Zuletzt bearbeitet am 11. November 2025
Wissenschaftliche Arbeiten zum Ecocriticism und zu den Ecocritical Studies können Aufklärung leisten und Erkenntnisse generieren, indem literarische Formen ökologischer Transformation aus verschiedenen Perspektiven anhand ästhetischer, funktionaler und diskursiver Aspekte erforscht werden. Dabei wird untersucht, wie narrative, dialogische sowie intertextuelle und intermediale Strukturen innerhalb einzelner Werke oder zwischen mehreren Texten wirken und funktional zur Bewusstseinsbildung im Kontext der Klimakrise beitragen können. Literatur wird dabei nicht nur als passiver Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen verstanden, sondern als ein aktives Medium, das in einem dynamischen Spannungsverhältnis Gesellschafts- und Weltentwürfe formt, hinterfragt und reflektiert. In diesen Entwürfen erscheint Natur nicht nur als Hintergrund, Lebenswelt oder Ressourcenspeicher, sondern als lebendiges Gegenüber – manchmal auch als Mythos zur lokalen Legendenbildung.
Thematischer Schwerpunkt
Die literaturwissenschaftliche Strömung des Ecocriticism untersucht als interdisziplinärer Ansatz vielfältige Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Umwelt und ökologischen Themen. Das Spektrum der literarischen Formen und ästhetischen Inszenierungen in verschiedenen Medien reicht von Fragen zur generationalen Verantwortung im Umgang mit der Umwelt, Handlungsoptionen zur Abwendung weiterer Zerstörung, über die Inszenierung dystopischer Szenarien, das Aufzeigen von Wechselwirkungen zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Aspekten mit Berücksichtigung empirischer Daten sowie aktueller Berichterstattung.
Ein zentraler theoretischer Bezugspunkt ist für mich der Begriff des Anthropozäns, der ein neues geologisches Zeitalter bezeichnet, in dem der Mensch zum dominierenden Einflussfaktor für planetare Prozesse geworden ist. Der Begriff verweist auf die tiefgreifenden Spuren menschlichen Handelns in Klima, Atmosphäre, Biodiversität und Erdoberfläche. Obwohl die formale Anerkennung des Anthropozäns als geologische Epoche weiterhin umstritten ist, hat sich der Begriff in den Geistes- und Kulturwissenschaften längst als kulturelle Diagnose etabliert: Er benennt nicht nur eine geophysikalische Realität, sondern auch eine ethische, politische und ästhetische Herausforderung.
Ein besonderer Fokus liegt für mich ebenfalls auf dem Vergleich literarischer Texte aus unterschiedlichen historischen Epochen. So werden Werke des 19. Jahrhunderts, in denen Natur häufig als bedrohtes oder verlorenes Gegenbild zur technischen Moderne erscheint, zeitgenössischen Texten gegenübergestellt, die sich explizit mit den Folgen der Klimakrise und der Rolle des Menschen im Anthropozän auseinandersetzen.
Aktualität der Thematik
Die ökologische Krise zeigt sich heute auf vielfältige Weise beispielsweise durch den Klimawandel, das Artensterben, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Häufung extremer Wetterereignisse. Die problematischen Entwicklungen stellen nicht nur Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor enorme Herausforderungen – sie betreffen auch unsere Kultur, unseren Alltag, unsere Sprache. Literatur bildet auftauchende Phänomene vielfältig ab, bietet Deutungen an, formuliert Denkweisen und eröffnet Perspektiven und regt Rezipient:innen zum Mitdenken und Handeln an. Als kulturelles Deutungs- und Imaginationsmedium reagiert Literatur auf ökologische Transformationen nicht nur als Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern sie trägt aktiv zur diskursiven Verhandlung und ästhetischen Formung ökologischer Wirklichkeiten bei.
Bei Fragen zum Thema stehe ich gerne per Mail zur Verfügung.
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