehr schönen, angemessenen Ort schafft, den ich so stark mit Magie machen kann, dass er nicht rückgängig gemacht werden kann. Und dort werden wir bleiben, du und ich, in Freude und Vergnügen, wann immer wir wollen.“

„Dame“, antwortete Merlin, „ich werde das gerne für dich tun.“

„Herr“, sagte sie, „ich möchte nicht, dass du es tust, sondern du wirst mir beibringen, wie ich es tun kann, und ich werde es tun“, fuhr sie fort, „nach meinem Geschmack.“

„Ich gewähre dir das“, sagte Merlin.

Dann begann er es zu erklären, und die Dame schrieb alles auf, was er sagte. Und als er ihr alles erzählt hatte, war sie sehr glücklich und liebte ihn noch mehr und war ihm gegenüber fröhlicher als sonst. Dann verweilten sie lange zusammen, bis eines Tages, als sie Hand in Hand durch den Wald von Brocéliande gingen und nach Wegen suchten, um Freude zu finden, stießen sie auf einen schönen Busch, grün und hoch, der ein mit Blumen beladener Weißdorn war. Sie setzten sich in seinen Schatten, und Merlin legte seinen Kopf in den Schoß der Dame, und sie begann ihn zu streicheln, bis er einschlief. Und als die Dame spürte, dass er schlief, stand sie vorsichtig auf, zog mit ihrem Schleier einen Kreis um Merlin und den Busch und begann ihre Zauber zu wirken. Dann setzte sie sich wieder neben ihn, nahm seinen Kopf in ihren Schoß und hielt ihn dort, bis er erwachte. Und er sah sich um und es schien ihm, dass er in dem schönsten Turm der Welt war, und er fand sich in dem schönsten Bett wieder, in dem er je gelegen hatte. Dann fragte er die junge Dame: „Dame, du hast mich wirklich getäuscht, wenn du nicht bei mir bleibst, denn niemand außer dir hat die Macht, diesen Turm rückgängig zu machen.“

Und sie sagte zu ihm: „Lieber Freund, ich werde oft hierherkommen, und du wirst mich in deinen Armen halten und ich dich, und du wirst für immer tun können, was du willst.“

Und sie hielt ihr Versprechen ihm gegenüber treu, denn kaum ein Tag oder eine Nacht verging, an dem sie nicht bei ihm war. Merlin verließ nie wieder die Festung, in der ihn seine geliebte Dame eingesperrt hatte, aber sie kam und ging, wie es ihr gefiel.

Gefangennahme durch die Liebe bzw. die Magie aus Liebe?!

Hach, wie romantisch – könnte man sagen. Vivianne liebt Merlin so sehr, dass sie ihn gefangen hält, damit er nur ihr gehört. Ganz davon abgesehen, dass dies in modernen Zeiten nicht unbedingt als psychologisch gesund eingestuft werden würde, so hat sich aber dieses Motiv gehalten. Die schöne Vivianne, die sich die Magie ihres Geliebten Meisters zunutze macht und ihn in eine Weißdornhecke sperrt, damit er ihr immer zur Verfügung steht, und nur ihr ganz allein! – während sie nach Belieben kommt und geht. Eben dieses Motiv findet sich auch auf der beschriebenen Karte. Doch die nachfolgende Tradition stellt Vivianne oder Nymue oder Nyneve oder die Dame vom See und ihre Beziehung zu Merlin teilweise ganz anders dar. Und auch ich war kurz davor, die Weißdornhecke ganz anders zu interpretieren – das werde ich gleich auch an anderen Textstellen demonstrieren. Man muss wissen, dass auch ursprüngliche Quellen, also Dichter aus ihren Quellen schöpfen, aber sie formen diese Informationen zu ihren Zwecken um und fügen Neues hinzu. Und der Abschnitt mit der Weißdornhecke stammt aus dem sogenannten Lancelot-Gral-Zyklus. Es war der französische Dichter Chrétien de Troyes, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die episodische Form des Artusromans entwickelte und König Artus in der französischen Sprache popularisierte wie schon zuvor der Chronikenschreiber Geoffrey von Monmouth es auf Latein mit Artus gemacht hatte. Bekannt sind die Geschichten von Lancelot und Guinevere, die Suche nach dem Gral. Zwischen 1215 und etwa 1235 verfasste ein anonymer Autor oder eine Gruppe von Autoren den Lancelot-Gral-Zyklus. Er besteht aus fünf imposanten Romanen, kann nur als monumental bezeichnet werden, sowohl wegen seiner enormen Länge, seiner Komplexität und literarischen Bedeutung als auch wegen seines Einflusses.[5] Das Werk unbekannten Autors, das sich als Chronik tatsächlicher Ereignisse präsentiert, erzählt die Legende von König Artus neu und konzentriert sich dabei auf die Liebesaffäre zwischen Lancelot und Guinevere, die religiöse Suche nach dem Heiligen Gral und das Leben Merlins. Der äußerst einflussreiche Zyklus erweitert Robert de Borons ‘Kleinen Gral-Zyklus’ und die Werke von Chrétien de Troyes, die zuvor nicht miteinander in Verbindung standen, indem er sie mit zusätzlichen Details und Nebengeschichten sowie langen Fortsetzungen ergänzt und gleichzeitig die gesamte Erzählung zu einer zusammenhängenden Einzelgeschichte zusammenfasst. Zu den alternativen Titeln gehört Philippe Walters Ausgabe des 21. Jahrhunderts Le Livre du Graal (Das Buch des Grals).

Ninianne und Merlin im Post-Vulgate-Zyklus

Der Post-Vulgate-Zyklus oder auch Pseudo-Robert-von-Boron-Zyklus „ist eine anonyme frz. Prosabearbeitung des kompletten Lancelot-Graal-Zyklus aus der Zeit um 1230-1240.“[6] Das Werk ist aus einer Reihe von Fragmenten zusammengesetzt und wurde aus spanischen und portugiesischen Übertragungen rekonstruiert. [7] Der zweite Teil basiert „dagegen vorwiegend auf der Prosaübertragung des Merlin von Robert von Boron sowie wiederum der Suite de Merlin aus dem Lancelot-Graal-Zyklus […].“[8] Der französische Dichter Robert von Boron lebte zwischen 1190 und1201/02 und verfasste eine zwei- oder dreiteilige Gralsgeschichte, bestehend aus einem Joseph d’Arimathie, einem Merlin und vielleicht einem Perceval, der als Didot-Perceval, Prosa-Perceval erhalten ist.[9] Dort kommt Merlins Angebetete nicht vor, der Text endet vor Merlins Ende. Doch im Post-Vulgate-Zyklus hat sich bereits einiges verändert, gibt es die Weißdornhecke nicht mehr, ist auch die weibliche Figur anders beschaffen. So ist Ninianne dort die Tochter des Königs von Northumberland, der sie an den Hof von König Artus schickte, und ihn nun bittet, sie zurück an seinen Hof zu senden. Zum Vergleich daher hier die entsprechenden Textstellen:

Post-Vulgata-Zyklus: Merlin ist von Ninianne betört

Merlin and the king spoke of many things that evening, and then they went to bed, Merlin in one chamber and the king with the queen. Blaise was still staying at Camelot, and as soon as Merlinjoined him, he told Blaise the adventures that were happening in the kingdom of Logres and many things that were to come, so that Blaise had his book weil ordered and somewhat brought to an end before Merlin left Great Britain.

Merlin went most gladly to see the young huntress, the maiden who was called Ninianne. He went to see her so much and so frequently that he loved her passionately, because she was very beautiful, and she was only fifteen years old. She was very wise for her age, and she was afraid of him, for she feared that he would shame her by bis magic or lie with her in her sleep. But he had no desire

to do this, for he did nothing he thought might grieve her.

Now the storyteilsthat the maiden stayed at court for a good four months. Merlin went to see her every day, for he loved her greatly.

When she saw him taken with her, she said to him, „I will never love you unless you promise to teach me as much ofyour magic as I ask.“

Then he began to laugh and answered, „There is nothing I won’t teach you, provided I know it, for I love no one but you and never could.“

„Since you Iove me so much,“ she said, „I want you to promise me with your bare hand that you will do nothing, by enchantment or in any other way, by which you think I would be grieved.“

He promised her at once.

Thus the maiden became acquainted with Merlin, not physically, but he waited And hoped to know her camally of her own volition and to have her maidenhead, for he know well that she was still a virgin. He began to teach her necromancy and magic, and she learned a great deal of it.[10]

Als Niniannes Vater Artus bittet, seine Tochter in ihre Heimat zu senden, teilt sie dies Merlin mit und hofft, dass er nicht mitkommt. Doch sie hat sich geirrt, Merlin will sie unbedingt begleiten. Ninianne ist darüber sehr unglücklich, „for she hated nothing else so much as she hated him, but she didn’t dare show it, so she pretended that this was good and thanked him for offering to keep her company. In the morning, as soon as the maiden had heard Mass, she mounted, for the horses were already saddled, and she had taken leave of the king and queen the evening before. Merlin never told anyone at court that he wanted to go, for he knew well that the king would not willingly give him leave if he asked.“[11]

Deutsche Übersetzung Post-Vulgata-Zyklus

Merlin und der König sprachen an diesem Abend über viele Dinge, und dann gingen sie zu Bett, Merlin in einem Zimmer und der König mit der Königin. Blaise war noch immer in Camelot, und sobald Merlin zu ihm kam, erzählte er Blaise von den Abenteuern, die sich im Königreich Logres ereigneten, und von vielen Dingen, die noch kommen würden, sodass Blaise sein Buch gut geordnet und einigermaßen abgeschlossen hatte, bevor Merlin Großbritannien verließ.

Merlin besuchte die junge Jägerin, die Jungfrau, die Ninianne hieß, mit größter Freude. Er besuchte sie so oft und so häufig, dass er sie leidenschaftlich liebte, denn sie war sehr schön und erst fünfzehn Jahre alt. Sie war sehr weise für ihr Alter, und sie hatte Angst vor ihm, denn sie befürchtete, er würde sie durch seine Magie beschämen oder im Schlaf bei ihr liegen. Aber er hatte keine Lust,

das zu tun, denn er tat nichts, von dem er dachte, es könnte sie betrüben.

Die Geschichte erzählt nun, dass die Jungfrau gute vier Monate am Hof ​​blieb. Merlin besuchte sie jeden Tag, denn er liebte sie sehr.

Als sie sah, dass er mitgenommen wurde, sagte sie zu ihm: „Ich werde dich nie lieben, wenn du mir nicht versprichst, mir so viel von deiner Magie beizubringen, wie ich verlange.“

Dann begann er zu lachen und antwortete: „Es gibt nichts, was ich dir nicht beibringen werde, vorausgesetzt, ich weiß es, denn ich liebe niemanden außer dir und könnte es auch nie.“

„Da du mich so sehr liebst“, sagte sie, „möchte ich, dass du mir mit deiner bloßen Hand versprichst, dass du nichts tun wirst, weder durch Zauberei noch auf andere Weise, wodurch du denkst, dass ich dadurch betrübt würde.“

Er versprach es ihr sofort.

So lernte die Jungfrau Merlin kennen, nicht körperlich, aber er wartete und hoffte, sie aus eigenem Antrieb kastriert kennenzulernen und ihre Jungfräulichkeit zu erlangen, denn er wusste genau, dass sie noch Jungfrau war. Er begann, sie Nekromantie und Magie zu lehren, und sie lernte eine Menge davon.

Als Niniannes Vater Artus bittet, seine Tochter in ihre Heimat zu senden, teilt sie den Merlin mit und hofft, dass er nicht mitkommt. Doch sie hat sich geirrt, Merlin wird sie unbedingt begleiten. Ninianne ist darüber sehr unglücklich, „denn sie hasste nichts so sehr wie ihn, aber sie wagte nicht, es zu zeigen, also tat sie so, als sei das gut und dankte ihm für sein Angebot, ihr Gesellschaft zu leisten. Am Morgen, nachdem das Mädchen die Messe gehört hatte, stieg sie auf, denn die Pferde waren bereits gesattelt und sie hatte am Abend zuvor vom König und der Königin Abschied genommen. Merlin sagte nie jemandem am Hof, dass er gehen wollte, denn er wusste genau, dass der König ihm nicht bereitwillig die Erlaubnis erteilen würde, wenn er darum bat.“

Ninianne verführt Merlin nach und nach – Post Vulgata

Merlin und Ninianne reiten durch die Wälder und Merlin zeigt ihr den See der Diana. Es gibt eine Legende um den See und den Namen, die Merlin ihr ebenfalls erzählt, als sie an einem großen Felsblock vorbeikommen, den er als Grab des Faunus vorstellt. Faunus war Dianas Liebhaber, der sie exzessiv liebte. Er wurde durch großen Verrat und Falschheit von ihr als Lohn für seine Liebe und Hingabe getötet und zwar auf ewig unter dem Stein eingeschlossen (in der Geschichte liegt übrigens der Spoiler für die bereits benannte Variation auch hinsichtlich der Todesart von Merlin, die eben diesmal nicht mit der Weißdornhecke verbunden ist). Jedenfalls zaubert Merlin dann ein Haus.

When he had worked his magic, he showed it. to the maiden and said to her, „Is your house weil hidden? Nobody who comes this way will ever see it, nor will he make it out, however close he gets, unless he is ofthe household itself. And if any member of your following wants to make it known to others, either through envy or through hatred, he will instantly fall in the Iake and perish.“

„By God, Merlin,“ said the maiden, „I never heard of such a clever concealment.“

So Merlin stayed with Ninianne and lived there night and day, and he loved her so passionately that he loved nothing else in the world so much. Because of the great Iove he had for her, he did not dare ask her to do anything for him, for he dared not anger her. He kept thinking that in some way it would happen that he could have his will with her completely.

He had already taught so much magic and necromancy to her that she alone knew more of it than anyone but Merlin, and no one could think of a good entertainment or game that she would not make by enchantment. But there was nobody in the world she hated so mortally as she did Merlin, because she knew weil that he desired her maidenhead; and if she had dared to kill him, either by poison or in some other way, she would have undertaken it boldly, but she dared not, for she feared that he would know about it, since he was wiser than other men. Nevertheless, she had already so enchanted him by the very magic she had learned from him that she could say whatever she wanted before he knew a thing about it.

One day Merlin was going through the place when he found a knight who was related to Ninianne sleeping in the hall. She was there at the time, and Merlin said, „Oh, God, how much more at ease this knight is than King Artbur has been today!“

„How has it been with him today?“ asked the maiden. „Tell me.“

„This very day,“ said Merlin, „he has feit such fear of death that he never thought to escape, and he would not have escaped had it not been for the courage of Kay the Seneschal, who killed two kings with two blows. In this way King Arthur was rescued and the enemy defeated.“

„By my faith,“ said the maiden, „you were wrong to Iet him fall into such peril; formerly you were always near him at his court, and you never left the country.“

„Indeed,“ said Merlin, ‚Tm staying away from Great Britain for two reasons: one is my Iove for you, for I Iove you so much that I couldn’t live without you; the other reason I stay away is that my divination teils me that as soon as I get there, someone will kill me, either by poison or in some other way.“

„What!“ she said, „and can’t you protect yourself?“

„No,“ he said, „for I am already so much under the spell that I don’t know who Is preparing this death forme.“

„You have known such a large part of events to come,“ she said, „and yet are you now brought to this because you have lost the art?“

„I still know a great deal of what does not pertain to my life or death,“ he said.

„But in my own concerns, I am so opposed by spells that I don’t know how to help myself, for I cannot unmake the enchantments that are made unless I want to lose my soul, but certainly, I would rather my body were given over to death through treason than that my soul were lost.“

At this news the maiden was glad, for she longed for nothing so much as Merlin’s death, and he could know nothing of what she said or did, for she was too well armed against him by necromancy.

Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume VIII. Hg. von Norris J. Lacy. Introduction by Martha Asher. The Post Vulgate Merlin Continuation translated by Martha Asher. Cambridge/Brewer, 2010, S. 164-165.

Deutsche Übersetzung: The Post Vulgate Merlin Continuation

Als er seine Magie gewirkt hatte, zeigte er es der Jungfrau und sagte zu ihr: „Ist dein Haus gut versteckt? Niemand, der hier entlang kommt, wird es je sehen, noch wird er es herausfinden, wie nahe er auch kommt, es sei denn, er gehört zum Haushalt selbst. Und wenn irgendein Mitglied deiner Gefolgschaft es anderen bekannt geben will, sei es aus Neid oder aus Hass, wird er sofort in den See fallen und umkommen.“

„Bei Gott, Merlin“, sagte die Jungfrau, „ich habe noch nie von einer so geschickten Verschleierung gehört.“

Also blieb Merlin bei Ninianne und lebte dort Tag und Nacht, und er liebte sie so leidenschaftlich, wie er nichts anderes auf der Welt so sehr liebte. Wegen der großen Liebe, die er für sie empfand, wagte er nicht, sie zu bitten, etwas für ihn zu tun, denn er wagte es nicht, sie zu verärgern. Er dachte immer, dass es auf irgendeine Weise geschehen würde, dass er seinen Willen vollständig bei ihr durchsetzen könnte.

Er hatte ihr bereits so viel Magie und Nekromantie beigebracht, dass sie allein mehr darüber wusste als jeder andere außer Merlin, und niemand konnte sich eine gute Unterhaltung oder ein gutes Spiel vorstellen, das sie nicht durch Zauberei erschaffen hätte. Aber es gab niemanden auf der Welt, den sie so tödlich hasste wie Merlin, denn sie wusste genau, dass er ihre Jungfräulichkeit begehrte; und wenn sie es gewagt hätte, ihn zu töten, sei es durch Gift oder auf andere Weise, hätte sie es kühn getan, aber sie wagte es nicht, denn sie fürchtete, dass er davon erfahren würde, da er weiser war als andere Männer. Trotzdem hatte sie ihn bereits durch die Magie, die sie von ihm gelernt hatte, so verzaubert, dass sie sagen konnte, was sie wollte, bevor er etwas davon erfuhr.

Eines Tages ging Merlin durch das Haus, als er einen Ritter fand, der mit Ninianne verwandt war und in der Halle schlief. Sie war zu der Zeit dort, und Merlin sagte: „Oh Gott, wie viel entspannter ist dieser Ritter als König Arthur heute!“

„Wie ist es heute mit ihm gelaufen?“ fragte das Mädchen. „Erzähl es mir.“

„Heute“, sagte Merlin, „hat er solche Angst vor dem Tod gespürt, dass er nicht daran dachte zu fliehen, und er wäre nicht entkommen, wenn Kay, der Seneschall, nicht den Mut gehabt hätte, zwei Könige mit zwei Schlägen zu töten. Auf diese Weise wurde König Arthur gerettet und der Feind besiegt.“

„Bei meiner Treu“, sagte das Mädchen, „es war falsch von dir, ihn in solche Gefahr zu bringen; früher warst du immer in seiner Nähe an seinem Hof ​​und hast das Land nie verlassen.“

„In der Tat“, sagte Merlin, „ich bleibe Großbritannien aus zwei Gründen fern: Einer ist meine Liebe zu dir, denn ich liebe dich so sehr, dass ich nicht ohne dich leben könnte; der andere Grund, warum ich fernbleibe, ist, dass meine Weissagung mir sagt, dass mich, sobald ich dort ankomme, jemand töten wird, entweder durch Gift oder auf andere Weise.“

„Was!“, sagte sie, „und kannst du dich nicht schützen?“

„Nein“, sagte er, „denn ich stehe schon so sehr unter dem Zauber, dass ich nicht weiß, wer diese Todesform vorbereitet.“

„Du hast einen so großen Teil der kommenden Ereignisse gekannt“, sagte sie, „und dennoch bist du jetzt hierhin gebracht worden, weil du die Kunst verloren hast?“

„Ich weiß noch immer eine Menge von Dingen, die nichts mit meinem Leben oder Tod zu tun haben“, sagte er.

„Aber in meinen eigenen Angelegenheiten bin ich so gegen Zaubersprüche eingestellt, dass ich nicht weiß, wie ich mir selbst helfen soll, denn ich kann die Verzauberungen nicht rückgängig machen, es sei denn, ich möchte meine Seele verlieren, aber sicherlich wäre es mir lieber, wenn mein Körper durch Verrat dem Tod übergeben würde, als dass meine Seele verloren ginge.“

Die Matden war über diese Nachricht erfreut, denn sie wünschte sich nichts so sehr wie Merlins Tod, und er konnte nichts von dem wissen, was sie sagte oder tat, denn sie war durch ihre Nekromantie zu gut gegen ihn gewappnet.

Merlins Tod durch Ninianne im Post-Vulgate-Zyklus

Merlin loved the Lady of the Lake so much that he was dying of it, and he did not dare ask her to do anything for him, because he knew weil that she was still a virgin. Nevertheless, he did not much wanttobe with her without knowing her camally and doing with her all that man does with woman. He bad taught her so much magic that she knew hardly less than he did. She knew well that he wanted nothing but her virginity, and she hated him mortally for it and sought his death by any means she could. As I told you on another occasion, she had so changed him by her magic that he could know nothing of what she did. She had already revealed to one of her cousins, a knight who was traveling with her, that she would wait no Ionger but would kill Merlin as soon as she saw her chance, „for I could not have the heart to Iove him, if he made me mistress of all the wealth under the throne, because I know he is the son of the devil and not like other men.“

Such things the Lady of the Lake said many times about Merlin, for she hated him excessively because he was the son of the devil. One day it happened that they were riding through the Perilous Forest, and night came on them in a deep valley full of stones and rocks and far from city and castle and from all people. The night was so dark that they couldn’t go forward but had to stay there. They made themselves comfortable and, gathering some of the driest busbes and lighting them to make a large fire, ate food they had brought from a castle where they bad been that day.

When they bad eaten their evening meal, Merlin said to the maiden, „My Iady, near here among these rocks I could show you the loveliest little room I know; it was all made with a chisel, and its doors are of iron, so strong that I don’t think anyone inside would ever get out.

„You tell me of marvels,“ said tbe maiden, „telling me that among these rocks there is a lovely, elegant room, and I believed that nothing ever came bere but devils and wild animals.“

[It follows the story to this room]

When the maiden heard this story, she was full of joy, and she thought then that she would put Merlin there, if she could, and if magic and the power of words could help a woman, she thought she could accomplish it. […]

Then she answered, „Merlin, if you could get all your desires at the first try, perhaps you would consider yourself rich and fortunate. Certainly, I would, if I could get mine.“

„Indeed, my Iady,“ said Merlin, „there’s nothing in the world so difficult that I wouldn’t do it, if you wanted it dorre. I entreat you to tell me what it is that you cannot do.“

„I won’t tell it to you now,“ she said, „but you will know it in time. I want to see this room you have told me about, which those two Iovers made, and you and I will rest there tonight, for certainly, I like the place better because of their faithful Iove.“

Then Merlin was very happy and said that she would see the room, since she wanted to, for they were very. near it. He had two boys take torches and went along a narrow path that tumed aside from the road. He had not gone far when he came out on top of a big rock, and there they found a narrow iron door. He operred it and went in, with the others after him. When they were inside, they found a room all covered in gold mosaic worked as richly as if the best artisan in all the world had

studied there twenty years.

„Certainly,“ said the maiden, „this is a rich and beautiful place, and it’s obvious that this place was made for great voluptuousness and for pleasure-seeking people.“

„This is not yet the room where they lay,“ said Merlin. „Here they often ate, but I’ll take you where they lay.“

Then he went forward a little, found an iron door, operred it, and went in, calling for the candles. When he was inside, he said to those who came after him, „Now you may see the two Iovers ‚ room and the place where their bodies are.“

Then they went in and began to Iook all around. When they had looked at the room and the works there, they said that never under the throne had there been a house as beautiful as this was.

„Indeed,“ said Merlin, „it is beautiful, and they were beautiful who had it made like this.“

Then he showed the maiden a rich, beautiful tomb, which stood at the end of the room and was covered with red silk, worked very elegantly with animals in gold.

„My Iady,“ said Merlin, „under this stone are the bodies of the two Iovers I have been telling you about all night.“

Then she lifted the covering and saw the stone that was over the tomb. When she had looked at it closely, she knew it was of red marble.

„Indeed, Merlin,“ she said, „this place is very beautiful and rich. It certainly seems that it was planned and constructed for pleasure-loving, happy people and for games, feats, and delights.“

„So it was, truly,“ said Merlin. „Ifyou knew with what great care and planning it was made, you would be totally amazed.“

„Can this stone be raised by human hand?“ she asked.

„No,“ said Merlin, „but I will raise it. Nevertheless, I don’t advise you to view the bodies, because no bodies that have lain in the earth as long as these have would be beautiful to see, but ugly and horrible.“

„Still,“ she said, „I want the stone raised.“

„Willingly,“ he said. He took it at once by the larger end and raised it up. It was so heavy that ten men would have enough to do to move it, because of which one should believe that his mind served him better than his strength there. Indeed, so it was everything he did.

When he had raised the stone, he laid it on the ground beside the sarcophagus.

The maiden looked and saw that the two bodies were shrouded in white silk, but She could not see either their limbs or their forms, only the bodies all shrouded.

When she realized that she would see no more of them, she said to Merlin, „Merlin, you’ve told me so much about these two people that, if I were God for one hour a day, I tell you that I would put their souls together in everlasting joy. Indeed, I delight so much in the remembrance of their deeds and their life that for love of them I won’t leave here tonight but will stay here all night.“

„And I with you,“ said Merlin, „to keep you company.“

Thus the maiden said what she would do, and in truth she did it, for she ordered her bed to be made there. Those she commanded made it, and she went to bed at once, and so did Merlin, but in another bed.

That night Merlin was troubled, and he was not as happy and joyful as usual. As soon as he went to bed, he fell asleep, for he was already completely enchanted and had lost all the knowledge and memory with which he had been fumished. The maiden, who knew this, rose from her bed, went to where he slept, and began to enchant him still more. When she had reduced him to such a state that if someone had tried to‘ cut offhis head he would not have had the power to move, she opened

the door of the room and called all her retainers. She made them come forward to Merlin’s bed, where he lay, and began to turn him back and forth and upside down like a clod of earth, and he never moved, any more than if his soul had left his body.

She said quickly to those who were with her, „Say, now, my Iords, is he, who used to enchant others, thoroughly enchanted?“

They crossed themselves in amazement and said they did not think the whole world could reduce hirn to such a state.

„Now tell me,“ she said, „what one should do. He comes with me and follows me, not for my honor but to degrade and deftower me. I would rather he were hanged than touch me in this manner, for he is the son of the devil, and I couldn’t Iove a son of the devil for anything in the world. Therefore, I must take counsel how I may be free ofhim. For ifl don’t act now so that I am freed from him forever,

I‘ll never agairr have such a good chance as I have now.“

„My Iady,“ said a page, „why are you always seeking and planning? I’m ready to free you from him right now.“

„How would you free me from him?“ she asked.

„I’d kill him,“ he said. „What eise would I do?“

„God help me, he may not die in front of me,“ she said, „for I haven’t the heart to see him killed. But I‘ll avenge myself on him better than you suggest.“

Then she had him taken by the feet and the head and thrown upside down into the hole where the two Iovers lay. Then she had the stone put on top. When with some difficulty they had replaced it, she began to work her spells and so joined and sealed the stone to the sarcophagus by magic and strength of words that there was never afterwards anyone who could move or open it or see Merlin dead or alive, until she herself came there because of Tristan’s entreaty, as the true history

of Tristan tells, and the Brauch of the Cry* speaks of it, but not much. Nor was there ever after anyone who heard Merlin speak, except Bademagu who came there four days after Merlin had been put there. Merlin was still alive at that the point and spoke to him when Bademagu tried to raise the stone, for Bademagu wanted to know who it was who complained so hard in the tomb. ect to

Then Merlin said to him, „Bademagu, don’t strain to raise this stone, for neither you nor any other man will raise it untill she herself who shut me in here raise it, and no strength or ingenuity will be effective, for I am so strongly shut in by words and spells that no one could get me out but she herselfwho put me here.“

Of this adventure which I tell you here this book does not speak, because the Tale of the Cry tells it clearly. Know that the cry about which Master Helye is making his book was the last cry that Merlin uttered in the hole where he was, of the great sorrow he had when he perceived he was given over to death by a woman’s wiles and that a woman’s mind had defeated his. The sound ofthe cry of which I speak to you was heard throughout all the kingdom of Logres, wide and long as it was and many marvels came of it, as the branch tells, word for word. But in this book we will not speak of it because it is narrated there, but I will tell you what pertains to us.

When the maiden had put Merlin in the hole, as I have told, she went to the door of the room and closed it the best she knew how, but she used no magic, and thus she and her retainers lay the night in the outer room of the house. In the moming when daylight appeared, she departed, shutting the door after her, but not in such a way that those whom chance would bring there could not open it. When she and her retainers had mounted, she left the rock and went straight to where she thought the battle should be, and she managed to get there on the very day.

Aus: Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume VIII. Hg. von Norris J. Lacy. Introduction by Martha Asher. The Post Vulgate Merlin Continuation translated by Martha Asher. Cambridge/Brewer, 2010, S. 186-190

Merlins Ende und Ninianne in der Post Vulgate

Merlin liebte die Dame vom See so sehr, dass er daran zugrunde ging, und er wagte nicht, sie um irgendetwas zu bitten, weil er wohl wusste, dass sie noch eine Jungfrau war. Dennoch wollte er nicht viel mit ihr zusammen sein, ohne sie körperlich zu kennen und alles mit ihr zu tun, was ein Mann mit einer Frau tut. Er hatte ihr so viel Magie beigebracht, dass sie kaum weniger wusste als er. Sie wusste wohl, dass er nichts anderes wollte als ihre Jungfräulichkeit, und sie hasste ihn dafür tödlich und suchte auf jede erdenkliche Weise seinen Tod. Wie ich euch schon einmal erzählte, hatte sie ihn durch ihre Magie so verändert, dass er nichts von dem wusste, was sie tat. Sie hatte bereits einem ihrer Cousins, einem Ritter, der mit ihr reiste, offenbart, dass sie nicht länger warten würde, sondern Merlin töten würde, sobald sie die Gelegenheit dazu sah, „denn ich könnte ihn nicht lieben, selbst wenn er mich zur Herrin aller Reichtümer unter dem Thron machen würde, weil ich weiß, dass er der Sohn des Teufels ist und nicht wie andere Männer.“

Solche Dinge sagte die Dame vom See oft über Merlin, denn sie hasste ihn zutiefst, weil er der Sohn des Teufels war. Eines Tages geschah es, dass sie durch den Gefährlichen Wald ritten, und die Nacht brach über ihnen herein in einem tiefen Tal voller Steine und Felsen, weit entfernt von Stadt und Burg und von allen Menschen. Die Nacht war so dunkel, dass sie nicht weiterreiten konnten, sondern dort bleiben mussten. Sie machten es sich bequem, sammelten einige der trockensten Büsche und entzündeten sie, um ein großes Feuer zu machen, und aßen das Essen, das sie aus einer Burg mitgebracht hatten, wo sie an diesem Tag gewesen waren.

Als sie ihr Abendessen gegessen hatten, sagte Merlin zu der Maid: „Meine Dame, in der Nähe hier unter diesen Felsen könnte ich euch den lieblichsten kleinen Raum zeigen, den ich kenne; er wurde vollständig mit einem Meißel gefertigt, und seine Türen sind aus Eisen, so stark, dass ich nicht denke, dass jemand, der drinnen ist, jemals herauskommen könnte.“

„Ihr erzählt mir von Wundern“, sagte die Maid, „indem ihr mir erzählt, dass es unter diesen Felsen einen schönen, eleganten Raum gibt, und ich dachte, dass hier nichts anderes hinkäme als Teufel und wilde Tiere.“

[Es folgt die Geschichte zu diesem Raum]

Als die Maid diese Geschichte hörte, war sie voller Freude, und sie dachte daran, dass sie Merlin dort hinbringen würde, wenn sie könnte, und wenn Magie und die Macht der Worte einer Frau helfen könnten, dachte sie, dass sie es schaffen könnte.

Dann antwortete sie: „Merlin, wenn ihr all eure Wünsche beim ersten Versuch erfüllen könntet, würdet ihr euch vielleicht als reich und glücklich betrachten. Sicherlich würde ich das tun, wenn ich meine erfüllen könnte.“

„In der Tat, meine Dame“, sagte Merlin, „es gibt nichts auf der Welt, was so schwierig wäre, dass ich es nicht tun würde, wenn ihr es wolltet. Ich bitte euch, mir zu sagen, was es ist, das ihr nicht tun könnt.“

„Ich werde es euch jetzt nicht sagen“, sagte sie, „aber ihr werdet es mit der Zeit erfahren. Ich möchte diesen Raum sehen, von dem ihr mir erzählt habt, den diese beiden Liebenden gemacht haben, und ihr und ich werden dort heute Nacht ruhen, denn sicherlich gefällt mir der Ort besser wegen ihrer treuen Liebe.“

Dann war Merlin sehr glücklich und sagte, dass sie den Raum sehen würde, da sie es wünschte, denn sie waren sehr nah daran. Er ließ zwei Jungen Fackeln nehmen und ging einen schmalen Pfad entlang, der von der Straße abzweigte. Er war nicht weit gegangen, als er auf einem großen Felsen herauskam, und dort fanden sie eine schmale Eisentür. Er öffnete sie und ging hinein, mit den anderen hinter ihm. Als sie drinnen waren, fanden sie einen Raum, der vollständig mit goldenen Mosaiken bedeckt war, so reich gearbeitet, als hätte der beste Handwerker der ganzen Welt dort zwanzig Jahre studiert.

„In der Tat“, sagte die Maid, „dies ist ein reicher und schöner Ort, und es ist offensichtlich, dass dieser Ort für große Wollust und für Menschen gemacht wurde, die das Vergnügen suchen.“

„Dies ist noch nicht der Raum, in dem sie lagen“, sagte Merlin. „Hier aßen sie oft, aber ich werde euch zeigen, wo sie lagen.“

Dann ging er ein wenig weiter, fand eine Eisentür, öffnete sie und ging hinein, rief nach den Kerzen. Als er drinnen war, sagte er zu denen, die ihm folgten: „Nun könnt ihr das Zimmer der beiden Liebenden und den Ort sehen, wo ihre Körper sind.“

Dann gingen sie hinein und begannen, sich umzusehen. Als sie den Raum und die Werke dort betrachtet hatten, sagten sie, dass es nie unter dem Thron ein Haus so schön wie dieses gegeben hatte.

„In der Tat“, sagte Merlin, „es ist schön, und sie waren schön, die es so gemacht haben.“

Dann zeigte er der Maid ein reiches, schönes Grab, das am Ende des Raumes stand und mit roter Seide bedeckt war, elegant mit Tieren in Gold gearbeitet.

„Meine Dame“, sagte Merlin, „unter diesem Stein liegen die Körper der beiden Liebenden, von denen ich euch die ganze Nacht erzählt habe.“

Dann hob sie die Decke und sah den Stein, der über dem Grab war. Als sie ihn genau betrachtet hatte, wusste sie, dass er aus rotem Marmor war.

„In der Tat, Merlin“, sagte sie, „dieser Ort ist sehr schön und reich. Es scheint sicherlich, dass er für lustvolle, glückliche Menschen und für Spiele, Feste und Freuden geplant und gebaut wurde.“

„So war es, wirklich“, sagte Merlin. „Wenn ihr wüsstet, mit welcher großen Sorgfalt und Planung es gemacht wurde, wäret ihr völlig erstaunt.“

„Kann dieser Stein von Menschenhand gehoben werden?“ fragte sie.

„Nein“, sagte Merlin, „aber ich werde ihn heben. Dennoch rate ich euch nicht, die Körper anzusehen, denn keine Körper, die so lange in der Erde gelegen haben wie diese, wären schön zu sehen, sondern hässlich und schrecklich.“

„Trotzdem“, sagte sie, „möchte ich, dass der Stein gehoben wird.“

„Willkommen“, sagte er. Er nahm ihn sofort am größeren Ende und hob ihn hoch. Er war so schwer, dass zehn Männer genug damit zu tun gehabt hätten, ihn zu bewegen, weswegen man glauben sollte, dass sein Geist ihm dort besser diente als seine Stärke. In der Tat, so war es mit allem, was er tat. Als er den Stein gehoben hatte, legte er ihn neben dem Sarkophag auf den Boden.

Die Maid schaute und sah, dass die beiden Körper in weiße Seide gehüllt waren, aber sie konnte weder ihre Glieder noch ihre Formen sehen, nur die Körper, die vollständig eingehüllt waren.

Als sie erkannte, dass sie nicht mehr von ihnen sehen würde, sagte sie zu Merlin: „Merlin, ihr habt mir so viel über diese beiden Menschen erzählt, dass, wenn ich für eine Stunde am Tag Gott wäre, ich euch sage, dass ich ihre Seelen in ewige Freude zusammenführen würde. In der Tat, ich erfreue mich so sehr an der Erinnerung an ihre Taten und ihr Leben, dass ich aus Liebe zu ihnen heute Nacht nicht weggehen werde, sondern die ganze Nacht hier bleiben werde.“

„Und ich mit euch“, sagte Merlin, „um euch Gesellschaft zu leisten.“

So sagte die Maid, was sie tun würde, und in Wahrheit tat sie es, denn sie befahl, ihr Bett dort zu machen. Diejenigen, die sie beauftragte, machten es, und sie ging sofort ins Bett, und so tat es auch Merlin, aber in einem anderen Bett.

In dieser Nacht war Merlin beunruhigt, und er war nicht so glücklich und fröhlich wie sonst. Sobald er zu Bett ging, fiel er in Schlaf, denn er war bereits vollständig verzaubert und hatte all das Wissen und die Erinnerung verloren, mit denen er ausgestattet war. Die Maid, die dies wusste, erhob sich von ihrem Bett, ging zu dem Ort, an dem er schlief, und begann ihn noch mehr zu verzaubern. Als sie ihn in einen Zustand versetzt hatte, dass er, selbst wenn jemand versucht hätte, ihm den Kopf abzuschneiden, nicht die Kraft gehabt hätte, sich zu bewegen, öffnete sie die Tür des Raumes und rief alle ihre Gefolgsleute. Sie ließ sie zu Merlins Bett kommen, wo er lag, und begann, ihn hin- und herzudrehen und auf den Kopf zu stellen wie einen Erdklumpen, und er bewegte sich nicht, nicht mehr als ob seine Seele seinen Körper verlassen hätte.

Sie sagte schnell zu denen, die bei ihr waren: „Sagt, meine Herren, ist er, der andere verzauberte, nun gründlich verzaubert?“

Sie bekreuzigten sich vor Erstaunen und sagten, sie hätten nicht gedacht, dass die ganze Welt ihn in einen solchen Zustand versetzen könnte.

„Nun sagt mir“, sagte sie, „was man tun sollte. Er kommt mit mir und folgt mir, nicht zu meiner Ehre, sondern um mich zu erniedrigen und zu entjungfern. Ich würde lieber sehen, dass er gehängt wird, als dass er mich auf diese Weise berührt, denn er ist der Sohn des Teufels, und ich könnte einen Sohn des Teufels um nichts in der Welt lieben. Daher muss ich Rat suchen, wie ich frei von ihm sein kann. Denn wenn ich jetzt nicht handle, damit ich für immer von ihm befreit bin, werde ich niemals wieder eine so gute Gelegenheit haben wie jetzt.“

„Meine Dame“, sagte ein Page, „warum sucht und plant ihr immer? Ich bin bereit, euch sofort von ihm zu befreien.“

„Wie würdet ihr mich von ihm befreien?“ fragte sie.

„Ich würde ihn töten“, sagte er. „Was anderes würde ich tun?“

„Bei Gott, er darf nicht vor mir sterben“, sagte sie, „denn ich habe nicht das Herz, ihn getötet zu sehen. Aber ich werde mich an ihm besser rächen, als ihr vorschlagt.“

Dann ließ sie ihn an den Füßen und am Kopf packen und kopfüber in das Loch werfen, wo die beiden Liebenden lagen. Dann ließ sie den Stein darauflegen. Nachdem sie ihn mit einiger Mühe wieder eingesetzt hatten, begann sie ihre Zauber zu wirken und versiegelte den Stein so fest mit Magie und der Kraft der Worte an den Sarkophag, dass es danach nie jemanden gab, der ihn bewegen oder öffnen konnte oder Merlin tot oder lebendig sehen konnte, bis sie selbst dort hinkam wegen Tristans Bitten, wie die wahre Geschichte von Tristan erzählt, und der Zweig des Schreis* spricht davon, aber nicht viel. Noch gab es danach jemanden, der Merlin sprechen hörte, außer Bademagu, der vier Tage nachdem Merlin dort hineingebracht worden war, hinkam. Merlin war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und sprach zu ihm, als Bademagu versuchte, den Stein zu heben, denn Bademagu wollte wissen, wer es war, der so heftig in dem Grab klagte.

Dann sagte Merlin zu ihm: „Bademagu, bemüht euch nicht, diesen Stein zu heben, denn weder ihr noch irgendein anderer Mann wird ihn heben, bis sie selbst, die mich hier eingeschlossen hat, ihn hebt, und keine Stärke oder Geschicklichkeit wird wirksam sein, denn ich bin so fest durch Worte und Zauber eingeschlossen, dass niemand mich herausbekommen könnte außer sie selbst, die mich hierher gebracht hat.“

Von diesem Abenteuer, das ich euch hier erzähle, spricht dieses Buch nicht, weil die Geschichte des Schreis es klar erzählt. Wisst, dass der Schrei, über den Meister Helye sein Buch schreibt, der letzte Schrei war, den Merlin in dem Loch, in dem er war, ausstieß, aus großem Kummer, als er erkannte, dass er durch die List einer Frau dem Tod ausgeliefert war und dass der Verstand einer Frau ihn besiegt hatte. Der Klang des Schreis, von dem ich euch spreche, wurde im ganzen Königreich von Logres gehört, so weit und breit es war, und viele Wunder gingen davon aus, wie der Zweig es Wort für Wort erzählt. Aber in diesem Buch werden wir nicht davon sprechen, weil es dort erzählt wird, aber ich werde euch erzählen, was uns betrifft.

Als die Maid Merlin in das Loch gelegt hatte, wie ich euch erzählt habe, ging sie zur Tür des Raumes und schloss sie so gut sie konnte, aber sie benutzte keine Magie, und so verbrachten sie und ihre Gefolgsleute die Nacht im äußeren Raum des Hauses. Am Morgen, als das Tageslicht erschien, ging sie fort, schloss die Tür hinter sich, aber nicht so, dass diejenigen, die zufällig dort hinkamen, sie nicht öffnen konnten. Als sie und ihre Gefolgsleute aufgestiegen waren, verließ sie den Felsen und ging direkt zu dem Ort, wo sie dachte, dass die Schlacht stattfinden würde, und sie schaffte es, am selben Tag dort zu sein.

Vergleich Lancelot-Grail-Vulgate und -Post-Vulgate: Merlin und Vivianne

Ich finde es sehr interessant, wie sich dieses Motiv gewandelt hat und auch die Beziehung zwischen Merlin und Vivianne bzw. Nyneve oder Ninianne ist anders. Zuletzt sie eine Jägerin und sie wird auf ihren späteren Plan wie sie Merlin loswerden kann sogar erst durch ihn selbst, durch seine Erzählungen zu den Gegebenheiten aufmerksam gemacht. Sie hasst ihn zutiefst und geht sehr planvoll vor, sie nutzt Merlin aus. Die Nyneve aus der Vulgate des Lancelot-Gral-Zyklus liebt Merlin und baut ihm ihrer exzessiven Liebe wegen ein Gefängnis in der Weißdornhecke.

Ein Kommentar zur französischen Vulgata

„The French Vulgate texts establish the idea that Viviane is Merlin’s student as well as the woman that he is in love with. We also learn that Merlin is the son of the devil. Viviane and Merlin are in love, and Viviane wishes to preserve the state of happinessthat they are in. There is no deception or malice involved in Viviane’s entrapment of Merlin in the beautiful tower. But in thePost-Vulgate version of the story she is not in love with Merlin and traps him in a much crueler way. The reader of this story isleft with the sense that a woman’s charm can render even the wisest man helpless. This sense of helplessness reflects theprejudice that is present in the early Arthurian texts that women are important instruments in the downfall of even the greatestmen and kingdoms.“[12]

Deutsche Übersetzung: „Die französischen Vulgata-Texte begründen die Vorstellung, dass Viviane Merlins Schülerin sowie die Frau ist, in die er verliebt ist. Wir erfahren auch, dass Merlin der Sohn des Teufels ist. Viviane und Merlin sind verliebt, und Viviane möchte den Zustand des Glücks, in dem sie sich befinden, bewahren. Es gibt keine Täuschung oder Bosheit in Vivians Gefangennahme von Merlin in dem schönen Turm. Aber in der Post-Vulgata-Version der Geschichte ist sie nicht in Merlin verliebt und fängt ihn auf viel grausamere Weise ein. Der Leser dieser Geschichte hat den Eindruck, dass der Charme einer Frau selbst den weisesten Mann hilflos machen kann. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit spiegelt das Vorurteil wider, das in den frühen Artus-Texten präsent ist, dass Frauen wichtige Instrumente beim Untergang selbst der größten Männer und Königreiche sind.“

Der letzte Satz spielt wohl auf Frauen wie Cleopatra, Kriemhild oder Helena an.

Kurz zu Le Morte d’Arthur von Sir Thomas Malory

Das Verschwinden Merlins nach seinem Zusammentreffen mit Nyneve wird in Malorys Le Morte d’Arthur bereits anders dargestellt. Sir Thomas Malory lebte von circa 1405 bis 1471 und ist der „Verfasser der in engl. Sprache wirkmächtigsten Fassung arthurischer Stoffe“[13], des Le Morte d’Arthur. Der Titel ist altfranzösisch und bedeutet Der Tod des Arthur. Über Malorys Leben ist wenig bekannt. Er befand sich wohl in politischer Gefangenschaft oder war in kriminelle Machenschaften verwickelt, jedenfalls hat er sein Werk während eines längeren Gefängnisaufenthalts verfasst. Abgeschlossen hat es dann 1469/70, es liegt nur eine unvollständige Handschrift vor.[14] Le Morte d’Arthur gilt als eine der umfassendsten und einflussreichsten Nacherzählungen der Artuslegende und hat die Artus-Literatur maßgeblich geprägt, zahlreiche spätere Werke in Literatur, Kunst und Film inspiriert. Das Werk wurde erstmals 1485 von William Caxton, dem ersten englischen Buchdrucker, veröffentlicht und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach neu aufgelegt und bearbeitet. Malorys Sprache ist reich und detailliert, geprägt von den Idealen des mittelalterlichen Rittertums. Trotz seiner archaischen Sprache bleibt das Werk zugänglich und fesselnd für moderne Leser, indem es die Faszination und die Tragödie der Artus-Legenden eindrucksvoll einfängt. Man kann es im Original unter anderem hier lesen.

Worum geht es in Le Morte d’Arthur

Es handelt sich um eine Sammlung und Nacherzählung der Legenden von König Artus und den Rittern der Tafelrunde, die Geschichten über die Geburt und Kindheit von König Artus, die Gründung der Tafelrunde, die Abenteuer der Ritter wie Lancelot, Gawain und Tristan, die Suche nach dem Heiligen Gral und schließlich den Untergang von Camelot und den Tod von König Artus.

21 Bücher beherbergt Malorys Werk, die weiter in Kapitel unterteilt sind. Es basiert auf französischen und englischen Quellen sowie auf Malorys eigenen Ergänzungen. Zu den zentralen Themen gehören Ritterlichkeit und Ehre, Loyalität und Verrat, Liebe und Leidenschaft sowie Schicksal und Untergang. Wie so oft in höfischen Romanen geht es um Spannungen und Konflikte zwischen persönlichen Bindungen und Pflichten sowie den Tugenden und Herausforderungen des Rittertums. Besonders die Liebesbeziehung zwischen Lancelot und Guinevere, der unvermeidliche Untergang von Camelot und der tragische Tod von Artus sind wichtige Motive. Doch zurück zu Merlin und Vivianne.

Sir Thomas Malory, Merlin und Nyneve

When King Pellinore, Sir Torre, and Sir Gawain had returend from their quests, Merlin fell deeply in love with Nyneve, whom King Pellinore had brought back tot he court, and who had formerly served the Lady of the Lake. Whenever Nyneve went hereafter, Merlin followed, and Nyneve was at first pleased by this, for she wishes, to discover Merlin the secrets of his magival crafts.

One day Merlin spoke to Arthur and told him that he was leaving his court forever, because he knew that now his own destiny, which was tob e buried alive, was close at hand. He then prophesied to Arthur the main events of his life, and warned him never to part with his sword Excalibur or ist magical trusted secretly; for Merlin knew that the woman Arthur most trusted secretly hated him, and was plannig to steal Ecxcalibur in ordert o bring about his destruction.

“Surely“, said Arthur, „with your foreknowledge and magic you can avert your own destiny?“

“That is not so,“ Merlin replied.

Merlin and Nyneve left Camelot together, and in the course of their journey Merlin used every means in his power to persuade Nyneve to the act of love; but Nyneve had no intention of losing her maidenhead to Merlin, and before long she forced him to swear not to use his magica as a means of overcoming her.

They traveled first to the court of King Ban at Benwick, in France. King Ban was at war with his most formidable enemy, King Claudas, and so Merlin spoke to his beautiful wife, Elayne, and her young son, Launcelot. Elayne complained to Merlin of the great damage one to them by King Claudas.

“Do not lose heart,“ said Merlin, „for within twenty years your son Launcelot will inflict such defeat on King Claudas that all Christendom shall hear o fit. Sir Launcelot and his Son Sir Galahad are destined to become the two most famous knights of all time.“

“And shall I live to witness these dame?“ asked Elayne.

“You shall, and for many years afterward,“ Merlin replied.

Merlin and Nyneve took their leave oft he queen, return to Britain, and then made their way slowly to Cornwall. As the traveled, Merlin revealed to Nyneve many secrets and wonderful places, known only to himself and his initiates. But Nyneve, growing weary of Merlin’s persistent attentions, began to seek for a means by which to be rid of him. Finally, when they had reached Cornwall, Merlin showed Nyneve a secret underground cave, the entrance to which was closed by an enchanted rock. Nyneve begged Merlin to move the rock and lead her into the cave. Merlin did so, and Nyneve, instead of following Merlin, replaced the rock, thereby imprisoning him forever, and fulfilling his prophesied end. Nynve herself eventually returned to King Arthur’s court.

Sir Thomas Malory: Le Morte d’Arthur. King Arthur and the Legends oft he Round Table. The Classic Rendition by Leith Baines. With a new Afterword by Christopher Cannon. New York 2010, S. 53-54.

Deutsche Übersetzung Malory: Le Morte d’Arthur – Merlin und Nyneve

Als König Pellinore, Sir Torre und Sir Gawain von ihren Quests zurückkehrten, verliebte sich Merlin tief in Nyneve, die König Pellinore mit an den Hof gebracht hatte und die zuvor der Dame vom See gedient hatte. Wohin Nyneve auch ging, folgte Merlin ihr, und Nyneve war zunächst darüber erfreut, denn sie wünschte sich, Merlins geheime magische Künste zu entdecken.

Eines Tages sprach Merlin mit Arthur und teilte ihm mit, dass er seinen Hof für immer verlassen werde, weil er wusste, dass nun sein eigenes Schicksal, das begraben zu werden, nahe bevorstand. Er prophezeite Arthur die Hauptereignisse seines Lebens und warnte ihn, niemals sein Schwert Excalibur oder sein magisches Vertrauen heimlich zu teilen; denn Merlin wusste, dass die Frau, der Arthur am meisten vertraute, ihn insgeheim hasste und plante, Excalibur zu stehlen, um seine Zerstörung herbeizuführen.

„Mit deinem Wissen und deiner Magie kannst du doch sicher dein eigenes Schicksal abwenden?“, sagte Arthur sicher.

„Das ist nicht so“, antwortete Merlin.

Merlin und Nyneve verließen Camelot zusammen, und auf ihrer Reise versuchte Merlin auf jede erdenkliche Weise, Nyneve zur Liebe zu bewegen; aber Nyneve hatte nicht vor, ihre Jungfräulichkeit an Merlin zu verlieren, und bald zwang sie ihn, zu schwören, seine Magie nicht einzusetzen, um sie zu überwinden.

Sie reisten zunächst zum Hof von König Ban in Benwick, in Frankreich. König Ban war im Krieg mit seinem gefährlichsten Feind, König Claudas, und so sprach Merlin mit seiner schönen Frau Elayne und ihrem jungen Sohn Launcelot. Elayne beschwerte sich bei Merlin über den großen Schaden, den Claudas ihnen zugefügt hatte.

„Verliere nicht den Mut“, sagte Merlin, „denn innerhalb von zwanzig Jahren wird Ihr Sohn Launcelot eine derartige Niederlage über König Claudas verhängen, dass ganz Christentum davon hören wird. Sir Launcelot und sein Sohn Sir Galahad sind dazu bestimmt, die beiden berühmtesten Ritter aller Zeiten zu werden.“

„Und werde ich es erleben, diese Dinge zu sehen?“, fragte Elayne.

„Das wirst du, und viele Jahre danach“, antwortete Merlin.

Merlin und Nyneve verabschiedeten sich von der Königin, kehrten nach Britannien zurück und machten sich dann langsam auf den Weg nach Cornwall. Während ihrer Reise enthüllte Merlin Nyneve viele geheime und wunderbare Orte, die nur ihm und seinen Eingeweihten bekannt waren. Aber Nyneve, die Merlins hartnäckige Aufmerksamkeiten müde wurde, begann nach einem Mittel zu suchen, um ihn loszuwerden. Schließlich, als sie Cornwall erreicht hatten, zeigte Merlin Nyneve eine geheime unterirdische Höhle, deren Eingang durch einen verzauberten Felsen verschlossen war. Nyneve bat Merlin, den Felsen zu bewegen und sie in die Höhle zu führen. Merlin tat dies, und Nyneve, anstatt Merlin zu folgen, ersetzte den Felsen und sperrte ihn damit für immer ein, und erfüllte sein prophezeites Ende. Nyneve kehrte schließlich selbst zum Hof von König Arthur zurück.

Was das Lexikon wusste: Merlin

„Merlin, brit. Weissager und Zauberer. Die Figur M.s wurde durch die Historia regum Britanniae (um 1138) des damaligen Oxforder Magisters Geoffrey of Monmouth (um 1100–55) bekannt. Geoffrey verknüpfte eine Erzählung aus der teilweise Nennius zugeschriebenen Historia Britonum (vor 802) mit dem Namen eines kelt. Weissagers Myrddin. In Geoffreys Historia ist M. ein vaterloser Jüngling, der zu erstaunlichen Prophezeiungen fähig ist. Später ist er der zauberkundige Berater König Uterpendraguns, dem er zu einer ehebrecherischen Liebesnacht mit Igerne verhilft, in der Artus gezeugt wird. Ein späteres Versepos Geoffreys, die Vita Merlini (um 1149/50), erzählt die Geschichte M.s anders. Die im MA verbreitete Version der M.geschichte geht auf Robert de Boron zurück. Seine Fassung ist am Schluss von Roberts frz. Roman du saint-Graal (um 1180) nur fragmentarisch erhalten, findet sich jedoch vollständig in einer Prosabearbeitung aus dem frühen 14. Jh. Hier verdankt sich M.s Sehergabe dem Umstand, dass er vom Teufel gezeugt wurde. Als er an den Hof des brit. Königs  Vortiger geholt wird, gelingen ihm zutreffende Voraussagen. Nach dem Tod des Usurpators tritt M. in die Dienste der rechtmäßigen Thronerben Uter und Pendragun. Als Letzterer fällt, nennt der andere sich Uterpendragun. Zusammen mit M. setzt er die Tafelrunde ein. Später verhilft M. dem sechzehnjährigen Artus zum Thron. In einer Fortsetzung (nicht von Robert de Boron) ist er dessen Ratgeber. Seine Liebe zu Niviene (Vivianne) wird ihm zum Verhängnis. Als er ihr einen Teil seiner Zaubermacht überlässt, schließt sie den Unsterblichen in das ›Grab der Liebenden‹, eine Weißdornhecke, ein. Im klassischen afrz. Und mhd. Artusroman spielt M.  keine Rolle. Allerdings begegnet er im afrz. Prosa-Lancelot (und in dessen dt. Übersetzung, Lancelot). Die Gestalt M.s, verbunden mit Weissagungen, findet sich im Fragment des Rheinischen Merlin (Merlin und Lüthild , um 1300 oder etwas früher). Der Anfang mit dem Bericht über M.s Geburt ist nicht erhalten, der Text beginnt mit Angaben über seine Taufe, sein Einsiedlerleben im Wald, es folgen Prophezeiungen, die sich alle bewahrheiten, zuletzt über den Tod des engl. Königs Richard Löwenherz und eines nicht näher bestimmbaren Kaisers Heinrich. Der auf Robert de Boron fußende, im13.Jh. verfasste Merlin Albrechts von Scharfenberg ist nur in der kürzenden Bearbeitung Ulrich Fuetrers in dessen Buch der Abenteuer (1473/87) erhalten. In der breiten neuzeitlichen Rezeption des M.stoffs spielen zwei Motive eine Rolle: die Abstammung vom Teufel und das Grab im Weißdornbusch. In Deutschland wurde M. vor allem durch Dorothea Schlegels Bearbeitung der afrz. Prosafassung nach Robert de Boron (1804) wieder bekannt. M.s Grab findet sich in der Folgezeit in Gedichten Wielands, Goethes, Heines, Lenaus, Uhlands, später bei Apollinaire und Aragon. Vorlage für weitere Gestaltungen wurden Alfred Tennysons Idylls of the King (darin: Merlin and Vivien ,1859). In Paul Heyses Roman Merlin (1910) begeht der moderne Held – Autor eines M.-Dramas –Selbstmord unter einem Weißdornbusch. Die Abstammung vom Teufel spielt eine Rolle in Karl Immermanns Drama Merlin (1832) und in weiteren dramatischen Werken, u.a. auch in dem Dramenzyklus Der Gral von Eduard Stucken(darin: Merlins Geburt ,1913), ferner in dem unvollendeten Roman Der neue Christophorus (begonnen1917) von Gerhart Hauptmann. Am Ende der Reihe steht (vorerst) Tankred Dorsts Bühnenstück Merlin oder Das wüste Land (1981), das von M.s Geburt bis zu seinem Lied im Weißdornstrauch nach der Selbstvernichtung der Welt reicht…“[15]

Was das Lexikon wusste: Nimue, Niniane, Viviene, Vivianne

Nimue (oder Nymue) ist bei Malory der Name der Niniane, die bei ihm nur mehr eine von den mehrere Frauen vom See ist. Wie in der Suite du Merlin, so ist sie hier schon zu einer sehr zwielichtigen Gestalt geworden, welche Merlin gefangensetzt, um Pelleas zu heiraten.[16]

Niniane, Ninienne ist der Name der Frau vom See im Lancelot en Prose und Prosa-Lancelot, während sie in der Estorie de Merlin (ca. 28-57) Viviane heißt. Was die ursprüngliche Form ist, bleibt umstritten. Obwohl als Frau vom See ursprünglich für Lanzelot und Artus eine hilfreiche Gestalt, nimmt sie in der Artustradition zusehendes sinistre Züge an, bis sie bei Malory (Morte Darthur 4,1) als Nimue/Nenive nur mehr eine der Frauen vom See ist, welche Merlin, nachdem er ihr seine Magie beigebracht hat, für den Rest seines Lebens in einem Felsen gefangensetzt, um Pelleas zu heiraten, und also wenigstens in diesem Aspekt bereits mit der Figur der Morgane verschmolzen ist.[17]

Merlin – Eine Einführung

Nicolai Tolstoy kam in seiner Auseinandersetzung mit der Figur des schattenhaften Merlin zu dem Schluss, dass Merlin als historische Gestalt einst im 6. Jahrhundert lebte und zwar in dem Gebiet, das als die schottischen »Lowlands« bekannt ist.[18] „Er war ein echter Prophet, sehr wahrscheinlich ein Druide, der in einer heidnischen Enklave im Norden lebte. Viele der alten Gedichte, die ihm in walisischen Manuskripten zugeschrieben werden, speisen sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer noch älteren Sammlung prophetischer Verse, die aus Merlins eigenem Mund stammen. Als Prophet verkündete er die Thronfolge der Könige Britanniens und legitimierte damit das Gottkönigtum, dessen Aufgabe darin bestand, Natur und Gesellschaft mit der kosmischen Ordnung in Einklang zu bringen.“[19] Tolstoy hat bei seinen Recherchen zu Merlin sogar die heilige eisenhaltige Quelle an einem Berghang im ehemaligen Caledonischen Waldgebiet entdeckt, wo Merlin einst seine Prophezeiungen ausgesprochen hatte.[20] So hatte Merlin unter dem Namen Myrddin einen Platz in der schottischen und walisischen Tradition, wo er als Weissager agierte.[21]

„Wie es scheint, hat sich der Zauberer einen festen Platz im Bewußtsein der Menschheit gesichert. Die Jahrhunderte kommen und gehen, literarische Moden entstehen und veralten wieder, aber der charismatische Magier taucht immer wieder vor uns auf: in wechselnder Gestalt und unter verschiedenen Namen, einmal spöttisch, dann wieder respektgebietend, im Grund aber immer noch dieselbe Gestalt, deren Ruhm sich vor 800 Jahren über ganz Europa ausbreitete. Trickster, Schwindler, Philosoph und Zauberer in einem verkörpert er einen Archetyp, bei dem das Menschengeschlecht Rat und Schutz sucht.“[22]

Merlin – Figur von historischer Relevanz

Wie gesagt, führte Geoffrey von Monmouth Merlin 1136 in die literarische Welt ein, und zwar mit seiner Geschichte der Könige von Britannien oder Historia Regum Britanniae – unter diesem Namen changiert das Werk weltweit. Hier hat der Geistliche eine Geschichte von Britannien verfasst. Er beginnt bei der ersten Besiedelung durch die Briten um 1170 vor Christus bis nach dem Tod von König Cadwalladers in Rom 689 nach Christus.[23] Er leugnet sich als Urheber und gibt an, nur Übersetzer und Herausgeber des alten Buches gewesen zu sein, wodurch erst jetzt möglich sei eine umfassende Schilderung der Geschichte Brittaniens vorzulegen.[24]  Tolstoys Einführung zur Figur Merlin ist zwar schon älter, aber meines Erachtens nach ausführlich und gut zu lesen. Die Geschichte um Merlin ist eben nicht nur mit Vivianne verbunden, sondern eben auch mit der Geschichte Britanniens und natürlich auch mit Artus. So wie sich mir das Ganze darstellt, ist Merlin die eigentliche Machtfigur, Artus die ausführende Instanz. Jedenfalls hat Geoffrey seine eigene Geschichtsschreibung vollzogen, wie es auch im Wort Geschichts-Schreibung enthalten ist. „[Geoffreys] Bericht beginnt mit der Ankunft des Brutus, Urenkel von Aeneas dem Trojaner [wir erinnern uns -oder auch – an Vergil, der mit seiner Aeneis die Flucht des Trojaners und die Gründung Roms erzählt], in Totnes, Devonshire, zu der Zeit als Eli Hohepriester in Israel war. Brutus trotzt Britannien den Riesen ab, die bis dahin seine unumstrittenen Herrscher gewesen waren; er begründet – wie ihm von der Göttin Diana in Griechenland geweissagt – ein Herrschergeschlecht mit der Hauptstadt Troja Noca (später umbenannt in kaerlund, d. h. London).“[25]

Geoffreys Historia – Erwartungen übertroffen

Es folgen Städtegründungen, Etablierung von Gesetzen, Könige steigen auf Throne, es finden Eroberungen fremder Gebiete statt. Die Eroberung Britanniens durch Rom mit der Ankunft von Julius Caesar wird in Geoffreys Historia geradegebogen. Die einheimischen Könige weigern sich, den von den Römern geforderten Tribut zu zahlen und können die geplante Unterdrückung abwenden.  „Damit war ein Zusammenhang hergestellt, wie es ihn in der anerkannten Geschichtsschreibung bisher nie gegeben hatte.“[26]

Die Motivation hinter einer derartigen Umformulierung historischer Tatsachen in schriftlichen Fakten dürfte auf der Hand liegen. Es ist sehr deutlich, das schriftliche Fakten, wenn auch Fake News, die Zeiten überdauern und bis in alle Ewigkeit die wehrhaften Handlungen der Brittaniens bewahren und rekapitulieren. Schließlich konnten die Römer trotz gelegentlicher Aufstände ihre Herrschaft in Britannien ganze 400 Jahre aufrechterhalten, bis der Rückzug der römischen Legionen im frühen 5. Jahrhundert das Ende der römischen Präsenz auf der Insel markierte. Und auch bei Geoffrey ziehen die Römer ab – aber wie gesagt, weil sich die stolzen und mannhaften britischen Könige nicht unterjochen ließen. Das ist ein großer Unterschied! Im Übrigen ist die Lektüre von Chroniken, Heiligenviten und sonstigen präsentativen Schriften im Mittelalter und zu anderen Zeiten mit dem historisch korrekten Wissen (sofern man das überhaupt so sagen darf) ein spannendes Unterfangen, das ich bei Langeweile durchaus empfehlen kann.

Auftritt Merlin

König Konstantin steht nach dem Abzug der Römer an der herrschaftlichen Spitze. Sein Sohn Constans wird auf das Treiben des Edelmann Vortigern hin ermordet, der auch den Thron besteigt. Aurelius Ambrosius und Uther Pendragon, die Brüder von Constans, fliehen in die Bretagne und heben eine Armee aus, um ihr Erbrecht einzufordern. Auch Vortigern rüstet sich, in dem er mit Hengist und Horsa Hilfe durch Söldnerführer aus Sachsen holt. Vortigern verliebt sich in Rowena die Tochter von Hengist und heiratet sie im Gegenzug für Gebiete – die Sachsen können nun in Britannien Fuß fassen. Er flieht nach Snowdonias. Doch die Fliehburg, die dort errichtet werden soll, wird stets von einem bösen Zauber gleichgemacht. Vortigern fragt seine Magier um Rat. Sie sagen ihm, dass seine Mauer keinen Bestand habe, bis einen Jüngling finde, der keinen Vater gehabt habe. Sobald er das Mauerwerk mit seinem Blut besprengen, werde alles gut werden.  Vortigern sendete Boten aus, die Merlin in Südwales ausfindig machen. „Seine Mutter hatte ihn eins Nachts von einem Inkubus empfangen, einem Dämon, der in dem luftigen Raum zwischen Mond und Erde lebt.“[27]

Durch Merlin erfahren die Magier und Vortigern, dass unter der Erde zwei sich bekämpfende Drachen leben. Merlin legt ihre Bedeutung in einer symbolischen und allegorischen Prophezeiung offen, die auf den Sieg der Sachsen, das Wiedererstarken Britanniens und die Handlungen künftiger Könige verweist, zuletzt dann in eine allesumfassende Endzeit beschwört. Vortigern wird schließlich von Aurelius und Uther ermordet, Aurelius wird König. Mit Merlins Hilfe entsteht unter seiner Herrschaft laut Historia übrigens das heutige Stonehenge. Nachdem Aurelius von den Sachsen ermordet wird, übernimmt Uther Pendragon die Herrschaft und nun kommt der Teil der Geschichte, der wirklich den meisten bekannt sein dürfte.

Artus, Merlin, das Schwert und die Tafelrunde

Merlin war nämlich laut Geoffrey so etwas wie ein Kuppler bei der Zusammenkunft seiner Eltern. Uther verliebt sich in Igerna, die Frau des Herzogs von Cornwall, Gorlois. Der Gute muss wirklich Angst um seine Frau gehabt haben, denn er brach sofort auf und ließ seine Frau nach Tintagel bringen, während er selbst nach Dimilioc reiste. Uther wollte die Burg belagern, musste aber feststellen, dass ihm dies bei dem auf Klippen gelegenen Tintagel schwer möglich war und er Igerna nicht bekommen konnte. Merlin jedoch war ein findiger Bursche. Er verwandelte Uther und sich in Gorlois und einem Gefolgsmann. In dieser Gestalt gehen sie also nach Tintagel und bitten um Einlass, der ihnen gewährt wird, denn immerhin sieht es so aus, als würde Gorlois vor den Wachen stehen. Igerna bemerkt nichts und gewährt ihrem vermeintlichen Mann das Beilager. Und so wurde durch diese List Artus gezeugt bzw. Arthur. Praktischerweise wurde in derselben Nacht Gorlois von Uthers Männern getötet, sodass Uther Igerna heiraten konnte. Natürlich wurde das Beilager geheim gehalten. Es gibt andere Versionen. Bei Geoffrey taucht Merlin nach dieser Glanzleistung auch nichtmehr auf, man erfährt dafür viel von den Taten Arturs und dem Ruhm seines Hofes.[28]

Der Merlinstoff in der modernen Popkultur

Der Merlinstoff wurde in der modernen Popkultur vielfach adaptiert und interpretiert. Im Bereich Film und Fernsehen gibt es mehrere bemerkenswerte Beispiele. Die Miniserie Merlin (1998) mit Sam Neill in der Hauptrolle erzählt die Geschichte von Merlin und König Arthur. Eine weitere populäre BBC-Serie, ebenfalls Merlin genannt (2008-2012), stellt die jungen Jahre von Merlin und Arthur in einer modernen, dramatischen Weise dar. Die Miniserie Die Nebel von Avalon (2001) erzählt die Artussage aus der Perspektive der Frauen, einschließlich Morgaine und Morgause.

In der Literatur sind ebenfalls zahlreiche moderne Adaptionen zu finden. Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley (1983) erzählt die Artussage aus der Sicht der weiblichen Charaktere und hat einen starken feministischen Ansatz. The Lost Years of Merlin von T.A. Barron (1996-2000) ist eine Buchreihe, die die Jugendjahre von Merlin und seine Reise zur Entdeckung seiner Identität und Fähigkeiten beschreibt. Bernard Cornwells Roman Der Winterkönig (1995) setzt die Artussage in einen realistischeren historischen Kontext, wobei Merlin als mächtiger und mysteriöser Druide dargestellt wird. Auch im Bereich der Comics und Graphic Novels sowie Videogames gibt es interessante Adaptionen. Wer sucht, der findet. Sich zu Lebzeiten einen Überblick zu verschaffen, dürfte schwierig werden, denn es gibt unendlich viel. Diese Adaptionen die anhaltende Relevanz des Merlinstoffs in der modernen Kultur. Und vielleicht kann man sogar Dumbledore als einen Ableger Merlins betrachten.

Verwendete Literatur

Abbildung

Kris Waldherr: The Lover’s Path Tarot. Herausgegeben von U.S. Games Systems INC. Stamford 2004. https://kriswaldherrbooks.com/home
Copyright © 2004, 2013 Kris Waldherr

Robert de Boron: Romans arthuriens. 1270-1290. Bibliothèque nationale de France. Département des Manuscrits. , online unter: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6000108b/f234.item# (zuletzt aufgerufen am 02.07.2024).

Literatur

Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012.

Brunner, Horst: Merlin. Gestalten des Mittelalters. Ein Lexikon historischer und literarischer Personen in Dichtung, Musik und Kunst. Mit 73 Abbildungen. Hg. von Horst Brunner und Mathias Herweg. Stuttgart 2007.

Geoffrey von Monmouth: Vita Merlini. Das Leben des Zauberers Merlin. Erstmalig in deutscher Übersetzung mit anderen Überlieferungen. Herausgegeben von Inge Vielhauer. Amsterdam 1964.

Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume II. Hg. von Norris J. Lacy. The Story of Merlin translated by Rupert T- Pickens. Cambridge/Brewer, 2010.

Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume VIII. Hg. von Norris J. Lacy. Introduction by Martha Asher. The Post Vulgate Merlin Continuation translated by Martha Asher. Cambridge/Brewer, 2010.

Robert de Boron: Merlin der Künder des Grals. Aus dem Altfranzösischen übersetzt von Konrad Sandkühler. Stuttgart 1975.

Pollock, Robyn: Merlin and Vivien, online in: The Camelot Project, 2002; https://d.lib.rochester.edu/camelot/text/pollock-merlin-and-vivien zuletzt aufgerufen am 13.06.2024.

Tolstoy, Nicolai: Auf der Such nach Merlin. Mythos und geschichtliche Wahrheit. Aus dem Englischen von Andreas Vollstädt, München 1985.


[1] Geoffrey of Monmouth. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 135-136, hier S. 135. [2] Ebd. [3] Robert von Boron. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 297-298, hier S. 297. [4] Ebd. [5] Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume II. Hg. von Norris J. Lacy. The Story of Merlin translated by Rupert T- Pickens. Cambridge/Brewer, 2010, S. V. [6] Post-Vulgate-Zyklus. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 282-283, hier S. 282. [7] Ebd. [8] Ebd. [9] Robert von Boron. In: Artus-Lexikon, S. 297. [10] Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation. Volume VIII. Hg. von Norris J. Lacy. Introduction by Martha Asher. The Post Vulgate Merlin Continuation translated by Martha Asher. Cambridge/Brewer, 2010, S. 158-159. [11] Ebd., S. 159.[12] Pollock, Robyn: Merlin and Vivien, online in: The Camelot Project, 2002; https://d.lib.rochester.edu/camelot/text/pollock-merlin-and-vivien zuletzt aufgerufen am 13.06.2024. [13] Malory, Thomas. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 231-232, hier S. 232. [14] Ebd. [15] Brunner, Horst: Merlin. Gestalten des Mittelalters. Ein Lexikon historischer und literarischer Personen in Dichtung, Musik und Kunst. Mit 73 Abbildungen. Hg. von Horst Brunner und Mathias Herweg. Stuttgart 2007, S. 306-309. [16] Nimue. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 258.[17] Niniane. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 258. [18] Tolstoy, Nicolai: Auf der Such nach Merlin. Mythos und geschichtliche Wahrheit. Aus dem Englischen von Andreas Vollstädt, München 1985, S. 9. [19] Ebd. [20] Ebd. [21] Merlin. In: Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europäischen Artusdichtung. Von Rudolf Simek. Mit 32 Abbildungen. Stuttgart 2012, S. 243.[22] Tolstoy: Auf der Such nach Merlin, S. 44. [23] Merlin. In: Artus-Lexikon, S. 13. [24] Ebd., S. 14. [25] Ebd. [26] Ebd. [27] Tolstoy: Auf der Such nach Merlin, S. 15. [28] Ebd., S. 18.

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