Brünhild aus dem Nibelungenlied – eine Amazone?

Starke Frauenfiguren sind Helden ebenbürtig wie Brünhild aus dem Nibelungenlied.

Zwei Thesen zur Konzeption der Brünhild aus dem Nibelungenlied sollen in diesem Beitrag diskutiert werden. Zusätzlich wird es einige grundlegend Erläuterungen geben, damit die Argumentation nachvollzogen werden kann.

1. Es scheint naheliegend, dass dem unbekannten Dichter des Nibelungenliedes der Amazonenmythos zumindest teilweise bekannt war[1], da die Figur der Brünhild amazonenhafte Aspekte aufweist, sie letztendlich aber der Zeit entsprechend konzipiert wurde.

2. Die Figur der Brünhild im Nibelungenlied wurde dazu angelegt, das Schreckbild der starken Frau zu entkräften, wodurch ihre Funktion als Unterlegene in einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung deutlich wird.[2]

Inhaltsverzeichnis

Ein Beispiel für die Konzeption starker Frauenfiguren

Um diese Thesen beantworten zu können, werde ich einführend auf die Figur der Brünhild eingehen und prägnante Inhalte aus dem Amazonenmythos aufzeigen. Brünhild ist eine Figur aus dem mittelalterlichen Nibelungenlied, das im 12. Jahrhundert von einem unbekannten Dichter verfasst wurde. Der Name Siegfried ist eng mit dem Nibelungenlied verknüpft und daher vielen wenigstens im Zusammenhang mit dem berüchtigten Blatt und dem Drachenblut bekannt. Erzählt wird die Geschichte von Held Siegfried, seiner Ankunft in Worms bei den Burgunden, die Heirat mit Kriemhild sowie die sich aus Intrigen, Betrug und Lügen entwickelnden tragischen Ereignisse, die zum Untergang der Nibelungen führen. Siegfried wird hinterlistig durch Hagen von Tronje ermordet, Kriemhild nimmt Rache. Am Ende sind alle tot – bis auf Brünhild, die im zweiten Teil des Nibelungenliedes keine Rolle mehr spielt, deren Tod daher nicht erwähnt wird. Daher darf durchaus angenommen werden, dass sie überlebt.

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Wer ist eigentlich Brünhild im Nibelungenlied?

E(z was ein) kuneginne   gesezzen uber sê,
ir gelîche enheine   man wesse ninder mê,
diu was unmâzen schœne,   viel michel was ir kraft.
si schôz mit snellen degene   umb minne den schaft.

Den stein, den war sie verre,   dar nâch si wîten spranc.
swer ir minne gerte,   der muose âne wanc
driu spil angewinnen   der frouwen wolgeboren.
Gebrast im an dem einen,   er hete daz houbet sîn verloren.

Des het diu juncfrouwe   unmâzen vil getân.[3] (Str. 324-326.1)

Neuhochdeutsche Übersetzung: Es lebte jenseits des Meeres eine Königin, und man hätte keine nennen können, die ich gleichgekommen wäre, die war unbeschreiblich schön. Sehr groß war ihre Kraft. Mit kampfschnellen Rittern maß sie sich im Speerwerfen, wenn diese ihre Liebe gewinnen wollten.

Den Stein warf sie weit und sprang ihm ebenso weit nach. Jeder, der um ihre Liebe warb, musste die hochgeborene Herrin in drei Kampfspielen eindeutig besiegen. Wenn er auch nur einmal versagte, hatte er seinen Kopf verloren.

So etwas hatte die junge Herrin schon maßlos oft getan.)

Starke Frauenfiguren – wirklich?

Aus moderner Perspektive mag es durchaus verständlich erscheinen, dass Brünhild nicht jeden dahergelaufenen Königssohn ehelichen möchte. Diese Tatsache könnte unter dem Begriff ‚Anspruchshaltung‘ rangieren oder als Einschätzung der eigenen Werthaftigkeit gelten. Laut Elisabeth Lienert laufen die von ihr festgelegten Bedingungen auf überlegene Gewalt, Macht und Gewalttat, hinaus.[4] Allerdings steht davon nichts im Text und wie ich noch an anderer Stelle (strukturelle Gewalt gegen Frauen in der Literatur und im Film) zeigen werde, wäre eine derartige Betrachtung aus moderner Perspektive schlichtweg falsch. Ich kann bereits an dieser Stelle verlauten lassen, dass die Konzeption starker Frauenfiguren wie Brünhild, sämtlichen Amazonen, Wonder Woman (man schaue sich einmal die Entstehungsgeschichte genauer an – das geht auch unterhaltsam mit dem Film Professor Marston & The Wonder Women) oder Lara Croft eine fragwürdige Ambivalenz besitzt, Captain Marvel einmal ausgenommen.

Worum es geht

König Gunther hört in Worms von der starken Brünhild und will sie zur Frau nehmen. Siegried rät zwar ab, doch Gunther lässt sich nicht umstimmen und letztlich verspricht ihm Siegfried dann auch seine Hilfe im Tausch für Gunthers Schwester Kriemhild. An Brünhild reizt auch das Magische, das Unüberwindbare.[5] Der losziehende Vierertrupp besteht aus König Gunther, Held Siegfried, Hagen von Tronje (Gunthers Vasall und Vertrautem) sowie sein Bruder Dankwart. Auf Island angekommen gibt sich Siegfried als Vasall Gunthers aus, dient ihm etwa beim Steigbügeldienst und stellt seinen Status auch gegenüber Brünhild dar, die bei der Ankunft der Männer Siegfried als Anführer und künftigen Freier betrachtet. Die drei Wettkämpfe gewinnt Gunther mit Siegfrieds Hilfe, der sich unter der Tarnkappe versteckt hält.

Brünhild muss sich geschlagen geben, einen Verwandten für die Herrschaftsnachfolge bestimmen und zieht mit ihrem Gefolge mit den Männern nach Worms. Dort folgt eine Doppelhochzeit, denn Siegfried bekommt jetzt Kriemhild zur Frau. Problematisch wird für Gunther der Vollzug der Ehe, denn Brünhild merkt, dass etwas nicht stimmt und hängt den frisch Angetrauten kurzerhand an einen Nagel. Wieder muss Gunther Held Siegfried um Hilfe bitten, der Brünhild dann im Ehebett niederringt, sodass Gunther letztlich die Ehe vollziehen kann. Mit ihrer Jungfräulichkeit verliert Brünhild endgültig ihre Kräfte und wird zur Königin von Worms.

Ist Brünhild ein Opfer der Ereignisse?

Brünhild als Opfer zu bezeichnen wäre nicht richtig. Sie ist Teil des patriarchalen Systems, die von ihr selbst gestellten Aufgaben zum Erwerb des Ehemanns insofern nachvollziehbar, als dass sie den Besten und Stärksten haben will, nur um nach der Niederlage im Kampf ihre Identität aufzugeben und dem Ehemann in sein Reich zu folgen. Ehe und Status sind an den Mann gebunden.[6] Sie will unter ihren Bedingungen den maximal gewalttätigsten Mann finden, als Gewalt ließe sich diese Handlung also nicht bezeichnen.[7] Allerdings bekommt sie aufgrund von Lug und Trug gerade nicht den Stärksten – das wäre ja Siegfried, nicht Gunther. Nur mit Siegfrieds Hilfe kann Brünhild besiegt werden – im Wettkampf und in der Hochzeitsnacht. Brünhild wird um ihr Recht betrogen bzw. in diesem Sinne lohnt die Frage, ob sie als Frau überhaupt Rechte hat. Die Lügen und Intrigen führen zu Missverständnissen, insbesondere unter den Frauen. Denn Kriemhild weiß von Siegfrieds Verrat an Brünhild. Die berühmte Kirchgangszene, auch als Frauenstreit bekannt, hat fatale Konsequenzen, die beginnend mit Siegfrieds Ermordung durch Hagen letztlich im feurig-blutigen Gemetzel im Hunnenreich enden.

Wer macht eigentlich die Regeln und warum?

Vergessen werden darf nicht, dass Brünhild selbst die Regel aufgestellt hat, nach der sie nur den Mann heiratet, der sie besiegen kann. Letztlich erschaffen hat die Figur natürlich der hinter allem stehende unbekannte Dichter. Wenn Personengruppen aus ihren von der Gesellschaft vorgegebenen und akzeptierten Rollen heraustreten, dann muss dies sanktioniert werden, verlacht und komisiert oder auf andere Art als unerwünscht dargestellt werden. Gerade das Mittelalter hatte vom weiblichen Verhalten ganz konkrete Vorstellungen, die sich mit der literarischen Darstellung von höfischen Minnedamen nicht vereinbaren lassen. Denn die unbeschränkte Verfügungsgewalt des Mannes über seine Frau wird an vielen Beispielen mehr und weniger anschaulich inszeniert, dies insbesondere in der höfischen Epik.

Die ideale Frau

Die körperliche Schönheit der Frau, wie sie in der mittelalterlichen Literatur beschrieben wird, offenbart die innere Tugendhaftigkeit und auch den Adelsstand. Schöne Haare, strahlende Augen, die gerade Nase, der rote Mund, die weißen Zähne sowie der weiße Hals und die weiße Haut galten als Schönheitsideal und die Frau damit zu einem Ebenbild physischer und moralischer Schönheit.[8] Frauen repräsentierten damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion, sie vermittelten die von ihnen repräsentierten Werte an den Mann, gibt diesem Heldenmut und Kampfkraft, höfische Freude und andere positive Eigenschaften.[9] Eben widerspricht sich die literarische Darstellung mit der Wirklichkeit.

Brünhild – die Frau außerhalb der Norm

„Nicht selten wurde im höfischen Epos davon erzählt, daß Frauen benachteiligt, entwürdigt, gequält und geschlagen wurden. Diese Motive standen in einem merkwürdigen Kontrast zu der offiziellen Frauenverherrlichung der Gattung. Aber es scheint so, als hätten die Erzähler diesen Gegensatz gar nicht bemerkt. Wenn es um Erbangelegenheiten ging oder um die Verfügung über persönlichen Besitz, war die Schlechterstellung der Frau ganz normal.“[10] Im Nibelungenlied wird Brünhild nicht nur durch Betrug besiegt, sondern zudem bereits noch auf Island enteignet, ihr Besitz von Dankwart verschenkt, weil Gunther in Worms sowieso genug hat. Die Abhängigkeit vom Mann wird auf diese Weise verdeutlich und geht mit dem Identitätsverlust einher, der Brünhild als isländische Königin zur Ehefrau von Gunther macht. Die strukturelle Gewalt gegen Frauen, der Frauen durch lebensweltlich-eherechtliche und höfische Diskurse ausgesetzt sind, zeigt sich anhand dieser forcierten Enteignung des eigenen Besitzes, der nicht mitgenommen werden kann in die neue Heimat.[11]

Die Frau Bedarf der Führung des Mannes – auch im Nibelungenlied

Es galt schon mit Eva und dem Sündenfall als gesichert, dass die Frau von geringerem Verstand als der Mann war. Genau aus diesem Grund bedurfte die Frau der Führung des Mannes im privaten wie im gesellschaftlichen Zusammenleben nach dem Grundsatz: „Die Frau wird regiert, der Mann regiert.“[12] Mädchen unterstehen dem Vater als Hausherren oder dem Bruder, sofern der Vater verstorben war und geben mit der Ehe in den Besitz des Mannes übe, der zudem das Recht zur verbalen oder körperlichen Züchtigung hatte. Die ehelichen Züchtigungsrechte und die physische Anwendung derselben stehen für alle Figuren außer Frage.[13] Siegfried macht im Nibelungenlied von diesem Recht Gebrauch und züchtigt Kriemhild, schlägt das ihr zustehende Erbe aus und mehr. Auch Brünhild wird bereits noch in ihrer Heimat nach dem allein durch List erwirkten Sieg sukzessive entmächtigt, wobei sie allerdings diesem Prozedere nicht mehr viel entgegenzusetzen hat.

Brünhild – zur Unterwerfung konstruierte Weiblichkeit

Brünhild ist Inbegriff patriarchalischen Gedankenguts. Ihre Figur ist von Anfang an strukturell zur Überwindung und Unterlegenheit durch Männer angelegt, strebt das unmündige Abhängigkeitsverhältnis mit Blick auf den Status des zukünftigen Gatten selbst an. Tendenzielles Aufbegehren in wenigen Situationen dient zur Darstellung der weiblichen Ohnmacht und der möglichst unverzögerten Assimilation der Figur in das patriarchalische Ordnungssystem des Nibelungenliedes, womit auch das überlegene Selbstverständnis der männlichen Figuren betont wird. Was hat das alles mit den Amazonen zu tun?

Der Ursprung des Amazonenmythos

Amazonen sind in der antiken Geschichtsschreiben bei Herodot, Apollodor, Diodor und Strabon präsent[14] und wurden als real existent betrachtet, dies auch noch im Mittelalter. Der Ursprung des Mythos geht zurück auf zwei Aristokraten, die am Fluss Thermodon in Themiskyra siedelten und aufgrund von Intrigen nach der Ansiedelung übereinander herfielen. Nur die Frauen überlebten den Anschlag und griffen daraufhin zu den Waffen, um sich an den Verursachern der Zerstörung der Siedlungen, zu rächen. In Friedenszeiten suchten sich die Amazonen Männer zur Fortpflanzung, allerdings wurden männliche Nachkommen getötet.

Für den besseren Umgang mit Pfeil und Bogen entfernten sie sich die linke Brust.[15] Eine interessante Rezeption des Mythos bietet das Buch Der Zopf von Laetitia Colombni. Bereits antike Autoren wie Herodot setzten sich sehr ausführlich mit der Amazonenlegende auseinander. Lokalisiert wurde das Volk in Kleinasien an der Südküste des Schwarzen Meeres.[16] Als Gefolge der Göttin Artemis verstanden die Amazonen sich als nach ihrem Willen und ihrer Gesinnung handelnd.[17] Gemeinsamkeiten bestanden unter anderem in den als amazonenhaft angesehenen Charakterzügen, Artemis galt auch als männermordend.

Wozu starke Frauen konstruieren?

Heinz-Peter Preußer nach kann der Amazonenmythos neben der Möglichkeit einer realen Existenz als von Männern erdachte Konstruktion gelten, die insofern eine bestimmte gesellschaftliche Funktion erfüllt.[18] Seiner These nach fixieren und bekräftigen Erzählungen, die starke Frauen ausstellen, Rollenbilder in dieser Umkehrung.[19] Es handelt sich um eine patriarchale Konstruktion. Demnach sei der Kern des Mythos auch eine Quelle des Missverstehens. Denn das Bedrohliche der kriegerischen Frauen werde ausgestellt und domestiziert.[20] Die Amazonen sind den griechischen Helden bezüglich Kampferfahrung und Stärke ebenbürtig. Nur aus diesem Grund ist es für die griechischen Helden ehrenwert, gegen sie anzutreten. Es wäre sonst unmännlich und schändlich gegen eine Frau zu kämpfen.[21] Eben dies ist auch an der Figur der Brünhild aus dem Nibelungenlied sichtbar.

Amazonen – Starke Frauen unter sich

Gab es ein Amazonenvolk oder nicht? Auch die aktuelle Forschung teilt sich laut Robert Sturm in zwei Lager. Zum einen wird die geschichtliche Bedeutung der Kriegerinnen als gesichert angesehen, demgegenüber jedoch die Nichtexistenz als bloßer Mythos betrachtet.[22] An die Konstruktion sind spezifische Intentionen gebunden, die mit der Schöpfung starker Frauenfiguren im zeitgenössischen Kontext einhergehen. Die Amazonen werden mit berühmten griechischen Sagenkreisen in Verbindung gebracht, mit verschiedenen Göttern und den Heroen.[23] Drei Sagenkreise wurden konkret mit den Amazonen assoziiert. Dazu gehörten der trojanische Sagenkreis, die Herakles-Mythe und die Theseus-Mythe.[24]

Herakles und Hippolyte

Damit ein Vergleich hergestellt werden kann, soll das Abenteuer von Herakles bei den Amazonen eingehender beschrieben werden, denn es finden sich interessante Übereinstimmungen mit Brünhilds Kampfepisode. Es ist zu beachten, dass natürlich in der Literatur generell bestimmte Motive paradigmatisch wiederholend, allerdings je nach Epoche und Autor mit unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen im zeitgenössischen Kontext mit der Alltagswelt verknüpft werden. Meist haftet den erwähnten Objekten aufgrund ihrer Tradierung im kulturellen Gedächtnis eine gewisse Kernfunktion an.

Ein kurzer Exkurs – Die zwölf Aufgaben des Herkules:

Um seine schrecklich Tat, die Ermordung seiner Kinder, zu sühnen, rät die Pythia Herakles folgendes: Er soll sich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus, dem König von Argos, stellen und seine Forderungen erfüllen. Eurystheus trägt Herakles die zwölf berühmten Aufgaben zur Erfüllung auf. Dazu gehören unter anderem die Erlegung des Nemeischen Löwen, die Tötung der neunköpfigen Hydra, das Ausmisten der Rinderställe des Augias, das Pflücken der goldenen Äpfel der Hesperiden und mehr. Auch die Herbeischaffung des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte steht auf dem Plan. Den Gürtel hatte diese als Auszeichnung von ihrem Vater, dem Kriegsgott Ares, erhalten. Es gibt verschiedene Versionen. Manchmal kämpf Herakles alleine, manchmal mit anderen Heroen zusammen. Hippolyte allerdings zeigt Herakles ihre Zuneigung und will ihm den Gürtel sogar schenken. Wie so oft hat die rachsüchtige Hera, Ehefrau des Zeus, etwas dagegen, verwandelt sich in eine Amazone und stachelt das Frauenvolk zum Kampf an, woraufhin Herakles Hippolyte tötet und den Gürtel an sich nimmt.[25]

Theseus und Antiope

Auch von der attischen Amazonensage um Theseus und Antiope gibt es verschiedene Versionen.[26] Die Amazonenkönigin Antiope als „Tochter des Ares und der Otrere oder Hippolyte (Hyg. fab. 30; Serv. Aen. 11,661) wird Gattin des Theseus, der sie allein oder mit Hilfe des Herakles gewinnt oder raubt (Pind. fr. 175 M.). Nach Hegias von Troizen (Paus. 1,2,1) folgt sie ihm aus Liebe. A. gebiert dem Theseus Hippolytos oder Demophon (Plut. Theseus 28,2,13d). […] Sie wurde entweder im Kampf gegen die Amazonen an Theseus‘ Seite getötet (Diod. 4,28,3 f.; Plut. Theseus 27,6,13a; Paus. 1,2,1) oder – aufgrund eines Orakels – durch Theseus (Hyg. fab. 241).“[27] Bemerkenswert ist hier die in einigen Versionen erwähnte Eheschließung zwischen der Amazone Antiope und Theseus, zudem auch noch die Zeugung des Sohnes Hippolytos. Diese Vereinigung hat der Mythos mit der Darstellung im Nibelungenlied gemein.

Der Gürtel in der Literatur und seine Bedeutung

Ein Gürtel ist primär ein Kleidungsstück, mit dem Kleidung am Körper zusammengehalten wird und daher ein pragmatisch genutzter Alltagsgegenstand. Wohlgemerkt kommt ein Gürtel auch in sämtlichen Gesellschaftsschichten zum Einsatz, ob arm, ob reich. Doch gerade an Kleidungsstücken scheiden sich die Menschen, das war damals so und das ist heute so. Denn bereits in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kleiderordnungen (über die zu diskutieren sehr interessant ist) gibt es gesetzliche Vorschriften darüber, welche Berufsgruppen welche Stoffe und Kleidungsstücke tragen durften. Gürtel sind insofern ein wichtiges Accessoire zur Standesrepräsentation. Je ausgefallener und teurer ein Gürtel, desto höher im Stand oder reicher der Mensch. Auch heute noch legen viele Menschen Wert auf die Marke, die mit einem Logo oder einem spezifischen Muster auf dem jeweiligen Objekt direkt auf die Finanzlage verweist.

Insofern lassen sich literarische Figuren gemäß ihrer Kleidung bereits in spezifische gesellschaftliche Kategorien klassifizieren.

Die Funktion von Objekten für die Handlung

Nun besitzen gerade Objekte bestimmte Funktionen in literarischen Werken. Dies ist auch seit der Antike beim Gürtel der Fall. In der Enzyklopädie des Märchens wird mitunter die ursprüngliche Funktion des Gürtels zum Schutz der Genitalien erwähnt. [28] Im Zusammenhang mit dem Glauben an die magische Wirkung des Kreises und die Option der Krafterfülltheit von Dingen wurde der Gürtel auch als Ursprung der Vorstellung vom Zauber- oder Kraftgürtel betrachtet. Er war damit das Symbol der Kraft und Identität des Helden. Bei Frauen symbolisierte der Gürtel die Keuschheit der Jungfräulichkeit und er war zudem das letzte Stück, dass ihr in der Hochzeitsnacht vor dem Geschlechtsakt vom Körper genommen wurde.[29] Und auch der Begriff ‚Keuschheitsgürtel‘ wird in diesem Zusammenhang genutzt. Der abgenommene Gürtel ist im Nibelungenlied ein Zeichen des erfolgten Ehevollzugs.

Idiot/Held Siegfried macht den Fehler seines Lebens …

Es ist daher kein Zufall, wenn Siegfried Brünhild nach dem Stellvertreterkampf im ehelichen Gemach Gürtel und Ring entwendet, sie als Trophäe behält und sogar Kriemhild schenkt.

[…]
Ine weiz, ob e daz tæte   durch sînen hôhen muot.
Er gab ez sînem wîbe,   daz wart im sider leit.
[…] (Str. 677, 2-3)

Übersetzung ins Neuhochdeutsche: Ich weiß nicht, ob er das in seiner höfischen Hochgestimmtheit getan hat. Er gab beides seiner Frau, was ihm später leidtun sollte.

Ich nehme mir heraus dies als recht blöde Idee zu bezeichnen, schließe mich dem Erzähler an. Tatsächlich halte ich Siegfried sowieso mehr für einen Idioten, denn einen Helden. Blickt man auf die moderne Rezeption, dann bin ich mit der Meinung auch nicht alleine.[30]

Carl Otto Czeschka, Illustration zu: Franz Keim: Die Nibelungen. Dem deutschen Volke wiedererzählt. Wien/Leipzig 1909, S. 38-39.

… und die Frauen streiten, anstatt sich zu verbünden

Der berühmte Königinnenstreit zwischen Brünhild und Kriemhild ist legendär. Zwei Königinnen, Kriemhild verheiratet mit Held Siegfried von Xanten und Brünhild, Königin der Burgunden, Ehefrau von Gunther, dem älteren Bruder Kriemhilds und damit auch rechtmäßige Herrscherin. Aber Kriemhild weiß aufgrund des Gürtels sowie auch des Rings, die Siegfried ihr geschenkt hat, dass er und nicht ihr Bruder die starke Brünhild niedergerungen haben. Solidarität unter Frauen gibt es nicht, vor allem nicht, wenn es um Macht, Rang und Status geht.

Siegfried vs. Brünhild – Kampf der Geschlechter

Wenn Siegfried stellvertretend für Gunther das Ehegemach betritt und sich neben Brünhild legt, um die Hochzeit zu vollziehen, dann kommt er ordentlich ins Schwitzen. Denn die starke Isländerin beweist dem Xantener, dass mit ihr nicht zu spaßen ist und sie nicht gedenkt, ihre Jungfräulichkeit aufzugeben. Der Kampf wird zum Exempel:

»Ouwê«, dâht der recke,   »sol ich nu mînen lîp
von einer maget verliesen,   sô mugen elliu wîp
her nâch immer mêre   tragen gelfen muot
gegen ir manne,   diuz ez sus nimmer getuout.« (Str. 670)

(Neuhochdeutsche Übersetzung: »Verdammt«, dachte der Recke, »wenn ich jetzt mein Leben durch die Hand eines Mädchens verliere, dann können künftig alle Frauen ihren Männern gegenüber auftrumpfen, die vorher nie an so etwas gedacht haben.«

Es kommt zu einem erbarmungslosen Kampf im Bett, bei dem Siegfried Brünhild große Schmerzen zufügt und sie letztlich überwindet, sie also Gunthers Frau wird (mit Siegfrieds Hilfe), den sie im Dunkeln für den Burgunden halten muss. Besiegelt wird Siegfrieds Sieg über alle Frauen durch Brünhild selbst, wenn sie erklärt:

»[…] ich hân daz wol erfunden,   daz du kanst vrouwen meister sîn.« (Str. 675.1)

Neuhochdeutsche Übersetzung: „[…] Denn ich habe erkannt, dass du der Meister über eine Herrin sein kannst.“)

Mit dem Verlust der Jungfräulichkeit verliert Brünhild ihre Stärke. Sie wird Gunthers Frau bzw. eigentlich Siegfrieds Frau. Gerade der Betrug ist Thema des Königinnenstreits.

Mögliche Antworten auf die Thesen

Nach dieser längeren Erörterung folgt nun die teilweise auf den dortigen Erkenntnissen fußenden Antwort auf die Thesen.

These 1: Amazonenmythos und Nibelungenlied

1. Es erscheint naheliegend, dass dem unbekannten Autor des Nibelungenliedes der Amazonenmythos zumindest teilweise bekannt war, da die Figur der Brünhild amazonenhafte Muster aufweist, sie letztendlich aber der Zeit entsprechend konzipiert wurde.

Inwiefern der Amazonenmythos bekannt gewesen war, ist schwierig nachvollziehbar. Allerdings tauchen die Amazonen auch in mittelalterlicher Literatur auf. Sogar in der Schedel’schen Weltchronik, das als eines der bedeutendsten historiografischen Werke des Spätmittelalters bzw. der Renaissance gilt, sind Amazonen vorhanden. In Anlehnung an die Kirchenväter gelten sie als real, wobei als Hauptquellen die spätantike griechische Literatur gilt, die sich von ihren klassischen Vorbildern gelöst hat.[31] Allerdings gibt es ähnliche Motive, bei denen eine Analyse ansetzen kann.

Der Zweikampf bei den Amazonen

Auffällig im Amazonenmythos sind die Zweikämpfe, welche die Amazonen bzw. die Amazonenanführerinnen mit den Heroen führen. Die Amazonen sind hinsichtlich ihrer Kampfkraft und Kampferfahrenheit den Heroen gleichgestellt, um ihnen letztlich zu unterliegen. Je größer die Fallhöhe, desto größer auch die Ehre für die Heroen. Ein Kampf gegen eine schwache Frau wäre unehrenhaft. Aber gegen eine starke und ebenbürtige Amazone ist der Sieg ehrenvoll. Entweder im Kampf oder durch Liebe oder beides – die kriegerischen Frauen unterliegen letztlich dem männlichen Helden.[32]

Ganz wie die Amazonen, ist Brünhild auch eine Figur, die sich mit Rittern messen kann, ja diesen sogar überlegen ist. Der Zweikampf mit Gunther/Siegfried gleicht allerdings nicht einem Kampf auf Leben und Tod, sondern eher einem sportlichen Wettkampf, wobei auch die Disziplinen Wettkampfcharakter haben. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten zum Mythos von Theseus und der Amazone Antiope. Bei Antiope beendet die Ehe das Amazonendasein, bzw. je nach Version lässt sie sich erst von Theseus besiegen, um dann in die Ehe einzuwilligen. Auch Brünhild will erst besiegt werden, bevor sie mit dem Mann, der sie besiegt hat, die Ehe eingehen kann.

Die physische Stärke bei Brünhild und den Amazonen

Auch ist Brünhild kampferprobt und waffengewandt. Stark ist sie allerdings nur dank ihrer Jungfräulichkeit. Auf das Motiv der Jungfräulichkeit ist gesondert einzugehen, da es auch mit der dem Christentum inhärenten Symbolik und spezifischen Glaubensinhalten verbunden ist.

Ein weiteres Anzeichen für die Kenntnis des Dichters des Nibelungenliedes vom Amazonenmythos könnte der Gürtelraub durch Siegfried sein. Dieser ähnelt dem Gürtelraub, den Herakles bei Hippolyta vornehmen will. Ein deutlicher Unterschied ist allerdings, dass Brünhilds Gürtel keine magischen Kräfte besitzt und auch nicht von einem Gott stammt.

Das Außergewöhnliche abseits der bekannten Welt

Eine weitere Gemeinsamkeit findet sich in der Verortung. Die Amazonen leben am Rand der bekannten Welt, also in Kleinasien oder am Schwarzen Meer. Brünhild lebt mit ihrem Gefolge am Rand der höfischen Welt in Island. Allerdings ist nur Brünhild eine Ausnahmeerscheinung, nicht aber ihr Volk und sie herrscht auch nicht über ein streitbares Frauenvolk. Ihre Rüstung zieht sie erst an, wenn es zu den Wettkämpfen kommt, vorher ist sie eine höfische Frau und handelt den zeitgenössischen gesellschaftlichen Gepflogenheiten entsprechend.

Fazit zu These 1

Brünhild ist keine Amazone, auch wenn es Parallelen zum Amazonenmythos aus klassischen oder spätantiken Schriften gibt. Naheliegender als die Annahme, dass der unbekannte Dichter des Nibelungenliedes die griechischen Texte mit den ähnlichen Geschichten über die Amazonen kannte, ist eher die allgemeine Verbreitung der integrierten literarischen Motive der starken Frau, die unterjocht, in die Ehe überführt oder getötet werden muss inklusive sämtlicher literarischer Motive, die in unterschiedlichen Epochen im Kern mit derselben Symbolik aufgeladen waren und jeweils Transformationen hinsichtlich ihrer literarischen Umsetzung erfahren haben. Dies ist beim Gürtel der Fall.

Die zweite These – was ist dran an der starken Brünhild?

2. Die Figur der Brünhild wurde dazu angelegt das Schreckbild der starken Frau zu entkräften, wodurch ihre Funktion als Unterlegene in einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung deutlich wird.

Am Beispiel von Brünhild kann sehr gut die gewalttätige und starke Frau als Schreckbild der gottgewollten Ordnung sowie des patriarchalen Gesellschaftsbildes aufgezeigt werden.[33] Das heißt die Funktion der starken Frau, in meinem Beispiel Brünhild als amazonenähnliche Figur, dient der Entkräftung des Schreckbilds der starken Frau, das als Bedrohung für die patriarchale Gesellschaftsform betrachtet werden kann. Es geht um Macht, um das Gewaltmonopol, das Männer in der Hand halten, und das auch in Männerhand bleiben soll.

Es sind insbesondere zwei Textpassagen besonders geeignet, um dies aufzuzeigen.

Der Kampf auf Isenstein

Beim Kampf auf Isenstein ist Brünhild solange minneclich (Str. 330.3; 423.4; 432.4; 433.4 u.a.) bis sie die Beschreibung der überdimensionalen Kampfgegenstände einsetzt und die vier Burgunden Angst bekommen. Hagen wird konkret:

»wâ nu, kunic Gunther   wie vliese wir den lîp?
Der ir dâ gert ze minnen,   diu ist des tîvels wîp.« (Str. 436.3-4)

Neuhochdeutsche Übersetzung: »Wo sind wir bloß hingeraten, König Gunther, wie verlieren wir das Leben? Die ihr da lieben wollt, dies ist die Frau des Teufels.«

Und

[…] »waz hât der kunic ze trût?
Jâ sol si in der helle   sîn des übel tîvels brût!« (Str. 448.3-4)

Neuhochdeutsche Übersetzung: »was hat sich der König für eine Frau ausgesucht? Ja, soll sie doch lieber in der Hölle die Braut des bösen Teufels sein!.«

Plötzlich wird Brünhild mit dem Teufel assoziiert, als Teufelsweib. Was Männer als Teufelskerl dürfen ist für Frauen als Teufelinnen nicht erlaubt. Die müssen unschädlich gemacht oder beseitigt werden.[34]  Etwaige Komik soll die weibliche Gewalt entschärfen, wird diese verlacht durch die Männer.[35] Auch wird es von Dankwart als Schande angesehen durch eine Frau zu sterben. Die Bedrohung durch eine Frau ist schmachvoll und muss um jeden Preis ausradiert werden. Brünhild hat aufgrund ihrer Stärke den Bereich des gesellschaftlich für Frauen vorgesehenen Geschlechtskonstrukts verlassen. Dies hat sie mit den Amazonen gemeinsam. Die negativen Konnotationen, welche die männlichen Figuren, allen voran Hagen, auf sie projizieren, werden erst wieder positiv, nachdem Siegfried die Situation für Gunther gerettet hat und Brünhild besiegt ist.

Der endgültige Sieg – die List der Hochzeitsnacht

Dass Gunther eben nicht der starke Mann ist, der sie auf Isenstein besiegt hat, bemerkt Brünhild schon in der Hochzeitsnacht, wenn sie den Gatten mit links an einen Nagel an die Wand hängt (Str. 633-635) und dort die ganze Nacht hängenbleibt, ohne dass es zum Vollzug der Ehe gekommen ist. Siegfried muss also auch hier helfend einspringen. Es kommt zu einem Kampf der Geschlechter, den Siegfried im Namen aller Männer gegen die starke Brünhild ausficht, um ein für alle Mal dafür zu sorgen, dass keine Frau jemals auf die Idee kommt in irgendeiner Art und Weise unangenehm aufzumerken.

[…] »Ouwê«, dâht der recke,   »sol ich nu mînen lîp
von einer magt verliesen,   sô mugen elliu wîp
her nâch immer mêre    tragen gelfen muot
gegen ir manne,   diu es sus nimmer  getuot.« (Str. 670)

Neuhochdeutsche Übersetzung: »Verdammt«, dachte der Recke, »wenn ich jetzt mein Leben durch die Hand eines Mädchens verliere, dann können künftig alle Frauen ihren Männern gegenüber auftrumpfen, die vorher nie an so etwas gedacht haben.«

Das Schaffen eines Präzedenzfalles muss verhindert und der Fortbestand des Patriarchats gesichert werden – und zwar mit dem endgültigen Sieg über die starke Brünhild. Die Figur verstößt mit ihren Eigenschaften gegen die patriarchalische Gesellschaftsordnung. Es ist Held Siegfried, der stellvertretend für Gunther im Kampf mit Brünhild diese Ordnung wieder ins Gleichgewicht rückt und damit die Verhältnisse klärt. Brünhild muss klein beigeben und verliert mit ihrer Jungfräulichkeit auch ihre Stärke, ordnet sich letztlich als Ehefrau Gunther unter und gliedert sich ins System ein.

Fazit zu These 2

Die Figur der Brünhild hat mit ihren amazonenhaften Attributen die Funktion, das Schreckbild der starken Frau durch den letztlichen Sieg des Mannes zu entkräften. Die sukzessive Unterwerfung, die zuerst im Wettkampf auf Isenstein, dann die darauffolgende Enteignung des persönlichen Besitzes der Figur sowie dann nach der Eheschließung die auch durch List zustande kommende Niederlage Brünhilds, demonstriert die Unterlegenheit der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft und hält diese bestenfalls für alle Zeiten aufrecht.

Brünhild ist eine Figur, die von Männern konstruiert wurde, sie ist Schreck- und Wunschbild zugleich, einzig auf die Überwältigung durch Männer angelegt, damit die patriarchale Ordnung weiter bestehen kann. Sie ist eine Männerphantasie.[36]

Schlussplädoyer für Brünhild

Möglicherweise erscheint Brünhild nicht sonderlich sympathisch. Sie ist absonderlich stark, zudem die aus der Fremde eingereiste neue Frau an Gunthers Seite, die ständig Fragen über die herrschaftlichen Gepflogenheiten stellt und einfach nicht ihre Nachforschungen bezüglich Siegfrieds Standeszugehörigkeit unterlassen kann. Aber lässt sich das Nibelungenlied in Team Kriemhild und Team Brünhild aufteilen? Gibt es bei den Frauenfiguren Sympathien zu verteilen und wenn ja, wieso sollte eine der beiden Protagonistinnen bevorzugt werden? Brünhild ist wie Kriemhild auch entrechtete Frau in einem patriarchalen System, die sich gelernt hat an die Gegebenheiten in der Form, wie sie ihr nützen und möglich sind, anzupassen. Die Frauen wurden Opfer durch die Verschiebung der auf der patriarchalen Ordnung beruhenden Akte männlicher Gewalt und bekämpfen sich, anstatt solidarisch zu handeln.[37] In der nachfolgenden Rezeption haben Autorinnen und Autoren der Figur noch mehr Tiefe gegeben, vor allem Wagner in seiner Oper Der Ring des Nibelungen hat die Figur mit Blick auf die nordischen Mythen und Sagen deutlich ausgebaut. Aber auch Ulrike Draesner mit Nibelungen. Heimsuchung oder Friedrich Hebbel mit Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen geben andere Perspektiven auf Brünhild, auch auf Kriemhild. Letztlich geht Brünhild nicht mit nach Worms, findet keine Erwähnung mehr. Ich zumindest stelle mir gerne vor, dass sie als einzige überlebt und glücklich bis an ihr Lebensende in Worms lebt, getreu dem Motto ‚Wer zuletzt lacht, lacht am besten’.

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Verwendete Literatur

Primärliteratur

Das Nibelungenlied. Nach der Handschrift B herausgegeben von Ursula Schulze. Ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse, Stuttgart 2010.

Sekundärliteratur

Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. Band 2, Nördlingen 1990.

Draesner, Ulrike: Nibelungen. Heimsuchung. Mit den Illustrationen von Carl Otto Czeschka. Stuttgart 2016.

Harder, Ruth Elisabeth: Antiope. In: Der Neue Pauly. Hg. von: Hubert Cancik, Helmuth Schneider und Manfred Landfester, zuletzt aufgerufen am 24 November 2023 http://dx.doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e124830.

Knauß, Florian S.: Frauenstaat – Realität oder Fiktion? In: Starke Frauen. Staatliche Antikensammlung. [Begleitbuch zur Sonderausstellung 04. Juni 2008 – 02. August 2009]. Hg. von Berthold Helmut Kaeser. München 2008, S. 39-45, hier S. 41.

Lienert, Elisabeth: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, in: ZfdA. 132 (2003), S. 3-23.

Marzolph, Ulrich: Gürtel. In: Enzyklopädie des Märchens 4. Hg. Rolf Wilhelm Brednich. Berlin/New York 1990, Sp. 311-315.

Preußer, Heinz-Peter: Der Mythos der Amazonen. Eine männliche Konstruktion und ihre feministischen Fehldeutungen. In: Amazonen – Kriegerische Frauen. Hg. von Udo Franke-Penski und Heinz-Peter Preußer. Würzburg 2010, S. 35-48.

Sturm, Robert: Amazonen. Schriftquellen und moderne Forschung zum Mythos des kriegerischen Frauenvolkes, Berlin 2016.

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[1] Diese These und die Anlehnung an die Mythe von Theseus und Antiope stammt von Robert Sturm, der die beiden Erzählungen zusammenführt: Sturm, Robert: Amazonen. Schriftquellen und moderne Forschung zum Mythos des kriegerischen Frauenvolkes. Berlin 2016, S. 124. Er betrachtet es als naheliegend, dass der Autor des Nibelungenliedes den Amazonenmythos aus den klassischen bzw. spätklassischen Schriften kannte und dann der Zeit entsprechend auslegte. Ich habe diese These aufgegriffen und zum Verständnis diverse Textstellen und Parallelen der Anschaulichkeit halber vorgeführt. [2] Diese These ist angelehnt an die Ausführungen in einem Beitrag von Elisabeth Lienert. Dort werden Kriemhild und Brünhild, die Frauenfiguren aus dem Nibelungenlied, hinsichtlich der Aspekte von Geschlecht und Gewalt untersucht. Die These in dem Beitrag lautet, dass die Figur der Brünhild eine männliche Konstruktion ist, eine Männerphantasie, ein Schreck- und Wunschbild, das letztlich nur der Unterwerfung und Bewahren der patriarchalen Ordnung ist. Brünhilds ganze Stärke ist auf die Überwindung durch männliche Überlegenheit hin angelegt und zwar strukturell, da sie nur zum Zwecke der Werbung auf der Suche nach dem einzig passenden Ehemann kämpft und Freier abwehrt, sonst kämpft sie nicht. Lienert, Elisabeth: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, in: ZfdA. 132 (2003), S. 3-23, hier S. 11-12. Festgestellt wird ebenfalls, dass es sich bei der Konstruktion der Figur um eine Männerphantasie handelt, weil sie es gerade auf Unterwerfung anlegt und ihre Stärke auch ihre Jungfräulichkeit gebunden ist. [3] Das Nibelungenlied. Nach der Handschrift B herausgegeben von Ursula Schulze. Ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse, Stuttgart 2010, Str. 324-326.1. [4] Elisabeth: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, S. 8. [5] Ebd. [6] Ebd., S. 10. [7] Ebd., S. 12. [8] Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter Band 2, Nördlingen 1990, S. 452. [9] Ebd., S. 453. [10] Ebd., 464. [11] Lienert: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, S. 7. [12] Bumke: Höfische Kultur, S. 457. [13] Lienert: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, S. 15. [14] Sturm, Robert: Amazonen. Schriftquellen und moderne Forschung zum Mythos des kriegerischen Frauenvolkes, S. 172. [15] Ebd., S. 89. [16] Ebd, S. 26. [17] Ebd., S. 29. [18] Preußer, Heinz-Peter: Der Mythos der Amazonen. Eine männliche Konstruktion und ihre feministischen Fehldeutungen. In: Amazonen – Kriegerische Frauen. Hg. von Udo Franke-Penski und Heinz-Peter Preußer. Würzburg 2010, S. 35-48, hier S. 35. [19] Ebd. [20] Ebd. S. 36. [21] Knauß, Florian S.: Frauenstaat – Realität oder Fiktion? In: Starke Frauen. Staatliche Antikensammlung. [Begleitbuch zur Sonderausstellung 04. Juni 2008 – 02. August 2009]. Hg. von Berthold Helmut Kaeser. München 2008, S. 39-45, hier S. 41. [22] Sturm: Amazonen. Schriftquellen und moderne Forschung zum Mythos des kriegerischen Frauenvolkes, S. 22. [23] Ebd., S. 89. [24] Ebd., S. 32. [25] Ebd., S. 35. [26] Ebd., S. 36. [27] Harder, Ruth Elisabeth (Zürich), “Antiope”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 24 November 2023 <http://dx.doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e124830> First published online: 2006. [28] Marzolph, Ulrich: Gürtel. In: Enzyklopädie des Märchens 4. Hg. von Rolf Wilhelm Brednich. Berlin/New York 1990, Sp. 311-315. hier Sp. 311-312. [29] Ebd., Sp. 311-312. [30] Ulrike Draesner: Nibelungen. Heimsuchung. Mit den Illustrationen von Carl Otto Czeschka. Stuttgart 2016.; Ulrike Draesner: Heimliche Helden. Über Heinrich von Kleist, Jean-Henri Fabre, James Joyce, Thomas Mann, Gottfried Benn, Kurt Valentin u.v.a. Essays. München 2013 Moritz Rinke: Die Nibelungen. Siegfrieds Frauen / Die letzten Tage von Burgund. Mit einem Nachwort von John von Düffel. Hamburg 2007. [31] Sturm: Amazonen. Schriftquellen und moderne Forschung zum Mythos des kriegerischen Frauenvolkes, S. 117. [32] Preußer: Der Mythos der Amazonen, S. 37. [33] Lienert: Geschlecht und Gewalt im Nibelungenlied, S. 11-12. [34] Ebd., S. 20. [35] Ebd., S. 12. [36] Ebd., S. 11-12. [37] Ebd., S. 14.

Bildquellen

  • Kriemhild-Bruenhild-Koeniginnenstreit: Carl Otto Czeschka, Illustration zu: Franz Keim: Die Nibelungen. Dem deutschen Volke wiedererzählt. Wien/Leipzig 1909, S. 38-39.
  • warrior-5207128_sara-felde-von-Pixabay2: warrior-5207128_sara-felde-von-Pixabay2

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