13. Dezember – Literarischer Adventskalender 2024
Hinter der heutigen Tür befindet sich Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien. Mindestens die folgenden Verse sind im Volksmund geläufig:
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
Es geht um einen Ring, einen Zauberring und nicht um den übertragenen Ring wie bei Wagner, der die Tetralogie des zugehörigen Stückes bezeichnet, auch wenn es dort tatsächlich auch einen Ring gibt, der für Macht steht. Tolkiens Der Herr der Ringe ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und doch werden so zentrale Themen wie Freundschaft, Gemeinschaft, Hoffnung, Liebe, Gerechtigkeit und Familienbande inszeniert – das alles vor der Kulisse eines Konflikts Gut gegen Böse.
Die bekannten Verse aus Tolkiens Der Herr der Ringe
Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,
Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Aus: Tolkien, J.R.R.: Der Herr der Ringe. Die Gefährten. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux. Gedichtübertragungen von E.-N. von Freymann. Stuttgart 1972, S. 71.
Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien ist lesenswert, weil …
👉 es eine Geschichte über Freundschaft, Mut und den Kampf von Gut gegen Böse erzählt.
👉 es uns in eine detailliert ausgearbeitete Welt voller Magie und Abenteuer entführt.
👉 im Werk zeitlose Themen wie Macht, Verantwortung und Opferbereitschaft inszeniert sind, die weiterhin aktuell sind.
👉 der Autor mit seinen Figuren, Landschafen und Themen viele Menschen inspiriert hat.
👉 der Brite mit seinem Werk die Basis für das moderne Fantasy-Genre erschuf.
👉 das Lesen nicht nur unterhaltsam ist, sondern auch moralische Fragen zur Reflexion aufgeworfen werden.
👉 eine Geschichte über Hoffnung erzählt wird, in der die Fähigkeit des Einzelnen große Veränderungen herbeiführt.
Eine Textpassage zum Einlesen aus Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien
»Gestern abend hast du angefangen, mir merkwürdige Dinge über meinen Ring zu erzählen, Gandalf«, sagte er. »Und dann hast du innegehalten und gemeint, solche Sachen ließe man besser ruhen bis zum helllichten Tage. Findest du nicht, daß du nun fortfahren solltest? Du sagtest, der Ring sei gefährlich, viel gefährlicher, als ich es mir vorstellte. In welcher Beziehung?«
»In mancher Beziehung«, antwortete der Zauberer. »Er ist viel mächtiger, als ich zuerst zu denken wagte, so machtvoll, daß er zuletzt jeden Sterblichen, der ihn besitzt, völlig unterwerfen würde. Der Ring würde dann ihn beherrschen.
Vor langer Zeit wurden in Eregion viele Elbenringe hergestellt, Zauberringe, wie ihr sie nennt, und es gab natürlich verschiedene Arten: mache waren mehr und manche waren nur Versuche in der Kunst, ehe sie voll entwickelt war, und für die Elbenschmiede waren sie bloße Kleinigkeiten – und dennoch meiner Ansicht nach gefährlich für Sterbliche. Doch die Großen Ringe, die Ringe der Macht, waren verderbenbringend.
Ein Sterblicher, Frodo, der einen der Großen Ringe besitzt, stirbt nicht, aber er wächst auch nicht und gewinnt nicht mehr Leben, sondern dehnt es bloß aus, bis zuletzt jede Minute eine Qual ist. Und wenn er den Ring oft benutzt, um sich unsichtbar zu machen, schwindet er, bis er schließlich ständig unsichtbar ist und im Zwielicht wandelt unter dem Auge der dunklen Macht, die die Ringe beherrscht. Ja, früher oder später – später, wenn er zuerst stark ist oder keine bösen Absichten hat, doch werden weder Stärke noch gute Absichten von Dauer sein – früher oder später wird die dunkle Macht ihn verschlingen.«
»Wie entsetzlich!« sagte Frodo. Lange herrschte wieder Schweigen. Vom Garten herein drang das Klappern von Sam Gamdschies Schere, der den Rasen schnitt.
»Wie lange weißt du das schon?« fragte Frodo schließlich. »Und wie viel wußte Bilbo?«
»Bilbo wußte bestimmt nicht mehr als das, was er dir erzählt hat«, sagte Gandalf. »Gewiß hätte er etwas, das er für gefährlich hielt, nicht an dich weitergegeben, nicht einmal, nachdem ich ihm versprochen hatte, mich um dich zu kümmern. Er hielt den Ring für sehr schön und im Notfall sehr nützlich; und wenn irgendetwas nicht stimmte oder sonderbar sei, dann, glaubte er, läge es an ihm. Er sagte, der Ring habe ich ›bedrückt‹, und er sei ständig um ihn in Sorge gewesen; aber er hat nicht vermutet, daß der Ring daran schuld war. Obwohl er festgestellt hatte, daß man auf ihn aufpassen mußte; der Ring scheint nicht immer die gleiche Größe oder das gleiche Gewicht zu haben; er wurde auf sonderbare Weise einmal enger, einmal weiter und konnte plötzlich von einem Finger gleiten, auf dem er fest gesessen hatte.«
»Ja, davor hat er mich in seinem letzten Brief gewarnt«, sagte Frodo. »Deshalb habe ich den Ring immer am Kettchen.«
»Sehr weise«, erwiderte Gandalf. »Aber was Bilbos langes Leben betrifft, so hat er das niemals mit dem Ring in Verbindung gebracht. Das Verdienst daran hat er sich allein zugeschrieben und war sehr stolz darauf. Obwohl er rastlos wurde und unruhig. Dünn und ausgemergelt sagte er. Ein Zeichen, daß der Ring Gewalt über ihn bekam.«
[…]
»Es ist doch nicht etwa ein dauernder Schaden angerichtet worden?«, fragte Frodo besorgt. »Er wird doch wohl rechtzeitig wieder in Ordnung kommen? Ich meine, in Frieden ruhen können?«
»Er fühlte sich sofort besser«, sagte Gandalf. »Doch gibt es nur eine Macht in der Welt, die alles über Ringe und ihre Wirkungen weiß, und soweit mir bekannt, gibt es keine Macht in der Welt, die alles über Hobbits weiß. Unter den Weisen bin ich der einzige, der sich mit Hobbitkunde befaßt: ein unbekannter Wissenszweig, aber voller Überraschungen. Weich wie Butter können sie sein, und doch bisweilen zähl wie alle Baumwurzeln. Ich halte es für wahrscheinlich, daß manche den Ringen weit länger widerstehen können, als die meisten Weisen vermuten würde. Über Bilbo, glaube ich, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Aus: Tolkien, J.R.R.: Der Herr der Ringe. Die Gefährten. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux. Gedichtübertragungen von E.-N. von Freymann. Stuttgart 1972, S. 81-83.
Worum geht es in Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien
Der Herr der Ringe ist ein episches Fantasy-Werk des britischen Autors J.R.R. Tolkien. Es besteht aus den drei Titeln Die Gefährten, Die zwei Türme und Die Rückkehr des Königs, die zwischen 1954 und 1955 veröffentlicht wurden. Der Herr der Ringe gehört zu den bedeutendsten Werken des 20. Jahrhunderts und hat die moderne Fantasy-Literatur geprägt. Tolkien erschuf neben der detailliert gezeichneten und komplexen Welt Mittelerde auch eine ganze Mythologie und entwickelte auch die Sprachen der Völker von Mittelerde. Lange galt das Werk gerade aufgrund dieser Komplexität als nicht verfilmbar, bis der neuseeländische Regisseur Peter Jackson sich erfolgreich an die Verfilmung wagte.
Die Handlung von Der Herr der Ringe zusammengefasst
Die Geschichte dreht sich um einen mächtigen Ring, das von dem dunklen Herrscher Sauron als Mittel zur Beherrschung der Welt geschmiedet wurde. Verleiht der Ring zunächst Macht, so dient er letztlich nur Sauron und unterwirft den Träger seiner Macht. Nachdem Sauron einst besiegt wurde, verschwindet der Ring zunächst und fällt dann durch Zufall in die Hände des Hobbits Bilbo Beutlin. Sein Enkel Frodo ist später dazu auserkoren, den Ring zur Vernichtung zum Schicksalsberg zu bringen, damit er Sauron nie wieder in die Hände fallen kann. Mit der Hilfe einer Gemeinschaft von Gefährten – darunter die Menschen Aragorn und Boromir von Gondor, der Elb Legolas aus dem Waldlandreich, Gimli der Zwerg, die Hobbits Merry, Pippin und Sam sowie Gandalf der Graue. Sie begeben sich auf eine gefährliche Reise, die von zahlreichen Gefahren, Verrat und Prüfungen geprägt ist. Der Ring besitzt die Fähigkeit schwache Menschen zu korrumpieren und verführt sie zu bestimmten Handlungen. Die Gemeinschaft wird daher nicht nur von äußeren Gefahren bedroht, sondern auch aus dem inneren heraus. Nach und nach bewegen sie sich aus dem Auenland, der Heimat der Hobbits in den Süden von Mittelerde nach Mordor und lernen die Elbenfürstin Galadriel oder den schrulligen Baumbart und viele weitere mehr und weniger gutgesinnte Figuren kennen.
Über den Autor J.R.R. Tolkien
John Ronald Reuel Tolkien (1892–1973) war ein englischer Schriftsteller, Philologe und Universitätsprofessor in Oxford. Er gilt als Vater der modernen Fantasy-Literatur gilt. Bekannt sind neben Der Herr der Ringe auch die Vorgeschichte von Bilbo Beutlin, die 1937 unter dem Titel Der Hobbit erschien. Als leidenschaftlicher Sprachwissenschaftlicher schuf Tolkien für seine Werke eine Vielzahl von fiktiven Sprachen, darunter Elbisch. Das ist uns ja auch aus der Verfilmung von J.R.R. Martins Buchserie Das Lied von Eis und Feuer bekannt oder aber aus Star Trek.
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